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Friedrich | Geschichte - Andere deutsche Kaiser und Könige
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Friedrich 35 Seiten, 35'060 Wörter, 243'637 Zeichen
Friedrich (mittelhochd. Friderîch, »Friedensfürst«, lat. Fridericus, franz. Frédéric, engl. Frederick), deutscher Vorname, Name
zahlreicher Fürsten.
Übersicht nach den Ländern.
Deutsche Kaiser 1-4.
Anhalt 5.
Baden 6-8.
Brandenburg 9-12.
Braunschweig 13.
Dänemark 14-20.
Hessen 21-23.
Hohenzollern 24, 25.
Liegnitz 26.
Mainz 27.
Mecklenburg 28-31.
Meißen 32-37.
Niederlande 38-40.
Österreich 41-43.
Pfalz 44-48.
Preußen, Könige 49-54.
" Prinzen 55-57.
Sachsen 58-62.
Schleswig-Holstein 63-65.
Schwaben 66, 67.
Schweden 68.
Sizilien 69.
Thüringen, s. Meißen 32-37.
Württemberg 70.
[Deutsche Kaiser.] 1) Friedrich I., Barbarossa, »der Rotbart«, als Herzog von Schwaben Friedrich III., geboren um 1123, Sohn
des Herzogs Friedrich II. von Schwaben, des Bruders von König Konrad III., und Judiths, einer Schwester des Welfen Heinrich des
Stolzen. Seiner Abstammung entsprechend, nahm er in Konrads III. Streit mit den Welfen vielfach eine vermittelnde Stellung ein.
Großen Ruhm erwarb sich Friedrich, der zu Anfang 1147 seinem Vater im Herzogtum Schwaben gefolgt war, auf dem unglücklichen
Kreuzzug Konrads III. (1147-48), wo er namentlich die Griechen für ihre Treulosigkeit mit Strenge züchtigte. 1149 eilte er Konrad
voraus nach Deutschland, wo
forlaufend er die durch die Welfen gestörte Ruhe wiederherstellte, aber den von Konrad gewollten strengen Maßregeln gegen
dieselben entgegentrat und einen für sie noch günstigen Frieden vermittelte. So hielt sich Friedrich denn auch von dem letzten,
kläglich endenden Kampf Konrads gegen Heinrich den Löwen gänzlich fern. In der Erkenntnis von der Notwendigkeit eines
dauernden Friedens mit den Welfen und von Friedrichs schon in seiner Abstammung liegender Fähigkeit, einen solchen zu stande zu
bringen, empfahl Konrad III. selbst sterbend Friedrich zum Nachfolger. Am 5. März 1152 wurde Friedrich von den Fürsten in Frankfurt
a. M. zum deutschen König gewählt, 9. März in Aachen gekrönt. In seinem Äußern schildern die Zeitgenossen Friedrich als von
frischer, weiß und roter Gesichtsfarbe, mit blondem, ins Rötliche spielendem, lockigem Haar und Bart, klarem und lebhaftem Blick,
kräftigen und schnellen Bewegungen, von heiterm Gesichtsausdruck, den fast stets ein Lächeln umschwebte.
In F. lebte ein frischer und männlicher Geist. Scharfsinn, Entschlossenheit, Leutseligkeit und Freigebigkeit, ein edles Streben
nach Ruhm werden ihm nachgerühmt. Aber auch unerbittliche Strenge und, gereizt, sich zur Grausamkeit verirrende Härte waren ihm
eigen. Die Schwierigkeiten, die einer starken Monarchie von seiten des Papsttums und der mächtigen Reichsvasallen
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entgegenstanden, waren allerdings bedeutend. Die letztern suchte Friedrich durch große Schenkungen zu gewinnen und im reichen
Italien die Mittel zur Verstärkung seiner Macht zu erlangen.
Schon im Herbst 1154 unternahm er seinen ersten Römerzug, hielt auf den Ronkalischen Gefilden Gericht und Heerschau und
ließ sich 1155 in Pavia mit der lombardischen und in Rom 18. Juni von Hadrian IV. mit der Kaiserkrone krönen, nachdem er dem
Papste den Reformprediger Arnold von Brescia zum Feuertod ausgeliefert hatte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland schlichtete
er 1156 den Streit über das Herzogtum Bayern, welches Heinrich der Löwe zurückerhielt, während Österreich zu einem Herzogtum
erhoben wurde.
Friede und Recht wurden überall im Reich wiederhergestellt oder befestigt. So konnte Friedrich im Frühjahr 1158 mit einem
stattlichen Heer wieder nach Italien ziehen, wo seine Gegner sich um das mächtige Mailand einigten und auch der Papst denselben
sich zuneigte. Nach vierwöchentlicher Belagerung ergab sich Mailand im September 1158. Auf einer großen Versammlung der
italienischen Großen auf den Ronkalischen Feldern wurde die volle Herstellung aller einst den römischen Imperatoren zustehenden
Rechte beschlossen.
Als die Durchführung dieses Beschlusses die Freiheit der Städte zu vernichten drohte, griffen diese, voran wieder Mailand, zu
den Waffen. Im Winter 1159-60 zerstörte Friedrich Crema und hielt dann ein Konzil zu Pavia, wo er den von den wenigen kaiserlich
gesinnten Kardinälen ungesetzlich erwählten Viktor IV. als Papst anerkannte, den thatkräftigen und begabten, aber hierarchischen
Alexander III. dagegen verwarf: seitdem fiel Friedrichs Kampf gegen die Lombarden und gegen die Hierarchie zusammen.
Nach zweijähriger Belagerung wurde 1162 Mailand bezwungen, seine Einwohnerschaft in Flecken angesiedelt, die Stadt ihren
lombardischen Gegnern zur Zerstörung preisgegeben. Alle Städte beugten sich und nahmen die von Friedrich ihnen gesetzten
Podestas (Gewaltboten, Statthalter) auf. Die Lombardei lag zu Friedrichs Füßen, dessen Macht damals ihren Höhepunkt erreicht
hatte. Er kehrte nach Deutschland zurück, belehnte König Waldemar mit Dänemark, vermochte aber die wachsende Anerkennung
Alexanders III. nicht zu hindern, selbst als er auf dem Reichstag zu Würzburg 1165 die Fürsten zur Anerkennung des nach Viktors IV.
Tod neugewählten Gegenpapstes Paschalis III. genötigt hatte.
Ein Besuch Friedrichs in Oberitalien 1164 brachte den furchtbar geknechteten Lombarden nicht die gehoffte Erleichterung; zur
Abschüttelung des Joches entstand im Osten Oberitaliens unter Leitung Veronas und Paduas ein Bund. Den von seiner Fluchtreise
aus Frankreich nach Rom zurückgekehrten Alexander III. zu stürzen und die Anerkennung des von ihm eingesetzten zweiten
Gegenpapstes zu erzwingen, zog Friedrich 1166 zum drittenmal mit Heeresmacht nach Italien. Unbekümmert um die Gärung in
seinem Rücken, wo Cremona einen Bund der Städte stiftete, zog er über den Apennin, belagerte das von den Griechen und den dem
Papst verbündeten Normannen aufgereizte Ancona vergeblich, zog dann vor Rom, erstürmte 1167 die Leostadt und die brennende
Peterskirche und ließ seine Gemahlin dort durch Paschalis III. krönen. Schon hatten nach Alexanders III. Flucht die Römer sich
unterworfen, als eine furchtbare Pest (August 1167) ausbrach und Friedrich mit seinem völlig zusammenschwindenden Heer zu
schleunigster Flucht nötigte. Nun brach der Aufstand auch in der Lombardei offen aus, und unter großen Gefahren entkam Friedrich
nach Burgund.
Auch in Deutschland fand er traurige Zustände: die sächsischen Fürsten standen in offenem Kampf gegen den übermütigen und
übermächtigen Heinrich den Löwen, der Landfriede war überall gestört, wüste Fehden herrschten. Mit Nachdruck stellte Friedrich die
Ordnung wieder her. Dem dritten Gegenpapst, Calixtus III., Anerkennung zu verschaffen, mußte er aber zu den äußersten
Gewaltmaßregeln greifen, unter denen namentlich die zu Alexander III. haltenden Gebiete von Salzburg, Österreich und Böhmen zu
leiden hatten.
Dennoch drang Friedrich hiermit nicht durch; dagegen war er glücklich in der Erweiterung seines Hausbesitzes, indem ihm
namentlich durch den Erbvertrag mit Herzog Welf VI. glänzende Aussichten eröffnet wurden. Erst 1174 konnte Friedrich wieder nach
Italien ziehen, wo inzwischen der Cremoneser und der Veroneser Bund zu dem großen lombardischen Städtebund geeinigt, Mailand
wiederhergestellt und der Anhang Friedrichs zum Anschluß an dessen Feinde gezwungen worden war. Alessandria, die
Bundesfestung der Lombarden, wurde belagert; doch mußte Friedrich bei Annäherung eines Entsatzheers und nach einem
vergeblichen Sturm die Belagerung aufheben. Er sandte nun um Verstärkungen nach Deutschland; Heinrich der Löwe verweigerte
jede Hilfe, und selbst Friedrichs persönliche Bitte auf einer Zusammenkunft im März 1176, vermutlich zu Chiavenna, blieb resultatlos
(der Fußfall Friedrichs gehört in die Sage). So wurde Friedrich denn 29. Mai 1176 von den Lombarden bei Legnano total geschlagen.
Nun entschloß er sich auf Andringen der geistlichen Fürsten Deutschlands zum Frieden mit Alexander III. Da dieser jedoch nicht
ohne seine lombardischen Bundesgenossen abschließen wollte, kam es erst nach langen Unterhandlungen 1. Aug. 1177 in Venedig
zum Frieden mit Alexander, der nun anerkannt wurde, und zu einem sechsjährigen Waffenstillstand mit den in ihren Rechten
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gelassenen lombardischen Städten. Auf derselben Grundlage kam dann mit diesen 1183 zu Konstanz der endgültige Friede zu
stande. Nach Deutschland zurückkehrend, ließ sich Friedrich zum König von Burgund krönen, ächtete den treubrüchigen Heinrich
den Löwen, der mit seinen Vasallen in Sachsen in erbittertem Kampf lag, besiegte ihn 1180 und 1181 mühelos und gab Westfalen an
das Erzbistum Köln, Ostsachsen an Bernhard von Anhalt; Braunschweig
forlaufend und Lüneburg blieben dem Welfen, der auf mehrere Jahre in die Verbannung gehen mußte. Friedrichs Macht stand
glänzender da als zuvor; das zeigte namentlich das berühmte, Pfingsten 1184 zu Mainz gefeierte Fest der »Schwertleite« seiner
beiden ältesten Söhne, König Heinrichs (seit 1169) und Friedrichs. Wegen der endgültigen Entscheidung über die streitigen
Mathildischen Güter, die Friedrich 1177 einfach behalten hatte, und über seinen Plan, seinen Sohn Heinrich noch bei seinen
Lebzeiten zum Kaiser gekrönt zu sehen, zerfiel Friedrich noch einmal mit der Kurie, trug aber, durch die Lombarden und die
deutschen Bischöfe eifrig unterstützt, einen vollständigen Sieg davon. 1186 vermählte er zu Mailand seinen Sohn Heinrich mit
Konstanze, der Erbin des Normannenreichs in Unteritalien und Sizilien, und ließ ihn zum »Cäsar« krönen.
Als erster Fürst der Christenheit geehrt, wollte Friedrich auch den Pflichten eines solchen nachkommen; deshalb nahm er 1188
das Kreuz und rüstete zum Zug zur Befreiung Jerusalems. Im Mai 1189 brach er von Regensburg mit einem glänzenden Heer auf,
zog durch Ungarn, Serbien und Griechenland, wo er Verrat und Feindschaft durch Strenge vergelten mußte, und betrat, von Gallipoli
aus übersetzend, 29. März 1190 den Boden Asiens. Unter furchtbaren Entbehrungen und großen Verlusten erreichte das Heer
Ikonion, wo es wie durch ein Wunder über die feindliche Übermacht einen glänzenden Sieg davontrug (18. Mai). Ungefährdet kam
man dann in das christliche Armenien. Den Taurus übersteigend, wandte sich das Heer südwärts nach Selefke (Seleukia), um dies
durch das sehr mühsam zu passierende Bergland am Kalykadnos (Gök-su) zu erreichen.
Den schwierigen Weg abzukürzen und vor dem Heer Selefke zu erreichen, schlug Friedrich 10. Juni 1190 einen andern, direkt in
das Thal des Gök-su hinabführenden Pfad ein. Bei der Mittagsrast am Flusse suchte er trotz der Warnungen seiner Begleitung
Erquickung in einem Bad, aber von einem Schlagfluß gelähmt, ward er von den Wellen weggerissen und als Leiche aus dem Fluß
gezogen. Friedrichs Herz und Eingeweide wurden in Tarsos, das von den Gebeinen gelöste Fleisch in Antiochia, die Gebeine
wahrscheinlich in Tyrus bestattet. In Deutschland erregte die Kunde allgemeine Trauer, besonders in den untern Schichten der
Nation; in den spätern Zeiten der Ohnmacht Deutschlands galt Friedrich als der mächtigste Herrscher des Reichs, und man ersehnte
seine Rückkehr; daher wurde die eigentlich seinen Enkel Friedrich II. betreffende Sage, er sei gar nicht gestorben, auf ihn übertragen.
