/1 Mike Bickle Verliebt in dich 2 / VERLIEBT IN DICH /3 Mike Bickle Verliebt in dich Die romantischen Krieger der Endzeit 4 / VERLIEBT IN DICH Copyright © 2000 by Charisma House. Die amerikanische Originalausgabe unter dem Titel The Pleasures of Loving God wurde herausgegeben von Charisma House, Lake Mary, Florida, USA. All rights reserved. In anderen Sprachen erhältlich bei: Strang Communications, 600 Rinehart Road, Lake Mary, FL 32746, USA, Fax-No. 407-333-7147, www.charismahouse.com. Copyright © der deutschen Ausgabe 2005 by Asaph Verlag, D-Lüdenscheid 3., überarbeitete Neuauflage 2005 Aus dem Englischen übersetzt von Dorothea Appel Bibelstellen wurden, soweit nicht anders vermerkt, nach der Revidierten Elberfelder Bibel, © 1985 R. Brockhaus Verlag Wuppertal und Zürich zitiert. Umschlaggestaltung: Image Grafik-Design GmbH, D-Landsberg Satz: ASAPH, Jens Wirth, D-Lüdenscheid Druck: Breklumer Druckerei M. Siegel, D-Breklum Printed in the EU ISBN 3-935703-51-1 Bestellnummer 147351 Für kostenlose Informationen über unser umfangreiches Lieferprogramm an christlicher Literatur, Musik und vielem mehr wenden Sie sich bitte an: ASAPH, D-58478 Lüdenscheid E-Mail: asaph@asaph.net – www.asaph.net /5 Inhalt Widmung ......................................................................................... 7 Dank ................................................................................................ 9 Vorwort ......................................................................................... 11 Einleitung ...................................................................................... 13 1. Ihre Identität als Geliebter ...................................................... 17 2. Der göttliche Bräutigam ......................................................... 37 3. Die Wiederherstellung des ersten Gebotes ............................. 51 4. Das Feuer Gottes in heiliger Liebesbeziehung ....................... 67 5. Die Braut beschreibt Jesus ..................................................... 81 6. Die Sehnsucht der Braut ......................................................... 99 7. Die Freude an Heiligkeit ...................................................... 113 8. Das „Bräutigam-Fasten“....................................................... 119 9. Der Vorläuferdienst............................................................... 135 10. Die himmlische Symphonie ................................................. 147 11. Die Stiftshütte Davids .......................................................... 161 12. Jesus: Bräutigam, König und Richter ................................... 175 Das International House Of Prayer ............................................ 183 6 / VERLIEBT IN DICH /7 Widmung Dieses Buch ist meinem lieben Sohn Luke und seiner wunderbaren Frau Ricci gewidmet, die zurzeit auf dem Missionsfeld in Mexiko tätig sind. Ich wünsche ihnen, dass sie in ihrem Dienst an mexikanischen Waisenkindern die Freude erleben, in Gott verliebt zu sein. Ich danke Luke für seinen unermüdlichen Eifer während der Entstehungsmonate des International House of Prayer in Kansas City, in denen er Nacht für Nacht bei der Leitung der Gebetstreffen (Mitternacht bis 6 Uhr früh) half. Ich denke an die Zeit zurück, als ich einige Male ohne sein Wissen dazustieß. Unbemerkt in einem Nebenraum hörte ich Luke durch die Wand hindurch Gott um Erweckung unter den Völkern anflehen. Welch eine Freude! In Sprüche 10,1 heißt es: „Ein weiser Sohn erfreut den Vater.“ Danke, Luke, dass du mein Herz mit Freude erfüllt hast, als ich deine Hingabe an Jesus und an das House of Prayer genießen durfte. Danke, Ricci, dass du eine so aufrichtige Frau Gottes bist. 8 / VERLIEBT IN DICH /9 Dank Ich danke Amelia Fuller für die unzähligen Stunden und für die Energie, die sie großzügig investierte, um die Predigten, aus denen dieses Buch entstanden ist, zu Papier zu bringen. Ihre Tränen im Gebetsraum und ihre Arbeit am Computer bedeuten mir eine große Ermutigung. Danke, Deborah Perkins, für die Stunden, in denen du die Predigtmitschriften zusammengefügt und bearbeitet hast. Deine Hingabe an Gott ist wunderbar und dein aufrichtiger Wunsch, im Verborgenen zu dienen, außergewöhnlich und inspirierend. Renee DeLoriea bin ich für das gekonnte und mit geistlichem Tiefgang vorgenommene Umsetzen der Mitschriften in ein vollwertiges Buch sehr dankbar. Ich habe gerne mit dir zusammengearbeitet, Renee. Es tut gut zu sehen, wie der Heilige Geist berufliche Fähigkeiten wie die deinen benutzt. Von unschätzbarem Wert war auch die kluge und tüchtige Bearbeitung von Peg deAlminana. Du hast deine Sache toll gemacht. Danke! 10 / VERLIEBT IN DICH / 11 Vorwort Mein Freund Mike Bickle ist in der Tat ein Mensch, der Gott nachjagt – sein Leben ist der Beweis dafür! Deshalb wird die Botschaft dieses Buches in den Herzen all der Menschen überall, die auch Gott nachjagen, ihren Widerhall finden. Wenn ein Vater mit seinen Kindern spielt und herumbalgt, wer hat dann den größten Spaß daran? Die Kinder denken, sie, aber der Vater weiß, dass er sich am meisten freut! Und so ist es auch mit Gott. Gott genießt die Begegnung in unserer Anbetung, und wir nehmen voller Freude seine Gegenwart auf. Im vorliegenden Buch illustriert Mike Bickle die Wahrheit dieses Prinzips und zeigt uns, wie wir leidenschaftliche Liebe zu Gott wieder entfachen und seine Freude an unserer Gegenwart neu entdecken können. In Verliebt in dich lässt uns Mike Bickle auf erfrischend offene Weise an seinem Inneren Anteil nehmen. Er berichtet davon, wie seine Identität – „Sohn eines rauen Boxers“ – neu definiert wurde als „Liebhaber Gottes“. Er erfuhr, dass Gott gerne mit ihm zusammen ist – und er will, dass auch Sie wissen, dass Gott gerne mit Ihnen zusammen ist! Ob in den Tiefen der innigen Verbundenheit mit Gott oder auf den Höhen heiliger Leidenschaft, oft finde ich in diesem Buch meine eigenen Überlegungen wieder. Neulich schrieb ich, dass die Wiederherstellung von Leidenschaft frische Freude an Gottes Gegenwart mit sich bringt. Nun erinnert mich Mike Bickle ganz neu daran, dass vor Gottes Angesicht „Freude die Fülle“ herrscht „und Wonne zu deiner Rechten ewiglich“ (Psalm 16,11). Wenn Sie die geistliche Temperatur in Ihrem Herzen erhöhen wollen, wenn Sie das Tempo Ihrer Nachfolge beschleunigen wollen, wenn Ihre Seele dürstet und Gott besser kennen will, dann ist dieses Buch für Sie. Danke, Mike, dass du uns das Glück vor Augen hältst, das wir verspüren, wenn wir sagen: Gott, ich bin verliebt in dich! Tommy Tenney Autor vieler Bestseller, einschließlich Die Gott nachjagen und Die Kraft des Dienens 12 / VERLIEBT IN DICH / 13 Einleitung Manchmal fragen mich Leute nach dem Schlüssel zu einem glücklichen Leben. Ich erläutere ihnen dann, was ich für das „Geheimnis“ für Glück und Lebenskunst halte. Eigentlich ist es gar kein Geheimnis: Wer für Jesus lebt, kann das Leben genießen, wenn er