Grundlagen der Physikalischen Chemie
für Studierende der Mikrosystemtechnik
WS 2013/14
Prof. Dr. P. Gräber
e-mail: peter. graeber@physchem.uni-freiburg.de
Lehrbuch:
•
P.W. Atkins, L. Jones: Chemie, einfach alles, Wiley – VCH
Textverarbeitung: C. Wacker
Zeichnungen: C. Wacker
Inhaltsverzeichnis
1.
2.
Einleitung
Grundbegriffe
3
6
2.1.
2.2.
2.3.
2.4.
2.5.
2.6.
Systeme
SI Einheiten
Stoffmenge
Konzentrationsangaben
Temperaurmessung
Energieaustausch System-Umgebung
6
6
8
9
11
12
3.
Ideale Gase
21
3.1.
3.2.
3.3.
3.4.
3.5.
Experimentelle Befunde über Gase
Kinetische Gastheorie
Mischung idealer Gase
Stoßzahlen und mittlere freie Weglänge
Die Geschwindigkeitsverteilung der Teilchen im Gas
21
23
28
28
33
4.
5.
6.
7.
8.
Aggregatzustände
Reale Gase
Energie
Extensive und intensive Zustandsgrößen
Zusammenhang von U und H mit den Wärmekapazitäten
39
41
44
47
49
8.1.
8.2.
8.3.
8.4.
Allgemein
Die innere Energie und Wärmekapazität von Gasen
Adiabatische Expansion eines idealen Gases
Verflüssigung und Expansion eines realen Gases (Joule-Thomson-Effekt)
49
50
55
57
9.
Enthalpieänderung
60
9.1.
9.2.
Phasenumwandlungen
Chemische Reaktionen
60
62
10.
Die Richtung natürlicher Prozesse. Der 2. Hauptsatz
71
10.1.
10.2.
10.3.
10.4.
10.5.
10.6.
10.7.
10.8.
Reversible und irreversible Prozesse
Die Richtung natürlicher Prozesse
Die Entropie
Anschauliche Bedeutung der Entropie
Druck- und Temperaturabhängigkeit der Entropie
Die Mischungsentropie
Der Absolutwert der Entropie. Der 3. Hauptsatz
Wärmekraftmaschinen und Wärmepumpen
71
72
73
75
78
79
81
81
11.
Die Freie Enthalpie
90
11.1.
11.2.
11.3.
11.4.
11.5.
11.6.
Die Richtung natürlicher Prozesse bei konstantem ๐ und ๐ป
Die Temperatur- und Druckabhängigkeit von ๐ฎ
Das Chemische Potential
Die Temperaturabhängigkeit des chemischen Potentials
Das chemische Gleichgewicht
Berechnung der Freien Standardreaktionsenthalpie
90
91
92
95
97
100
1
11.7.
11.8.
12.
Die Temperaturabhängigkeit von ๐ฒ๐ฝ
Das chemische Gleichgewicht und โ๐ ๐ฎ
100
102
Reaktionskinetik
105
Definition der Reaktionsgeschwindigkeit
Die Reaktionsgeschwindigkeitsgleichung
Experimentelle Bestimmung der Reaktionsordnung, Geschwindigkeitskonstanten
Temperaturabhängigkeit der Geschwindigkeitskonstanten
Hin- und Rückreaktion
Parallelreaktionen
Folgereaktionen
Katalyse
Enzymkatalyse
Aktivierungsenergie bei komplexen Reaktionen
105
107
110
112
114
115
116
118
119
123
13.
Adsorption und heterogene Katalyse
126
13.1.
13.2.
Die Langmuir’sche Adsorptionsisotherme
Heterogene Katalyse
126
129
14.
Grundlagen der Spektroskopie
132
14.1.
14.2.
14.3.
14.4.
14.5.
14.6.
Arten der Spektroskopie
Häufig verwendete Anregungsenergien
Mikroskopische Interpretation
Konzentrationsabhängigkeit der Absorption
Optische Spektroskopie
Optische Absorption von Biomolekülen
135
138
140
142
145
146
15.
Elektrochemie
149
15.1.
15.2.
15.3.
15.4.
Elektrische Größen und Definitionen
Elektrolyte und Faraday`sche Gesetze
Leitfähigkeit von Elektrolyten
Elektroden
149
154
157
159
16.
Phasengleichgewichte
191
17.
Anhang
Standardreaktion
Biochemischer Standardzustand
Formelsammlung PC I
Elektrochemische Standardpotentiale
208
208
209
210
217
12.1.
12.2.
12.3.
12.4.
12.5.
12.6.
12.7.
12.8.
12.9.
12.10
16.1.
16.2.
16.3.
16.4.
16.5.
16.6.
16.7.
16.8.
Dampfdruck von Flüssigkeiten
Gibbs’sches Phasengesetz
Zweikomponenten Systeme
Siedepunkterhöhung
Gefrierpunktserniedrigung
Osmotischer Druck
Verteilungsgleichgewicht
Der Dampfdruck über Mischungen
191
192
193
197
199
200
202
204
2
1.
Einleitung
Die Physikalische Chemie beschäftigt sich mit der Erfassung und dem Verständnis chemischer
Eigenschaften und Vorgänge mit Hilfe physikalischer und chemischer Methoden und der
Beschreibung an Hand von Modellen.
Typische Vorgehensweise:
Chemische(r) Eigenschaft oder Vorgang
Messung
Modellexperiment
Modell
Daten
Mathematische
Beschreibung
Mathematische
Beschreibung
Mathematische
Beschreibung
Vergleich
Verständnis
3
Einteilung der Stoffe
Alle Stoffe
heterogene Mischungen
homogene Mischungen
reine Stoffe
Verbindungen
chemische
๏ฃง๏ฃง ๏ฃง ๏ฃง ๏ฃง
๏ฃง→
←๏ฃง ๏ฃง ๏ฃง ๏ฃง๏ฃง๏ฃง
Re aktionen
Elemente
4
Erfahrung:
a)
Alle Materie besteht aus einzelnen Teilchen, die makroskopischen
Eigenschaften ergeben sich aus der Summe der Eigenschaften der
einzelnen Teilchen.
Die kleinsten Teilchen der Elemente sind Atome. Atome bestehen aus einem positiv
geladenen Kern und einer negativ geladenen Elektronenhülle.
Einfachstes Atom = H (Wasserstoff)
Kernradius ๐ = 1,3 ⋅10−15 m
Faktor 40 000
Atomradius ๐ = 53 ⋅10−12 m
Bsp.: Kreide 1 cm (= Kern) → Abstand zum Elektron ist
Kreide 1 cm ∗ 40000 = 400m
Die Atome unterscheiden sich in der Zahl der positiven Ladungen im Kern → Anordnung im
Periodensystem. Zurzeit kennt man etwa 110 verschiedene Elemente, oberhalb der
Kernladungszahl 83 sind alle Atome instabil, d.h. radioaktiv.
A
Nomenklatur:
X = Elementsymbol
ZX
209
83
Bi
Z = Zahl der Protonen im Kern = Ordnungszahl
A = Zahl der Protonen und Neutronen =Massenzahl
b) Die kleinsten Teilchen aller anderen Stoffe sind Moleküle. Moleküle sind Verbindungen
aus Atomen.
Einfachstes Molekül:
H2
Kern – Kernabstand: ๐ = 75 ⋅10−12 m
Erfahrung:
Bindungslänge zwischen C–Atomen ๐ = 150 ⋅10−12 m
(alte Einheit: Angström, 1 Å = 10−10 m)
Alle Teilchen (Atome und Moleküle) befinden sich dauernd in Bewegung
(„thermische Bewegung“). Je höher die Temperatur desto stärker die
Bewegung.
Alle Stoffe können in drei verschiedenen Aggregatzuständen vorkommen.
Bei tiefen Temperaturen sind alle Stoffe Festkörper, bei hohen
Temperaturen sind alle Stoffe Gase, bei mittleren Temperaturen sind sie
Flüssigkeiten.
5
2.
Grundbegriffe
2.1. Systeme
Definition:
Der Teil des Universums, der uns interessiert, nennen wir System,
der Rest ist die Umgebung.
Einteilung der Systeme nach der Wechselwirkung mit der Umgebung:
abgeschlossen
kein Energieaustausch
kein Materieaustausch
geschlossen
Energieaustausch
kein Materieaustausch
System
E
offen
Energieaustausch
Materieaustausch
System
M
E
Beispiel: geschlossene
Thermoskanne
System
M
E
Beispiel: Kochtopf auf
Herd
M
Beispiel: Lebewesen
2.2. S I Einheiten
Standard International
Einheit:
m
s
kg
mol
A
K
Cd
Länge
Zeit
Masse
Stoffmenge
Elektr. Stromstärke
Temperatur
Lichtstärke
Präfixe:
109
Giga
106
Mega
103
Kilo
Name:
Meter
Sekunde
Kilogramm
Mol
Ampere
Kelvin
Candela
10-3
milli
Übliches Symbol:
๏ฌ
t
m
n
I
T
Iν
10-6
µ mikro
10-9
nano
6
Definitionen der SI-Basiseinheiten
Das Meter: Das Meter ist die Weglänge, die Licht im Vakuum innerhalb eines Zeitintervalls von
1/299 792 458 einer Sekunde zurücklegt (17. CGPM, 1983).
