Glück und Moral. In

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Inhalt
Inhalt
Emmanuel J. Bauer / Ulrike Tanzer
Vorwort – Das Glück der Suche nach dem Glück . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
Emmanuel J. Bauer
Jeder ist seines Glückes Schmied!? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13
Otto Neumaier
Glück und Moral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
31
Alois Halbmayr
Macht Geld glücklich? Eine theologische Perspektive . . . . . . . . . . . . . . .
45
Mathias Binswanger
Warum macht mehr Einkommen nicht glücklicher –
Die Tretmühlen des Glücks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
57
Kennon M. Sheldon
Können wir glücklicher werden? Warum es wichtiger ist,
Aktivitäten zu verändern als Lebensumstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
69
Michael Musalek
Wenn die Sehnsucht, die Suche nach dem Glück, zur Sucht wird . . . . . . . .
83
Gottfried Bachl
Glück und Jenseits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
93
Karlheinz Rossbacher
Glück in der Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
107
Wilhelm Genazino
Das Glück in glücksfernen Zeiten –
Lesung und Gespräch mit Ulrike Tanzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
121
6
Inhalt
Renate Prochno
Kunst und Glück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
137
Manfred Mittermayer
Glück im Film – Eine kleine Beispielsammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
159
Anton A. Bucher
Haribo, Taschengeld, Lob? Was Kinder glücklich macht . . . . . . . . . . . . .
173
Reinhold Popp / Reinhard Hofbauer / Markus Pausch
Soziale und ökonomische Bedingungen von Lebensqualität . . . . . . . . . .
187
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
209
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
224
Otto Neumaier
Glück und Moral
Ottound
Neumaier
Glück
Moral
Das Streben nach Glück gilt nicht erst seit der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika als „unveräußerliches Recht“ der Menschen. Vielmehr
bestimmt bereits Aristoteles die Glückseligkeit als oberstes moralisches Ziel menschlichen Strebens, „denn diese suchen wir stets wegen ihrer selbst und niemals wegen
eines anderen“.1 Das bedeutet freilich nicht, dass der Zusammenhang zwischen Glück
und Moral außer Frage steht, zumal die Menschen – wie auch Aristoteles betont – darüber streiten, „was […] die Glückseligkeit sei“.2 Dieses Problem gründet wohl nicht
nur darin, dass wir uns subjektiv alle etwas anderes unter Glück bzw. Glückseligkeit
sowie unter Moral vorstellen; vielmehr liegt es auch am Umstand, dass wir die Ausdrücke „Glück“ und „Moral“ vieldeutig verwenden.
Von Glück reden
Die Bedeutungsvielfalt des Ausdrucks „Glück“ führt uns etwa Mozart im Finale des
2. Aktes der „Zauberflöte“ vor. Dort dürfen Tamino und Pamina vor den letzten Prüfungen zum ersten Mal miteinander sprechen und einander umarmen, worauf sie
singen: „O welch ein Glück!“ Dabei geht es zunächst um das Glück, das sie in diesem
Augenblick empfinden, aber nicht nur darum: Es ist nämlich nicht selbstverständlich,
dass es zu dieser Vereinigung der Liebenden kommt, sondern sie bedürfen auch des
Glücks im Sinn bestimmter äußerer Umstände, die (ebenso wie die ihnen zur Hand
gegebenen „Zauberdinge“) das Eintreten dieser Situation befördern (oder zumindest
nicht verhindern).