anfängt zu erkennen, dass Gott ihn tatsächlich liebt! Die Vorstellung, dass Gott sich über uns freut und uns auch in unserer Schwachheit gern hat, ist für manchen schwer annehmbar. Ich fange erst an zu glauben, dass ich einer von Gottes Lieblingen bin. Nun, das hört sich in Ihren Ohren vielleicht arrogant an, bis Sie verstehen, dass Gott Millionen von Lieblingen hat. Durch die Brille seiner eigenen Leidenschaft und weil er uns gerecht gemacht hat, sieht Gott uns als die, die er ebenso liebt wie seinen eigenen Sohn (siehe Johannes 15,9; 17,23). Diese Tatsache macht uns zu Gottes Lieblingen. Wenn ich mich immer mehr als einer der Favoriten Gottes sehe und wenn ich die lebendige Wahrheit erfasse, dass er mich wirklich gern mag, dann hilft mir diese grundlegende, entscheidende Tatsache das Leben zu genießen. Kern dieses Buches ist die Herausforderung der Braut Jesu, der Gemeinde, in der freiwilligen Liebe gegenüber Jesus, und damit auch untereinander, zuzunehmen. Der Vater möchte eine Braut für seinen Sohn, deren Liebe auch in Zeiten der Prüfung standhält. Eines meiner Lieblingsbücher der Bibel ist das Hohelied der Liebe. Ich bin ein geistlich unwissender Mensch, den Gott befähigte, ihn zu lieben. Ja, ich liebe ihn nicht perfekt, aber ich liebe ihn mehr, als ich es mir früher je hätte vorstellen können. Ich weiß viel von Kämpfen und Versagen. Aber ich kenne die Berührung der zärtlichen Liebe und Barmherzigkeit Gottes. Wenn man verliebt ist, fällt es viel leichter, etwas für den Geliebten zu tun. Zeit mit Jesus zu verbringen ist kein großes Opfer, wenn man die Kraft der Liebe in sich spürt. Eigentlich ist es überhaupt kein Opfer, denn es gefällt einem auch selbst. Mein jetziger Dienst ermöglicht es mir, regelmäßig viel Zeit mit dem Herrn zu verbringen. Mit Gottes Gnade gründeten wir ein 14 / VERLIEBT IN DICH 24-Stunden-Bethaus in Kansas City, und jetzt ist es meine Aufgabe, viele Stunden in der Anbetung Gottes zu verbringen! Im September 1999 gab uns der Herr grünes Licht, ihn rund um die Uhr anzubeten. Obwohl wir gerade erst damit begonnen haben, dieses Bethaus zu bauen, schenkt uns der Herr während der Anbetung immer wieder Strategien, um seine Absichten auszuführen und so das Wirken des Heiligen Geistes auf Erden freisetzen zu können. Im Moment steht eine Armee von fastenden Fürbittern auf. Die innige Nähe zu Gott und die Zeiten der tiefen, persönlichen Begegnung mit ihm tun ihnen gut und machen sie froh und stark. Oft erleben sich Fürbitter als Randfiguren der Gemeinde, die in irgendwelchen Hinterzimmern ihren Dienst tun. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass sie als fester Bestandteil des arbeitenden Leibes Christi herauskommen, der den Missionsbefehl aus einem Herzen voller Liebe für Jesus ausführt statt aus Pflichtgefühl. Haben Sie sich bis zur Erschöpfung und Entmutigung verausgabt? Bekennen Sie immer wieder Ihr Versagen auf einem bestimmten Gebiet, nur um herauszufinden, dass ein anderes sofort seinen Platz einnimmt? Den Missionsbefehl nur aus einem Pflichtgefühl heraus erfüllen zu wollen kann zum Burnout führen, zum Ausgebranntsein. Gott hat den Menschen nämlich nicht dazu geschaffen, erst zu arbeiten und dann zu lieben. Wenn unsere Prioritäten durcheinander geraten und wir uns in erster Linie auf die Arbeit konzentrieren, könnte das Burnout schon an der nächsten Ecke lauern. Wir sind einfach nicht dazu geschaffen, Liebe auf einen Nebenrang zu verweisen. Sie muss an vorderster Front und im Zentrum unseres Lebens stehen. Dieses Buch ist ein Vorstoß in das Genießen unserer Beziehung zu Jesus. Ich hoffe, dass es einigen dazu verhilft, noch klarer zu erkennen, warum das so wichtig ist und wie es praktisch umgesetzt werden kann. Die Liebesbeziehung mit Gott ist umso wichtiger, je näher wir uns dem Ende der Zeiten nähern. Wenn wir ihn in seiner Liebe anbeten, wird uns das selbst in Zeiten großen Gerichts auf Erden Sicherheit, Schutz und Versorgung bieten. Gott, der Vater möchte eine liebeskranke Braut für seinen Sohn Jesus. Er wünscht eine Gemeinde, die einfach alles an Jesus liebt – die nicht nur das herauspickt, was ihr passt, und andere Attribute ignoriert. Wir müssen alles an ihm lieben, seine Barmherzigkeit ebenso wie sein Gericht. EINLEITUNG / 15 Darum geht es in diesem Buch. Es ist die Herausforderung der Braut Christi, Jesus mit reifer Liebe zu lieben. Der Vater wünscht sich für seinen Sohn eine Braut, deren Liebe auch in Zeiten der Prüfung standhält. Wissen Sie, Prügel machen einen wirklich nicht unbedingt heiliger. Wahre Heiligkeit kann nur aus einer Liebesbeziehung zu dem Gott kommen, an dem wir uns erfreuen. Ich nenne das „fröhliche Heiligkeit“. Harte Drohungen werden nur kurzfristig Erfolg haben. Gott, der Vater wünscht sich für seinen Sohn nicht eine Braut, die sich aus Angst hingibt. Er will eine reine Liebe, ein williges Herz für seinen Sohn – eine Braut, die liebt und nicht nur dient. Das Wissen, dass der Herr jetzt, in diesem Moment, tiefe Freude über Sie empfindet, verändert Ihr Leben. Das tut gut! Ja, Sie können tief durchatmen, ruhig werden und begeistert sein, weil Gott uns nicht so sieht, wie wir uns oft selbst sehen. Er definiert uns nicht über unsere Schwierigkeiten, sondern über seine Leidenschaft für uns und unseren Wunsch, ihn zu lieben. Er sieht Sie im Licht dessen, wozu er Sie geschaffen hat: als jemanden, der seinen Sohn Jesus liebt. Satan, der „Ankläger der Brüder“, möchte Ihr Leben gern über Ihre Schwierigkeiten und Ihr Versagen definieren. Warum? Um Sie zu entmutigen und Ihnen das Gefühl von Verdammnis, geistlicher Niederlage und Hoffnungslosigkeit zu vermitteln. Ihr Leben wird einige bedeutsame Änderungen erfahren, wenn Sie entdecken, dass der Herr sich bereits über den bloßen Gedanken an Sie freut. Sie bringen Gott zum Lächeln. Wenn Ihnen erst einmal klar wird, wie sehr der Herr Sie wirklich mag, wird die Liebe zu ihm ganz von selbst kommen. Bitten Sie den Heiligen Geist, dass er Ihnen beim Lesen dieses Buches hilft zu entdecken, dass Sie tatsächlich Gottes Liebling sind. 16 / VERLIEBT IN DICH / 17 Kapitel 1 Ihre Identität als Geliebter Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar. Psalm 16,11 In den vergangenen zehn Jahren hatte ich mehrfach mit äußerst gesalbten Menschen zu tun, die einen bekannten, großen Dienst versehen. Der Herr gebraucht sie gewaltig, um seine übernatürliche Macht freizusetzen. Es überraschte mich ziemlich, dass einige dieser „geistlichen Riesen“ mir anvertrauten, wie sehr sie selbst in der Leitung großer und dynamischer Werke gelangweilt seien – und dass es sie sogar langweile, in der Kraft Gottes gebraucht zu werden. Zum Beispiel nahm ich zusammen mit einem bekannten Mann Gottes an einer großen Konferenz in Europa teil und erlebte mit, wie der Heilige Geist mächtig wirkte. Ich konnte kaum erwarten, ihn nach dem Treffen zu fragen, was er gefühlt hatte, als eine Frau vor Freude über ihre Heilung aufschrie. Seine Antwort überraschte mich sehr. Er sagte: „Ich freute mich für sie, aber mit der Zeit habe ich mich an solche Wunder gewöhnt“ und fuhr fort: „In meinem einsamen Hotelzimmer nach dem Treffen fühle ich mich immer noch so – gelangweilt.