Nach dieser Sage schläft er nur in dem Untersberg bei Salzburg oder in dem Kyffhäuser in Thüringen, um, wenn es notthut, zu
künftiger Rettung Deutschlands wieder aufzustehen. Unterdes wächst der rote Bart durch den Tisch von Stein, und von Zeit zu Zeit
bewegt der Kaiser das blonde Haupt, um zu vernehmen, ob die Raben noch um den Berg kreisen oder die Stunde des Erwachens für
ihn erschienen sei und das goldene Zeitalter für Deutschland beginnen solle. Nächst Karls d. Gr. Heldenthaten ist keines deutschen
Kaisers Angedenken tiefer mit dem Volksbewußtsein verwachsen, keinen hat das Lied und die Sage mehr verherrlicht als Friedrich
den Rotbart.
Vgl. J. ^[Johannes] Voigt, Geschichte des Lombardenbundes und seines Kampfes mit Kaiser Friedrich I. (Königsb. 1818);
Friedrich v. Raumer, Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, Bd. 2 (5. Aufl., Leipz. 1878);
Prutz, Kaiser Friedrich I. (Danz. 1871-73, 3 Bde.);
Kallsen, Friedrich Barbarossa (Halle 1882);
Dettloff, Der erste Römerzug Friedrichs I. (Götting. 1877);
Ribbeck, Friedrich I. und die römische Kurie 1157-59 (Leipz. 1881);
Scheffer-Boichorst, Kaiser Friedrichs I. letzter Streit mit der Kurie (Berl. 1866);
Fischer, Geschichte des Kreuzzugs Friedrichs I. (Leipz. 1870).
2) Friedrich II., Enkel des vorigen, Sohn des Kaisers Heinrich VI. und der Konstanze von Neapel, als König von Sizilien Friedrich
I. genannt, geb. 26. Dez. 1194 zu Jesi in der Mark Ancona, ward, noch ungetauft, von den deutschen Fürsten zum dereinstigen
Nachfolger seines Vaters ernannt und schon im 4. Lebensjahr durch den Tod seines Vaters (28. Sept. 1197) Erbe der Krone von
Sizilien. In kurzem auch seiner Mutter beraubt, die ohnmächtig unter den aufständischen Großen die Vormundschaft über ihn dem
Papst Innocenz III., den sie als ihren Lehnsherrn anerkannte, übertragen hatte, verlebte das Kind von Apulien zu Palermo eine
überaus klägliche Jugend; aber frühzeitig ward er Meister seines Willens und seiner vielseitigen Begabung. Im 14. Jahr erklärte ihn
der Papst für mündig, und bald nachher vermählte er ihn mit der zehn Jahre ältern Konstanze, der Tochter des Königs Alfons von
Aragonien, der kinderlosen Witwe des Königs Emmerich von Ungarn.
Als nun der Kaiser Otto IV. nach dem Tod seines Gegners Philipp von Schwaben mit dem Papst zerfiel, forderte dieser 1210 die
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deutschen Fürsten auf, einen andern Kaiser zu wählen, und schlug den jungen Friedrich vor. Dieser erhielt 1211 die Einladung, nach
Deutschland zu kommen, um die Königskrone zu empfangen. Der 18jährige Jüngling, vom Geist seines Ahnen Barbarossa ergriffen,
folgte, nachdem er seinen erstgebornen Sohn, Heinrich, zum König von Sizilien hatte krönen lassen, dem Ruf, leistete Innocenz zu
Rom noch einmal den Lehnseid, empfing dessen Segen und brach darauf, machtlos und einem Pilger gleich, in Begleitung eines
päpstlichen Legaten und weniger Großen Siziliens in abenteuerlicher Weise zur See über Genua nach der Lombardei auf, sein
väterliches Reich zu erobern.
Glücklich gelangte er auf beschwerlichem Weg 1212 über die Alpen und gewann seinem Gegner Konstanz ab, dann auch
Breisach, den Schlüssel des Reichs, worauf ganz Schwaben, ja die meisten deutschen Fürsten und Städte dem ebenso freigebigen
wie ritterlichen Hohenstaufen zufielen. Friedrich schloß sogleich ein Bündnis mit König Philipp August von Frankreich gegen Otto,
trieb diesen den Rhein hinab und ließ sich 1215 in Aachen krönen. Mit dem Glück entwickelten sich in dem jugendlichen Fürsten
immer umfassendere Pläne.
Zunächst lag ihm daran, die Fürsten des Reichs für die Wahl seines Sohns Heinrich zum römischen König zu gewinnen; sodann
hoffte er trotz seines Versprechens, nach erlangter Kaiserkrone seinen Sohn aus der väterlichen Gewalt entlassen und sich selbst
nicht mehr König von Sizilien nennen zu wollen, vom Papste die Vereinigung Siziliens und des Kaiserreichs in seiner Person
zugestanden zu erhalten. Beides gelang ihm wider Erwarten. Um des Reichsfriedens willen und aus Dankbarkeit für die von Friedrich
gewährten Hoheitsrechte erwählten die Reichsfürsten den jungen Heinrich, der schon im Sommer 1216 mit seiner Mutter nach
Deutschland gekommen war, im April 1220 kurz vor Friedrichs Aufbruch nach Italien in Frankfurt zum römischen König. Der
Nachfolger Innocenz' III., der milde und friedliebende Honorius III., erkannte, wenn auch widerwillig, die Personalunion des Reichs
und Siziliens an und setzte Friedrich 22. Nov. 1220 in Rom die Kaiserkrone auf. Friedrich seinerseits kam den Wünschen der Kirche
durch bedeutende Konzessionen, durch Erlassung strenger Gesetze gegen die Ketzer und die in den städtischen Kommunen zum
Nachteil der kirchlichen Macht
forlaufend erlassenen Statuten, sodann durch die Erneuerung des schon in Deutschland aus eignem Antrieb abgelegten
Kreuzzugsgelübdes entgegen. Im August des nächsten Jahrs sollte er nach dem Orient aufbrechen. Bis dahin hoffte er der im
Königreich seit dem Tod seines Vaters eingerissenen zügellosen Willkürherrschaft der Großen und dem Ungehorsam der Sarazenen
auf dem Inselland ein Ende zu machen. Mit staatsmännischer Einsicht und rücksichtsloser Machtentwickelung ging er, auch der
Geistlichkeit gegenüber, an die Restitution der königlichen Rechte.
Die widerspenstigen Großen mußten sich beugen; nur die Unterwerfung der Sarazenen war in so kurzer Zeit nicht
durchzusetzen. Wiederholt schob Honorius, der die Verwirklichung seines heiß ersehnten Ziels, der Eroberung Jerusalems, nur von
der Macht des Kaisers hoffen konnte, den Kreuzzug, zuletzt im Juli 1225, auf weitere zwei Jahre hinaus. Um Friedrich, der übrigens
von seinem Ernst hinsichtlich des Kreuzzugs durch umfangreiche Rüstungen bereits hinlänglich Zeugnis abgelegt hatte, auf das
engste an die päpstlichen Interessen im Orient zu fesseln, bestimmte er ihn zur Vermählung mit Jolante, der Tochter Johanns von
Brienne, Königs von Jerusalem.
Der zweijährige Aufschub reichte zwar aus, den Geist der Rebellion im Königreich, besonders durch die Verpflanzung der
Sarazenen nach der Stadt Luceria in der Landschaft Capitanata, zu brechen, aber nicht den der auf ihre Macht trotzenden
Lombarden. Als sie Friedrich zum Reichstag nach Cremona berief, blieben die Mailänder mit ihren Anhängern aus und erneuerten 6.
März, im ganzen 15 Städte, den alten Lombardenbund. Friedrich ließ sich im Augenblick daran genügen, über sie die Acht
auszusprechen, und willigte ein, als Honorius seine Vermittelung anbot, die so einseitig ausfiel, daß zwar die Rechte der Kirche, nicht
aber die des Reichs gewahrt waren.
Selbst diese parteiische Entscheidung erkannte an, um den Kreuzzug nicht wiederum verzögern zu müssen. Dennoch verfiel er
dem Bann von seiten des Nachfolgers des Honorius, des leidenschaftlichen Gregor IX., als er 1227 zwar sich in Brindisi nach
Palästina einschiffte, aber, auf der See erkrankt, wieder umkehrte. Dennoch erfüllte Friedrich sein Gelübde und trat im Juni 1228 den
Kreuzzug an. Aber der unversöhnliche Papst betrieb in Deutschland den Sturz der staufischen Dynastie und die Wahl eines
Gegenkönigs; ein Heer geworbener Schlüsselsoldaten fiel in das Königreich Neapel ein und eroberte es fast ganz. Im Königreich
Jerusalem suchte der fanatische Haß der vom Patriarchen geführten Päpstlichen die Pläne Friedrichs zu vereiteln, ja ihm den
Untergang zu bereiten. Gleichwohl zog Gregor in allen Stücken den kürzern.
Auf die Nachricht von dem Verlust seines Königreichs wußte Friedrich den Sultan Alkâmil zu einem für die Christen höchst
vorteilhaften zehnjährigen Vertrag zu bewegen; dann brach er, nachdem er sich zu Jerusalem in der Grabeskirche 18. März 1229
selbst die Krone auf das Haupt gesetzt hatte, nach Italien auf, eroberte sein Königreich wie im Flug zurück und zwang dem noch
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immer starren Gregor doch endlich, vornehmlich durch den von den deutschen Fürsten, die über die reichsfeindlichen Agitationen der
Päpstlichen empört waren und von der staufischen Dynastie nicht lassen wollten, ausgeübten Nachdruck, im August 1230 den
Frieden von San Germano ab, der freilich nur die Geltung eines Waffenstillstandes hatte; denn die königliche Macht, deren Entfaltung
und Befestigung der Kaiser nunmehr in seinem Erbreich Sizilien seine ganze Thätigkeit zuwandte, blieb für die römische Kirche ein
Stein des Anstoßes.
Die ganze staatliche, wirtschaftliche und militärische Neuorganisation des Königreichs im Sinn des aufgeklärten Absolutismus
erhielt ihren Ausdruck durch ein neues Gesetzbuch, die sizilischen Konstitutionen, an deren Abfassung neben dem Kaiser der
Erzbischof Jakob von Capua, dann auch der Großhofrichter Peter de Vinea den vornehmsten Anteil hatten. Trotz des päpstlichen
Zorns über diese ruchlosen Gesetze wurden sie im August 1231 zu Melfi publiziert. So erstarkt, zögerte Friedrich nicht, an die Stillung
der Zwietracht in ganz Italien zu gehen.
Auf den 1. Nov. schrieb er einen Reichstag nach Ravenna aus, worauf die feindlichen Kommunen in der Lombardei den
Lombardenbund erneuerten und sich mit Friedrichs eignem Sohn Heinrich, der bisher in Deutschland vieles zur Unzufriedenheit des
Vaters unternommen hatte und 1235, von gewissenlosen Ministerialen bethört, zum offenen Aufstand überging, verbanden. Friedrich
erschien ohne Heer in Deutschland, Fürsten und Städte schlossen sich ihm an; Heinrich mußte sich demütigen und ward über die
Alpen geschickt, wo er 1242 zu Martorano starb. Friedrich verheiratete sich 1235, seit 1227 zum zweitenmal verwitwet, mit Isabella,
der Schwester König Heinrichs III. von England.
Dann hielt er einen glänzenden Reichstag zu Mainz, übergab daselbst dem einzigen Nachkommen Heinrichs des Löwen, Otto,
seine Stammländer als Herzogtum, endete so den langen Streit zwischen Hohenstaufen und Welfen und sicherte sich Schwaben und
andres Erbgut. Hierauf wurden die Rechte der Fürsten, meist auf Kosten der Freiheiten der Städte, bestätigt und ein allgemeiner
Landfriede in deutscher Sprache bekannt gemacht. Huldigend erschienen die Stände von Arelat und Burgund: Friedrich stand auf der
Höhe seines Glückes. 1236 entriß er dem widerspenstigen Herzog Friedrich dem Streitbaren Österreich und Steiermark und nahm
diese Herzogtümer in eigne Verwaltung und erreichte 1237 die Wahl seines zweiten Sohns, Konrad, zum römischen König.