Das Kilogramm: Das Kilogramm ist die Einheit der Masse; es ist gleich der Masse des
internationalen Prototyps des Kilogramms (3. CGPM, 1901).
Die Sekunde: Die Sekunde ist die Dauer von 9 192 631 770 Perioden der Strahlung, die dem
Übergang zwischen den zwei Hyperfein-Niveaus des Grundzustandes des Cäsium-133-Atoms
entspricht (13. CGPM, 1967).
Das Ampere: Das Ampere ist der konstante elektrische Strom, der, wenn er in zwei parallelen
geraden
elektrischen
Leitern
unendlicher
Länge
und
vernachlässigbarer
Kreisquerschnittsfläche im Abstand von einem Meter im Vakuum aufrechterhalten wird, eine
Kraft von 2 x 10−7 Newton pro Meter Länge zwischen diesen Leitern produziert würde (9.
CGPM, 1948).
Das Kelvin: Das Kelvin, Einheit der thermodynamischen Temperatur, ist der Bruchteil 1/273.16
der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes des Wassers
(13. CGPM, 1967).
Das Mol: Das Mol ist die Stoffmenge eines Systems, die ebenso viele Elementareinheiten
enthält wie Atome in 0,012 Kilogramm von Kohlenstoff-12 sind. Wenn das Mol benutzt wird,
müssen die Elementareinheiten spezifiziert werden. Es können Atome, Moleküle, Ionen,
Elektronen, und andere Teilchen oder spezifizierte Gruppen solcher Teilchen sein (14. GCPM,
1971).
Beispiele für den Gebrauch des Mols
1 mol H2 enthält etwa 6.022 x 1023 H2 −Moleküle oder 12.044 x 1023 H −Atome.
1 mol HgCl hat eine Masse von 236.04 g.
1mol Hg 2 Cl2 hat eine Masse von 472.08 g.
1 mol Hg 2+
2 hat eine Masse von 401.18 g und eine Ladung von 192.97 kC.
1 mol Fe0.91 S hat eine Masse von 82.88 g.
1 mol e− hat eine Masse von 548.60 μg und eine Ladung von -96.49 kC.
1 mol Photonen, deren Frequenz 5 x 1014 Hz ist, hat etwa 199.5 kJ Energie.
Die Candela: Die Candela ist die Lichtstärke in einer gegebenen Richtung, die eine Lichtquelle
mit monochromatischer Strahlung der Frequenz 540 x 1012 Hertz emittiert und die eine
Strahlungsintensität in dieser Richtung von (1/683) Watt pro Steradian hat (16.CGPM, 1979).
7
2.3
Stoffmenge
Bei der Aufstellung chemischer Reaktionsgleichungen arbeitet man mit den Teilchenzahlen
der beteiligten Stoffe. Die üblichen Stoffmengen, mit denen man umgeht, enthalten eine sehr
große Zahl von Molekülen oder Atomen. Man führt daher eine Abkürzung für eine große
Teilchenzahl ein.
Def.: 1 Mol ist die Zahl von Teilchen in 12 g des Kohlenstoffisotops ๐๐๐ช
Die Teilchenzahl wird experimentell bestimmt. Man findet: 1๐๐๐ = 6 × 1023 Teilchen. Diese
Größe nennt man die Avogadrokonstante, ๐๐ด , (früher Loschmidtzahl ๐๐ฟ ).
๐๐ด = 6 โ 1023 mol−1
Eigentlich hat ๐๐ด die Einheit „Teilchen pro mol“, das Wort „Teilchen“ wird aber weggelassen.
Aus der Definition und dem experimentellen Wert von ๐๐ด ergibt sich sofort die Masse eines
Kohlenstoff-Atoms.
๐ ( 12๐ถ − ๐ด๐ก๐๐) โ ๐๐ด = ๐๐๐ ๐ ๐ ๐ฃ๐๐ 1 ๐๐๐ 12๐ถ − ๐ด๐ก๐๐๐๐ = ๐๐๐๐๐๐ ๐ ๐
๐ ( 12๐ถ ) โ ๐๐ด = ๐(๐ถ)
Man nennt ๐(๐ถ) die molare Masse oder Molmasse des Kohlenstoffs (der Ausdruck
Molekulargewicht ist veraltet und wird nicht mehr verwendet). Auf Grund unserer Definition
oben gilt:
๐ด(๐ช) = ๐๐ ๐ โ ๐ฆ๐จ๐ฅ−๐
Definition:
Damit können wir jetzt die Masse eines 12๐ถ -Atoms ausrechnen:
๐( 12๐ถ) =
๐(๐ถ)
12 g โ mol−1
=
= 2 โ 10−23 g
๐๐ด
6 × 1023 mol−1
Häufig verwendet man die sog. atomare Masseneinheit (๐๐ข )
1
1 ๐๐ข = 12 ๐๐๐ ๐ ๐ ๐๐๐๐๐ 12๐ถ − ๐ด๐ก๐๐๐
Definition:
1
= 12 ๐( 12๐ถ )
Gleichung für ๐( 12๐ถ) einsetzen:
1 ๐(๐ถ)
1 ๐๐ข = 12
๐๐ด
=
12 gโmol−1
12 โ๐๐ด
1 gโmol−1
= 6โ1023 mol−1
1 ๐๐ข = 1,66 โ 10−24 g = 1Da
In der Biochemie nennt man diese Größe ‘Dalton’ 1 mu = 1Da
8
Im Periodensystem werden die sog. relativen Molmassen angegeben
๐๐ =
=
๐(๐ด๐ก๐๐)
๐๐ข
๐๐๐ ๐ ๐ ๐๐๐ ๐ด๐ก๐๐๐
= ๐๐๐ ๐ ๐ ๐๐๐ ๐๐๐ ๐ ๐๐๐๐๐โ๐๐๐ก
๐(๐ด๐ก๐๐) ๐๐ด
๐๐ข
๐๐๐๐๐๐ ๐ ๐ ๐๐๐ ๐ด๐ก๐๐๐
๐(๐ด๐ก๐๐)
โ ๐ = ๐๐๐๐๐๐ ๐ ๐ ๐๐๐ ๐๐๐ ๐ ๐๐๐๐๐โ๐๐๐ก = ๐(๐๐๐ ๐ ๐๐๐๐๐โ๐๐๐ก)=
๐ด
→ gleicher Zahlenwert wie die Molmasse aber ohne Einheit.
Üblicherweise rechnet man in der Chemie nicht mit Teilchenzahlen, sondern mit
Stoffmengen (Molzahlen).
Definition:
๐๐๐ก๐ฅ ๐๐๐ซ ๐๐๐ข๐ฅ๐๐ก๐๐ง
๐๐ญ๐จ๐๐๐ฆ๐๐ง๐ ๐ = ๐๐๐ก๐ฅ ๐๐๐ซ ๐๐๐ข๐ฅ๐๐ก๐๐ง ๐ฉ๐ซ๐จ ๐๐จ๐ฅ
๐
i = Stoffindex
๐๐ = ๐ ๐
๐ด
Die Masse einer Substanz, ๐๐ ist proportional der Zahl der Teilchen, ๐๐ , d.h.
๐๐ = ๐๐ โ (1 ๐๐๐๐๐โ๐๐) โ ๐๐
Entsprechend gilt für die Molmasse
Dividieren
๐๐ = ๐๐ โ (1 ๐๐๐๐๐โ๐๐) โ ๐๐ด
๐๐
๐ด๐
๐ต
= ๐ต ๐ = ๐๐
๐
Berechnung der Stoffmenge (Molzahl)
2.4. Konzentrationsangaben
Wenn man Stoffgemische hat, kann man deren Zusammensetzung auf unterschiedliche Art
und Weise angeben:
Massenanteil
Massenbruch
Volumenanteil
Volumenbruch
๐๐ =
๐๐ =
๐๐
๐๐
=
∑ ๐๐ ๐(๐๐๐ ๐๐๐ก)
๐๐
๐๐
=
∑ ๐๐ ๐(๐๐๐ ๐๐๐ก)
๐
๐
Massenkonzentration: ๐๐ = ๐(๐๐๐ ๐๐๐ก)
9
Anteile werden häufig auch angegeben in
In Zehnerpotenzen ausgedrückt bedeutet dies:
๐
wird häufig bei Mischungen benutzt.