“ Dann beschrieb er seine Bitterkeit über mehrere Enttäuschungen, die sich bei ihm festgesetzt hatte. Ich erinnere mich, wie ich dachte: „In Jesu Namen Wunder zu vollbringen, das muss einen doch begeistern!“ Diese Worte platzten aus mir heraus, und er antwortete: „Anfangs empfinden wir alle so. Aber mit der Zeit werden wir mit unserer eigenen geistlichen Armut konfrontiert, wenn wir nicht selbst immer wieder tiefe Begegnungen mit Gott haben.“ Dieser Mann ist nicht der einzige Diener des Evangeliums, den all das letztendlich anödet. Viele haben mir auf eher subtile Weise ihre Unzufriedenheit ausgedrückt. Trotz all der Jahre, in denen Gott ihre Hände gebrauchte, Kranke zu heilen, ihre Worte, zu inspirieren 18 / VERLIEBT IN DICH und Leben zu verändern, und sie in Träumen und Visionen über den natürlichen Bereich hinauswachsen ließ – in ihrem Geist blieben sie unzufrieden. Viele starke Leiter in der Kirche enden so; sie können sich an Gott nicht freuen und haben Schwierigkeiten, eine innige Beziehung zu ihm zu unterhalten. Aber trotz ihrer persönlichen geistlichen Dürre gedeihen ihre Dienste weiter. Früher glaubte ich, dass das Herz eines Menschen in Gott fest würde, wenn Gott seinen Dienst salbt. Jetzt weiß ich, dass das einfach nicht der Realität entspricht! Eine zutiefst gesättigte Seele, das Empfinden der eigenen Bedeutung und reiche göttliche Freude bekommen wir nur durch inniges Vertrautsein mit Gott selbst. Suchen Sie geistliche Erneuerung? Wünschen Sie sich eine Zufriedenheit in Gott, die jede Vorstellung übersteigt? Dann konzentrieren Sie sich auf zwei Dinge. Erstens: Lernen Sie Gottes Schönheit gut kennen, sein Aussehen (d. h. seine Persönlichkeit). Zweitens: Finden Sie heraus, was es bedeutet, nach Gottes Bild geschaffen zu sein, also, wie Gott uns in Christus sieht. Diese Wahrheiten werden Sie beleben, wie nichts anderes es könnte. In diesem Kapitel werden wir sehen, wie wichtig es ist zu erkennen, wer er ist (wie er wahrgenommen werden kann) und wer wir in ihm sind (wie Gott uns sieht). Wenn wir uns wirklich an dem Herrn freuen – erneuert werden – wollen, dann müssen wir auch unsere wahre Identität als neue Kreatur in Christus Jesus verstehen. Die Wahrheit, dass der schöne Gott uns unsere Schönheit gegeben hat, wird uns in alle Ewigkeit faszinieren und begeistern. Stellen Sie sich vor, die Schönheit Jesu ist genau die Schönheit, die er seiner Braut in der Gabe der Gerechtigkeit schenkt. In den vergangenen Jahren wurde viel über Erneuerung und Erweckung diskutiert. In diesem Buch werde ich versuchen zu zeigen, dass lang anhaltende persönliche Erneuerung in erster Linie durch die Offenbarung kommt, dass sich Gott nach mir sehnt und an mich denkt, und durch mein Fasziniertsein von seinem Wesen. Folge dieser Erkenntnis ist, dass ich mich zu einem Menschen entwickle, der Gott von ganzem Herzen liebt. Wenn sich meine Identität auf die Tatsache gründet, dass ich von einem Gott voller Schönheit geliebt werde und ich ihn deswegen auch liebe, macht mich die Beziehung zu ihm froh. Diese Realität bewirkt ein tiefes Empfinden von Sicherheit und Zufriedenheit – das Wissen, dass wir nicht nur Menschen sind, die von IHRE IDENTITÄT ALS GELIEBTER / 19 ihm geliebt werden, sondern ihn im Gegenzug ebenfalls von ganzem Herzen lieben. Ich muss wissen, dass ich Gott ganz hingegeben bin. Viele Menschen betrachten sich selbst als halbherzige Heuchler. Genau diese Anklage, sie meinten es nicht ernst mit Gott, verschließt ihr Herz auf fatale Weise. Es ist wunderbar zu wissen, dass Gott, der sich von Herzen nach mir sehnt, mir selbst in meinen Schwächen noch nachgeht. Wenn uns diese überwältigende Realität bewusst wird, muss sich unsere emotionale Chemie einfach verändern. Diese Erkenntnis befreit uns von dem Bestreben, eine bestimmte geistliche Ebene zu erreichen, damit Gott uns liebt und sich an uns freut. Wir können von Gottes leidenschaftlicher Freude an uns zutiefst überzeugt sein. Er liebt uns und sehnt sich nach uns, auch wenn wir Schwierigkeiten haben zu reifen und in ihm zu wachsen. Weil ich Gott genieße, sündige ich weniger, gebe nicht so schnell auf und wirke weniger entzweiend in den Beziehungen zu Brüdern und Schwestern in Christus. Wenn ich mich am Herrn freue, bin ich gehorsamer, diene ihm ausdauernder und ertrage schwierige Umstände geduldiger. Anders ausgedrückt: Ich bin im Geist und in meiner geistlichen Identität erneuert. Dinge, die mir vorher schwer fielen, gehen mir jetzt leicht von der Hand. Das Gefühl, dass Gott mich genießt, entfesselt noch mehr Gnade, in Gehorsam, Dienst und Schwierigkeiten auszuhalten. Diese Realität wird groß in mir, und ich diene dem Herrn mit Freude und lerne mich an ihm zu freuen. Das ist das Bekenntnis von Christen, die glücklich sind im Herrn, weil sie wissen, dass er sich nach ihnen sehnt – und die Gott deshalb lieben. Tatsächlich heißt Erneuerung einfach, froh zu sein im Herrn. In Einklang mit Gott Bestimmt haben Sie schon einmal eine Stimmgabel gesehen: ein Gerät mit zwei langen Metallenden, die eine konstante Tonhöhe hervorrufen. Schlägt man die Stimmgabel irgendwo an, entsteht ein Klang, weil die Schwingungen des einen Endes im anderen Ende einen Widerhall hervorrufen. Die Energie des einen Endes wird durch die Nähe zur Energie des anderen aufrechterhalten. Gott schuf uns, damit wir mit ihm im Einklang sind. Wir werden mit Leben erfüllt und gestärkt, wenn wir mit der faszinierenden Er- 20 / VERLIEBT IN DICH kenntnis in Kontakt kommen, dass der ungeschaffene Gott Freude an uns empfindet, sich nach uns sehnt und uns erlöst hat. Aus Kolosser 3,10 lässt sich ein sehr wichtiges Prinzip über persönliche Erneuerung ableiten: „… und den neuen [Menschen] angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat!“ In diesem Abschnitt stellt Paulus zwei Bereiche der Erkenntnis in den Vordergrund. Der erste ist die Erkenntnis des Bildes Gottes. Ein anderes Wort für Bild könnte hier auch das Wort Persönlichkeit sein. Paulus lernte zuerst vor dem Herrn, dass das Erkennen der Persönlichkeit Gottes zum Gehorsam anregt. Es motiviert Menschen Buße zu tun und stärkt ihr Herz. Diese Schriftstelle ist der Schlüssel zu unserem Verlangen, in Buße und persönlicher Erneuerung voranzukommen. Nichts kann das Herz besser erwecken und ermutigen als die wunderbare Erkenntnis des Bildes Gottes! Nichts erneuert mehr! Hier haben wir den Schlüssel für unsere persönliche Erneuerung und auch für das Motivieren anderer. Die Erkenntnis der Persönlichkeit Gottes, seines Wesens, wird Ihre Freunde und Ihre Lieben in die Nachfolge Christi führen. Gottes Persönlichkeit wirklich zu erkennen, das ist wahrscheinlich der Bereich, in dem es der Gemeinde am meisten mangelt. In unserem Inneren wird etwas lebendig, wenn wir wissen, wie Gott ist. Er schuf uns so, dass unser Geist ohne Erkenntnis der Schönheit Gottes ermattet. Ohne regelmäßigen frischen Kontakt mit dem Wort Gottes, durch das uns der Heilige Geist zeigt, wie Gott ist, werden wir zunehmend abgestumpfter und herzloser. Der Prophet Jesaja sagte, der Messias würde „wunderbar“ genannt werden (Jes. 9,5). Er ist es, der die Gemeinde in Staunen versetzt. Wie gewaltig, in der Kraft endlosen Staunens zu leben! Zum Staunen und Bewundern wurden wir geschaffen. Wir empfinden Langeweile, wenn wir nicht mehr staunen. Er wird wunderbarer Gott genannt werden. Die Erkenntnis Gottes lässt uns Sünde als dumm wahrnehmen und Gerechtigkeit als etwas Hervorragendes. Sie lässt Ausdauer in Schwierigkeiten vernünftig wirken und bringt in unserem Geist ein großes Ja zum Willen Gottes hervor. Diese Erkenntnis wird das Herz der Nachfolger Gottes – und auch der Ungläubigen – erwecken. Satan und sein Dämonenheer geben sich große Mühe, unseren Verstand zu verblenden, damit wir die Herrlichkeit und die Person IHRE IDENTITÄT ALS GELIEBTER / 21 Gottes nicht erkennen können (siehe 2. Korinther 4,4). Der Teufel weiß, dass er seine Stellung im Kampf wesentlich verbessert, wenn er unseren Blick für die Wahrheit über Gott trüben kann. In unserem Herzen klagt er Gott an. Er arbeitet darauf hin, die Gemeinde mit Lügen vollzustopfen, bis die Wahrheit in unserem Herzen angegriffen ist. Geschieht dies, kommt es zu geistlicher Langeweile. Geistlich gelangweilte Christen sind den Angriffen Satans eher ausgesetzt. Ein wesentlicher Aspekt persönlicher Erneuerung ist Buße. Man sollte nicht nur davon sprechen „auf tieferer Ebene Buße zu tun“, sondern auch von der Motivation „durch Freude am Herrn“. Sehen wir uns Kolosser 3,10 genauer an: Und den neuen [Menschen] angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat! Die meisten Bibelübersetzungen bringen das Bild Gottes mit dem Bild der Gläubigen in Zusammenhang, die in Jesus Christus zu einer neuen Kreatur wurden. Und den neuen Menschen angezogen habt, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Epheser 4,24 Epheser 4,24, eine Parallelstelle zu Kolosser 3,10, zeigt uns klar, dass sich Paulus auf den Gläubigen bezieht, der in Jesus Christus zu einer neuen Kreatur wurde. In Kolosser 3,10 bezieht sich Paulus auf unsere geistliche Identität in Jesus Christus, nicht auf unsere natürliche Identität. Ich behaupte nicht, auf diesem Gebiet die meisten Erfahrungen zu haben. Aber ich behaupte, ein wenig von der Freude an Gott zu verstehen. Meine persönliche Erfahrung und mein Studium des Wortes Gottes, der Kirchengeschichte und der Zeugnisse großer Männer und Frauen Gottes haben mich überzeugt, dass nichts in uns eine ergebenere Liebe erweckt als Zeiten, in denen Gott sich uns durch sein geschriebenes Wort selbst offenbart. Nichts erweckt in unserem Herzen mehr Motivation, Freude und Vergnügen, als den Heiligen Geist zum Begleiter zu haben, der seinen Arm um uns legt und uns in die göttliche Schatzkammer hineinbegleitet, in der Gott sich uns offenbart. 22 / VERLIEBT IN DICH Erneuerung und das Wort Wenn wir die Schrift näher betrachten, erkennen wir klar, dass Erneuerung, bzw. Buße – die zu Erneuerung gehört –, einer gewissen biblischen Methodik unterliegt. Gott legt in seinem Wort eine Strategie dar, nach der wir und die Menschen, die wir erreichen wollen, erneuert werden können. Diese Erneuerung geschieht am effektivsten, wenn wir uns oder andere mit Folgendem vertraut machen: • Erkenntnis des Bildes Gottes, • Erkenntnis des Bildes unserer geistlichen Identität in Christus (wissen, wer wir in Christus sind). Es gibt noch andere Dinge im Reich Gottes, die ihren Beitrag dazu leisten. Kolosser 3,10 und Epheser 4,24 veranschaulichen jedoch, dass diese zwei Aspekte der geistlichen Erkenntnis uns mehr als irgendetwas anderes innerlich erneuern. Die meisten von uns versuchen gewöhnlich, Menschen anders als mit diesen zwei Haupt-Wahrheiten der Erneuerung zu ermutigen. Fälschlicherweise meinen wir, wenn wir Menschen nur Bestätigung geben, werden sie dadurch schon neu. Bestätigung allein wird aber keinen langfristigen Effekt zeigen. Ja, ich glaube an Bestätigung. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, Menschen zum Essen einzuladen, ihnen zu sagen, wie wichtig sie einem sind, Zeit mit ihnen zu verbringen und so weiter. Aber diese Art Hilfestellung wird die Menschen nicht erneuern wie die Offenbarung der beiden oben genannten Wahrheiten. Der Mensch hat immer ein größeres Bedürfnis, im Erkennen des Bildes Gottes und seines eigenen Standes in Christus Jesus neu zu werden. Ich meine damit nicht, dass die Pflege menschlicher Beziehungen und Bestätigung durch sie nicht wichtig seien. Wir wissen vermutlich von zahlreichen Möglichkeiten, Menschen zu bestätigen, aber normalerweise haben die nichts mit Kolosser 3,10 zu tun. Und so erstaunt es nicht, dass unsere Bemühungen um Erneuerung im Allgemeinen langfristig ziemlich uneffektiv bleiben. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Pastoren die Gläubigen systematisch und regelmäßig mit dem konfrontieren, was die Schrift über die Erkenntnis Gottes und die Erkenntnis ihrer Identität in Gott sagt. Für die Evangelisation ist es wichtig, dass wir in den Gesprächen diese beiden Hauptvorausset- IHRE IDENTITÄT ALS GELIEBTER / 23 zungen viel reflektieren, um langfristig Erneuerung zu bewirken. Zu begreifen, wer er ist und wer wir in ihm sind, wird auch unsere Beziehungen untereinander revolutionieren. Die Begegnung mit der Majestät, Schönheit, herzlichen Liebe, dem bewundernswerten Geheimnis und der Pracht unseres geliebten Gottes, Jesus Christus, verändert buchstäblich unsere emotionale Chemie. Es ist ziemlich verbreitet, im Laufe von Monaten und Jahren des Dienstes für Gott in geistliche Lethargie zu verfallen. Ich bin mehrmals in den vergangenen Jahren da hineingerutscht, was ich immer erst zu merken scheine, wenn ich wieder herausfinde. Manchmal erlebe ich Dürrezeiten, in denen ich geistlich passiver bin als sonst. Aus dem Wort Gottes weiß ich, dass die Lösung meines geistlichen Problems in Kolosser 3,10 beschrieben ist, und zwar ganz deutlich. Wenn ich mich dumpf und apathisch fühle, versuche ich diese beiden hier besprochenen, dynamischen Wahrheiten zu erkennen: die Wahrheit über Gott und die Wahrheit über meine geistliche Bestimmung in Christus. Ich habe bemerkt, dass Menschen mit Depressionen normalerweise nicht wissen, wer der Herr für sie ist und wer sie vor dem Herrn sind. Aus der eigenen geistlichen Identität heraus leben Weil das so einfach ist, leben die meisten von uns aus ihren Gefühlen heraus, welche sich auf der natürlichen Identität gründen. Das bedeutet, dass wir uns darüber definieren, wie viel Geld wir verdienen, was wir sind und was wir können, wie viel Macht und Einfluss wir haben und wen wir kennen. Der Herr dagegen