Mit stattlicher Reichsmacht brach Friedrich darauf nach der Lombardei auf und erfocht 27. Nov. 1237 über die Mailänder den
großen Sieg von Cortenuova; nun zogen sich aber die Lombarden hinter die Mauern ihrer schwer einnehmbaren Städte zurück und
schöpften neuen Mut infolge der mißglückten Belagerung von Brescia, und als Friedrich seinen natürlichen Sohn Enzio mit einer
sardinischen Fürstin vermählte und, trotz des Widerspruchs des Papstes, als König von Sardinien ausrufen ließ, traf ihn ein neuer
Bannfluch (20. März 1239). Gregor begann den Vernichtungskampf mit einer Denkschrift voll der schwersten und ungerechtesten
Anklagen zum Beweis der Ketzerei des Kaisers, wogegen dieser in einer Verteidigungsschrift protestierte und die Hilfe aller
christlichen Fürsten aufrief.
Zugleich betrieb Gregor im Deutschen Reich die Erhebung eines Gegenkönigs, der sich aber weder in Deutschland noch in
Dänemark, Frankreich und England finden wollte, und rief die sizilischen Großen zur Empörung auf. Friedrich brach indessen in den
Kirchenstaat ein, den er 1240 bis auf Rom eroberte, und 3. Mai 1241 erfocht Friedrichs Flotte unter König Enzio in der Nähe der Insel
Monte Cristo einen glänzenden Sieg über die genuesische, auf welcher sich die von Gregor zu einem Konzil nach Rom berufenen,
dem Kaiser feindlichen Prälaten Frankreichs und Spaniens befanden. Nachdem 21. Aug. 1241 Gregor IX. gestorben, schien die erst
zwei Jahre danach erfolgte Wahl des Friedrich befreundeten Innocenz IV. den italienischen wilden Parteikämpfen eine Schranke zu
setzen; doch scheiterten die Unterhandlungen zwischen Papst und Kaiser, in denen dieser vor allem die Lösung vom
forlaufend Bann verlangte, daran, daß Innocenz, ganz für die hierarchischen Pläne gewonnen, 1244 über Genua nach Lyon floh.
Dorthin berief er eine große Kirchenversammlung (1245) und bestand darauf, daß der Kaiser persönlich erscheinen solle, um sich
von der Anklage des Meineides, Friedensbruchs, Kirchenraubes, der Heiligenschändung und Ketzerei zu reinigen, entsetzte den
Kaiser, der hierauf nicht einging, 17. Juli aller seiner Würden, befahl den Deutschen die Wahl eines neuen Königs, verband sich auf
das engste mit den Lombarden und ward sogar Teilnehmer einer Verschwörung zur heimlichen Ermordung des Kaisers, die aber
entdeckt ward.
Wohl stellte sich Friedrich dem Bannfluch kühn entgegen, erließ an alle Monarchen Europas Schreiben, worin er die
Rechtmäßigkeit seines Strebens nach Befreiung der weltlichen Macht von den Ketten der Hierarchie darzustellen suchte, und
entwickelte in Deutschland und Italien eine außerordentliche Thätigkeit zur Verteidigung seiner Rechte; die Geistlichen, welche gegen
ihn das Kreuz und Rebellion predigten, und die Kriegsgefangenen bestrafte er mit dem Tod. Indessen predigten Scharen von
Bettelmönchen im ganzen römischen Reich erfolgreich den Abfall vom Kaiser, und in Deutschland erhoben zuerst die geistlichen
Fürsten das Banner des Aufruhrs und wählten den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen, nach dessen Tod (1247) Wilhelm von
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Holland zum Gegenkönig. Friedrich erhielt aus Deutschland nun keinen Zuzug mehr, und auch die Kräfte Siziliens waren erschöpft.
Die Niederlage, welche er vor Parma 18. Febr. 1248 erlitt, vernichtete seine letzte Streitmacht. Die Bolognesen nahmen in dem
Treffen bei Fossalta (26. Mai 1249) Friedrichs Lieblingssohn, König Enzio, gefangen, und sein vertrautester Rat, Peter de Vinea,
wurde, von den Päpstlichen bestochen, zum Verräter seines Herrn. Nicht überwunden, aber wegen Erschöpfung seiner Hilfsmittel
ohne Aussicht auf dauernden Sieg und innerlich gebrochen, starb Friedrich 13. Dez. 1250 zu Fiorentino in Apulien. Im Testament
hatte er seinen Sohn, den römischen König Konrad IV., und für den Fall, daß dieser kinderlos sterben sollte, Isabellas Sohn Heinrich
und dann in gleichem Fall Manfred, den Sohn seiner Geliebten Blanca von Lancia, mit der er sich erst auf dem Sterbebett trauen ließ,
zu Haupterben ernannt. Für seinen unehelichen Sohn Friedrich von Antiochia (gest. 1258) hatte er Toscana bestimmt. - Ein an
Schicksalen und Bestrebungen reicheres Fürstenleben als das Friedrichs II. hat das ganze Mittelalter nicht aufzuweisen, und
überhaupt kennt die Geschichte niemand, der bei solcher Fülle des Gemüts, bei solcher Unerschöpflichkeit seiner Pläne und Mittel,
bei so raschem Wechsel von Glück und Unglück eine größere Elastizität des Geistes und Charakters gezeigt hätte als Friedrich.
Unter allen Hohenstaufen ist ihm an geistigen Vorzügen keiner gleichzustellen, in sittlicher Beziehung aber steht ihm sein Großvater
Friedrich I. weit voran. Friedrich war dem sinnlichen Genuß über Gebühr ergeben.
Krieger und Dichter, Gesetzgeber und Künstler, mit dem Kreuz bezeichnet und doch von den Christen verraten und von
Sarazenen geehrt, heftig in der Liebe wie im Haß, fromm und Ketzer, in seiner Ansicht über Kirchentum und Papst seiner Zeit weit
vorauseilend und doch ihr huldigend, einen Städtebund bekämpfend und anderswo die Städte hebend, endlich, fast sein Ziel
erreichend, vom Schicksal selbst erreicht, ist Friedrich eine schwer festzuhaltende, schwer zu begreifende und doch bei allen Fehlern
bezaubernde und unwiderstehliche Erscheinung.
Von seiner Irreligiosität hat die päpstliche Partei viel Übertriebenes ausgesagt. Nicht zu leugnen möchte sein, daß Friedrich im
Umgang mit Menschen so verschiedenen Glaubens, so geistreich und so genial, oft in bitterster Stimmung gegen die Kirche, den
strengen Kirchenglauben zwar, wenn es die Umstände zu fordern schienen, äußerlich bekannt, im Herzen aber nur zum kleinsten Teil
zu dem seinigen gemacht habe. Trotzdem er sich wenig um Deutschland gekümmert und selten dagewesen, blieb er dem deutschen
Volk als letzter gewaltiger Vertreter des großen Staufengeschlechts in lebendigstem Gedächtnis; man hielt ihn nicht für tot, und noch
30 Jahre nach seinem Tode traten Männer auf, die sich für Friedrich ausgaben und viel Anhang fanden; ja, die Sage vom
Zauberschlaf in einem Berg bezieht sich ursprünglich auf Friedrich (s. oben unter Friedrich I.).
Vgl. Raumer, Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit (5. Aufl., Leipz. 1878, 6 Bde.);
Höfler, Kaiser Friedrich II. (Münch. 1844);
Abel, Kaiser Otto IV. und König Friedrich II. (Berl. 1856);
Schirrmacher, Kaiser Friedrich II. (Götting. 1859-1865, 4 Bde.);
Winkelmann, Kaiser Friedrich II. (Bd. 1, Berl. 1863; Bd. 2, Reval 1865);
Huillard-Bréholles, Historia diplomatica Friderici II. (Par. 1852-61, 12 Bde.);
A. del Vecchio, La legislazione di Federico II Imperatore (Turin 1874).
3) Friedrich (III.) der Schöne, Sohn Albrechts I. und Elisabeths von Kärnten, geb. 1286, übernahm nach dem Tod seines ältern
Bruders, Rudolf, und der Ermordung seines Vaters 1308 als der älteste noch lebende Sohn die Regierung des Herzogtums
Österreich für sich und seine jüngern Brüder. Mit seinem Vetter Ludwig von Bayern zugleich erzogen, war er durch ein inniges
Freundschaftsband mit diesem verbunden, als die Übertragung der Vormundschaft über die niederbayrischen Herzöge an Friedrich
den darüber eifersüchtigen Ludwig gegen den Freund unter die Waffen rief. Friedrich ward 9. Nov. 1313 bei Gamelsdorf von Ludwig
geschlagen und verzichtete 1314 auf die Vormundschaft.
Nach Heinrichs VII. Tod bewarb sich Friedrich um die Kaiserkrone, doch auf Antrieb des Erzbischofs von Mainz wurde im
Oktober 1314 von vier Kurstimmen Ludwig zum Kaiser erwählt, während Friedrich nur drei Stimmen auf sich vereinigte. Auch mit der
Krönung zu Aachen kam Ludwig Friedrich zuvor, der sich nun vom Kölner Erzbischof in Bonn die Krone aufsetzen ließ. Nach einem
mehrjährigen blutigen Bürgerkrieg neigte sich der Sieg endlich auf Friedrichs Seite, der besonders an seinem Bruder Leopold eine
mächtige Hilfe hatte. Bei Mühldorf auf der Ampfinger Heide (28. Sept. 1322) ward jedoch Friedrichs Heer völlig geschlagen und er
selbst nebst 1300 der Vornehmsten vom österreichischen und salzburgischen Adel gefangen.
Ludwig hielt ihn drei Jahre lang auf der Burg Trausnitz in der Oberpfalz in ritterlicher Haft, und erst der fortgesetzte Widerstand
Leopolds, der Abfall des Königs von Böhmen und der Bannfluch des Papstes machten ihn willig, Friedrich durch den Trausnitzer
Vertrag 13. März 1325 freizugeben. Dafür erkannte dieser Ludwig als rechtmäßiges Reichsoberhaupt an und verpflichtete sich, sich
wieder als Gefangenen zu stellen, wenn es ihm nicht gelingen würde, seine Brüder zur Unterwerfung unter Ludwig zu bewegen. Als
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ihm dies aber wegen der Hartnäckigkeit Leopolds nicht gelang, kehrte er, seinem Eide treu, obgleich ihn der Papst desselben
entband, als Gefangener nach München zurück. Ludwig, durch solchen Edelmut überwunden, erneuerte hierauf das alte innige
Verhältnis und teilte mit Friedrich, wie sonst, Wohnung, Tisch und Bett, und beide kamen überein, die Regierung des Reichs
gemeinsam zu führen. Da
forlaufend dieser Traktat jedoch vom Papst und den Kurfürsten heftig angefochten wurde, kam ein zweiter zu Ulm 7. Jan. 1326 zu
stande, nach welchem Friedrich als römischer König Deutschland verwalten solle, während Ludwig nach Italien zur Kaiserkrönung
gehe. Doch zog sich Friedrich nach Leopolds Tod (gest. 1326) von der Reichsregierung zurück und ward auch in der Herrschaft über
Österreich von seinen Brüdern beschränkt. Er starb 13. Jan. 1330 auf Schloß Gutenstein im Wiener Wald und wurde zu Mauerbach
in dem von ihm gestifteten Kloster bestattet, nach dessen Aufhebung 1783 seine irdischen Überreste im Stephansdom zu Wien
beigesetzt wurden.
Friedrichs Söhne von Elisabeth, Tochter des Königs Jakob I. von Aragonien, starben früh. Friedrichs großherzige Rückkehr in die
Gefangenschaft begeisterte Schiller zu seinem schönen Gedicht »Deutsche Treue« und Uhland zu dem Drama »Ludwig der Bayer«.
Vgl. Kurz, Österreich unter Friedrich dem Schönen (Linz 1818);
Kopp, Die Gegenkönige und Ludwig und ihre Zeit (Berl. 1858);
Döbner, Die Auseinandersetzungen zwischen Ludwig IV. und Friedrich dem Schönen 1325 (Götting. 1875).
4) Friedrich III. (in Österreich auch wohl Friedrich IV. genannt), als Erzherzog von Österreich Friedrich V., Sohn Herzog Ernsts
des Eisernen von Österreich und der Cimburgis von Masovien, wurde 21. Sept. 1415 zu Innsbruck geboren und folgte nach dem Tod
seines Vaters (1424) diesem unter Vormundschaft in der Regierung über Steiermark, Kärnten und Krain. 1435 trat er mit seinem
Bruder Albrecht dem Verschwender die Regierung seiner Länder selbständig an und war zugleich Vormund für seine Vettern
Siegmund von Tirol und Ladislaus Posthumus von Niederösterreich, Ungarn und Böhmen.
Nach Kaiser Albrechts II. Tod 2. Febr. 1440 zum deutschen König erwählt, kam er erst 1442 ins Reich und ward 17. Juni zu
Aachen gekrönt. Gleich im Anfang seiner Regierung schloß er 1445 mit Papst Eugen einen schmählichen Vertrag, in dem er gegen
das Versprechen der Kaiserkrönung (welche, die letzte in Rom, 1452 stattfand) und die Zahlung von 220,000 Dukaten sowie einige
andre pekuniäre Vorteile sich vom Konzil zu Basel lossagte, das infolgedessen unverrichteter Sache sich auflösen mußte; die
deutsche Kirche ward durch das Wiener Konkordat 1448 wehrlos dem Papsttum überliefert. Friedrich kümmerte sich fast nur um die
Vergrößerung seiner Erblande und verwickelte sich in viele unglückliche Kriege. Um die Eidgenossen zu unterwerfen, rief er die
Armagnaken (s. d.) unter der Führung des Dauphins ins Reich, die nach dem blutigen Kampf bei St. Jakob 1444 die deutschen Lande
diesseit und jenseit des Rheins furchtbar verwüsteten, während Friedrich 1450 die Herrschaft in der Schweiz für immer verlor.