Das Glück, von dem Pamina und Tamino singen, umfasst mithin ein subjektives
und ein objektives Moment, wobei für den zweiten Aspekt nicht nur zufällige günstige
Umstände in Frage kommen, die wir durch unser Handeln nicht oder nur begrenzt
beeinflussen können, sondern auch Rahmenbedingungen für unser Handeln, die dieses insofern beschränken, als sie vorherbestimmt sind. So verkündet denn Sarastro am
Beginn des 2. Aktes der „Zauberflöte“, die Götter hätten Tamino „das Mädchen
Pamina bestimmt“. Wenn dem so ist, stellt sich die Frage, weshalb es der Prüfungen
bedarf. Die Vorstellung der schicksalhaften Bestimmung scheint indes für Mozart und
Schikaneder nicht die Annahme auszuschließen, dass wir uns dennoch ihrer würdig
32
Otto Neumaier
erweisen müssen und dass wir beim Versuch, ein uns bestimmtes Glück zu erfahren,
auch scheitern können. Dieser uns etwas sonderbar anmutende Gedanke lässt sich
(zum Teil) dadurch erklären, wie sich die Bedeutung des Wortes „Glück“ entwickelt
hat.
Mit „Glück“ war ursprünglich jemandes Schicksal oder der Ausgang einer Sache
gemeint; bereits im Mittelhochdeutschen entwickelte sich jedoch eine alternative Verwendungsweise, die den günstigen Verlauf eines Geschehens bezeichnet, insbesondere
aber das Gelingen einer zielstrebigen Handlung aufgrund des eigenen Geschicks.3 Im
Sinn eines Schicksals, dem wir ausgeliefert sind, kann sich das Glück als gut oder
schlecht erweisen. Davon zeugt etwa Petrarcas 1366 verfasste Schrift „De remediis utriusque fortunae“, für deren erste, 1532 erschienene deutsche Ausgabe die Übersetzer
Peter Stachel und Georg Spalatin den Titel „Von der Artzney bayder Glück, des gvten
vnd widerwertigen“ wählten. Ähnlich übersetzte Stephan Vigilius für seine 1539 veröffentlichte deutsche Fassung des Werkes: „Das Glückbvch, Beydes deß Gvtten und
Bösen“. Diese oft nachgedruckte Übersetzung erschien jedoch ab 1572 als „Trostspiegel
in Glück und Unglück“.4
Demnach wurde der Begriff des Glücks allmählich auf ein uns geneigtes Schicksal
eingeschränkt und dem des Unglücks gegenübergestellt. Diese Bedeutungsverengung
beruht wohl darauf, dass sich gleichzeitig die erwähnte Bedeutungserweiterung vollzog, durch die auch das Gelingen unseres Handelns als Glück ins Spiel kam, nicht nur
im Sinn eines subjektiven Empfindens, sondern auch eines objektiv feststellbaren Erfolgs, der jedoch nicht (nur) von äußeren Bedingungen abhängt, sondern (auch) von
unserem eigenen Geschick. Diese Verbindung von Glück und Erfolg könnte auch auf
das Schicksal zurückgewirkt haben, das nur noch im günstigen Fall als Glück angesehen wurde und wird.
Die Vorstellung von Glück als einem guten wie schlechten Schicksal wirkte freilich
weiter, und zwar in mehreren Formen, jeweils unter der Annahme, dass wir das, was
uns bestimmt ist, weder beeinflussen noch vorhersehen können, weshalb es uns als
zufällig erscheint. Zum einen zeigt sich darin der Glaube an eine wankelmütige Gottheit wie Fortuna, die die Gaben ihres Füllhorns „blind“ verteilt, zum anderen der Versuch, Glück als das Wirken einer vernünftigen höheren Macht zu erklären. In diesem
Sinn kritisiert etwa Bernard Bolzano den Irrtum vieler Menschen, auch „von solchen,
die für Gebildete und Aufgeklärte gelten, […] daß es ein blindes Glück in der Welt
gebe, welches die Güter der Erde nach seiner eigensinnigen und wandelbaren Laune
austeilt“.5 Glück oder Unglück ist laut Bolzano vielmehr „ein jeder Vorfall, der uns
unvorgesehen trifft, den aber Gott immer sehr absichtsvoll und mit genauester Beziehung auf unser eigenes Betragen herbeigeführt hat. Beides, das Glück so wie das