๐๐ =
๐๐
๐
Einheit:
mol m−3 oder mol dm−3
Abkürzung:
„Molar“
Molalität:
Abkürzung:
๐
๐ = ๐๐ ,
,
๐
๐๐ = ๐๐๐๐ง๐โ๐
๐ = Volumen der Lösung
= ∑ ๐๐,๐ โ ๐๐ = wobei ๐๐,๐ das
Molvolumen des Stoffes i ist.
mol
๐ = dm3
๐๐ = Molzahl
๐ณ
„Molal“
‰,
ppm, ppb, ppt.
−3
10
10−6 10−9 10−12
๐ฅ๐ = ∑ ๐๐ ; ∑ ๐๐ = 1, ๐๐ = ๐๐๐๐ง๐โ๐
Stoffmengenanteil (Molenbruch):
Stoffmengenkonzentration
(kurz: Konzentration)
%,
10−2
๐๐ณ = Masse Lösungsmittel
๐∗ =
Einheit: mol kg −1
mol
kg
Dichte:
๐
๐ด๐๐๐๐๐๐๐
๐ด
๐ด๐๐๐๐
= =
=
๐=
๐ฝ๐๐๐๐๐๐ ๐ฝ ๐ด๐๐๐๐๐๐๐๐๐ ๐ฝ๐
Das Molvolumen, ๐๐ , ist das Volumen von einem Mol Teilchen
Bsp. :
Molvolumen von Fe
๐๐๐๐ฃ๐๐๐ข๐๐๐ =
Bsp.:
๐๐๐๐๐๐ ๐ ๐
๐ท๐๐โ๐ก๐
, ๐๐ =
๐
๐
=
55,85 g mol−1
7,87 g cm−1
= 7,1 cm3 mol−1
Volumen eines Atoms (Fe)
๐๐๐๐ฃ๐๐๐ข๐๐๐ = ๐๐๐๐ข๐๐๐ ๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐โ๐๐๐ โ ๐ด๐ฃ๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐ ๐ก๐๐๐ก๐
๐๐ = ๐(1 ๐๐๐๐๐โ๐๐) โ ๐๐ด
๐๐
7,1 cm3 mol−1
๐(1 ๐๐๐๐๐โ๐๐) =
=
= โ 1,18 โ 10−23 cm3
๐๐ด 6 โ 1023 mol−1
10
4
Bei kugelförmigen Teilchen ist das Volumen ๐ = 3 ๐๐ 3
3
3
๐โ3
1,18 โ10−23 cm3 โ3
๐ = ๏ฟฝ4โ๐ = ๏ฟฝ
2.5. Temperaturmessung
a) Messverfahren:
4โ๐
= 1,4 โ 10−8 cm
(Radius eines Eisenatoms)
Erfahrung ๐ = ๐(๐) mit ๐ = Temperatur
wenn ๐ = ๐๐๐๐ ๐ก
b) Kalibrierung = Definition von Fixpunkten:
1) Siedepunkt
H2O bei ๐ = 1.013 . 105 ๐๐ = 100°C
2) Schmelzpunkt H2O bei ๐ = 1.013 . 105 ๐๐ = 0°C
๐ = ๐ − ๐0
100 = ๐100 − ๐0
Dividieren
๐
๐ − ๐0
=
100 ๐100 − ๐0
๐100
๐
๐0
V= A ⋅ ๏ฌ ๏ฟฝ
๐ฟä๐๐๐ =
Fläche = A
Temperaturskala:
๐ = 100
๐ − ๐0
๐100 − ๐0
Die Größe ๐100 − ๐0 ist für jeden Stoff, den man im Thermometer
einsetzt, verschieden. Umgeformt ergibt sich:
๐=
100๐
100๐0
−
(๐100 − ๐0 ) (๐100 − ๐0 )
Man findet experimentell, dass für alle idealen Gase gilt:
100๐0
= 273,15
(๐100 − ๐0 )
Setzen wir dies in Gleichung ein, ergibt sich
๐ + 273,15 = ๐ = (๐
100๐
100
oder ๐ =
−๐ )
0
๐100 − ๐0
100
Man nennt T die absolute Temperatur, gemessen in Kelvin, K. Die Einteilung der Kelvinskala ist
die Gleiche wie bei der Celsiusskala, der Zahlenwert des Schmelzpunktes des Eises ist jetzt
aber 273,15 K, Vorteil: die absolute Skala ist unabhängig vom Stoff.
11
๏ฌ
2.6. Energieaustausch System - Umgebung
Geschlossene und offene Systeme können mit der Umgebung Energie austauschen in Form
von Arbeit W und Wärme Q.
2.6.1. Arbeit
Definition der Arbeit:
๐ด๐๐๐๐๐ก = ๐พ๐๐๐๐ก โ ๐๐๐
Wir betrachten im Folgenden nur den Fall, dass Kraft und Weg, s, die gleiche Richtung haben.
Dann gilt:
oder integriert
d๐ = ๐น โ d๐
๐ =๐นโ๐
Die Kraft ist gleich
(F, force; a, acceleration)
๐น =๐โ๐
=
d(๐๐ฃ)
d๐ก
(mv = Implus)
Mit der Definition der Beschleunigung ๐ =
d๐
d๐ฃ
d๐ก
und der Definition
d๐ฃ
d2 ๐
der Geschwindigkeit ๐ฃ = d๐ก ergibt sich ๐น = ๐ d๐ก = ๐ d๐ก 2
Setzt man in diese Gleichung die SI–Einheiten ein,
ergibt sich für die Einheit der Kraft 1 kg m s −2 = 1 N = 1 ๐๐๐ค๐ก๐๐
Anschaulich: Ein Newton ist die Kraft, mit der eine Tafel
Schokolade (100 g) von der Erde angezogen wird
(g = Erdbeschleunigung = 9,81 ms-2).
๐น = ๐ โ g = 0,1kg โ 9,81 m⁄s2 = 0,981 kg โ m⁄s 2 ≈ 1N
Mit der Einheit der Kraft ergibt sich für die Einheit der Arbeit
๐ =๐นโ๐
def.
[1 Nm = 1 kg m s-2 m = 1 kg m2 s-2 ≡ 1 J]
Einheiten:
m: Masse, [kg]
s:
t:
Weg,
[m]
Zeit,
[s]
v: Geschwindigkeit
๐ฃ =
d๐
d๐ก
,
๏ฃฎm๏ฃน
๏ฃฏ๏ฃฐ s ๏ฃบ๏ฃป
a: Beschleunigung
๐ =
d๐ฃ
d๐ก
=
d2 ๐ฃ
d๐ก 2
m
, ๏ฃฎ๏ฃฏ 2 ๏ฃน๏ฃบ
๏ฃฐs ๏ฃป
F: Kraft, F = a . m
๏ฃฎm
๏ฃน
1 N๏ฃบ
๏ฃฏ๏ฃฐ s 2 ⋅ kg =
๏ฃป
N = Newton
J = Joule
Anschaulich: Ein Joule ist die Arbeit, die man braucht, um eine Tafel Schokolade vom
Boden auf den Tisch (1 m Höhe) zu heben.
W = 0,1 kg 9,81 m s-2 1 m = 0,981 kg m2 s-2 ≈1 N m ≈ 1 J
Definition:
Arbeit, die dem System zugeführt wird, ist positiv.
Arbeit, die vom System geleistet wird, ist negativ.
12
2.6.2 Volumenarbeit:
Ein Körper mit dem Volumen V1 wird durch eine Kraft, F, auf das Volumen V2 komprimiert
(Luftpumpe).
Stempel ๐น = ๐ โ ๐ด
A = Fläche
s1
V1
s2
V2
๐
๐๐ฃ๐๐ = ∫๐ 2 ๐นโ d๐ โ
1
Der Druck ist definiert als:
๐ท๐๐ข๐๐ =
๐พ๐๐๐๐ก
, ๐ =
๐น๐ä๐โ๐
๐น
๐ด
→ ๐น =๐โ๐ด
Das Volumen des Körpers ist gegeben durch ๐ = ๐ด โ ๐ ๐๐ง๐ค. d๐ = ๐ด โ d๐ (wenn A = konstant).
1
Wir ersetzen also in der Gleichung für die Arbeit d๐ = ๐ด d๐ und ๐น = ๐๐ด
und erhalten:
๐
1
๐๐ฃ๐๐ = ∫๐ 2 ๐ โ ๐ด โ ๐ด d๐
1
Transformation der Integrationsgrenzen: bei s1 haben wir das
Volumen V1 , bei s2 haben wir das Volumen V2
๐
๐๐ฃ๐๐ = − ∫๐ 2 ๐d๐
1
Vorzeichen: Wenn man dem System Arbeit zuführt
(zusammendrückt) wird dV negativ → Wvol negativ. Zugeführte
Arbeit soll aber immer positiv gerechnet werden, daher wird in
die Gleichung ein negatives Vorzeichen eingefügt.