Die österreichischen Erblande wurden durch die Fehde Friedrichs mit seinem Bruder Albrecht und durch einen Einfall des
ungarischen Gubernators Johann Hunyadi heimgesucht, der den jungen König Wladislaw den Händen des Vormundes entreißen
wollte. Nach jahrelangen Kämpfen und Aufständen der Bevölkerung Österreichs, auch Wiens, gelangte Friedrich endlich nach
Albrechts Tod (1463) zum alleinigen Besitz Österreichs. Das Erbe Wladislaws (gest. 1457), die Königreiche Böhmen und Ungarn,
glückte ihm indes nicht an sein Haus zu bringen. In Böhmen wurde Georg Podiebrad auf den Thron erhoben, in Ungarn Matthias
Corvinus, und als Friedrich auf Anstiften einer ungarischen Adelspartei sich zum König von Ungarn krönen ließ, reizte er Matthias
zum Krieg, der schließlich mit der Einnahme Wiens durch diesen (1485) endete.
Erst nach Matthias' Tod (1490) eroberte Friedrichs Sohn Maximilian Österreich wieder. Unthätig sah Friedrich den immer
häufigern und weiter vordringenden Einfällen der Türken zu. Er begnügte sich, Reichstag auf Reichstag zu berufen, auf diesen von
den Ständen Hilfe zu fordern, sich aber zu beruhigen, wenn dieselbe wegen der Schwerfälligkeit der Reichsverfassung nicht bewilligt
oder nicht geleistet wurde. Große Kriege wüteten in Deutschland unter den Fürsten und Städten, ohne daß Friedrich einen Versuch
machte, den Landfrieden aufrecht zu erhalten.
Namentlich als er, aus seinen Erblanden vertrieben, ohne festen Aufenthalt umherzog, zeigte sich die kaiserliche Ohnmacht in
kläglichster Blöße. Friedrich selbst ließ sich indes durch solche Dinge wenig anfechten. In Armut und Verbannung schmiedete er
Pläne auf Erhebung des Hauses Habsburg zur Weltherrschaft, und wenn auch seine Zusammenkunft mit Karl dem Kühnen 1473 in
Trier noch keinen Erfolg hatte, da Friedrich Trier plötzlich verließ, ehe er Karl die Königswürde verliehen, so brachte er doch nach
Karls Tod 1477 die Heirat von dessen Tochter Maria mit seinem Sohn Maximilian zu stande, welche die Weltmacht seines Hauses
begründete.
Auf seinen Büchern, Gefäßen und Palästen befand sich das Anagramm A. E. I. O. U. (Austriae Est Imperare Orbi Universo, »Es
ist Österreichs Bestimmung, über den Erdkreis zu herrschen«). Nach Österreichs Wiedereroberung (1490) überließ er seinem Sohn
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Maximilian die Regierung, während er selbst zu Linz seinen Lieblingsneigungen, Astrologie, Alchimie und Botanik, lebte. In den
letzten Jahren seines Lebens mußte er sich noch ein Bein abnehmen lassen. Er starb 19. Aug. 1493. Der Stephansdom zu Wien
enthält sein Denkmal, das noch zu Lebzeiten des Kaisers von Lerch begonnen, 1513 von M. Dichter vollendet ward. Ihm folgte sein
1486 zum römischen König ernannter Sohn Maximilian, der Sprößling aus Friedrichs Ehe mit Eleonore von Portugal. Vgl. Kurz,
Österreich unter Kaiser Friedrich IV. (Wien 1812, 2 Bde.);
Chmel, Geschichte Kaiser Friedrichs IV. (Hamb. 1840-43, 2 Bde.).
[Anhalt.] 5) Friedrich Leopold Franz Nikolaus, Herzog von Anhalt, Sohn des Herzogs Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau und
der Herzogin Friederike, einer gebornen Prinzessin von Preußen, geb. 29. April 1831, machte seine Studien auf der Universität zu
Bonn und in Genf, trat 1851 in das 1. Garderegiment zu Fuß in Potsdam ein, nahm aber seit 1853 seinen bleibenden Aufenthalt in
Dessau. 1864 machte er im Stab seines Schwagers, des Prinzen Friedrich Karl von Preußen, den schleswigschen Feldzug mit,
wurde 1867 Generalleutnant à la suite der Armee und beteiligte sich auch 1870/71 am deutsch-französischen Krieg.
Als 22. Mai 1871 sein Vater starb, folgte ihm in der Regierung über die zum Herzogtum Anhalt vereinigten Länder
Anhalt-Dessau-Köthen-Bernburg. Er ist seit 22. April 1854 vermählt mit der Prinzessin Antoinette von Sachsen (geb. 17. April 1838),
Tochter des verstorbenen Prinzen Eduard von Sachsen-Altenburg. Kinder dieser Ehe sind: der Erbprinz Friedrich, geb. 1856 (der
frühere Erbprinz, Leopold, geb. 1855, starb 1886);
die Prinzessin Elisabeth, geb. 1857;
Prinz Eduard, geb. 1861;
Prinz Aribert, geb. 1864;
Prinzessin Alexandra, geb. 1868.
[Baden.] 6) Friedrich I., Markgraf von Baden, Sohn des Markgrafen Hermann VI. zu Baden und Gertruds, Tochter des Herzogs
Heinrich des Gottlosen von Österreich, geb. 1249, folgte seinem Vater 1250 unter der Vormundschaft seiner Mutter in der Regierung,
ward aber vom König Ottokar von Böhmen aus der Erbschaft in Österreich verdrängt; gleichwohl nannte er sich noch immer Herzog
von Österreich. Er
forlaufend begleitete Konradin von Schwaben, mit dem er am bayrischen Hof erzogen worden war, 1267 nach Neapel, wurde mit
diesem von Karl von Anjou gefangen und 29. Okt. 1268 zu Neapel enthauptet.
7) Friedrich VI., Markgraf von Baden, Sohn des Markgrafen Friedrich V., geb. 16. Nov. 1617, focht unter Herzog Bernhard von
Weimar und Karl X. Gustav von Schweden in Deutschland und Polen mit großer Auszeichnung und folgte seinem Vater 1659 in
Baden-Durlach. Er war eifrig bemüht, die Wunden, welche der Dreißigjährige Krieg seinem Land geschlagen, zu heilen, und pflegte
namentlich Künste und Wissenschaften. Nachdem er sich 1664 in Ungarn gegen die Türken und 1674-76 als Reichsfeldmarschall
gegen Frankreich neue Lorbeeren errungen, starb er 31. Jan. 1677.
8) Friedrich Wilhelm Ludwig, Großherzog von Baden, zweiter Sohn des Großherzogs Leopold und der Prinzessin Sophie
Wilhelmine von Schweden, geb. 9. Sept. 1826, bildete sich gemeinsam mit seinem ältern Bruder, Ludwig, auf den Universitäten
Heidelberg und Bonn und hielt sich dann längere Zeit in Wien und auf Reisen auf. Da der genannte Bruder Ludwig in eine
Gemütskrankheit verfiel, erhielt derselbe nach des Vaters Tod (24. April 1852) nur den großherzoglichen Titel, aber, mit Zustimmung
der Agnaten, die Regentschaft. Er bewies sich derselben durch Einsicht, Takt, Wohlwollen und Energie würdig.
Nachdem er schon 5. Sept. 1856, da sich die Krankheit seines Bruders als unheilbar erwies, den großherzoglichen Titel
angenommen, ward er durch dessen 22. Jan. 1858 erfolgtes Ableben alleiniger Großherzog. In den kirchlichen Streitigkeiten zeigte er
seine Geneigtheit, sich der Volksstimme zu akkommodieren, durch die Zurücknahme des am 28. Juni 1859 mit dem päpstlichen Stuhl
geschlossenen Konkordats. Auch später bewies er fortwährend dieselbe Entschiedenheit gegenüber den Übergriffen der Hierarchie,
ohne der katholischen Kirche die ihr wirklich zukommenden Rechte zu schmälern.
Auch die protestantische Kirche nahm unter seiner Regierung freiere Verfassungsformen an, wobei den Gemeinden größere
Rechte eingeräumt wurden. Ebenso ging in der Verwaltung auf dem Weg liberalen Fortschritts rüstig vorwärts. Seine äußere Politik
war schon dadurch bezeichnet, daß er sich 20. Sept. 1856 mit einer Tochter des jetzigen Kaisers Wilhelm, der Prinzessin Luise Marie
Elisabeth, vermählt hatte. So vertrat er das preußische Interesse schon auf dem Fürstentag zu Frankfurt 1863. Im J. 1866 mußte er
zwar in Verbindung mit den übrigen süddeutschen Staaten an dem Kriege gegen Preußen sich beteiligen, betrat aber sofort nach der
Beendigung desselben die Bahn einer entschieden nationalen, auf die Einheit Deutschlands unter preußischer Führung gerichteten
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Politik, ernannte schon 1868 den preußischen General Beyer zum badischen Kriegsminister und übertrug ihm die Reorganisation des
badischen Militärs.
Dieselbe patriotische Haltung zeigte er auch während des Kriegs 1870/71, wie er auch wesentlichen Anteil an der Errichtung des
deutschen Kaisertums hatte. Er ward 1877 zum Generalinspekteur der 5. Armeeinspektion des Deutschen Reichs ernannt. Sein
25jähriges Regierungsjubiläum wurde im April 1877 unter großartigen Ovationen des ganzen Landes gefeiert. Kinder sind: der
Erbgroßherzog Friedrich Wilhelm, geb. 9. Juli 1857; Prinzessin Viktoria, geb. 7. Aug. 1862, seit 20. Sept. 1881 Kronprinzessin von
Schweden; Prinz Ludwig Wilhelm, geb. 12. Juni 1865.
Vgl. v. Weech, Baden in den Jahren 1852-77 (Karlsr. 1877).
[Brandenburg.] 9) Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg, Sohn Friedrichs V. von Hohenzollern, Burggrafen von Nürnberg, geb.
1371, folgte seinem Vater 1398 in der Regierung des fränkischen Fürstentums Ansbach. Er kämpfte 1396 gegen die Türken in der
Schlacht bei Nikopolis, wirkte 1400 mit zur Absetzung des Kaisers Wenzel, begleitete König Ruprecht 1401 auf seinem Römerzug,
unterstützte 1409 König Siegmund von Ungarn bei der Unterdrückung des Aufruhrs seiner Vasallen und veranlaßte hauptsächlich
Siegmunds Kaiserwahl (20. Sept. 1410). Zum Ersatz für die Kosten seines Beistandes und als die versprochene Belohnung übertrug
ihm Siegmund 8. Juli 1411 sein Kurfürstentum Brandenburg zur Verwaltung und 30. April 1415 erb- und eigentümlich, worauf 18.
April 1417 zu Konstanz die feierliche Belehnung stattfand.
Nachdem Friedrich 1412-14 den widerspenstigen Adel zur Ruhe gebracht und einen Landfrieden verkündigt hatte, bekümmerte
er sich wenig mehr um die Marken. Er beschäftigte sich vorwiegend mit den Reichsangelegenheiten, war 1418 Reichsverweser und
mehrmals Anführer der deutschen Heere in den Hussitenkriegen, die ihm aber keine Erfolge brachten, sondern nur Rachezüge der
Hussiten in die Marken (namentlich 1432) veranlaßten. Ebensowenig glückten seine auf Vergrößerung der Macht seines Hauses,
dem er Kursachsen und Polen erwerben wollte, gerichteten Pläne; wegen der Verleihung des erstern an Friedrich von Meißen
entzweite er sich ernstlich mit Siegmund.
Nach dessen Tod bewarb er sich 1438 um die Kaiserkrone, wurde indes weder 1438 noch 1440 zum Kaiser gewählt. Friedrich
war ein fein gebildeter Mann von bedeutenden politischen und militärischen Gaben. Er. starb 21. Sept. 1440 in Kadolzburg. Er
verteilte seine Lande unter seine Söhne von seiner Gemahlin, der schönen Else von Bayern, mit der er sich 1401 vermählt hatte, so,
daß Johann Baireuth, Friedrich die Mark, Albrecht Ansbach erhielt.
Vgl. Riedel, Zehn Jahre aus der Geschichte der Ahnherren des preußischen Königshauses (Berl. 1851);
Franklin, Die deutsche Politik Friedrichs I. (das. 1851).