Unglück, zielet zu unserm Wohle ab, und ist nur darin unterschieden, dass jenes gleich
in der Gegenwart, dieses erst in der Folge süß und erfreulich ist“.6
Dem steht der vermutlich mit dem Aufkommen naturwissenschaft licher Erklärungen einhergehende Gedanke gegenüber, dass der Verlauf unseres Lebens offen ist und
Glück und Moral
33
auch durch unvorhersehbare Ereignisse beeinflusst sein kann. Wer keinem religiösen
Glauben anhängt, sondern einem wissenschaft lichen Weltbild, wird also im Unterschied zu Bolzano Glücksfälle kaum als „verdiente Belohnung“ für gottgefälliges Handeln oder Schicksalsschläge als „Strafe Gottes“ und als „Erziehungsmittel“ ansehen,
das letztlich unserer „Vervollkommnung und Beglückung“ diene. Auch durch Wissenschaft „Gebildete und Aufgeklärte“ können freilich wie Bolzano (obwohl aus anderen
Gründen) annehmen, dass wir zumindest bis zu einem gewissen Grad „selbst Herrn
des Glückes sind, das uns zu Teil wird“.7
In jedem Fall dürfte dieses Thema die Menschen seit jeher beschäftigt haben. Zur
Orientierung in der Welt und zum Selbstverständnis gehört auch die Vorstellung, dass
gewisse Sachverhalte ein Glück darstellen. Diese Überlegung liegt allein schon dadurch
nahe, dass wir von manchen Dingen des Lebens beglückt sind (während uns andere
unglücklich machen). Solche Erfahrungen rechtfertigen freilich noch nicht die Annahme, dass wir schlichtweg selbst Herren des Glücks sind, also allein unser Glück
machen können und sollen, ebenso wenig wie die (von Bolzano verworfene) Vorstellung, wir seien bei allen unseren Unternehmungen darauf angewiesen, dass uns das
Glück hold ist.
Anscheinend haben die Menschen schon früh die Erfahrung gemacht, dass das, was
sie als Glück empfinden, nicht bloß von ihnen selbst abhängt, sondern auch von anderen
Gegebenheiten, und sie versuchten zu erklären, wie sie zu ihrem Glück kommen. So bemühten sich etwa die Stoiker der Antike aufgrund der Annahme, dass alle Ereignisse im
Kosmos kausal miteinander verknüpft sind, um eine „wissenschaft liche“ Erkundung des
Einflusses der Gestirne auf das Schicksal der Menschen. Auch heute noch werden zumindest persönliche Horoskope mit dem Anspruch erstellt, dass sie Erklärungen des
bisherigen und Vorhersagen des künftigen Lebens eines Menschen bieten können.
Für „Gebildete und Aufgeklärte“ sind solche Überlegungen reiner Aberglaube. Die
„Entzauberung der Welt“, auf welche laut Weber die Aufk lärung zielt, führt ja zum
Glauben, dass es grundsätzlich „keine geheimnisvollen unberechenbaren Mächte“
gibt, sondern dass die Menschen „alle Dinge – im Prinzip – durch Berechnen“ beherrschen können.8 Auch ein in diesem Sinn als wissenschaft lich geltendes Weltbild
schließt indes eine „Glücksverheißung“ ein, nämlich die Annahme, dass für uns „im
Prinzip“ alles – auch unser Glück – machbar ist und dass dann, wenn wir selbst dazu
nicht in der Lage, also unglücklich sind, mit den Mitteln von Wissenschaft und Technik etwas dagegen bzw. dafür getan werden kann. Zudem wird uns wissenschaft lich
erklärt, dass unsere Handlungen nicht auf bewussten Entscheidungen beruhen, sondern durch Hirnprozesse verursacht sind. Demzufolge wäre Glück in Hirnstrukturen
verankert – und Unglück ein „Fehler“ in neuronalen Prozessen, der durch die Gabe
von Pharmaka überwunden werden kann. Diese Art von Erklärung reduziert nicht
nur Glück auf den subjektiven Aspekt des Glücks-Gefühls, sondern bringt auch ebenso
wie Bolzanos religiöse Deutung eine „höhere Macht“ ins Spiel, die es sozusagen gut
mit uns meint.