möchte, dass wir aus den Ressourcen und der Kraft unserer geistlichen Identität heraus leben – anders ausgedrückt, dass wir unser Leben über die Tatsache definieren, dass sich der erhabene Gott nach uns sehnt und uns durch Jesu Geschenk der Gerechtigkeit erhöht hat. Wir bleiben in diesem Zustand der Erneuerung, wenn wir uns nicht mehr auf unsere natürliche Identität verlassen, sondern aus unserer geistlichen Identität heraus leben. Das wird uns beleben und ermutigen wie nichts anderes. Ich habe selbst erkannt, dass es mein Bedürfnis nach Bedeutung und Begeisterung nicht befriedigt, einem wachsenden Dienst vorzustehen. Es war im Sommer 1990. Ich wurde auf einmal gebeten, bei Konferenzen im Ausland zu sprechen, mein Dienst wuchs zah- 24 / VERLIEBT IN DICH lenmäßig und finanziell weit über alles hinaus, was ich je erwartet hatte. Etwa dreitausend Menschen gehörten zu meiner Gemeinde, und mehr als achttausend kamen in jenem Sommer zu unserer jährlichen Gemeindekonferenz in Kansas City. Als aber all die vielen Menschen wieder gegangen waren und es nur noch mich und meinen müden Körper im Bett gab, fühlte ich dieselbe Unzufriedenheit, an die ich mich in den Jahren zuvor so gewöhnt hatte. Ich hatte immer angenommen, Wachstum im Dienst würde dieses Gefühl der inneren Leere wegnehmen. Aber nun musste ich mich der Tatsache stellen, dass dem nicht so war. Das war der Sommer, in dem Gott anfing, mir auf tiefe, persönliche Weise das Hohelied der Liebe zu erschließen. Im Verlauf mehrerer Wochen entfaltete er vor mir die Wahrheiten dieses Buches. Die Stelle in Hohelied 7,10, „Ich gehöre meinem Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen“, sprach ungewöhnlich persönlich zu mir. Ich fühlte mich in ein riesiges Meer der brennenden Sehnsucht Gottes nach mir gelockt, was ich als zutiefst befriedigend erlebte. Ich erinnere mich, wie ich zu Gott rief: „Und wenn ich nie mehr auf einer Bühne predigen sollte, fühle ich mich dennoch mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt in deiner Liebe.“ Ich begann meine geistliche Identität zu entdecken. Die eigene geistliche Identität entdecken Ab Johannes 13 wird schrittweise entfaltet, wie der Herr Petrus’ geistliche Identität festigte und offenbarte. Simon Petrus, der Hauptapostel unter den Zwölfen, sollte später, in der Nacht, in der Jesus verraten wurde, dreimal den Herrn verleugnen. Doch in Johannes 13,10 macht Jesus eine sehr interessante Aussage. Er sagt zu den zwölf Aposteln, die beim Letzten Abendmahl zusammensaßen: „Und ihr seid rein, aber nicht alle.“ Die Ausnahme war auf Judas bezogen. Jesus sah sie an und sagte, dass nur einer unter ihnen nicht rein sei, und das, weil dieser eine ein Verräter war. Ich hatte mir Petrus vor dem Pfingsttag immer als schwach und unreif in Gott vorgestellt. Das war er auch, aber deshalb war er nicht unrein. Jesus sagte diesen unreifen Aposteln, sie seien rein. Welch eine Perspektive! Wie konnten sie geistlich unreif sein, dabei aber nicht unrein? Weil geistliche Unreife nicht dasselbe ist wie Rebellion, in der sich die befinden, die vor Gott unrein sind. Bei Matthäus lesen wir mehr über diese Begebenheit. Jesus sagte: IHRE IDENTITÄT ALS GELIEBTER / 25 Ihr werdet euch alle in dieser Nacht an mir ärgern; denn es steht geschrieben: „Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.“ Matthäus 26,31 Dann, in den Versen 33 bis 34: Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sich alle an dir ärgern werden, ich werde mich niemals ärgern. Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, dass du in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, mich dreimal verleugnen wirst. Jesu Anspielung auf den Hahnenschrei ist ein prophetisches Bild für Petrus’ geistlichen Stolz, den dieser durch seine Entgegnung noch unterstrich: „Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.“ Jesus hatte gesagt: „Ihr werdet euch alle in dieser Nacht an mir ärgern.“ Doch in demselben Gespräch in Johannes 13,10 sagte er zu ihnen: „Und ihr seid rein.“ Woher kam die Sicherheit, dass sie auch im Straucheln rein bleiben würden? Weil es einen großen Unterschied gibt zwischen Straucheln in der Schwachheit des Fleisches und einem Verräterherzen, das gegen Gott rebelliert. In Gottes Augen ist es kein Gegensatz, die Gruppe in Johannes 13,10 rein zu nennen und ihnen gleichzeitig in Matthäus 26,31 zu sagen, sie würden alle in ihrer Unreife straucheln. Wissen Sie, dass Sie stolpern können ohne zu fallen? Wissen Sie, dass Sie auch in Unvollkommenheit rein sein können vor dem Herrn? Das bedeutet nicht, dass Ihre Sünde keine Rolle spielt. Aber es ist äußerst wichtig zu bedenken, dass Gott trotzdem den Schrei Ihres Herzens hört. Auch wenn Sie straucheln, weiß er doch, dass Sie einen willigen Geist haben – dass Sie ihn trotzdem wirklich lieben. Wir sind nicht hoffnungslose Heuchler, wenn wir stolpern. Satan will uns überzeugen, dass wir Gott nicht wirklich lieben, weil wir schwach sind im Fleisch, aber es gibt einen riesengroßen Unterschied zwischen geistlicher Unreife und Rebellion. Diese zwei durcheinander zu bringen hieße sich selbst schweren geistlichen Rückschlägen aussetzen. Missverstehen Sie mich nicht – dass Gott uns in unserer Schwachheit liebt, heißt nicht, dass er die Sünde in unserem Leben anerkennt 26 / VERLIEBT IN DICH oder gutheißt. Er straft uns, weil er Sünde ablehnt. Das geschieht aber eben wegen seiner Liebe zu uns. Er diszipliniert uns nicht, weil er uns aufgegeben hat, sondern weil er sich innige Nähe mit uns wünscht. Unserer Sünde bleibt er nicht passiv gegenüber, wenn wir trotz eines willigen Geistes seinen Geboten nicht gehorchen. Aber wir treiben ihn damit auch nicht zur Verzweiflung. Er sehnt sich nach tiefer Vertrautheit mit uns. Doch es gibt etwas in unseren gut gemeinten Versuchen der Glaubensnachfolge, was über Straucheln und Hinfallen hinausgeht. In Lukas 22,32 lesen wir mehr über dieses Gespräch. Jesus sagt zu Petrus: Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du einst zurückgekehrt bist, so stärke deine Brüder! Im Prinzip sagt der Herr hier zu Petrus, dass er für ihn beten wird, damit er trotz seiner Verleugnung nicht falle. Jetzt kratzen Sie sich vielleicht hinterm Ohr und sagen: „Moment mal! Wenn man stolpert, heißt das doch, dass man fällt und im Glauben versagt, oder?