Erschienen in DENTALE IMPLANTOLOGIE & Parodontologie 6 2005 Oktober Implantate für ein neues Selbstbewusstsein Bert Mielke, Ulrich Lemke, ZT Jasmin Liebetanz Abb. 1: Oberkieferfront. Indizes: orale Rehabilitation, Implantatprothetik, Selbstwertgefühl des Patienten Erfolgreiche zahnärztliche Tätigkeit beschränkt sich in ihrer Wirkung nicht nur auf mastikatorische, phonetische und ästhetische Funktionen. Der im folgenden Beitrag geschilderte Fall soll demonstrieren, wie wichtig unser therapeutisches Handeln nicht nur für diese klassische Trias ist, sondern auch große Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein eines Patienten haben kann. Häufig ist dabei der Einsatz implantologischer Verfahren hilfreich. Diese erweitern die Möglichkeiten oraler Rehabilitationen immens. Auch Kollegen, die nicht selbst implantieren, sollten bei der Therapieplanung an die inzwischen erreichbaren Ergebnisse der Implantatprothetik denken. E ine 53-jährige Patientin stellte sich in unserer Praxis mit der Bitte vor, den Oberkiefer neu prothetisch zu versorgen. Intraoral zeigte sich bei der klinischen Befundaufnahme ein kariöses, sehr stark parodontal geschädigtes Gebiss. Der vorhandene Zahnersatz war insuffizient und neben der offensichtlich nur unzureichenden Mundhygiene mitverantwortlich für den desaströsen Gebisszustand (Abb. 1 bis 3). Extraoral imponierte besonders eine Protrusion der Oberkieferfront, die nur einen ungenügenden Lippenschluss zuließ. Das Gesichtsprofil der Patientin war aufgrund der Protrusion unästhetisch verändert (Abb. 4-6). Diese ästhetische Beeinträchtigung wirkte sich auf den gesamten Habitus und die Lebenseinstellung der Patientin aus. Von Kindheit an war die Patientin (nach eigenen Angaben) sehr scheu und zurückhaltend und mied die Öffentlichkeit sowie soziale Kontakte. Bisherige prothetische Versorgungsmaßnahmen waren nur auf zahnersetzende Maßnahmen ausgerichtet, beinhalteten jedoch keine Profilkorrektur. Die Ergebnisse dieser Behandlungen hatte unsere Patientin den Glauben an die Möglichkeit einer Verbesserung ihres äußeren Erscheinungsbildes verlieren lassen. Deshalb fiel es uns besonders schwer, die Patientin von den Vorteilen einer umfangreichen, implantatgetragenen und kostenintensiven Sanierung zu überzeugen, die zusätzlich in einer Optimierung der Gesichtskonturen gipfeln sollte. Nach eingehenden und langwierigen Beratungsgesprächen haben wir mit der Patientin ein mehrstufiges Behandlungskonzept erarbeitet. 1. Motivation zur Zahn- und Mundhygiene, Überprüfung der Patienten-Compliance. Weissenhorner Str. 2 · 89250 Senden · Germany · Tel. (+49) 0 73 09 / 8 72-6 00 Fax (+49) 0 73 09 / 8 72-6 35 · www.bredent.com · e-mail info@bredent.com Implantologie Abb. 2: Insuffiziente Modellgussprothese. Abb. 3: Eingesunkenes Prothesenlager. 2. Extraktion der Oberkiefer-Restbezahnung. 3. Temporäre Oberkiefer-Versorgung mit totaler Prothese. 4. Implantation von mindestens 8 Implantaten im Oberkiefer. Es wurde ein 5. Versorgung mit einer Kunststoffbrücke. mehrstufiges 6. Definitive Versorgung mit einer Metallkeramikbrücke. BehandlungsNach eingehender Aufklärung und Motivation konzept für die bevorstehende Behandlung, erfolgte eine erarbeitet. Hygienisierung durch unser Fachpersonal. In dieser Phase konnten wir bereits eine Zunahme des Interesses der Patientin an ihrer Gebisssituation und gezielter Mundhygiene erkennen. Die Compliance der Patientin verbesserte sich von Behandlungsschritt zu Behandlungsschritt. Nach einer umfangreichen parodontalhygienischen Vorbereitung nahmen wir die Extraktion Abb. 4 (links): Extraoral OK-Front. Abb. 5 (rechts): Profil Ausgangssituation. der nicht erhaltungswürdigen Zähne des Oberkiefers vor. Über die Phase der Wundheilung und der Knochenregeneration wurde die Patientin mit einer Totalprothese versorgt, die wir nach funktionsanalytischen Kriterien anfertigten. Bereits zu diesem Zeitpunkt konnte eine deutliche Verbesserung des Lippen- und Gesichtsprofils erzielt werden. Nach