10) Friedrich II., der Eiserne, Kurfürst von Brandenburg, geb. 9. Nov. 1413, Sohn des vorigen, ward 1421 mit einer polnischen
Prinzessin verlobt und als mutmaßlicher Erbe Polens dort erzogen, kehrte nach deren Tod 1431 nach Brandenburg zurück und trat
1440 die Regierung an. Er regierte mit Kraft und Klugheit, brach die Selbständigkeit der Städte, namentlich der Zwillingsstädte
Berlin-Kölln (1448), erwarb durch Kauf Kottbus und die Neumark (1455) sowie die Grafschaft Wernigerode; ein Versuch, sich
Pommern-Stettins nach Erlöschen der Herzöge zu bemächtigen, mißlang jedoch (1468). Da sein einziger Sohn vor ihm gestorben
war, so trat er 1470 die Regierung an seinen Bruder Albrecht Achilles ab und zog sich auf die Plassenburg zurück, wo er 10. Febr.
1471 starb.
11) Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, Sohn des Kurfürsten Georg Wilhelm und der Kurfürstin Elisabeth Charlotte, einer
pfälzischen Prinzessin, geb. 16. Febr. (n. St.) 1620 zu Kölln an der Spree, wurde infolge der Kriegsnöte entfernt vom Hof in einfachen
Verhältnissen, aber von tüchtigen Männern erzogen; besonders wichtig für seine geistige Entwickelung wurde sein dreijähriger
Aufenthalt in den Niederlanden auf der Universität zu Leiden und am Hof und im Feldlager des Prinzen Friedrich Heinrich von
Oranien. Als er nach dem Tod seines Vaters (1. Dez. 1640), 20 Jahre alt, die Regierung seiner Lande
forlaufend übernahm, fand er sich den schwierigsten Aufgaben gegenüber: mit Preußen wollte Polen ihn nur unter den
drückendsten Bedingungen belehnen, die klevischen Lande waren seit Jahren Schauplätze der Kämpfe zwischen Spaniern und
Holländern und zumeist im Besitz der letztern, die Mark war gänzlich verwüstet und zu einem großen Teil von dem seit dem Prager
Frieden feindlichen Schweden besetzt, während die kurfürstlichen Truppen geradezu den Gehorsam verweigerten und schlimmer als
Feinde hausten.
Durch Klugheit und Energie überwand der junge Fürst alle diese Schwierigkeiten. Er erlangte 1641 die Belehnung mit Preußen,
schloß mit Schweden einen Waffenstillstand, entließ die verwilderte Soldateska, bildete sich ein kleines, aber zuverlässiges Heer, mit
dem er Frieden und Ordnung in den Marken aufrecht erhielt, und erwirkte für seine westlichen Lande wenigstens die Neutralität. Eifrig
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betrieb er nun das Zustandekommen des Westfälischen Friedens; er brachte demselben ein großes Opfer, indem er auf Vorpommern
und die Mündungen der Oder zu gunsten Schwedens und damit auf seine auf rasche Entwickelung des Seehandels gerichteten
Pläne verzichtete; von der pommerschen Erbschaft erhielt er bloß Hinterpommern sowie zur Entschädigung die Bistümer Halberstadt,
Minden, Kammin und die Anwartschaft auf Magdeburg.
Auch war die Ausdehnung der Religionsfreiheit auf das reformierte Bekenntnis wesentlich dem Einfluß des Kurfürsten zu danken.
Seine Bemühungen, in den nun folgenden Friedensjahren die Grundlagen eines geordneten Staatswesens zu legen, ein stehendes
Heer zu errichten, die Finanzen zu regeln, die Privilegien der Stände zu beschränken, die Schäden des Kriegs zu heilen, Handel und
Verkehr zu heben etc., wurden bereits 1655 durch den Ausbruch des schwedisch-polnischen Kriegs unterbrochen, in den der Kurfürst
wider Willen verwickelt wurde.
Zwischen den kriegführenden Mächten eine selbständige Stellung zu behaupten, gelang ihm nur durch die größte Umsicht und
kühne Wendungen in seiner Politik. Nachdem er an Schwedens Seite den Sieg bei Warschau (28.-30. Juli 1656) mit erfochten und
von Karl X. Gustav die Anerkennung der Souveränität Preußens erlangt hatte, schloß er 1657, während der Schwedenkönig sich
gegen Dänemark wendete, mit Polen unter Vermittelung des Königs Leopold von Ungarn, der des Kurfürsten Stimme für seine
Kaiserwahl nötig hatte, den Vertrag von Wehlau (19. Sept. 1657), welcher ihm die Souveränität Preußens sicherte. Er nahm nun an
der großen Koalition gegen Schweden und an dem Krieg in Schleswig und Dänemark erfolgreichen Anteil, und der Friede von Oliva
(3. Mai 1660) verschaffte Brandenburg allein von allen kriegführenden Staaten einen Gewinn in der Bestätigung der Unabhängigkeit
Preußens von Polen.
Zwölf Jahre äußerer Ruhe waren dem Kurfürsten nun gegönnt, um das 1655 unterbrochene Werk fortzuführen. Zunächst galt es,
die Rechte und Privilegien der Stände in den einzelnen Landschaften mit dem allgemeinen Staatsinteresse, welches eine einheitliche,
geregelte Finanzwirtschaft und unbedingte Anerkennung und im Notfall militärische Aufrechthaltung der landesherrlichen Autorität
verlangte, in Einklang zu bringen. Am leichtesten fügten sich die Stände der Mark und der benachbarten Länder, Schwierigkeiten
dagegen bereiteten die von Kleve und Preußen, wo die Selbständigkeitsbestrebungen an den benachbarten Republiken der
Niederlande und Polens einen wirksamen Rückhalt suchten und fanden.
Heftig entbrannte namentlich der Kampf in Preußen, wo die Stände, als strenge Lutheraner auch im konfessionellen Gegensatz
zum reformierten Kurfürsten, demselben namentlich die Anerkennung seiner Souveränität verweigerten und die Polen zum Schutz
ihrer Privilegien aufriefen. Erst als die Maßlosigkeiten einiger Mitglieder, wie des Königsberger Schöppenmeisters Johannes Roth und
der beiden Kalckstein, die Einheit der ständischen Opposition lockerten, gelang es dem Kurfürsten, der an der Spitze einer
ansehnlichen Truppenmacht in Königsberg erschien, 1663 die Huldigung der Stände zu erhalten; Roth war verhaftet worden und
starb nach 16jähriger Gefangenschaft; der General Kalckstein war gestorben, sein Sohn, der Oberst, flüchtete nach Polen, wurde von
da mit Gewalt nach Preußen zurückgeschafft und 1672 wegen Hochverrats hingerichtet.
Durch die Einführung einer Mahl-, Schlacht- und Brausteuer in allen Provinzen gewann der Kurfürst nun die Mittel, um ein
stehendes Heer zu unterhalten, das, aus den Regimentskadres gebildet, im Fall eines Kriegs durch Werbungen leicht auf 20,000
Mann gebracht werden konnte. Nach Möglichkeit suchte er den Wohlstand zu fördern durch Hebung des Ackerbaues, Urbarmachung
von Wüstungen, Begünstigung der Einwanderung, Befreiung der Gewerbe und des Verkehrs von allerlei Schranken, wobei er freilich
mit der Trägheit und Engherzigkeit der damaligen Zeit viel zu kämpfen hatte und auf viele Maßregeln verzichten mußte, weil die
Unterthanen zu energischen Widerstand leisteten.
Zwischen den verschiedenen Konfessionen suchte er Frieden und Eintracht zu stiften und verbot den lutherischen Geistlichen
das Gezänk auf den Kanzeln gegen die Reformierten. Am meisten lag ihm die Entwickelung eines lebhaften Binnen- und Seehandels
am Herzen: der Bau des Müllroser Kanals, die Einrichtung einer Post, die Gründung einer Marine, die Anlegung von überseeischen
Kolonien, die Errichtung einer afrikanischen Handelskompanie sollten diesem Zweck dienen.
Indes die Mittel des Kurfürsten waren zu beschränkt, die Armut des Landes zu groß und der Unternehmungsgeist der
Geschäftsleute zu gering, als daß die Erfolge auch nur entfernt den großartigen Ideen des Kurfürsten entsprochen hätten, ebenso wie
auch desselben wissenschaftliche und künstlerische Projekte nur zum geringsten Teil verwirklicht werden konnten. Dagegen legte er
den Grund zu einem thätigen, intelligenten Beamtenstand und zu einem tapfern, ergebenen Offizierkorps, den beiden Hauptstützen
des preußischen Staatsorganismus; im erstern zeichneten sich die beiden Freiherren v. Schwerin, die beiden Jena, Hoverbeck,
Krockow, Meinders, Fuchs u. a. aus, im letztern Graf Waldeck, Sparr, Derfflinger, Fürst Anhalt, Schöning.
Trotz dieser rastlosen Thätigkeit im Innern verfolgte der Kurfürst mit eifrigster Teilnahme alle politischen Ereignisse im Osten und
Westen Europas, und der Besitz seiner rheinischen Lande sowie sein allgemeines Interesse an der Unabhängigkeit Deutschlands
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und Europas und der Erhaltung der evangelischen Religion zogen ihn in die Verwickelungen hinein, welche der Ehrgeiz Ludwigs XIV.
und dessen Streben nach dem Erwerb der spanischen Niederlande hervorriefen. Als dieser 1672 die Republik der Niederlande mit
Übermacht überfiel, um diesen protestantischen Freistaat zu vernichten, zögerte der Kurfürst nicht, dem bedrohten Nachbarstaat zu
Hilfe zu kommen, da er erkannte, daß von der Erhaltung dieses Bollwerkes auch die der deutschen Unabhängigkeit und der
Religionsfreiheit abhänge. Um den Beistand wirksam zu
forlaufend machen, zog er den Kaiser mit in das Bündnis; da dieser sich indes in einem geheimen Vortrag mit Frankreich zur
Neutralität verpflichtet hatte, so vereitelten die kaiserlichen Feldherren Montecuccoli und Bournonville in dem mit dem
brandenburgischen Heer gemeinsam unternommenen Feldzug am Rhein und in Westfalen (1672-73) jeden feindlichen
Zusammenstoß mit dem französischen Befehlshaber Turenne und verschafften diesem dadurch die Möglichkeit, tief in Westfalen
einzudringen, so daß sich der Kurfürst genötigt sah, um seine westlichen Lande vor gänzlichem Ruin zu retten, vom Bündnis
abzufallen und den übrigens günstigen Separatfrieden zu Vossem (16. Juni 1673) abzuschließen, ohne den Niederlanden mehr als
eine indirekte Hilfe geleistet zu haben. Am 1. Juli 1674 schloß er sich allerdings von neuem der inzwischen sehr verstärkten Koalition
gegen Frankreich an, aber auch der wieder in Gemeinschaft mit Bournonville unternommene Feldzug gegen Turenne im Winter 1674
auf 1675 endete statt mit Siegen und Eroberungen infolge der Uneinigkeit der Verbündeten mit dem kläglichen Rückzug aus dem
Elsaß.
Durch den von Frankreich veranlaßten Einfall der Schweden in die Marken zum Schutz seiner Lande vom Rhein abberufen,
stellte der Kurfürst durch den Überfall bei Rathenow (25. Juni 1675) und den Sieg bei Fehrbellin (28. Juni) den brandenburgischen
Waffenruhm im strahlendsten Glanz wieder her, eroberte 1675-78 nach und nach sämtliche Festungen Vorpommerns, namentlich
nach hartnäckigem Widerstand durch eine schwierige Belagerung das stark befestigte Stettin, und trieb in einem anstrengenden
Winterfeldzug 1678-79 die in Preußen eingefallenen Schweden nach Livland zurück, mußte aber den Preis dieser Anstrengungen
und Opfer (ohne durch Hilfsgelder unterstützt zu werden, brachte er sein Heer zeitweise auf 40,000 Mann), das seit 1648 kaum
verschmerzte Vorpommern, im Frieden von St.-Germain (29. Juni 1679) wieder herausgeben, da ihn seine Verbündeten, die
Niederlande und der eifersüchtige kaiserliche Hof, im Stiche ließen und er mit Dänemark allein dem übermächtigen Frankreich
gegenüberstand.
Entrüstet über das Betragen seiner Verbündeten und jeden Widerstand gegen Ludwig XIV. für nutzlos haltend, schloß er sich
nun eng an Frankreich an, verpflichtete sich sogar in einem geheimen Vertrag vom 25. Okt. 1679, Ludwig XIV. bei einer neuen
Kaiserwahl seine Stimme zu geben, und lehnte trotz der Reunionen und andrer Gewaltthätigkeiten Ludwigs jede Beteiligung an einer
Koalition gegen den neuen Verbündeten hartnäckig ab. Im Gegenteil trat er gegen Spanien, das ihm die Zahlung der schuldigen
Subsidien verweigerte, feindselig auf, indem er seine Flotte auf spanische Schiffe, wiewohl ohne großen Erfolg, Jagd machen ließ,
geriet mit den Holländern ebenfalls über nicht gezahlte Hilfsgelder und über die in Guinea angelegten Kolonien in heftige
Streitigkeiten und erhob an den Kaiser den Anspruch auf Entschädigung für seine Erbrechte auf Schlesien.