Integration:
a) ๐ = ๐๐๐๐ ๐ก๐๐๐ก
๐2
๐๐ฃ๐๐ = − ๏ฟฝ ๐d๐, → ๐๐ฃ๐๐
๐1
b) ๐ = ๐ฃ๐๐๐๐๐๐๐ ๏ฟฝ๐ =
๐๐ฃ๐๐
๐ ๐
๐
๐2
= −๐๐ | = −๐(๐2 − ๐1 )
๐1
Einheiten
๐พ๐๐๐๐ก ๐
๐=
๏ฟฝ
= ๐๐๏ฟฝ
๐น๐ä๐โ๐ ๐2
Pa = Pascal
Luftdruck auf Meereshöhe ist
p0= 101325 Pa
Dieser Druck hieß früher
1 atm = 101325 Pa
Da die Druckeinheit Pa sehr
klein ist, verwendet man
häufig
105Pa = 1 bar
und
102Pa = 1mbar
= 1 hPa = 1 hekto Pascal
(bei der Wettervorhersage)
๏ฟฝ , ๐ = ๐๐๐๐ ๐ก๐๐๐ก, ๐ = ๐๐๐๐ ๐ก๐๐๐ก
๐2
๐2
๐2
d๐
๐2
= − ๏ฟฝ ๐d๐ = −๐๐
๐ ๏ฟฝ
= −๐๐
๐ln๐ | = −๐๐
๐(ln ๐2 − ln ๐1 ) = −๐๐
๐ ln
๐1
๐1
๐1 ๐
๐1
๐
N
Einheiten:๏ฟฝ1 Pa m3 = 1 m2 m3 = 1 Nm = 1 J๏ฟฝ
13
2.6.3 Elektrische Arbeit
Die elektrische Arbeit ist
๐๐๐ = ๐ ๐ = ๐ฟ๐๐๐ข๐๐ โ ๐๐๐๐๐๐ข๐๐
Diese Gleichung kann man auch mit Hilfe der elektrischen Stromstärke I ausdrücken:
Einheiten:
๐ ๐ฟ๐๐๐ข๐๐
U = φ2 − φ1 = Spannung, Volt, V
๐ผ= =
,
๐=๐ผ๐ก
๐ก
๐๐๐๐ก
φ = elektrisches Potential, Volt, V
I
=
Stromstärke, Ampere, A
t
=
Zeit, Sekunde, s
Damit ergibt sich für die Arbeit
Q
=
Ladung, Coulomb, C
๐๐๐ = ๐ ๐ผ ๐ก = ๐๐๐๐๐๐ข๐๐ โ ๐๐ก๐๐๐๐ ๐กä๐๐๐ โ ๐๐๐๐ก
[1๐ โ 1๐ด โ 1๐ = 1๐๐ด๐ = 1๐๐ = 1๐ฝ]
1 ๐ = 1 ๐ โ 1๐ด, W = Watt
1 C = 1 As = 1 Coulomb
Beispiel:
Eine Glühbirne leuchtet bei einer Spannung von 220
V und einer Stromstärke von 0,45 A eine Zeit von 5 Stunden. Wie groß ist die elektrische
Arbeit?
(U = 220V, I = 0,45 A, t = 5h)
[1 h = 60 min = 3600 s]
๐๐๐ = 220 ๐ โ 0,45 ๐ด โ 5 โ = 495 ๐โ = 220 ๐ โ 0,45 ๐ด โ 5 โ 3600 ๐ = 1,78 โ 106 ๐๐ด๐
= 1,78 โ 106 ๐๐
Vom Elektrizitätswerk wird eine Spannung von 220 V geliefert, der Stromzähler im Haus misst
die geflossene Ladung ๐ = ๐ ๐ก. Daraus wird die gelieferte elektrische Arbeit berechnet. Da die
Einheit 1 J = 1 ๐๐ sehr klein ist, verwendet man die Einheit Wh oder üblicherweise kWh.
Die elektrische Arbeit, die geleistet wird, wird vom Elektrizitätswerk in Rechnung gestellt
1 k Wh = 103 Wh = 103 โ 3600 Ws = 3,6 โ 106 J.
Der Preis für 1 kWh elektrische Arbeit ist etwa 0,20 Euro.
Häufig wird auch der Begriff Leistung verwendet:
๐ธ๐๐๐๐๐๐
d๐ธ
๐=
๐๐๐๐ก
d๐ก
Die Energie kann hier als Arbeit (W) oder als Wärme (Q)
auftauchen und man erhält:
๐ฟ๐๐๐ ๐ก๐ข๐๐ =
๐ด๐๐๐๐๐ก๐ ๐๐๐๐ ๐ก๐ข๐๐: ๐ =
Einheit:
J s-1
=1W
W
= Watt
d๐
d๐ก
d๐
๐ä๐๐๐๐๐๐๐ ๐ก๐ข๐๐: ๐ =
d๐ก
14
Beispiel: Wir betrachten die Leistung eines Menschen:
Grundumsatzleistung, d.h. der Energieverbrauch pro Zeit im Ruhezustand ist etwa 70 W.
Bei Arbeitsleistung wird der Energieverbrauch pro Zeit etwa verdoppelt, d.h. er liegt bei etwa
140 W. Die nach außen abgegebene Dauerleistung eines Menschen ist also etwa 70 W.
Arbeitet ein Mensch 8 h, so erhält man für die Arbeit an einem Tag:
๐ = ๐ โ ๐ก = 70 ๐ โ 8 โ = 560 ๐โ = 0,56๐ ๐โ
Die Kosten elektrischer Arbeit betragen: 1 kWh =๏ค € 0,20.
Daraus folgt, dass der Energiewert der Arbeit eines Menschen pro Tag ca. 10 Cent beträgt.
2.6.3 Arbeit, kinetische Energie, potentielle Energie und innere Energie
Durch Zufuhr von Arbeit können wir die Energie eines Systems erhöhen. Dabei ergeben sich
unterschiedliche Effekte:
Energie =๏ค im System gespeicherte Arbeit (/Wärme)
1. Arbeiten, die eine Beschleunigung des Systems hervorrufen
d๐ = ๐๐ฃd๐ฃ
1
๐ = 2 ๐๐ฃ 2 = ๐ธ๐๐๐
erhöhen die Bewegungsenergie (= kinetische Energie) des Systems.
2. Arbeiten gegen Kräfte, die nur eine Funktion des Ortes sind (konservative Kräfte, z.B.
Schwerkraft) und eine Änderung der Lage des Systems hervorrufen
2
๐ = ∫1 ๐นโ d๐ โ
2
๐ธ๐๐๐ก = − ∫1 ๐นโ d๐ โ
erhöhen die potentielle Energie des Systems. (Minuszeichen drückt aus, dass Arbeit gegen
die Kraft ๐นโ verrichtet wird.
Beispiel: Anheben gegen Erdanziehung: ๐ธ๐๐๐ก = ๐๐โ
3. Arbeiten, die eine Erwärmung und/oder Verformung des Systems hervorrufen
d๐ = d๐
๐ = โ๐
U = Innere Energie
(ohne dass die Lage und/oder Geschwindigkeit des Systems verändert wird), erhöhen die
Innere Energie des Systems.
15
2.6.4 Wärme und Wärmekapazität
Bringt man einen heißen Körper mit einem kälteren in Kontakt, so erwärmt sich der eine und
der andere kühlt sich ab. Es fließt Energie (Wärme) vom heißeren zum kälteren Körper. Man
beobachtet eine Temperaturerniedrigung des heißen Körpers, eine Temperaturerhöhung des
kalten Körpers. Die Temperaturerhöhung dT ist proportional zur zugeführten Wärme.
๐ถ= Proportionalitätsfaktor
= ‘Wärmekapazität’ Einheit [JK-1]
d๐ = ๐ถd๐
๐ถ=
d๐
d๐
Ist die Wärmekapazität konstant, lässt sich die Gleichung einfach integrieren:
๐
๐
2
∫0 d๐ = ๐ถ ∫๐ d๐ daraus folgt
๐ = ๐ถ(๐2 − ๐1 ) = ๐ถโ๐
1
Die Wärmekapazität ist proportional zur Stoffmenge (wird gemessen als Masse m oder als
Molzahl n). Man erhält:
๐ถ
๐=๐
๐ถ
Man definiert:
๐=๐
′
′
๐ ๐๐๐ง๐๐๐๐ ๐โ๐′ ๐ä๐๐๐๐๐๐๐๐ง๐๐กä๐ก [JK −1 kg −1 ]
๐๐๐๐๐๐ ′ ๐ä๐๐๐๐๐๐๐๐ง๐๐กä๐ก [JK −1 mol−1 ]
Die dem System zugeführte Wärmemenge ist positiv
Die vom System abgeführte Wärmemenge ist negativ.