ca. 10 Wochen Abheilphase hatte sich die epitheliale Situation stabilisiert. Die Höhe des crestalen Alveolarknochens war zu diesem Zeitpunkt ausreichend, um auf präimplantologische, knochenverbessernde Maßnahmen verzichten zu können. Unter ITN inserierten wir 9 SKY-Implantate (bredent, Senden) (Abb. 7). Dieses seit einigen Implantologie Abb. 6: Insuffizienter Lippenschluss. Abb. 8: Beginn der Freilegung. mit guter Handhabbarkeit zur Verfügung. Die einheitliche Plattform von 4 mm bietet für das Labor und den überweisenden Prothetiker keine Verwechslungsmöglichkeiten für Sekundärteile. Abb. 7: Implantate in situ. Jahren von uns verwendete Implantatsystem eignet sich hervorragend, um fast allen Knochenqualitäten und Lokalisationen gerecht zu werden. Aufgrund seiner einfachen Handhabung und Systemübersichtlichkeit eignet es sich auch für den noch ungeübten implantologischen Neueinsteiger. Ihm steht ein System ohne aufwendige Material- und Werkzeugkomponenten Abb. 9: Kunststoffbrücke in situ. Die Implantatpositionen wurden strategisch so gewählt und optimiert, dass sie zur Aufnahme einer festsitzenden Keramikbrücke genutzt werden konnten. Nach viermonatiger Einheilphase erfolgte die seitenweise Freilegung der Implantate unter dem Gesichtspunkt der Weichgewebsoptimierung (Abb. 8). Im Anschluss an eine zweiwöchige Abheilphase wurde die Patientin vorerst mit einer provisorischen Kunststoffbrücke versorgt (Abb. 9). Dies erleichterte uns ein weiteres Weichgewebsmanagement um die Implantate vorzunehmen, sowie ein progressives Bone-Loading einzuleiten. Gleichzeitig konnte sich die Patientin sowohl phonetisch als auch muskulär an eine festsitzende Versorgung adaptieren. Wenige Tage nach Eingliederung der Kunststoffbrücke entspannte das Lippenprofil und der Patientin gelang der Lippenschluss. In phonetischer als auch in ästhetischer Sicht trat für die Patientin damit eine deutlich spürbare Verbesserung ein. Daneben bewirkte die Veränderung der Physiognomie eine – in diesem Ausmaß nicht erwartete – enorme Steigerung des Selbstwertgefühls. Implantologie Das in jeder Hinsicht gute Ergebnis der Oberkieferversorgung veranlasste die Patientin zu einer implantatgestützten Lückenversorgung des Unterkiefers, der bis zu diesem Zeitpunkt mit einer abnehmbaren Schaltprothese versorgt war. Schlußfolgerung Abb. 10: Vestibuläre Brückenansicht. Abb. 11: Palatinale Brückenansicht. Nach einer halbjährigen Tragedauer konnte bei der Patientin die definitive Metallkeramikbrücke eingegliedert werden, die unter funktionsanalytischen Gesichtspunkten hergestellt wurde. Die Adaptation an die Keramikrestauration erfolgte problemlos (Abb. 10 bis 13). Abb. 12: Brücke in situ. Die Implantologie gibt uns heute die Möglichkeit dem Wunsch des Patienten - nach einem in funktioneller und ästhetischer Hinsicht optimalen Zahnersatz - gerecht zu werden. Darüber hinaus konnte unserer Patientin zu einem neuen Selbstwertgefühl verholfen werden. Nach eigenen Angaben hat die Korrektur ihrer Gesichtskonturen zu einer Steigerung Ihres Selbstbewusstseins geführt, der Weg zu sozialen Kontakten und Auftreten in der Öffentlichkeit war nicht länger blockiert. Dieses Ergebnis wäre ohne die Anwendung moderner implantologischer Verfahren als Basis der prothetischen Versorgung sonst nicht zu erreichen. Für uns als Behandler waren sowohl das Implantationsergebnis sowie auch die prothetische Versorgung bereits fachliche Erfolge. Wenn sich dann noch eine so positive Wandlung im Patienten vollzieht, wird daraus ein Erfolgserlebnis. Eine besondere Bestätigung unserer Arbeit, bei den gerade in der heutigen Zeit unzähligen administrativen Tiefschlägen und staatlichen Restriktionen für unseren Berufsstand. Kontakt: Dr. Bert Mielke, Dr. Ulrich Lemke, ZT Jasmin Liebetanz Am Markt 12, 38154 Königslutter Abb. 13: Profil Endsituation. Weissenhorner Str. 2 · 89250 Senden · Germany · Tel. (+49) 0 73 09 / 8 72-6 00 Fax (+49) 0 73 09 / 8 72-6 35 · www.bredent.com · e-mail info@bredent.com 11/05 185 0D