“ Tatsächlich gibt es einen Unterschied zwischen einem Christen, der es ehrlich meint und der sein schwaches Fleisch kennen lernt, und jemandem, der Gott als Verräter gegenübersteht, der mehr als nur stolpert und tatsächlich im Glauben versagt. Verräter sein, diesen Zustand gibt es. Die Sprache des Herrn unterscheidet zwischen diesen beiden Kategorien. Es ist äußerst wichtig, sich diesen Unterschied vor Augen zu halten, denn wenn wir straucheln und ein Ziel nicht erreichen, machen wir oft den Fehler, uns selbst als Rebellen zu bezeichnen. Zwischen Unreife und Rebellion besteht aber ein riesengroßer Unterschied. Der unreife Christ ist einer, der im Glauben unreif ist. Es mag einige Ausnahmen geben, aber die meisten von uns sind verglichen mit z. B. einem Apostel Paulus immer noch sehr unreif im Glauben. Der unreife Christ, jemand, der immer noch unreif im Glauben ist, wird straucheln. Vielleicht sagt oder tut er sogar Dinge, die nicht zu gehorsamer Christusnachfolge passen. Nach dem Gespräch beim Letzten Abendmahl gingen sie zum Garten Gethsemane. Hier kommt Jesus noch einmal auf diese Diskussion zurück. In Matthäus 26,41 sieht Jesus Petrus an und beschreibt IHRE IDENTITÄT ALS GELIEBTER / 27 sein Herz in zweierlei Hinsicht: Jesus sagt zu Petrus, er sei willig im Geist und schwach im Fleisch – beides gleichzeitig. Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach. Obwohl die englischsprachige NIV-Bibelübersetzung das Wort Fleisch mit „Körper“ übersetzt, glaube ich nicht, dass Jesus hier vom anfassbaren Körper spricht. Ich glaube, dass er hier über das Prinzip des Fleisches redet, die Neigung, unter Druck zu sündigen. Jesus verstand den offensichtlichen Widerspruch in Petrus, weil er wusste, wie der Mensch ist. In Psalm 103,14 lesen wir, dass Gott nicht vergisst, dass wir nur Staub sind. Denn er kennt unser Gebilde, gedenkt, dass wir Staub sind. Petrus’ Problem war: Er sah nicht ein, dass sein Fleisch schwach war. Er glaubte wirklich, er würde den Herrn nie verleugnen. Er dachte, er würde nie versagen. In seiner Unreife vertraut Petrus seiner Hingabe an den Herrn mehr als der Hingabe Gottes an ihn. Anfangs haben die meisten Christen diese falsche Vorstellung. Ich jedenfalls fing so an. Als ich dem Herrn begegnete, war ich so begeistert! Tatsächlich war ich wohl begeisterter über mich als über Gott. Ich dachte, der Herr habe das große Los gezogen – mich! Ich war genau wie Petrus. Meine Einstellung lautete: „Ich werde nicht straucheln. Herr, mach dir keine Sorgen um mich. Geh, kümmere dich um die anderen. Ich bin immer für dich da!“ Ich hätte meinen Namen direkt in diese Petrus-Stelle einsetzen und sie persönlich nehmen können! So hätte es aussehen können – der Herr: „Okay, Mike, du wirst straucheln, weil dein Fleisch schwach ist. Aber du hast einen willigen Geist.“ Meine Antwort: „Ich nicht, Herr. Ich werde nicht straucheln! Die anderen, die schon.“ Weil ich in den ersten Jahren keinen Blick für meine Schwachheit hatte, dachte ich, dass der Herr mit mir wirklich das große Los gezogen hätte. Ich weiß noch gut, wie verwirrt ich war, als Gott mir später die Augen öffnete und ich die Schwachheit meines Fleisches erkannte. Es fällt vielen von uns schwer die Tatsache zu begreifen, dass Gott 28 / VERLIEBT IN DICH uns auch in unserer Unreife liebt und sich über uns freut. Auch als unreife Christen lieben wir Gott. Wenn wir stolpern, halten wir uns oft für hoffnungslose Heuchler, und wir verlieren die Überzeugung in unserer Seele, dass wir Gott lieben. Wir hören auf einen anklagenden Geist, statt die Wahrheit festzuhalten, die Gott uns über unsere Identität in Jesus Christus sagt. Wir fangen an, auf die Lügen des Feindes zu hören, die uns anklagen und einreden wollen, wir wären hoffnungslose Heuchler, die Gott eigentlich gar nicht wirklich lieben. Als Petrus stolperte, war er immer noch ein Mensch, der Gott liebte. Durch Jesus war er immer noch rein vor Gott. Ich bin geliebt, und ich liebe Ich kann sicher sein: Gott liebt mich in meiner Unreife, und in meiner Unreife liebe ich ihn wieder. Außerdem bin ich in meinem Menschsein als Person in diesem irdischen Leben erfolgreich, weil ich geliebt bin und liebe. Ich bin grundsätzlich erfolgreich wegen dieses geistlichen Prinzips und der Tatsache: Ich bin geliebt und ich liebe Gott. Egal, was sonst noch passiert, ich bin bereits durch und durch erfolgreich, weil ich seine großzügige Liebe empfangen habe und Jesus jetzt nachfolge. Obwohl Petrus in Matthäus 26 strauchelt und seinen Herrn verleugnet, geht ihm der Herr nach und begegnet ihm in Johannes 21. In diesem Abschnitt tritt der auferstandene Jesus Petrus zum ersten Mal nach der Verleugnung von Angesicht zu Angesicht gegenüber. In Johannes 21,15-17 kommt der Herr zu Petrus um ihm zu helfen, im Glauben wieder stark zu werden. An diesem Punkt hielt sich Petrus ohne Zweifel für einen hoffnungslosen Heuchler, wo er doch gerade den Herrn verleugnet hatte – ausgerechnet nach seinem feierlichen Versprechen, genau das niemals zu tun. Die Schrift legt nahe, dass Petrus nicht mehr damit rechnete, noch Apostel zu sein. Wahrscheinlich betete er in seinem Herzen: „Ich liebe dich, Gott, aber ich weiß, dass ich disqualifiziert bin. Ich weiß, dass ich nicht mehr vor dir stehen kann wie bisher. Ich bin einfach ein zu großer Versager!“ In diesem Schriftabschnitt stellt ihm der Herr dreimal dieselbe Frage: „Simon, [Sohn des] Johannes, liebst du mich?“ Das war sehr wichtig, nicht, weil Jesus die Information brauchte. Jesus stellte diese Frage, weil Petrus, bis ins Mark erschüttert von seinem eigenen Versagen, das unbedingt über sich selbst wissen musste. IHRE IDENTITÄT ALS GELIEBTER / 29 Nur acht Tage zuvor hatte der Herr Petrus im Garten Gethsemane gesagt, sein Fleisch sei schwach. Ich kann mir ihre Unterhaltung ungefähr so vorstellen – der Herr zu Petrus: „Ich sagte dir etwas anderes über dein Herz, Petrus, was du nicht verstanden hast. Ich sagte, dass du einen willigen Geist hast. Wenn ich dich ansehe, Petrus, erkenne ich ein Ja in deinem Geist. Du bist willig. In deinem Geist hast du ein Ja zu mir. In meinen Augen bist du wirklich jemand, der Gott liebt, Petrus. Ich will dich also fragen: Liebst du mich?“ Petrus: „Tja, so gesehen, schätze ich mal, tu ich’s. Wirklich, du …“ Hier unterbrach ihn der Herr vielleicht: „Ja, Petrus, du liebst Gott. Du bist kein hoffnungsloser Heuchler. Du hast dich nicht disqualifiziert, Petrus. Du hast entdeckt, dass dein Fleisch schwach ist. Vorher konnte ich dir nicht vertrauen.“ Petrus hatte gemeint, er könne Gott auf der Basis oder wegen seiner eigenen Stärke und seiner Fähigkeiten dienen. Für Jesus aber war das entscheidende Kriterium etwas ganz anderes: Liebe. Weil Petrus Jesus wirklich liebte, konnte er als Apostel dienen, nicht, weil er nie straucheln würde. Wie gesagt, Petrus vertraute zunächst mehr auf seine Hingabe an Jesus als auf Jesu Hingabe an ihn. Petrus’ Sicherheit in Gott gründete sich erst auf seine eigene Fähigkeit, nie zu fallen, nach dieser schwierigen Zeit aber auf die Tatsache, dass er von Gott geliebt war. Dadurch, dass Jesus dreimal dasselbe fragte, legte er neue Kriterien für Petrus’ zukünftigen Dienst fest. Die eigene Schwachheit verstehen Männer und Frauen im Reich Gottes, die keine gesunde Offenbarung über die Schwachheit ihres Fleisches haben, stellen eine Gefahr dar, wenn Gott sie mit Leitung und Dienst betraut. Sie können mit geistlichem Stolz im Reich Gottes großen Schaden anrichten. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Leiter, der seinen Dienst mit Autorität versieht, dem aber das demütigende Wissen um die Schwachheit seines Fleisches fehlt. Selbstgerechtigkeit, geistlicher Missbrauch und Missbrauch geistlicher Autorität können alle von diesem Problem herrühren. Ohne das Wissen um unsere Schwäche und um Gottes Liebe passieren schlimme Dinge. Stolz macht uns rücksichtslos, wenn wir nicht wissen, dass unser Fleisch schwach ist. Wenn wir aber unsere Schwachheit erkennen, fangen wir an zu 30 / VERLIEBT IN DICH verzweifeln, wenn uns nicht klar ist, dass wir einen willigen Geist haben. Gott will weder rücksichtslosen Stolz noch verdammende Verzweiflung. Nein, er möchte, dass wir uns in seiner Liebe sicher fühlen und genau wissen, dass er sich über uns freut und er unsere Liebe, und sei sie auch schwach, für aufrichtig hält. Oft wird uns unsere Schwachheit bewusst wie Petrus, aber wir verlieren die Erkenntnis, dass wir vor Gott einen willigen Geist haben. Wir sagen: „Herr, ich bin dir ergeben! Ich werde nie straucheln!“ Und zwei Jahre später: „Herr, ich bin so schwach – ich bin ein hoffnungsloser Heuchler!“ Wenn Satan uns nicht durch rücksichtslosen Stolz bekommen kann, dann wird er versuchen, unser Vertrauen auf Liebe zu zerstören, indem er uns Verdammnisgefühle einredet, weil wir doch hoffnungslose Heuchler seien. Wir müssen beide Aspekte wahrnehmen: Wir sind schwach im Fleisch, und wir haben einen willigen Geist. Beides ist notwendig für gesundes geistliches Wachstum. Drei Bekenntnisse der Liebe In Johannes 21,15 sagt Petrus: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Ich sehe ihn etwas herumstottern und schließlich eine verschämte Antwort flüstern: „Du weißt, dass ich dich liebe.“ In Vers 16 fragt Jesus wieder: Simon, [Sohn des] Johannes, liebst du mich? Jetzt kann ich es mir so vorstellen. Petrus sagt: „O, diese Frage tut mir weh! Ich hasse das! Ich bin ein Heuchler. Ich habe vor dir versagt! Ich habe dich verleugnet, Gott. Ich kann kein Leiter mehr sein. Ich bin für immer disqualifiziert. Es ist unmöglich …“ Der Herr fasst Petrus’ Kinn und blickt ihm in die Augen: „Petrus, sieh mich an. Erinnerst du dich an die Begebenheit im Garten? Ich sagte dir, du habest einen willigen Geist. Ich erkenne in dir den Schrei, dass du Gott lieben willst, Petrus. Ja, im Fleisch bist du schwach, aber du hast einen willigen Geist. Erinnerst du dich? Ich sagte, dass du rein seist, und in demselben Moment auch, dass du mich verleugnen wür- IHRE IDENTITÄT ALS GELIEBTER / 31 dest. Du bist gestolpert, aber nicht gefallen. Jetzt wurdest du mit deiner Schwachheit konfrontiert, aber dein Herz hat mich nicht verraten. Du bist unreif, aber du bist nicht rebellisch, Petrus.“ Vers 16: Den Ton dieser zweiten Antwort stelle ich mir schon entschiedener vor: „Du hast … Recht …, Herr. Du weißt, dass ich … dich … liebe.“ Bei sich hat der Herr vielleicht gedacht: „Petrus, du hast mich dreimal verleugnet, und ich will die Scham dieser drei Verleugnungen über deinem Leben brechen. Deshalb musst du die Wahrheit – dass du Gott liebst – dreimal aussprechen.“ Jesus entzog der Scham, die Petrus über sein Versagen empfand, ihre lähmende Kraft, um in ihm das Vertrauen vor dem Gnadenthron wiederherzustellen. Das ist allerdings nicht das Einzige, was in diesem Abschnitt geschieht. Häufig verschließen wir uns der Gnade Gottes, wenn wir fallen und ein Ziel nicht erreichen. Wir selbst wollen dann eine Bewährungsprobe oder sehen eine Weile Fegefeuer vor. Wir strafen uns emotional ab und meinen, dass wir auf diese Weise irgendwann an den Punkt kommen, wo wir Vergebung verdienen. Das bedeutet aber, dass wir unser Vertrauen auf etwas anderes setzen als auf die brennende Liebe Jesu und auf das vollendete Werk am Kreuz. Wenn wir unsere Augen und Herzen fest auf das durch seinen Tod vollendete Werk richten, wird der Herr auf uns zukommen und uns die Wahrheit bekennen lassen, wer wir vor ihm sind. Jesus blickt Petrus an und stellt ihm zum dritten Mal dieselbe Frage. Diesmal antwortet Petrus: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe. Johannes 21,17 Viele von uns können mitten im Versagen noch nicht einmal dieses Bekenntnis vor dem Herrn aussprechen, weil sie es nicht glauben. Scham hält ihr Herz fest verschlossen. Nie würden sie anzunehmen wagen, dass der allwissende Gott tatsächlich auch weiß, dass sie Jesus wirklich lieben. Stattdessen konzentrieren sie sich so auf ihre Fehler, dass sie sich von ihrer Verzweiflung mitreißen lassen und die Tatsache aus den Augen verlieren, dass sie Gott lieben und von Gott geliebt werden. 32 / VERLIEBT IN DICH Petrus durchlebte eine Wandlung. Am Ausgangspunkt definierte er sich hauptsächlich durch seine Fähigkeit, Gott ergeben zu sein, und durch das, was er für Gott fertig bringen könnte. In seinem Stolz fiel er. Dann wurde er durch sein Versagen definiert – er nahm die Identität dieses Versagens an, als er seine eigene Schwachheit sah. Er fand seine Identität in seiner Scham und seinem Versagen. Aber der Herr selbst richtete die am Boden zerstörte Identität des Petrus wieder auf. Danach definierte sich Petrus nie mehr durch sein Gefühl menschlicher Macht oder Versagens, noch nicht einmal durch das, was andere seiner Meinung nach denken könnten. Der Herr kam in Auferstehungskraft, sah Petrus an und gab ihm ein neues, festes Fundament: „Du bist geliebt, und du liebst.“ Der, den Gott liebt Der Apostel Johannes reagierte anders als Petrus. Johannes definierte sich über die große Liebe Gottes zu ihm. Er identifizierte sich als jemand, den Jesus liebte. Das sieht man in dieser Bibelstelle: Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt […] hatte […]. Johannes 21,20 Das steht in dem Evangelium, das der Apostel Johannes selbst geschrieben hat, und Johannes spricht in diesem Vers von sich selbst. Statt „Petrus und Johannes sagten zum Herrn …“ schreibt er: „Petrus und der, den Jesus liebt“. Er nennt sich nicht selbst beim Namen. Eigentlich sagt Johannes: „Ich weiß ja nicht, wie es um die anderen hier steht, warum sie sich in Scham und Versagen suhlen. Was mich angeht: Ich weiß, dass ich der bin, den Gott liebt.“ Im gesamten Johannesevangelium bezeichnet er sich selbst fünfmal auf diese Weise. Können Sie sich vorstellen, fünfmal so über sich selbst im Wort Gottes zu schreiben: „Fritz und der, den Gott liebt, gingen zum Treffen“ statt: „Fritz und ich gingen zum Treffen“? Johannes sagt: „Ich habe versagt wie Petrus.“ Sie werden sich erinnern, dass Matthäus 26 beschreibt, wie Jesus ankündigt, sie würden alle straucheln. Johannes wiederum sagt: „Ich weiß, ich habe versagt, aber ich bin der, den Gott liebt. Ich weiß, dass Gott mich gern hat.“ IHRE IDENTITÄT ALS GELIEBTER / 33 Diesen Vers setze ich gerne in der Anbetung ein. Ich komme vor Jesus und beschreibe mich als den, den Gott gern mag. Ich sage: „Jesus, hier bin ich, der, über den du dich freust; ich bin es wieder – dein Liebling.