Wärmeaustausch (Wärmebilanz)
Ein Körper A mit Temperatur T1 wird mit einem Körper B der Temperatur T2 in Kontakt
gebracht. Wie groß ist die Endtemperatur T3? Wie groß ist die geflossene Wärme?
Abgeschlossenes
System: kein
Wärmeaustausch mit
der Umgebung
A
B
T1
CA
T1 > T2
T2
CB
↓
A
T3
CA
Anfangszustand
B
T3
CB
Endzustand
16
Wärme fließt von A nach B bis sich eine gemeinsame Endtemperatur eingestellt hat
(‘thermisches Gleichgewicht’). Da nach außen keine Wärme abgegeben wird, muss die von A
abgegebene Wärme gleich der von B aufgenommenen sein, d.h.
๐๐ด + ๐๐ต = 0
also ist
๐๐ด = −๐๐ต
mit ๐๐ด = ๐ถ๐ด (๐3 − ๐1 ) und ๐๐ต = ๐ถ๐ต (๐3 − ๐2 )
Eingesetzt und aufgelöst nach der Endtemperatur T3 ergibt sich:
๐3 =
๐ถ๐ด ๐1 +๐ถ๐ต ๐2
๐ถ๐ด +๐ถ๐ต
=
๐๐ด ๐๐ด ๐1 +๐๐ต ๐๐ต ๐2
๐๐ด ๐๐ด +๐๐ต ๐๐ต
2.6.5 Chemische Reaktionsgleichungen
Chemische Reaktionsgleichungen geben an, welche Stoffe bei der Reaktion reagieren.
Produkte
Allgemein:
Edukte →
Beispiel: Reaktion von Na mit Wasser
Na + H2 0 → NaOH + H2
Bei allen chemischen Reaktionen gilt die Erhaltung der Zahl der Atome und der
Gesamtmasse, d.h. die obige Gleichung ist erst dann richtig, wenn auf beiden Seiten gleich
viele Na, H und O Atome stehen, d.h.
2 Na + 2 H2 O → 2 NaOH + H2
Zusätzlich gibt man noch an, in welchem Zustand sich die reagierenden Substanzen
befinden:
f = fest (solid), fl = flüssig (liquid), g = gas (gaseous), aq = aqueous (wässrige Lösung).
Also lautet die korrekte Gleichung:
2 Na(๐) + 2 H2 O(๐๐) → 2 NaOH(๐๐) + H2 (๐)
Dies bedeutet, dass 2 Atome Na im festen Zustand mit 2 Molekülen Wasser (flüssiger
Zustand) zu 2 Molekülen Natriumhydroxid (gelöster Zustand) und einem Molekül
Wasserstoff (gasförmiger Zustand) reagieren. Man kann die Reaktionsgleichung mit einem
beliebigen Faktor multiplizieren, sie ist dann immer noch korrekt. Multipliziert man mit der
Avogadro–Konstante ๐๐ด , so ändert sich an der Schreibweise nichts, die Interpretation ist
jetzt: 2 mol Na reagieren mit 2 mol H2 O zu 2 mol NaOH und 1 mol H2 Mit Hilfe der
Zusammenhänge in Kap. 2.3 können wir mit Hilfe der chemischen Reaktionsgleichungen
und den bekannten Molmassen der beteiligten Stoffe die Massen jedes beliebigen
Reaktionsteilnehmers berechnen
17
Bei Ablauf einer chemischen Reaktion verändern sich die Mengen der Edukte und Produkte.
Diese Änderungen der einzelnen Stoffe (nicht deren Absolutwerte!) sind über die chemische
Reaktionsgleichung miteinander gekoppelt, d.h. man muss eigentlich nur die Änderung
eines Stoffes kennen, dann kam man die Änderung aller anderen berechnen. Für solche
Berechnungen kann man die „Reaktionsvariable“ verwenden.
Wir betrachten ein System, das aus einer Phase besteht, in dem ein Gemisch verschiedener
Stoffe vorhanden ist, zwischen denen eine chemische Reaktion abläuft.
Reaktion:
๐๐
i
๐๐ด ๐ด + ๐๐ต ๐ต โ ๐๐ถ ๐ถ + ๐๐ท ๐ท
=
stöchiometrische Koeffizienten
=
Index für Stoff
positiv für Produkte
(ν (griech.) gesprochen: nü)
negativ für Edukte
Berechnung der Zusammensetzung eines Gemisch bei Ablauf einer chemischen
Reaktion mit der Reaktionsvariablen (๐ = griechischer Buchstabe, gesprochen: ksi).
Definition der Reaktionsvariablen: d๐ =
d๐๐
(= Reaktionslaufzahl)
๐ = 0 Reaktionsvariable am Anfang
(i = Index für Stoff, νi stöchiometrischer Koeffizient)
der Reaktion
๐ hängt nicht vom Stoff i ab
n i ( Anfang ) Molzahl von Stoff i am
Integrierte Form:
Anfang der Reaktion
๐
๐๐
(๐ด๐๐๐๐๐)
d๐๐
๐๐ − ๐๐
n i ( E ) Molzahl am Ende der Reaktion
๏ฟฝ d๐ = ๏ฟฝ
,๐ =
๐๐
๐1 (๐ด) ๐๐
0
๐
Reaktionsvariable am Ende der
Reaktion
oder
๐๐ = ๐๐ (๐ด๐๐๐๐๐) + ๐๐ ๐
ni
Molzahl zu einer
Integrieren wir bis zum Ende der Reaktion, erhalten wir
beliebigen Zeit der Reaktion
๐=
๐๐
๐๐ (๐ธ๐๐๐) − ๐๐ (๐ด๐๐๐๐๐)
๐๐
Die Reaktionsvariable wird zu Beginn der Reaktion willkürlich auf Null gesetzt. Für einen Stoff
der Reaktion muss ๐๐ (๐ด๐๐๐๐๐) und ๐๐ oder ๐๐ (๐ธ๐๐๐) bei der Reaktion bekannt sein, für die
anderen genügt die Angabe der ๐๐ (๐ด๐๐๐๐๐).
Beispiel: Verbrennung von Propan mit Luft.
0,02 mol Propan werden mit Luft vollständig verbrannt. Die Luft enthält zu Beginn der
Reaktion 0,6 mol O2 (Luft: ๐ฅ๐2 = 0,2, ๐ฅ๐2 = 0,8). Berechnung der Zusammensetzung des
Gemisches nach der vollständigen Verbrennung des Propans:
18
1. Schritt:
Reaktionsgleichung mit korrekten stöchiometrischen Koeffizienten
C3 H8 + 5O2 → 3CO2 + 4H2 O
2. Schritt:
Berechnung der Reaktionslaufzahl aus einer gegebenen Molzahländerung: Propan ist
gegeben
(๐(๐ด๐๐๐๐๐) = 0,02 mol, ๐(๐ธ๐๐๐) = 0 weil vollständig verbrannt):
d๐ =
d ๐(๐๐๐๐๐๐) −0,02 mol
=
= 0,02 mol
−1
๐(๐๐๐๐๐๐)
oder integrierte Gleichung:
๐=
๐๐๐๐๐๐๐ (๐ธ๐๐๐) − ๐๐๐๐๐๐๐ (๐ด๐๐๐๐๐) (0 − 0,02)mol
=
= 0,02 mol
๐๐๐๐๐๐๐
−1
3. Schritt:
Berechnung der Zusammensetzung des Reaktionsgemisches nach Ablauf der Reaktion.
Die Reaktionsvariable ist d๐ = 0,02 mol, d๐๐ = ๐๐ d๐
1)
2)
3)
4)
5)
d๐๐๐๐๐๐๐ = −0,02 mol
d๐๐2 = ๐๐2 d๐ = −5 โ 0,02 mol = −0,1 mol
d๐๐ถ๐2 = ๐๐ถ๐2 ๐๐ = +3 โ 0,02 mol = 0,06 mol
d๐๐ป2 ๐ = ๐๐ป2 ๐ ๐๐ = +4 โ 0,02 mol = 0,08 mol
d๐๐2 = 0 (nimmt nicht an Reaktion teil)
19
Stoff
Anfang
C3H8
ni (A)/mol
0,02
O2
0,6
CO2
H2O
0
N2
0
2,4
Zusammensetzung des
Gemisches zu Beginn der
Reaktion. Diese Werte sind alle
gegeben.
Änderung
d ni /mol
− 0,02
− 0,1
0,06
0,08
0
Änderung bei der
Reaktion, berechnet aus
๐ und Stöchiometrie
2,4
Zusammensetzung des
Gemisches am Ende der
Reaktion
Ende
ni (E)/ mol
0
0,5
0,06
0,08
4. Schritt:
Berechnung der Massen
๐(C3 H8 ) = 44 g mol−1 , ๐(O2 ) = 32 g mol−1 , ๐(H2 O) = 18 g mol−1 , ๐(N2 ) = 28 g mol−1
Allgemein:
๐๐ =
๐๐
๐๐
→ ๐๐ = ๐๐ ๐๐
Anfang:
๐(C3 H8 ) = 0,02 mol โ 44 g mol−1 = 0,88 g
๐(O2 ) = 0,6 mol โ 32 g mol−1 = 19,2 g
๐(CO2 ) = 0,
๐(H2 O) = 0; ๐(N2 ) = 2,4 mol โ 28 g mol−1 = 67,2 g
Analog wird die Berechnung der Massen am Ende der Reaktion durchgeführt.