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Otto Neumaier
Wenn wir unter jener „höheren Macht“ etwas verstehen, das unser Schicksal strikt
vorherbestimmt bzw. determiniert, ergeben sich Probleme für die moralische Beurteilung unseres Handelns, weil als notwendige Voraussetzung dafür gilt, dass uns Handlungsalternativen offen stehen, durch die wir eine Situation beeinflussen und ein Ziel
erreichen können. Selbst wenn wir eine positive Antwort auf die Frage nach der Willensfreiheit und mithin die Möglichkeit des Handelns voraussetzen,9 sind Aspekte des
Glücks im objektiven Sinn zu bedenken, d. h. etwas, worauf wir nicht unbedingt durch
das Handeln selbst Einfluss nehmen können. Ehe wir darauf eingehen, müssen wir
jedoch das Glück im subjektiven und im objektiven Sinn sowie den entsprechenden
Zusammenhang etwas genauer betrachten.
Glück haben und glücklich sein
Wenn wir von Glück reden, so können wir uns auf (objektive oder subjektive) Gegebenheiten beziehen – auf Sachverhalte, die für uns gut sind und unabhängig von
unserem Bewusstsein bestehen, oder aber auf ein Gefühl, das wir als gut empfinden.
Wenn der Ausdruck „Glück“ derart mehrdeutig verwendet wird (bzw. in anderen
Sprachen dementsprechend mehrere Ausdrücke in Gebrauch sind10), so ist das andererseits kein Zufall, sondern dem Umstand geschuldet, dass die subjektive Empfindung von Glück etwas mit den objektiven Gegebenheiten des menschlichen Lebens zu
tun hat.
Auf den ersten Blick könnten wir vermuten, dass wir von Glück im subjektiven
Sinn sprechen, wenn wir auch objektiv Glück haben, doch so einfach ist es nicht. Die
Psychologie unterscheidet vier Möglichkeiten, wie das subjektive Empfinden eines
Menschen mit seiner objektiven Situation zusammenhängt, nämlich Wohlergehen,
Dissonanz, Adaption und Deprivation:11 Von Wohlergehen ist die Rede, wenn die
objektiven Bedingungen ebenso gut sind wie deren subjektive Empfindung. Im Fall
der Dissonanz sind zwar die objektiven Bedingungen gut, nicht aber die dazugehörigen subjektiven Empfindungen, während bei der Adaption das subjektive Empfinden
trotz schlechter objektiver Bedingungen gut ist. Mit Deprivation ist gemeint, dass die
objektiven Lebensbedingungen eines Menschen ebenso schlecht sind wie seine subjektiven Empfindungen.
Selbst wenn wir mit Aristoteles annehmen, dass alle Menschen nach Glück streben,
folgt daraus nicht, dass wir in allen Lebenslagen danach streben oder dass wir nur
dann vernünft ig sind, wenn es uns gelingt, Glück zu empfinden. Ganz im Gegenteil
mag die Vernunft „gebieten“, unglücklich zu sein, nämlich dann, wenn unsere objektive Situation so schlecht ist, dass es eigenartig oder sogar dumm wäre, dennoch glücklich zu sein. Das Glücksempfinden hat demnach etwas mit einem angemessenen Verhältnis zwischen der objektiven Situation und unserer subjektiven Einstellung zu tun.
Es besteht nicht einfach in einer Beziehung zwischen einem Individuum und einer
Glück und Moral
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objektiven Situation; vielmehr schließt es eine Bewertung dieser Situation ein, die das
Individuum aus bestimmten Gründen vornimmt. Eine Person kann nämlich auch unglücklich sein, obwohl ihre objektive Situation gut ist, während andererseits jemand
auch trotz einer objektiv schlechten Situation relativ glücklich sein mag.