“ In der Gerechtigkeit Christi haben wir alle das Recht, uns Gott als sein Liebling zu präsentieren. Versuchen Sie es. Das beinhaltet so viel. Johannes ist für das Neue Testament, was David für das Alte ist. Johannes hatte diese einzigartige Einsicht, dass Gott sich selbst in seiner schwachen Menschlichkeit über ihn freute. Jesus Christus hatte Johannes’ Identität als Liebender begründet. Sie gehören zu Gottes Auserwählten, ebenso wie Johannes und Petrus. Deshalb können Sie die Bekenntnisse dieser Jünger auch auf sich anwenden. In Johannes 21, Vers 17 und 20 stehen zwei Bekenntnisse. Johannes’ Bekenntnis in Vers 20 ist, dass Sie der Jünger sind, den Gott gern hat. Zusätzlich sind Sie auch der Jünger, den der Herr als jemanden sieht, der Gott wirklich liebt. Dies ist das Bekenntnis des Petrus in Vers 17, wo er sagt: „Du weißt, dass ich dich liebe.“ Das ist die herrliche zweifältige Definition Ihres Lebens in Gott. Dies ist Ihre Identität als neue Schöpfung in Christus. Sie sind der, den Gott liebt, und Sie lieben Gott wirklich. Selbst wenn Sie die Schwachheit Ihres Fleisches entdecken, beschreiben diese beiden Grund-Bekenntnisse Ihre geistliche Identität am besten. Johannes hat den Herrn in jener Nacht genauso verleugnet wie Petrus. Anders als so viele von uns fiel er aber nicht in ein emotionales Loch der Selbstbeschuldigung und Selbstzerstörung. Ihm war bewusst, dass der Herr ihn auch inmitten seiner Fehler liebte. Wir finden große Kraft und Freiheit in der Weigerung, auf die Anschuldigungen des Feindes zu hören und uns in unserer Identität als Menschen, die Gott wirklich lieben, beirren zu lassen. Zu wissen, wer wir im Herrn sind, beginnt mit dem Bekenntnis des Johannes, der Überzeugung: „Ich bin der, den Gott liebhat, auch mit all der Sünde. Ja, ich bin der, den Gott liebhat. Ja, ich bin der, über den sich Gott freut.“ Das ist das erste Bekenntnis. Ich sage dem Herrn gerne: „Ich bin geliebt, und ich liebe; deshalb bin ich erfolgreich.“ Die Gesamtheit dieses Bekenntnisses ist wichtig, weil diese geistliche Identität erneuert. Der erste Teil des Bekenntnisses, zu wissen, wer wir im Herrn sind, ist nur ein Teil der Erneuerung. Der nächste Schritt ist, an dem Bekenntnis „Ich liebe Gott“ festzuhalten. 34 / VERLIEBT IN DICH Die eigene Definition als Liebender finden Manchmal läuft in meinem Dienst eine Weile alles gut, und dann wieder gibt es schlechte Zeiten, in denen ich die Salbung der Gegenwart Gottes nicht spüren kann und die Leute sich anscheinend langweilen. Manchmal sind meine Lebensumstände gesegnet, und dann wiederum gibt es Zeiten, in denen ich kaum Segen erkenne. Manchmal geht es meiner Gesundheit sehr gut, und manchmal ist sie angegriffen. Manchmal sind meine wichtigsten Beziehungen gesund, manchmal sind sie angeknackst. Aber alle diese Umstände verändern niemals die Tatsache, den Urgrund der Wahrheit, dass ich geliebt bin und dass ich liebe. Vor Gott bin ich erfolgreich – absolut. Und wenn ich auf allen Gebieten meines Lebens unter Druck gerate, tröstet mich dieses Bekenntnis und befreit mich aus Verzweiflung: Ich bin geliebt. Ich liebe. Deshalb bin ich erfolgreich. Petrus fiel es vielleicht schwerer diese Worte zu sagen als Johannes, aber Ihnen braucht es nicht mehr schwer zu fallen. Sie müssen nicht länger auf die Stimme des Anklägers hören, die sich vielleicht durch Ihren Ehepartner, Ihre Kinder, Ihre Eltern oder besten Freunde äußert. Ja, man könnte Sie tatsächlich ganz anders bezeichnen. Vielleicht definiert man Sie sogar durch Ihre Schwächen, Fehler und Ihr Versagen. Vergessen Sie aber nie, dass nicht Ihre Schwierigkeiten Ihr Wesen, Ihre Existenz ausmachen, sondern die Tatsache, dass Sie Gott lieben und dass er Sie liebt. Das ist die grundlegende, die wichtigste Aussage über Ihrem Leben. Diese gewaltige Definition bewirkt lebenslange Bußbereitschaft, die in uns immer mehr heranreift. Das Wissen, wer er ist und wer wir in ihm sind, erweckt uns auf Dauer selbst, und das hat Auswirkungen auf jeden Menschen, dem wir begegnen. Und sollten Sie Gesundheit und Dienst verlieren, sollten Ihre Beziehungen zerbrechen und geistliche Angriffe Sie überwältigen: Wenn Sie wirklich wissen, dass Sie geliebt sind, und wenn Sie sich bemühen zu lieben, sind Sie in den Augen Gottes erfolgreich. Ich freue mich auch über Wohlergehen auf anderen Gebieten, aber ich weiß ganz sicher: Wenn nichts anderes passiert und wenn alles andere zerbricht, dann bin ich doch erfolgreich. Keiner kann mir das nehmen. Keiner. Der Teufel nicht, Feinde nicht, Freunde nicht. IHRE IDENTITÄT ALS GELIEBTER / 35 Am Bekenntnis des Liebenden festhalten Angesichts von Schmerz und Druck erkläre ich vor Gott: „Ich bin geliebt, und ich liebe dich. Deshalb bin ich erfolgreich. Ich liebe dich, auch wenn meine Liebe erst ein Samenkorn und noch unreif ist. Obwohl meine Liebe schwach ist, ist meine Seele darauf ausgerichtet zu lieben.“ Ein Grund, weshalb Gott Belastungen zulässt, ist, dass diese unsere Seele auf die Realität verweisen. Der Schmerz der Belastung treibt uns in die Stille. In schwierigen Umständen klammern sich viele an das Bekenntnis, dass es irgendwie schon wieder aufwärts gehen wird. Dies aber ist dem überlegen: Ich bin geliebt, und ich liebe, deshalb bin ich erfolgreich. Schmerz wird Sie an den einzigen Ort treiben, der Trost bietet – zu diesem Bekenntnis, dem Bekenntnis, das unser Herz vor der Verzweiflung bewahrt. Wenn ich unter Druck gerate, verberge ich mich in der Stille – wo meine Seele neu ausgerichtet wird. Dort finde ich den Geist des Lebens, und ich werde innerlich erfrischt. Es ist wie mit Muskeltraining. Mein Herz macht mir diese absolute Wahrheit immer größer, dass ich geliebt bin, dass ich liebe und dass ich deshalb erfolgreich bin. Niemand kann Ihnen Ihren Erfolg verwehren – kein zorniger, eifersüchtiger Saul, keine feindlichen Philister, keine Macht des Satans. Niemand kann es mir nehmen, erfolgreich zu sein nach Gottes absoluter Definition von Erfolg. Weil der Sohn Gottes, der ewige himmlische Bräutigam, uns als die Freude seines Herzens erwählt hat, ist es undenkbar, dass wir je unbedeutend sein könnten. Er hat uns auserwählt, in jenem riesigen, ewigen, expandierenden Reich zu herrschen und zu regieren, das Reich Gottes genannt wird. Wir sind es, für die sein Herz schlägt. Wir sind es, nach denen er sich sehnt. Wir sind es, die er als sein Erbe erwartet. Aufgrund dieses Wissens ist es undenkbar, dass wir in trauriger Bedeutungslosigkeit verkümmern. Wenn wir nur erkennen könnten, wer wir seinetwegen sind! Selbstbewusst können wir sagen: „Vielleicht werde ich nie einen großen Dienst versehen, vielleicht werde ich nie eine erfolgreiche Firma haben, vielleicht werde ich in menschlichen Kategorien nie besonders anerkannt werden, aber ich werde nie unbedeutend sein. 36 / VERLIEBT IN DICH Ich bin der, den er liebt. Ich bin der, für den er starb. Ich bin der, nach dem er sich sehnt. Ich bin der, den er erwartet.“ Deshalb kann ich nie wieder unbedeutend sein – und Sie auch nicht!