5. Schritt
Eventuell Umrechnung in Konzentrationsangaben
z.B. Stoffmengenanteile:
๐ฅ(๐2 ) =
๐(O2 )
0,5 mol
0,5
=
=
= 0,164
∑๐ ๐๐
(0,5 + 0,06 + 0,08 + 2,4)mol 3,04
Die Größe ∑๐ ๐๐ kann zu Reaktionsbeginn und am Ende verschieden sein.
20
3.
Ideale Gase
3.1 Experimentelle Befunde über Gase
Allgemein beobachtet man, dass das Volumen ๐, eines Stoffes abhängt von der Stoffmenge ๐
, dem Druck ๐, und der Temperatur ๐, d.h.. es gibt einen Zusammenhang
๐ = ๐(๐, ๐, ๐)
wobei ๐ eine Funktion ist, die wir im folgenden experimentell bestimmen wollen.
Zur Messung benutzen wir einen
Zylinder,
der
mit
einem
reibungsfrei beweglichen, aber
dicht
schließenden
Stempel
versehen ist. Im Zylinder befindet
sich das Gas, der Stempel kann
mit verschiedenen Gewichten
belastet werden und übt dann
einen genau bekannten Druck
๐น
๐๐ = ๐ด
aus.
(Index ๐: Druck von außen)
Das Volumen kann an der Graduierung des Zylinders abgelesen werden. Die Temperatur wird
mit einem Thermostaten konstant gehalten und mit einem Thermometer gemessen (wenn
man dem Gas Arbeit zuführt ๐ = ๐น โ ๐ ), erwärmt es sich. Diese Wärme wird an den
Thermostaten abgeführt und dieser ist so groß, dass er sich praktisch nicht erwärmt.)
21
1. Experiment:
๐
๐ฟ
Wir halten ๐ und ๐ konstant und
ändern die Stoffmenge n.
Beobachtung: Erhöhen wir ๐, so
erhöht sich ๐ (๐ ist proportional zu ๐).
Mathematische Formulierung:
๐
๐๐๐
๐ = ๐ ๐(๐, ๐)
2. Experiment:
Wir halten ๐ und ๐ konstant und
ändern die Temperatur ๐.
๐
๐ฟ
Beobachtung: Erhöhen wir ๐, so
erhöht sich ๐ (๐ ist proportional zu ๐).
Mathematische Formulierung:
๐
๐พ
๐ = ๐ ๐(๐, ๐)
3. Experiment:
Wir halten ๐ und ๐ konstant und
ändern den Druck ๐.
Beobachtung: Erhöhen wir ๐, so
verringert sich ๐ (๐ ist umgekehrt
proportional zu ๐).
๐
๐ฟ
Mathematische Formulierung:
๐
๐๐๐
๐ =๐๐
๐๐๐๐ ๐ก
๐
22
Die Konstante kann aus einem Satz (๐, ๐, ๐, ๐) zusammengehörenden Daten bestimmt
werden.
๐๐
๐๐๐๐ ๐ก = ๐๐
Normalbedingungen:
=
−2
๏ฟฝ10−1 m๏ฟฝ 3
101325 ๐m โ22,4
๐๐
dm3
=
273,15 Kโ1 mol
= 8,314 ๐ m mol−1 K −1 =
= 8,314 ๐ฝ mol−1 ๐พ −1 = ๐
= ‘allgemeine Gaskonstante’
๐0 = 101325 Pa
๐ = 1 mol
๐ = 273,15 K
๐ = 22,4 dm3
(1 L = 1 dm3 )
Da man für jedes Gas die gleiche Konstante erhält, nennt man sie die allgemeine
Gaskonstante, ๐
. Damit ergibt sich schließlich als Endgleichung
๐๐ = ๐๐
๐
Man nennt Gase, deren Verhalten sich mit dieser Gleichung exakt beschreiben lässt, ‘ideale
Gase’, entsprechend ist dies die ‘ideale Gasgleichung’.
(Gase, deren Verhalten sich nur angenähert damit beschreiben lässt, heißen ‘reale Gase’).
Manchmal benutzt man auch das Molvolumen in der idealen Gasgleichung. Mit
๐
๐๐ = ๐
erhält man dann
๐๐๐ = ๐
๐
3.2 Kinetische Gastheorie (Modell)
Annahmen:
1) Gas besteht aus einzelnen Teilchen (Atome oder Moleküle)
2) Eigenvolumen der Teilchen << gegen Gefäßdimension
3) Teilchen in ungeordneter Bewegung
4) Teilchen verhalten sich wie starre Kugeln, d.h. sie üben keine anziehenden
oder abstoßenden Wechselwirkungen aufeinander aus.
5) Energie- und Impulserhaltungssatz gilt für Stöße der Teilchen untereinander
und mit der Wand (elastische Stöße).
6) Druck ist sehr klein (๐ → 0)
7) Alle Teilchen haben die gleiche mittlere Geschwindigkeit ๐ฃฬ
.
23
Berechnung des Druckes durch die Stöße der Teilchen auf die Wand nach diesem
Modell
๐น
1) Aus der Mechanik:
๐=๐ด =
๐พ๐๐๐๐ก
๐น๐ä๐โ๐
d๐ฃ
๐น = ๐ โ ๐ = ๐ d๐ก =
d(๐๐ฃ)
d๐ก
๐๐ฃ ist der Impuls eines Teilchens.
2) Die Kraft auf die Wand lässt sich also errechnen nach
๐พ๐๐๐๐ก =
๐ผ๐๐๐ข๐๐ ä๐๐๐๐๐ข๐๐
๐น=
๐๐๐๐ก
d(๐๐ฃ)
d๐ก
โ๐
โ ๐๐โ๐ ๐๐๐ ๐๐ข๐๐ก๐๐๐๐๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐โ๐๐
3) Berechnung Impulsänderung:
Fläche A
Ein Teilchen fliegt mit dem Impuls ๐๐ฃ๐ฅ auf die Wand zu, wird reflektiert (dabei dreht sich
das Vorzeichen der Geschwindigkeit um) und fliegt mit dem Impuls −๐๐ฃ๐ฅ davon.
Impulsänderung des Teilchens ist:
๐ผ๐๐๐ข๐๐ (๐๐๐โโ๐๐) − ๐ผ๐๐๐ข๐๐ (๐ฃ๐๐โ๐๐) = −๐๐ฃฬ
๐ฅ − ๐๐ฃฬ
๐ฅ = −2๐๐ฃฬ
๐ฅ
Der auf die Wand übertragene Impuls ist wegen der Impulserhaltung genau so groß, aber
hat das umgekehrte Vorzeichen, d.h. ๐(๐๐ฃ) = 2 ๐๐ฃ๐ฅ .
4) Berechnung der Zahl der auftreffenden Teilchen.
Im Behälter sind
๐
๐
Teilchen pro Volumen enthalten. Zu jedem Zeitpunkt bewegt sich die
Hälfte in positiver, die andere Hälfte in negativer x-Richtung, d.h.
sich auf die Fläche A zu.
1 ๐
2 ๐
Teilchen bewegen
24
Wie viele treffen in der Zeit d๐ก auf?
d๐ฅ
Die Teilchen haben die mittlere Geschwindigkeit ๐ฃฬ
๐ฅ = d๐ก . Daraus folgt: Alle Teilchen, die
näher als d๐ฅ = ๐ฃฬ
๐ฅ ๐๐ก entfernt sind, treffen in ๐๐ก auf, alle Teilchen, die weiter als d๐ฅ = ๐ฃฬ
๐ฅ d๐ก
entfernt sind, treffen nicht auf.
→ Zahl der auftreffenden Teilchen:
5) Gesamtgleichung:
๐พ๐๐๐๐ก = ๐น =
1 ๐
๐=2
๐
๐ฃฬ
๐ฅ d๐ก๐ด
d(๐๐ฃ)
2๐๐ฃฬ
๐ฅ 1 ๐
๐=
๐ฃฬ
d๐ก๐ด
d๐ก
d๐ก 2 ๐ ๐ฅ
und für den Druck erhalten wir:
๐
๐น
= ๐ = ๐๐ฃฬ
๐ฅ2
๐ด
๐
Wie hängt die Geschwindigkeit in x-Richtung (๐๐ ) mit der Gesamtgeschwindigkeit ๐
zusammen?