So gesehen liegt es in doppelt subjektivem Sinn an uns, ob wir glücklich sind oder
nicht: Einerseits geht es darum, ob wir prinzipiell fähig sind, glücklich zu sein, andererseits darum, ob es uns möglich ist, einen objektiv gegebenen, für uns günstigen Sachverhalt als Glück zu empfinden. Wie wir damit umgehen, hängt u. a. auch vom Verhältnis
zwischen dem Maß an Glück, das wir erwarten, und der tatsächlich bestehenden Situation ab. Wie das Märchen „Hans im Glück“ zeigt, kann die sukzessive Verringerung der
Erwartungen zur Adaption führen; umgekehrt erzeugen allzu hohe Glückserwartungen
eine Dissonanz zwischen der objektiv bestehenden Situation und ihrer subjektiven Bewertung. Mithin ist eine von Odo Marquard empfohlene Strategie bei der Suche nach
dem Sinn des Lebens auf unseren Fall übertragbar: So wie laut Marquard eine „Diätetik
der Sinnerwartung“ notwendig ist, um mit der Frage nach dem Sinn des Lebens sinnvoll
umzugehen,12 bedarf es auch einer Diätetik der Glückserwartung, da allzu hohe Erwartungen einen Mangel an Glücksempfindung zur Folge haben.
Insofern, als es jeweils an uns liegt, wie wir uns zu unserem Leben und den objektiven Gegebenheiten stellen, ist unser Glück nicht nur als Empfindung eine subjektive
Angelegenheit, sondern auch mit Bezug darauf, ob wir einen objektiv bestehenden
Sachverhalt als gut bewerten. Das bedeutet jedoch nicht, dass jegliches Glück in einem
radikalen Sinn subjektiv ist, dass es also bloß jemandes Belieben überlassen bleibt, ob
er glücklich ist oder Glück hat. Zwar liegt es am jeweiligen Subjekt, ob es etwas als
wertvoll und als Grund, glücklich zu sein, auffasst, doch ist Glück dadurch noch nicht
völlig subjektiv. Vielmehr spielen dabei auch soziale und kulturelle Eindrücke sowie
die Erfahrung objektiver Tatsachen eine Rolle. Dies gilt nicht nur für das Glück, sondern ebenso für Hoffnung, Sinn, Vertrauen oder Schönheit. Unsere Einstellungen
dazu beruhen auch auf objektiven Tatsachen, dennoch liegt es an uns, ob wir einer
anderen Person aufgrund unserer Erfahrung mit ihr trauen, ob wir Hoffnung empfinden oder nicht, ob wir unser Leben als sinnvoll erleben oder nicht und ob wir uns an
der Schönheit einer Person, der Natur oder eines Kunstwerks erfreuen.
Gesellschaft liche bzw. kulturelle Faktoren beeinflussen nicht nur unsere subjektive
Bewertung objektiver Gegebenheiten, sondern auch unsere Annahmen darüber, ob
bzw. in welchem Maß unser subjektives Glücksempfinden von Glück im objektiven
Sinn abhängt. Einer Person, die nie irgendeine Form von Glück im objektiven Sinn
erfahren hat, ist damit wohl auch nicht das Glück gegeben, Glück im subjektiven Sinn
zu erleben; es ist ihr also unmöglich, Glück zu empfinden, bzw. sie ist dazu unfähig.
Glücklicherweise erfahren viele Menschen – unbeschadet der Tatsache schlimmer Erlebnisse – zumindest eine gewisse Anzahl von Glücksfällen, was es ihnen erlaubt,
Glück zu empfinden, auch wenn eine Situation, in der sie sich zu einem bestimmten
Zeitpunkt befinden, für sie ein Unglück bedeuten mag.
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