Doch als 1685 die großen Gefahren, die der evangelischen Religion drohten, offenbar wurden, in England ein katholischer König,
Jakob II., den Thron bestieg, Ludwig XIV. durch die Aufhebung des Edikts von Nantes die Protestanten in seinem Reich unterdrücken
wollte, vergaß der Kurfürst seine gerechten Beschwerden und schloß mit den Generalstaaten und dem Kaiser ein neues Bündnis,
indem er gegen Abtretung des kleinen Schwiebuser Kreises auf seine schlesischen Erbansprüche verzichtete und sogar ein
Hilfskorps von 8000 Mann gegen die Türken schickte.
Durch das Potsdamer Edikt vom 8. Nov. 1685 lud er die aus Frankreich flüchtenden Protestanten zur Ansiedelung in seinen
Staaten ein, und mehr als 15,000 folgten seinem Ruf und vergalten die gastliche Aufnahme mit der Begründung nützlicher
Industriezweige, namentlich in Berlin. Den Ausbruch des neuen Kriegs mit Frankreich erlebte der Kurfürst nicht mehr. Er starb 9. Mai
1688 nach schwerem Todeskampf, aber im vollen Bewußtsein dessen, was er geleistet und was seinem Nachfolger zu thun noch
übrigblieb, an der Brustwassersucht, die sich aus der Gicht entwickelt hatte, an welcher der Kurfürst seit langem gelitten.
Friedrich W. war bis in das Greisenalter eine stattliche Erscheinung: eine schöne Gestalt von würdiger Haltung, ein imposanter
Kopf mit wallendem Haar, später langlockiger Perücke, einer Adlernase, strahlenden, geistvollen Augen. Sein Temperament war
lebhaft und leicht erregbar bis zum Jähzorn, sein Benehmen liebenswürdig und wohlwollend gegen seine Umgebung, würdevoll
gegen Fremde. Im Krieg lebte er einfach und teilte mit seinen Soldaten alle Mühen und Entbehrungen, im Frieden liebte er Pracht und
Feierlichkeiten. Er war zweimal vermählt, 1646-67 mit Luise Henriette, Prinzessin von Oranien, von der ihn nur ein Sohn, der Kurprinz
Friedrich, überlebte, seit 1668 mit der verwitweten Herzogin Dorothea von Lüneburg, gebornen Prinzessin von Holstein-Glücksburg,
die ihm sieben Kinder gebar.
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Der Wunsch des Kurfürsten, auch seine vier Söhne zweiter Ehe, Philipp (1669-1711), Karl (1672-95), Albrecht (1673-1731) und
Christian (1677-1734), mit fürstlichem Besitz auszustatten, um den Bestand seiner Dynastie und die davon abhängige Erhaltung des
neugegründeten Staats zu sichern, erweckte das Mißtrauen des Kurprinzen gegen die Stiefmutter, welche der letztere beschuldigte,
in eigennützigem Interesse diesen Plan veranlaßt zu haben; über das Testament des Kurfürsten, welches hierüber Bestimmungen
traf, entstanden häßliche Zwistigkeiten in der kurfürstlichen Familie, welche die letzten Jahre Friedrich Wilhelms verbitterten.
Auch sonst mußte er sich überzeugen, daß viele seiner Maßregeln keinen Erfolg gehabt, daß namentlich die kriegerische Politik
seit 1672 viele Früchte seiner friedlichen Thätigkeit wieder zerstört hatte. Trotzdem ist das Ergebnis seiner langen, vielbewegten
Regierung ein bedeutendes zu nennen, wenn man die Lage seiner Staaten 1640 mit der auswärtigen Stellung und der innern
Organisation Brandenburgs 1688 vergleicht. Sein Reiterstandbild, ein Meisterwerk Schlüters, befindet sich auf der Langen Brücke zu
Berlin. Vgl. Pufendorf, De rebus gestis Friderici Wilhelmi (Berl. 1695);
L. v. Orlich, Geschichte des preußischen Staats im 17. Jahrhundert (das. 1838-39, 3 Bde.);
Derselbe, Friedrich W., der Große Kurfürst (das. 1836);
Förster, Geschichte Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten (4. Aufl., das. 1855);
Pierson, Der Große Kurfürst (das. 1873);
Kaehler, Der Große Kurfürst (das. 1875);
J. G. ^[Johann Gustav] Droysen, Geschichte der preußischen Politik, Teil 3: »Der Staat des Großen Kurfürsten« (2. Aufl., Leipz.
1870-72);
H. Peter, Der Krieg des Großen Kurfürsten gegen Frankreich 1672-75 (Halle 1870);
Moritz Meyer, Die Handwerkerpolitik des Großen Kurfürsten und König Friedrichs I. (Minden 1884);
»Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg« (Berl. 1864 ff., 10 Bde.);
ferner Volksschriften von Hiltl (Leipz. 1880), Stein (Halle 1885) u. a.
12) Friedrich III., Sohn des vorigen, erster König von Preußen, s. unten bei Preußen 49).
forlaufend
[Braunschweig.] 13) Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig, jüngster Sohn des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand und der
englischen Prinzessin Auguste, Neffe des Herzogs Friedrich August von Öls und Bernstadt, geb. 9. Okt. 1771, genoß eine
militärische Erziehung und wurde schon 1782 zum Nachfolger seines Oheims ernannt. Nachdem er einige Zeit in Lausanne
zugebracht, trat er 1789 in preußische Kriegsdienste, ward Kapitän bei einem Infanterieregiment und wohnte den Feldzügen gegen
Frankreich seit 1792 bei. Nach dem Baseler Frieden zum Generalmajor ernannt, wurde er nach dem Tod seines Oheims 1805
Herzog von Öls und Bernstadt. Er focht 1806 bei Auerstädt, wo sein Vater tödlich verwundet ward. Mit dem Blücherschen Korps bei
Lübeck gefangen, gelangte er nach seines Vaters Tod (10. Nov. 1806) zur Regierung, verlor aber durch Napoleons I. Machtspruch
sein Erbland, das mit dem Königreich Westfalen vereinigt wurde.
Beim Ausbruch des österreichisch-französischen Kriegs (1809) warb er in Böhmen ein Freikorps, mit dem er in Sachsen einfiel
und, von einer Abteilung österreichischer Truppen unterstützt, Dresden und Leipzig nahm. Infolge des Waffenstillstandes von Znaim
(12. Juli 1809) sich isoliert sehend, beschloß er, mit seiner kaum 1500 Mann starken Heldenschar auf britischem Boden eine
Freistätte zu suchen. Von Zwickau 25. Juli aufbrechend, bahnte er sich über Halberstadt, wo er den westfälischen Obersten
Wellingerode schlug und gefangen nahm, einen Weg nach Braunschweig, warf in der Nähe dieser Stadt, bei dem Dorf Ölper, den
General Reubel mit 6000 Mann Westfalen und eilte unter fortwährenden siegreichen Gefechten über Hannover nach Nienburg weiter,
wo er über die Weser setzte.
Während sich ein Teil seines Korps gegen Bremen wendete, setzte er seinen Marsch durch das Oldenburgische fort,
bemächtigte sich zu Elsfleth einiger Handelsschiffe und Weserfahrzeuge, ging 7. Aug., nachdem er sich die nötigen Seeleute mit
Gewalt verschafft, mit aufgezogener englischer Flagge unter Segel und erreichte glücklich Helgoland, von wo englische Schiffe ihn
und seine Truppen nach England brachten. In England ward er mit Bewunderung aufgenommen und erhielt vom Parlament eine
jährliche Pension von 7000 Pfd. Sterl. Sein Korps trat in englische Dienste und wurde später in Portugal und Spanien verwendet;
1813 in sein Land zurückgekehrt, ward er mit großem Jubel aufgenommen, entsprach aber als Regent nicht den Erwartungen, mit
denen man ihn empfangen, und zerrüttete durch Errichtung eines Korps von 10,000 Mann die Finanzen des Landes vollends. Im J.
1815 zog er mit seinen Scharen abermals ins Feld und starb 16. Juni d. J. bei Quatrebras den Heldentod. Er war mit der Prinzessin
Marie von Baden vermählt.
Ihm folgte unter englischer Vormundschaft sein Sohn Karl. Im November 1874 wurde ihm zu Braunschweig ein Reiterstandbild,
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von Hänel, errichtet.
Vgl. »Skizze einer Lebensbeschreibung des Herzogs Friedrich Wilhelm« (anonym, Braunschw. 1814);
»Zur Erinnerung an Friedrich Wilhelm und seinen Zug von den Grenzen Böhmens nach Elsfleth 1809« (Oldenb. 1859);
W. Müller, Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Öls in Liedern der Deutschen (Braunschw. 1843);
Spehr, Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig (2. Aufl., das. 1865).
[Dänemark] 14) Friedrich I., »der Friedliebende«, König von Dänemark, jüngerer Sohn Christians I. aus dessen zweiter Ehe mit
Dorothea von Brandenburg, geb. 3. Sept. 1471, wurde schon als Kind Kanonikus zu Köln, kehrte aber nach dem Tod seines Vaters
(1481) nach Dänemark zurück, um in Besitz der ihm zugefallenen Länder zu treten. Er hatte zuerst gemeinschaftlich mit seinem
Bruder, dem König Johann, und unter dessen Vormundschaft Schleswig und Holstein erhalten; nach seiner Volljährigkeit aber
erfolgte 1490 eine Teilung, bei der Friedrich die eine Hälfte mit Schloß Gottorp erhielt.
Ein von beiden Brüdern gemeinsam unternommener Angriff auf die Dithmarschen wurde 1500 durch die Niederlage bei
Hemmingstedt vereitelt. Dagegen ward Friedrich nach Vertreibung seines Neffen Christian II. 1523 von den dänischen Ständen zum
König erwählt und 1524 auch von den Norwegern anerkannt. In Verbindung mit Gustav Wasa bekriegte er hierauf jenen und nahm
ihn gefangen. Er war eifrig bemüht, den Wohlstand des Landes zugleich mit der königlichen Würde zu befestigen, begünstigte die
Reformation, welcher er 1527 auf dem Reichstag zu Odense Duldung zusicherte, wußte den Adel durch Verleihung vieler Vorrechte
an sich zu fesseln und knüpfte die Hansestädte, besonders Lübeck, durch Bündnisse an sein Interesse. Er starb 10. April 1533 und
hatte seinen Sohn Christian III. zum Nachfolger.
15) Friedrich II., König von Dänemark, Sohn Christians III. und der Dorothea von Sachsen Lauenburg, geb. 1534, folgte seinem
Vater 1559, nachdem er dem Adel bedeutende Zugeständnisse hatte machen müssen. Seine erste Regentenhandlung war die
Unterjochung der Dithmarschen (s. d.), worauf er sich 1561 zu Kopenhagen krönen ließ und öffentlich zur evangelischen Kirche
übertrat. Bald darauf geriet er mit Schweden in einen blutigen Krieg, der erst 1570 durch den Frieden von Stettin sein Ende fand,
infolgedessen sich Schweden aller Ansprüche auf Norwegen, Schonen, Gotland und Halland begab und 200,000 Thlr. an Dänemark
zahlte, beide Reiche aber einander als unabhängig anerkannten. Friedrich hatte 1564 seinem Bruder Johann ansehnliche
Besitzungen in Schleswig und Holstein überwacht und dadurch eine eigne Linie gestiftet; doch erhielt er dafür durch den Tod seines
Oheims Johann die Hälfte von dessen Besitzungen in Schleswig und Holstein und 1570 die Anwartschaft auf sein Stammland
Oldenburg.
Unter seiner Regierung wurden die Finanzen verbessert, Ackerbau und Handel gehoben, die Privilegien der deutschen Hansa
allmählich beschränkt oder abgeschafft, mehrere Bestimmungen in Bezug auf das Sundrecht getroffen und infolgedessen die
Festungen Kronenborg und Frederiksborg erbaut. Auch die Wissenschaften, besonders die Astronomie, begünstigte Friedrich. Er
starb 1588 mit dem Ruf eines der ausgezeichnetsten Könige Dänemarks. Ihm folgte sein ältester Sohn, Christian IV., aus seiner Ehe
mit Sophie von Mecklenburg.
16) Friedrich III., König von Dänemark, zweiter Sohn Christians IV. und der Anna Katharina von Brandenburg, geb. 18. März
1609, ward als jüngerer Sohn 1619 Koadjutor von Verden und 1626 von Osnabrück, 1631 Koadjutor und 1634 Erzbischof von
Bremen sowie Bischof von Verden. Übrigens war der Besitz dieser Würden wegen des Dreißigjährigen Kriegs ein sehr unsicherer
und ging 1645 ganz verloren, als die Schweden Bremen und Verden in Besitz nahmen, die sie auch im Westfälischen Frieden
behielten. Dagegen wurde Friedrich nach dem Tod seines ältern Bruders, des Kronprinzen Christian (1647), und seines Vaters 28.