Alle Geschwindigkeitskomponenten sind gleich groß, d.h. ๐ฃ๐ฅ2 = ๐ฃ๐ฆ2 = ๐ฃ๐ง2
๐ฃ 2 = ๐ฃ๐ฅ2 + ๐ฃ๐ฆ2 + ๐ฃ๐ง2
1
= 3๐ฃ๐ฅ2 → ๐ฃ๐ฅ2 = 3 ๐ฃ 2
Im folgenden betrachten wir die sog. „mittlere quadratische Geschwindigkeit“, ๐ฃ 2 , d.h. erst
quadrieren, dann mitteln. Es ergibt sich dann
1
๐๐ = 3 ๐๐๐ฃ 2
Umrechnung von Teilchenzahlen auf Molzahlen: Setzen wir die Definition der Molzahl
๐
๐ = ๐ ein, erhalten wir als Ergebnis der Modellbetrachtung:
๐ด
1
→ ๐๐ = 3 ๐๐๐ด ๐๐ฃ 2
1
Für die kinetische Energie eines Teilchens hatten wir ๐๐๐๐ = 2 ๐๐ฃ 2 (siehe Kap. 2.6.1) erhalten.
Betrachten wir die Mittelwerte und berücksichtigen wir, dass es sich um eine linear
fortschreitende (translatorische) Bewegung handelt, so erhalten wir
1
๐ฬ
๐๐๐ = ๐ฬ
๐ก๐๐๐๐ = 2 ๐๐ฃ 2
oder
2 ๐ฬ
๐ก๐๐๐๐ = ๐๐ฃ 2
๐ฬ
๐ก๐๐๐๐ = mittlere kinetische Energie der Translation eines Teilchens.
25
Setzen wir dies ein, erhalten wir
2
Ergebnis Modellbetrachtung
Ergebnis Experiment
๐๐ = ๐ 3 ๐๐ด ๐ฬ
๐ก๐๐๐๐
๐๐ = ๐ ๐
๐
Vergleichen wir Modellbetrachtung und Experiment, ergibt sich
3 ๐
๐ฬ
๐ก๐๐๐๐ = 2 ๐ ๐
Man nennt
๐ด
๐
๐๐ด
‘Boltzmann-Konstante’
= ๐๐ต
1.3806488 โ 10−23 J K −1
Und hat einen Wert von
Wir erhalten also für die mittlere kinetische Energie pro Teilchen
3
๐ฬ
๐ก๐๐๐๐ = ๐ฬ
๐๐๐ = 2 ๐๐ต ๐
Rechnen wir auf 1 Mol Teilchen um (Multiplikation mit ๐๐ด ), ergibt sich
๐ฬ
๐ก๐๐๐๐ ๐๐ด = ๐ธ๏ฟฝ๐ก๐๐๐๐
Setzen wir dies ein, ergibt sich
2
๐๐ = ๐ 3 ๐ธ๏ฟฝ๐ก๐๐๐๐ → Ergebnis der Modellbetrachtung
๐๐ = ๐๐
๐
→ Ergebnis der Experimente
Vergleich
Daraus erhalten wir schließlich
2
๐
๐ = ๐ธ๏ฟฝ๐ก๐๐๐๐ →
3
๐ธ๏ฟฝ๐ก๐๐๐๐ =
3
๐
๐
2
Diese Betrachtung zeigt, dass die mittlere kinetische Energie der Translation der einzelnen
Teilchen mit der Temperatur verknüpft ist. Der Vergleich zwischen Experiment und Modell
ergibt die quantitative Verknüpfung thermodynamischer Größen (z.B. Temperatur) mit
mechanischen Größen (z.B. Geschwindigkeit).
Bislang hatten wir die Temperatur empirisch über das Volumen unseres Thermometers
gemessen. Unsere Herleitung zeigt, dass die Temperatur mit der mittleren kinetischen
Energie von Teilchen verknüpft ist. Der Umrechnungsfaktor von Temperatur in mittlere
Energie ist die ‘Boltzmann-Konstante’ (für ein Teilchen) oder die ‘Gaskonstante’ (für ein Mol
Teilchen). (Wenn man heute die Temperatur neu einführen würde, würde man vermutlich die
26
Größe ‘RT’ als ‘Temperatur’ definieren. In der Thermodynamik taucht T immer verknüpft mit R
als die Größe RT auf).
Die Geschwindigkeit eines Teilchens lässt sich wie folgt errechnen:
๐ฬ
๐ก๐๐๐๐ =
1
3
m ๐ฃ 2 = ๐๐ต ๐
2
2
3๐ ๐
3๐ ๐๐
3 ๐
๐
→ ๏ฟฝ๐ฃ 2 = ๏ฟฝ m๐ต = ๏ฟฝ m๐ต๐ ๐ด = ๏ฟฝ ๐
๐ด
๏ฟฝ
๐๐ต ๐๐ด = ๐
m ๐๐ด = ๐
Diesen Ausdruck nennt man die „Wurzel aus dem mittleren Geschwindigkeitsquadrat“
Beispiel: Geschwindigkeit von
O 2 − Molekülen bei Raumtemperatur
−1 −1
2
2
−1 −1
๏ฟฝ๐ฃ 2 = ๏ฟฝ3 โ 8,314 ๐ฝ mol ๐พ 300 ๐พ ๏ฟฝ๐ฝ mol ๐พ ๐พ = ๐m = kg m = m ๏ฟฝ
32 g mol−1
g mol−1
10−3 kg 10−3 ๐ 2 kg 10−3 ๐ 2
= 484 ms−1 ๏ฟฝ
m
10−3 km
=
= 3,6 kmh−1 ๏ฟฝ
๐ (1/3600)โ
= 1741 kmh−1
Für die mittlere Geschwindigkeit in einer Richtung, z.B. x-Richtung gilt:
๐ฬ
๐ฅ =
1
1
๐๐ฃ๐ฅ2 =
2
2
๐๐ต ๐ → ๏ฟฝ๐ฃ๐ฅ2 = ๏ฟฝ
๐๐ต ๐
m
27
3.3
Mischungen idealer Gase
Mischt man verschiedene, ideale Gase, so verhält sich jedes Gas so, als ob es alleine
vorhanden wäre. Dies muss so sein, da bei einem idealen Gas keine Wechselwirkungen
zwischen den Teilchen auftreten. Entsprechend definiert man einen Partialdruck, ๐๐ .
Def.:
Der Partialdruck des Gases ๐ ist der Druck, den man messen würde, wenn dieses
Gas im betrachteten Volumen alleine vorhanden wäre.
Der Partialdruck hängt mit dem Molenbruch zusammen. Dies ergibt sich aus folgender
Überlegung:
๐ ๐ = ๐ ๐
๐
(1)
๐1 ๐ = ๐1 ๐
๐
(2)
๐2 ๐ = ๐2 ๐
๐
(3)
(๐1 + ๐2 ) ๐ = (๐1 + ๐2 ) ๐
๐
(4)
Das Gas 2 wird jetzt vollständig entfernt, dabei nimmt der Druck ab von ๐ auf ๐1 (da nur noch
Gas 1 vorhanden ist.
Umgekehrt gilt, wenn Gas 1 vollständig entfernt wird
Addieren wir beide Gleichungen ergibt sich:
Dividieren wir Gleichung (2) durch (4) ergibt sich
๐1 ๐
(๐1 +๐2 )๐
๐1 ๐
๐
1 +๐2 )๐
๐
= (๐
= ๐ฅ1 , mit ๐ฅ1 = ๐
mit ๐1 + ๐2 = ๐ und ๐1 + ๐2 = ๐
๐1
1 +๐2
(= ๐๐ก๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐ก๐๐๐ ๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐๐๐ข๐โ)
Allgemein gilt also: ∑๐ ๐๐ = ๐ (= ๐บ๐๐ ๐๐๐ก๐๐๐ข๐๐) und
3.4 Stoßzahlen und mittlere freie Weglänge
๐๐
∑ ๐๐
๐
= ∑ ๐๐ = ๐ฅ๐
๐
Da sich die Teilchen mit großer Geschwindigkeit bewegen, werden sie auch häufig
zusammenstoßen.
Wir schätzen zunächst den mittleren Abstand der Teilchen ab. Hierzu betrachten wir die Zahl
der Teilchen pro Volumen in einem Gas (Teilchenzahldichte).
๐
Wir erhalten aus
๐๐ = ๐ ๐
๐ = ๐ ๐
๐
๐
๐
=
๐๐๐ด
๐
๐
๐ด
Normalbedingungen: ๐0 = 101325 ๐๐, ๐0 = 273 ๐พ
28
101523 ๐๐ 6โ1023 mol−1
= 8,314 ๐๐ m3 mol−1 ๐พ−1 273 ๐พ = 2,65 โ 1025 m−3 = 2,65 1019 cm−3
Im Molvolumen ๐m sind ๐๐ด Moleküle vorhanden. Daraus können wir das Volumen
๐1berechnen, das einem Molekül zur Verfügung steht.