Febr. 1648 nach Unterschreibung einer harten Wahlkapitulation zum König ernannt. Obgleich sich die Armee und die Flotte im
schlechtesten Zustand befanden, erklärte er doch 1657, um die Gebiete jenseit des
forlaufend Sundes wiederzuerobern, an Schweden den Krieg, da er den König Karl X. Gustav durch den Krieg in Polen
beschäftigt glaubte. Als dieser aber Anfang Februar 1658 über das Eis der Belte in Seeland eindrang und selbst Kopenhagen
bedrohte, sah sich Friedrich genötigt, 28. Febr. 1658 den Frieden von Roeskilde zu schließen, durch welchen er Schonen, Halland,
Blekingen, Bohusland, die Inseln Bornholm und Hven und das Stift Drontheim an Schweden abtreten und die Souveränität des
Herzogs von Holstein-Gottorp anerkennen mußte. Schon nach einigen Monaten aber brachen die Schweden den Frieden und
belagerten im August Kopenhagen. Die Tapferkeit der Einwohner, an deren Spitze Friedrich selbst focht, eine holländische Hilfsflotte
unter Opdam, die Vertreibung der Schweden von der Halbinsel durch die brandenburgischen, polnischen und kaiserlichen
Hilfstruppen unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Sieg der alliierten Truppen bei Nyborg (14. Nov.
1659) und der kurz darauf erfolgte Tod des Königs von Schweden retteten jedoch die Hauptstadt, und in dem den Roeskilder Frieden
bestätigenden Vertrag von Kopenhagen (5. Juni 1660) erhielt Dänemark wenigstens Drontheim und Bornholm zurück. Friedrich berief
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hierauf einen Reichstag, um mit ihm über die Wiederherstellung der Finanzen, der Armee, der Marine und des Handels zu beraten.
Die Geistlichkeit und der Bürgerstand betrachteten als Mittel dazu die Demütigung des Adels und die Erhöhung der königlichen
Macht, weshalb Dänemark für ein Erbreich in männlicher und weiblicher Linie und der König für völlig souverän erklärt wurde. Am 10.
Jan. 1661 ward ihm die 14. Okt. 1660 beschlossene Souveränitätsakte überreicht, und 14. Nov. 1665 unterzeichnete er das
Königsgesetz, nach welchem in Dänemark und Norwegen eine völlig unumschränkte Monarchie hergestellt und der Reichsrat wie der
Reichstag abgeschafft wurden; doch wagte man diese Neuerungen erst bei der Krönung des Nachfolgers bekannt zu machen. Im
Besitz dieser unumschränkten Gewalt suchte Friedrich die materiellen Zustände in seinem Land möglichst zu verbessern; doch hatte
er wiederholt den widerspenstigen Adel zu bekämpfen, gegen den er schonungslos einschritt. Ein Streit mit England 1666-67 hatte
keine Bedeutung. Gegen das Ende seines Lebens überließ er sich kostspieligen alchimistischen Grübeleien und starb verschuldet 9.
Febr. 1670. Ihm folgte sein Sohn Christian V.
17) Friedrich IV., König von Dänemark, Sohn Christians V. und der Charlotte Amalie von Hessen-Kassel, geb. 11. Okt. 1671 zu
Kopenhagen, folgte seinem Vater 1699 in der Regierung. Seine erste Regentenhandlung war ein Einfall in Schleswig, um dem
Herzog von Holstein-Gottorp die Souveränität wieder zu entreißen, zu welchem Zweck, sowie um die Gebiete jenseit des Sundes
wiederzugewinnen, er sich mit August von Polen und dem Zar Peter I. verbündete; indes landete des Herzogs Schwager Karl XII. von
Schweden plötzlich, durch eine englische und eine holländische Flotte unterstützt, auf Seeland, belagerte Kopenhagen und zwang
Friedrich (18. Aug. 1700) zu dem Vertrag von Travendal, in welchem dieser den Herzog von Gottorp zu entschädigen und Neutralität
im Kriege gegen Schweden versprechen mußte.
Nachdem Friedrich 1701 zur Herstellung eines tüchtigen Heers 18,000 Bauern ausgehoben, schaffte er 21. Febr. 1702 die
Leibeigenschaft ab. Zugleich errichtete er eine Landmiliz. Um sein Heer im Krieg zu üben, gab er einen Teil desselben in den Sold
der gegen Frankreich verbündeten Mächte. Im Juni 1709 schloß er zu Dresden ein Bündnis mit Sachsen gegen Schweden, infolge
dessen er nach Karls XII. Niederlage bei Poltawa an Schweden den Krieg erklärte und mit 16,000 Mann nach Schweden übersetzte,
wo er aber bei Helsingborg 11. Febr. 1710 von dem schwedischen General Stenbock geschlagen wurde, worauf er in die
Herzogtümer Bremen und Verden einfiel.
Als er sodann auch nach Pommern vordrang, erlitt er 20. Dez. 1712 bei Gadebusch von Stenbock nochmals eine Niederlage;
doch gelang es ihm, mit Russen und Sachsen vereinigt, jenen, der in Holstein eingedrungen war und die Stadt Altona verbrannt hatte,
in der Festung Tönningen zu belagern und 10. Febr. 1714 zur Kapitulation zu zwingen, worauf Friedrich Holstein besetzte. Nach Karls
XII. Tod schloß er (3. Juli 1720) zu Frederiksborg mit Schweden Frieden, in welchem er seine Eroberungen in Pommern abtrat, dafür
aber 600,000 Thlr. und den Besitz des gottorpschen Anteils an Schleswig erhielt, während Bremen und Verden durch Kauf an
Hannover kamen.
Auch einige andre Gebiete in Schleswig, wie die Grafschaft Ranzau, vereinigte er mit dem königlichen Anteil. In der nun
folgenden Friedenszeit begünstigte Friedrich die Heidenmission, namentlich in Grönland, ließ das große Waisenhaus in Kopenhagen
erbauen, errichtete die Kadettenschule daselbst, schuf 240 Dorfschulen auf seinen Domänen und begann den Wiederaufbau des
1728 fast ganz abgebrannten Kopenhagen. Unter seiner Regierung wurden in Westindien, wo Dänemark schon seit 1671 die Insel St.
Thomas besaß, 1719 St.-Jean und 1733 Ste.-Croix erworben. Bei seinem Tode, der 12. Okt. 1730 zu Odense erfolgte, hinterließ er
sein Land in einem blühenden Zustand. Sein ältester Sohn, Christian VI., folgte ihm.
18) Friedrich V., König von Dänemark, Sohn Christians VI. und der Sophia Magdalena von Brandenburg-Kulmbach, geb. 31.
März 1723, folgte seinem Vater 1746. Er regierte, unterstützt durch den Minister H. E. v. Bernstorff, im Sinn des aufgeklärten
Despotismus und im ganzen in wohlthätiger Weise. In äußere Verwickelungen kam er mit Rußland und Holstein. Als Peter III., Kaiser
von Rußland, Enkel des von Friedrichs Großvater vertriebenen Herzogs von Holstein-Gottorp, 1762 mit Friedrich II. von Preußen ein
Bündnis schloß und seine Armee gegen Holstein marschieren ließ, brachte ein Heer von 60,000 Mann und eine Flotte von 22
Linienschiffen und 11 Fregatten zusammen, besetzte Travemünde und Lübeck und ließ sich von Hamburg 1 Mill. Thlr. Kontribution
bezahlen.
Doch ward Peter im Juli 1762 entthront, und Katharina II. schloß Frieden mit Dänemark. Indes veranlaßte die Vormundschaft
über den jungen Herzog von Holstein-Gottorp, welche Katharina in Anspruch nahm, neue Mißhelligkeiten, die aber beseitigt wurden,
als Friedrich einen Austausch der holstein-gottorpschen Besitzungen gegen Oldenburg und Delmenhorst vorschlug, der nach seinem
Tod 1767 angenommen und 1773 in Ausführung gebracht ward. Friedrich widmete sich nun, vom Grafen H. E. v. Bernstorff
unterstützt, der Belebung des Ackerbaues, des Handels und der Künste und Wissenschaften, verminderte die Abgaben, hob die auf
mehreren Domänen wieder eingeführte Leibeigenschaft auf, erwarb die Nikobarischen Inseln und gab den Handel nach Amerika frei.
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In Kopenhagen gründete er ein berühmt gewordenes Krankenhaus; die Zeichenakademie daselbst verwandelte er in eine Akademie
der bildenden Künste, stattete die Asiatische Kompanie mit großen Privilegien aus und sandte
forlaufend 1761 eine Gesellschaft Gelehrter nach Ägypten und Asien. Auch zog er viele deutsche und französische Künstler und
Gelehrte nach Kopenhagen. Klopstock, dem er einen Jahresgehalt aussetzte, widmete ihm seinen »Messias«. Friedrich starb nach
langem Siechtum 14. Jan. 1766. Die Asiatische Kompanie ließ ihm durch Sally eine prächtige Reiterstatue errichten. Ihm folgte sein
Sohn Christian VII.
19) Friedrich VI., König von Dänemark, Sohn Christians VII. und der Königin Karoline Mathilde, geb. 28. Jan. 1768, ward anfangs
unter der Leitung Struensees, nach dessen Sturz 1772 unter der Aufsicht seiner Großmutter, der Königin-Witwe Juliane, und seines
Stiefoheims Friedrich erzogen und von allen Geschäften fern gehalten; doch erzwang er 14. April 1784, nachdem er sich der Person
seines schwachsinnigen Vaters bemächtigt hatte, seine Ernennung zum Mitregenten. In dieser Eigenschaft erwarb er sich durch
Abstellung vieler Gebrechen in der Verwaltung die Liebe seines Volkes.
Vollkommene Preßfreiheit ward gestattet, die gänzliche Aufhebung der Leibeigenschaft dekretiert und die des Sklavenhandels für
die dänischen Kolonien beschlossen, die bürgerliche Stellung der Juden gehoben. Die Verbesserung der Rechtspflege, des Heerund Volksunterrichtswesens, die Förderung des Ackerbaues und Handels und die Regulierung der Finanzen waren weitere
Gegenstände seiner Thätigkeit, bei welcher der Graf A. P. v. Bernstorff, den Friedrich gleich 1784 berufen hatte, die Seele der
Reformen war.
Nach dessen Tod aber, 1797, schlug Friedrich, der seitdem nur mittelmäßige Kräfte in seinen Rat zog, in den Napoleonischen
Kriegen eine unglückliche Politik ein. Während Bernstorff in den Zeiten der Revolution eine achtunggebietende Neutralität behauptet
hatte, trat Friedrich 1801 der nordischen bewaffneten Neutralität bei und besetzte Lübeck und Hamburg, weshalb (2. April) eine
englische Flotte vor Kopenhagen erschien und Dänemark zum Waffenstillstand nötigte. Das Bombardement Kopenhagens im
Sommer 1807 und die Wegnahme der ganzen dänischen Flotte war eine weitere Folge der dänischen Politik. Friedrich, seit dem Tod
seines Vaters (1808) König, schloß darauf mit Napoleon ein Bündnis, trat dem Kontinentalsystem bei und unterstützte Frankreich mit
seinen Truppen. 1814 zum Kieler Frieden genötigt, mußte er Norwegen an Schweden abtreten, wofür er Lauenburg erhielt, wohnte
dann dem Kongreß zu Wien bei, ließ sich 1815 in Kopenhagen krönen und ward wegen Holsteins und Lauenburgs Mitglied des
Deutschen Bundes.
Eine neue Kriegsflotte ward gebaut, neue Häfen wurden eingerichtet u. Chausseen angelegt; der Handel erfreute sich eines
fortdauernden Gedeihens. Dagegen wurde die bereits seit 1799 eingeschränkte Presse sehr streng überwacht, wie denn Friedrich
überhaupt jeder Beschränkung seiner absoluten Macht hartnäckig widerstrebte. Erst infolge der Julirevolution von 1830 wurden durch
Gesetz vom 28. Mai 1831 und 15. Mai 1834 beratende Provinzialstände eingeführt, von denen wenigstens ein Anstoß zu Reformen in
der Verwaltung und Gesetzgebung ausging. Friedrich starb 3. Dez. 1839, worauf Christian VIII. in der Regierung folgte. Er war
vermählt mit Sophie Friederike von Hessen-Kassel, die ihm zwei Töchter schenkte, welche die Prinzen Ferdinand und Friedrich Karl
Christian von Dänemark heirateten.
Vgl. Giessing, Zur Regierungsgeschichte Friedrichs VI. (bearbeitet von Jenssen-Tusch, Kiel 1851-52, 2 Bde.).
20) Friedrich VII. Karl Christian, König von Dänemark, ältester Sohn des Königs Christian VIII. und der Prinzessin Charlotte
Friederike von Mecklenburg-Schwerin, geb. 6. Okt. 1808, vermählte sich 1828 mit der Prinzessin Wilhelmine Marie von Dänemark,
sodann, nach Lösung dieser Ehe, 1841 mit Karoline, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, und, nachdem auch diese kinderlose Ehe
1846 geschieden worden (die Königin starb 1. Juni 1867 in Neustrelitz), 1850 morganatisch mit Demoiselle Rasmussen, die er zur
Gräfin Danner erhob. Am 20. Jan. 1848 folgte er seinem Vater auf dem dänischen Thron, und schon 28. Jan. veröffentlichte er die
Gesamtstaatsverfassung für die ganze Monarchie mit Einschluß Schleswigs und Holsteins, wodurch die Erhebung der Herzogtümer
hervorgerufen wurde, deren Resultat infolge der traurigen Haltung des deutschen Bundestags das Londoner Protokoll vom 8. Mai
1852 war, welches den Prinzen Christian von Glücksburg zum Thronfolger in der ganzen Monarchie ernannte.
In den unterworfenen Herzogtümern ließ Friedrich jetzt die rücksichtsloseste Unterdrückung des Deutschtums geschehen.
Dagegen war er in Dänemark aus ebendiesem Grund populär, um so mehr als er durch das Staatsgrundgesetz vom 5. Juni 1849 die
dänische Verfassung auf entschieden demokratische Grundlagen stellte. Persönlich bekümmerte sich übrigens Friedrich wenig um
die Politik und überließ als konstitutioneller König und Anhänger der eiderdänischen Partei die Staatsleitung ganz den eiderdänischen
Ministern.
Seine liebste Beschäftigung war die Erforschung der vaterländischen Altertümer, welcher er mit unausgesetzter Thätigkeit oblag.
Er war Vorsitzender der Königlichen und Nordischen Altertumsgesellschaft zu Kopenhagen. In den Schriften dieser letztern hat er
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auch wiederholt Abhandlungen veröffentlicht, von denen eine »Über den Bau der Riesenbetten der Vorzeit« 1857 in besonderm
Abdruck erschienen ist. Der größte Teil seiner Sammlungen ging durch den Brand seines Lieblingsaufenthalts, des Schlosses
Frederiksborg auf Seeland, 1859 zu Grunde.
Was übrigblieb, ist nach seinem Tod in das Museum nordischer Altertümer zu Kopenhagen gekommen. Friedrich starb
unerwartet 15. Nov. 1863 auf dem schleswigschen Schloß Glücksburg, auf dem er einen Teil des Herbstes zuzubringen pflegte. Mit
ihm erlosch die ältere Linie des Hauses, und es folgte ihm in Dänemark der Prinz Christian von Glücksburg als König Christian IX.
Vgl. Giessing, Kong Frederik VII Ungdoms- og Regjeringshistorie (Kopenh. 1865);
Thorsoe, Kong Frederik den syvendes Regjering (das. 1885).
[Hessen.] 21) Friedrich II., Landgraf von Hessen, Sohn des Landgrafen Wilhelm VIII., geb. 14. Aug. 1720, ward in Genf erzogen,
kämpfte als General im hessischen Heer im österreichischen Erbfolgekrieg gegen die Franzosen, 1745-46 in Schottland gegen den
Stuartschen Prätendenten, trat 1749 in Köln heimlich zur katholischen Religion über, wurde, als sein Vater von der Konversion erfuhr,
1754 zur Assekurationsakte gezwungen, welche die reformierte Religion in Hessen sicherte, ging 1756 in preußische Dienste und
folgte 1760 seinem Vater in der Regierung.
Berüchtigt machte er sich durch seinen Menschenhandel, indem er im nordamerikanischen Krieg nach und nach 17,000 Hessen
gegen 22 Mill. Thlr. in britischen Sold gab. Er liebte übrigens Künste und Wissenschaften, gründete das Museum Fridericianum,
stiftete die Akademie der Künste und that viel für die Verschönerung Kassels. Er starb 31. Okt. 1785.
Vgl. Pfister, Landgraf Friedrich II. und sein Hessen (Kassel 1879);
Kapp, Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika (2. Aufl., Berl. 1875).
forlaufend
22) Friedrich Wilhelm I., Kurfürst von Hessen, einziger Sohn des Kurfürsten Wilhelm II. und der Prinzessin Auguste, Tochter
Friedrich Wilhelms II. von Preußen, geb. 20. Aug. 1802 zu Hanau, studierte in Marburg und Leipzig und hielt sich sodann, mit seinem
Vater infolge von dessen Verhältnis zu Emilie Ortlöpp auf gespanntem Fuß lebend, teils in Bonn, teils in Marburg auf. Als im Januar
1831 die kurfürstliche Mätresse durch einen Tumult aus Kassel vertrieben worden und Wilhelm II. ihr nach Hanau gefolgt war,
übertrug dieser Friedrich W. 30. Sept. 1831 nicht allein die Mitregentschaft, sondern auch einstweilen die alleinige Regierung.
Durch manche Einschränkungen im Hofhaushalt und andre zweckmäßige Maßregeln war Friedrich W. eine Zeitlang populär.
Seine morganatische Ehe mit Gertrud Falkenstein, der geschiedenen Frau eines preußischen Leutnants, Lehmann, die er 1831 zur
Gräfin von Schaumburg und 1833 zur Fürstin von Hanau (s. d.) erhob, gab zuerst, da die seit 1831 nach Kassel zurückgekehrte
Kurfürstin diese Verbindung nicht anerkennen wollte, zu Unruhen Veranlassung. Friedrich W. lenkte unter Hassenpflugs Einfluß bald
in eine ganz reaktionäre Strömung ein, und seine Regierung war ein fortwährender, auf schikanöse Weise geführter Kampf mit der
Landesvertretung, die zuletzt sich gar nicht mehr geltend machen konnte. Nachdem Friedrich W., nach dem Tod seines Vaters (20.
Nov. 1847) Kurfürst geworden, einen verunglückten Versuch gemacht, sich seiner Verbindlichkeit der Verfassung gegenüber zu
entledigen, zwangen ihn die Ereignisse von 1848, die Forderungen des stürmisch mahnenden Volkes zu gewähren und aus den
Mitgliedern der konstitutionellen Opposition das Ministerium Eberhard zu bilden.
Kaum aber hatte die Reaktion wieder festen Fuß in Deutschland gefaßt, als der Kurfürst 23. Febr. 1850 das Ministerium entließ
und Hassenpflug wieder berief. Hierauf wurde mit energischen Gewaltmaßregeln gegen das Land vorgegangen; als dieselben keinen
Erfolg hatten, ging Friedrich W. nach Bockenheim und rief den Bund um Hilfe an, der dann auch durch Exekutionstruppen den
Widerstand des Volkes brach. Darauf kehrte der Kurfürst 27. Dez. 1850 nach Kassel zurück. Die Verfassung von 1831 ward
aufgehoben und 13. April 1852 eine neue oktroyiert, die das Zweikammersystem adoptierte.
Doch dauerten die Streitigkeiten zwischen Regierung und Ständen fort, auch als der in seinen Launen unberechenbare Kurfürst
1855 sein getreues Werkzeug Hassenpflug entlassen hatte. Trotz der Mahnungen Preußens, den Wünschen des Volkes durch
Wiederherstellung der Verfassung von 1831 nachzugeben, oktroyierte er 30. Mai 1860 Kurhessen eine neue Verfassung, die mit 1.
Juli Kraft treten sollte; doch entschied der Ausfall der Wahlen für die Kammer dreimal nacheinander gegen dieselbe, indem sie nur
unter Vorbehalt der Verfassung von 1831 zu stande kamen.
Endlich glaubten Preußen und auch Österreich gegen das Willkürregiment des Kurfürsten einschreiten zu müssen. Ein
eigenhändiges Schreiben des Königs von Preußen an letztern ward aber von demselben in einer solchen Weise aufgenommen, daß
Preußen als Genugthuung Entlassung des kurhessischen Ministeriums forderte und, da diese verweigert wurde, zwei Armeekorps
kriegsbereit machte. Erst jetzt fügte sich der Kurfürst dem am 24. Mai 1862 erfolgten Bundesbeschluß; das Ministerium ward
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entlassen und die Verfassung von 1831 wiederhergestellt.
Doch suchte der eigensinnige Fürst dem Volk nach Kräften die Freude am Sieg zu verbittern. Bei den Kämpfen zwischen
Preußen und Österreich stand Friedrich W. stets zum letztern und weigerte sich 1866 auch nach Besetzung Kassels, dem neuen
preußischen Bund beizutreten. Da er trotzdem ruhig in seiner Residenz ausharrte, wurde er 23. Juni als Staatsgefangener nach
Stettin gebracht. Nach dem Prager Frieden und der definitiven Annexion Kurhessens durch Preußen wurde zwischen diesem und
dem Kurfürsten 17. Sept. 1866 in Stettin ein Vertrag abgeschlossen, in welchem letzterer, ohne jedoch auf seine Hoheitsrechte
definitiv zu verzichten, gegen eine finanzielle Abfindung seine Unterthanen von den Pflichten gegen ihn entband.
Seine durch Denkschriften u. dgl. fortgesetzten Agitationen gegen die preußische Herrschaft in Hessen waren jedoch der Anlaß,
daß über das ihm zur Nutznießung abgetretene Fideikommißvermögen von Preußen 1869 die Sequestration verhängt wurde. Auch
die Ereignisse 1870/71 erschütterten den Kurfürsten nicht in seiner Zuversicht auf die Wiederherstellung seines Throns, und
unversöhnt mit Preußen starb er 6. Jan. 1875 in Prag, nachdem er die letzten Jahre auf seinen Besitzungen zu Horzowitz in Böhmen
gelebt hatte. Er hinterließ seine Witwe, die Fürstin von Hanau, mit sechs Söhnen und drei Töchtern, die den Titel ihrer Mutter führen
und das beträchtliche Privatvermögen erbten; das Anrecht an das Hausfideikommiß ging auf den Landgrafen Friedrich von Hessen
über.
23) Friedrich II., Landgraf von Hessen-Homburg (der »Prinz von Homburg«),
geb. 9. Juni 1633 als fünfter Sohn des Landgrafen Friedrich I., besuchte die Akademie in Genf, bereiste dann Italien und
Frankreich, trat 1654 in schwedische Dienste und nahm unter König Karl Gustav am Kriege gegen Polen und Dänemark teil. Vor
Kopenhagen ward ihm 29. Jan. 1659 das linke Bein zerschmettert; von dem künstlichen Bein mit silbernen Gelenken, welches er
seitdem trug, erhielt er den Beinamen »mit dem silbernen Beine«. Nachdem er sich 1661 mit der bereits bejahrten Gräfin Margarete
Brahe, Witwe des Grafen Johann Oxenstierna, vermählt hatte, verließ er den schwedischen Dienst und kaufte sich von dem
Vermögen seiner Gemahlin, die schon 1669 starb, bedeutende Güter. 1670 verheiratete er sich zum zweitenmal mit Luise von
Kurland, einer Base des Großen Kurfürsten, trat von der lutherischen zur reformierten Konfession über und wurde zum
brandenburgischen General der Kavallerie ernannt.
Seinen Kriegsruhm begründete er 1675 bei Fehrbellin, wo er mit der Vorhut den Kampf glücklich eröffnete. Nach dem Tod seines
ältern Bruders, Georg Christian, übernahm er 1681 die Regierung von Homburg, baute das Schloß daselbst und suchte durch
Aufnahme flüchtiger Hugenotten und Waldenser Einwohnerzahl, Gewerbthätigkeit und Wohlstand des Landes zu heben. Nach dem
Tod seiner zweiten Gemahlin (1690) vermählte er sich zum drittenmal 1691 mit Sophie Sibylle von Leiningen und starb 24. Jan. 1708.
Von seinen 15 Kindern überlebten ihn 7; sein Nachfolger ward Friedrich Jakob. Sein entschlossener und praktischer Sinn steht zu
dem romantischen »Prinzen von Homburg« Kleists allerdings in Widerspruch.
Vgl. Hamel, Friedrich II., mit dem silbernen Bein, Landgraf von Hessen-Homburg (Berl. 1861).
[Hohenzollern.] 24) Friedrich. Franz Xavier, Prinz von Hohenzollern-Hechingen, österreich. Feldmarschall, geb. 31. Mai 1757 zu
Gheule bei Maastricht, trat 1773 in holländische, bald darauf aber in österreichische Dienste, deckte 1788 mit seinem
Kürassierregiment die Festung Belgrad gegen die Türken, befehligte in dem Revolutionskrieg von 1793 bis 1795 fast ununterbrochen
die Vorhut des verbündeten Heers und wohnte den Schlachten von Neerwinden und
Fortsetzung Friedrich:=> Seite 6.705 || Wattignies sowie den Kämpfen um Charleroi mit Auszeichnung bei. Im J. 1796 als
Generalmajor
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;6. Band, Seite 692 im Internet seit 2005; Text geprüft am 8.4.2007; publiziert von Peter Hug; Abruf am
31.10.2017 mit URL:
Weiter: http://peter-hug.ch/06_0693?Typ=PDF
Ende eLexikon.
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