๐m = ๐1 ๐๐ด →
๐
๐1 = ๐m =
๐ด
22415 cm3 mol−1
6โ1023 mol−1
−20
3
= 3,7 โ 10
cm
Wir nehmen an, dass sich die Moleküle gleichmäßig in alle Richtungen bewegen können und
stellen uns das Volumen ๐1 als einen kugelförmigen Raum vor. Wir erhalten dann für den
4
Radius dieses Raumes ๏ฟฝ๐ = 3 π ๐ 3 ๏ฟฝ
3๐1 3 3 โ 3,7 10−20 cm3
๏ฟฝ
๐=
=๏ฟฝ
= 2,1 โ 10−7 cm
4π
4π
3
Der mittlere Abstand zweier Teilchen, die wir uns jeweils im Mittelpunkt der beiden Kugeln
denken, ist dann
d = 2 ๐ = 4,2 โ 10−7 cm
(Stellen wir uns den Raum ๐1 als einen würfelförmigen Raum vor, so erhalten wir als mittleren
Abstand der beiden Moleküle ๐ = 6,6 โ 10−7 ๐๐ .)
Den Durchmesser der Teilchen kann man, wie in Kap. 2.5 beschrieben, abschätzen.
Für ๐2 erhält man d(๐2 ) ≈ 3,8 โ 10−8 cm
Die Teilchen fliegen mit großer Geschwindigkeit (๐ฃฬ
≈ 500 ms −1 ) umher und können
zusammen stoßen.
โs2
โs1
Def.:
Def.:
โs3
โs4
Die Abbildung zeigt die Flugbahn eines
Teilchens.
Der Mittelwert über alle Strecken โ๐ ๐
zwischen den Stößen nennen wir
โ๐ ๐ = ๐ = mittlere freie Weglänge
Man nennt die Zahl der Zusammenstöße, die ein Teilchen pro ๐ erfährt die
‘Stoßzahl’ (๐).
Der Weg, den das Teilchen zwischen zwei Stößen zurücklegt, ist die ‘mittlere
freie Weglänge’ (๐).
29
Berechnung der Stoßzahl
Wir stellen uns vor, dass das Molekül ๐ด sich bewegt, die anderen Moleküle (๐ต, ๐ถ, ๐ท usw.) sind
fixiert. Das Molekül A fliegt mit der Geschwindigkeit ๐ฃ und legt dabei in der Zeit d๐ก den Weg
d๐ฅ
๏ฟฝ๐ฃ = d๐ก ๏ฟฝ → d๐ฅ = ๐ฃd๐ก zurück.
⇒
⇒
⇒
Alle Moleküle, deren Mittelpunkte sich innerhalb des Zylinders befinden, werden
gestoßen
C und D nicht, B wird gestoßen.
Die Zahl der Zusammenstöße = Zahl der Moleküle im Zylindervolumen
Der Zylinder hat einen Radius von ๐๐ด + ๐๐ต
๐๐ด
๐๐ต
=
=
Radius von Molekül ๐ด
Radius von Molekül ๐ต
Falls ๐ด und ๐ต gleichartige Moleküle,
dann ist Zylinderradius = 2 ๐๐ด
Die Grundfläche des Zylinders ist dann: π (๐๐ด + ๐๐ต )2. Diese Größe nennt man auch den
Stoßquerschnitt, ๐.
๐ = π(๐๐ด + ๐๐ต )2
Das Volumen des Zylinders ist dann ๐๐ง๐ฆ๐ = ๐ โ d๐ฅ = ๐ โ ๐ฃd๐ก
๐(๐ด)
Die Zahl der Teilchen (๐ด) pro Volumeneinheit ist
. Wir erhalten damit für die Zahl der
๐
Teilchen im Zylinder ( = Zahl der Zusammenstöße, d ๐๐) :
d ๐๐ =
๐(๐ด)
๐
๐๐ง๐ฆ๐ =
๐(๐ด)
๐
๐ ๐ฃd๐ก
30
Wir nennen
d ๐๐
๐(๐ด)
= ๐ =′ ๐๐ก๐ßโä๐ข๐๐๐๐๐๐๐ก ′ =
๐๐ฃ
d๐ก
๐
In manchen Büchern wird ๐ als Stoßzahl bezeichnet. Für ๐ฃ müssen wir eine mittlere
Geschwindigkeit ๐ฃ๐ด einsetzen und wir erhalten schließlich
๐1 =
๐(๐ด)
๐1๐ด =
๐
๐ ๐ฃ๐ด = Zahl der Zusammenstöße, die ein ๐ด-Teilchen erfährt, wenn alle anderen
Teilchen sich nicht bewegen. Für ๐2 findet man
๐ = π (3,8 โ 10−8 )2 = 0,45 โ 10−14 cm2
๐(๐ด)
๐
๐ฃฬ
๐ด๐ด = ๐ฃฬ
๐ด √2 = 454 ms −1 = 642 ms −1
๐๐ด ๐ฃฬ
๐ด๐ด
= 2,65 โ 1019 cm−3 โ 0,45 โ 10−14 cm2 โ 642 ms−1
= 7,6 โ 109 s −1 = Zahl der Zusammenstöße, die ein ๐ด-Teilchen erfährt, wenn alle anderen
sich auch bewegen
Die Gesamtzahl der Zusammenstöße aller ๐ด-Teilchen mit allen anderen ๐ด-Teilchen, wenn alle
sich bewegen, ist dann ๐๐ด๐ด :
๐(๐ด)
๐(๐ด) 1
๐๐ด ๐ฃฬ
๐ด๐ด
โ
๐
2
๐
1
9 −1
= 7,6 โ 10 s โ 2,65 โ 1019 cm−3 โ 2 = 10 โ 1028 cm−3 ๐ −1
๐๐ด๐ด =
Der Faktor
1
2
taucht hier auf um die Stöße zwischen Teilchen gleicher Nummerierung nicht
doppelt zu zählen, d.h. Stoß 1→ 2 ist identisch mit Stoß 2 → 1.
Die Gesamtzahl der Zusammenstöße aller Moleküle ๐ด mit allen Molekülen ๐ต ist schließlich
๐๐ด๐ต =
๐(๐ด)
๐
๐๐ด๐ต ๐ฃฬ
๐ด๐ต
๐(๐ต)
๐
(wichtige Größe für chemische Reaktionen)
Mittlere Freie Weglänge
Die mittlere freie Weglänge ๐ ist der Weg, den 1 Teilchen zwischen 2 Zusammenstößen
zurücklegt. Wenn es mit der Geschwindigkeit ๐ฃ๐ด fliegt, so ist der zurückgelegte Weg:
d๐ฅ = ๐ฃ๐ด d๐ก
Mit der mittleren Geschwindigkeit ergibt sich entsprechend für den mittleren Weg:
๐ = ๐ฃฬ
๐ด d๐ก
31
Für die Zahl der Zusammenstöße eines Teilchens hatten wir erhalten
d๐1๐ด =
๐(๐ด)
๐(๐ด)
๐๐ฃฬ
๐ด๐ด d๐ก =
๐๐ฃฬ
๐ด √2d๐ก
๐
๐
Wir lösen nach ๐ฃฬ
๐ด d๐ก auf und setzen in die Gleichung für ๐ ein:
d๐
๐ = ๐(๐ด)1๐ด
๐
๐√2
Da nach einem Zusammenstoß die freie Weglänge beendet ist (d๐1๐ด = 1), ergibt sich:
Bsp. ๐2 :
1
๐ = ๐(๐ด)
๐
๐√2
1
๐ = 2,65โ1019 cm−3 โ0,45โ10−14 cm2
Vergleich
Durchmesser
3,8 . 10-8cm
√2
= 5,9 โ 10−6 cm
mittlerer Teilchenabstand
42 . 10-8 cm
Faktor ≈ 10
mittlere freie Weglänge
590 . 10-8 cm
Faktor ≈ 10
Beispiel:
Fußballspiel, Größe des Feldes: 105 m โ 70 m, 23 Personen. Wir nehmen eine ideale,
kugelförmige Person an, die einen Durchmesser von ca. 2 m (mit ausgestreckten Armen)
haben soll. Wenn wir die 23 Personen gleichmäßig auf dem Feld verteilen, so wird ihr
mittlerer Abstand (gleiche Überlegung wie der mittlere Abstand der Teilchen, Kap. 3.4)
105 mโ70 m
๐≈๏ฟฝ
23
≈ 18m.
Wenn diese Personen mit verbundenen Augen (ohne Wechselwirkungen aufeinander) auf
dem Feld herumlaufen, dann verhalten sie sich wie Teilchen in einem idealen Gas. Wir
nehmen für die Fußballspieler die gleichen Faktoren an wie beim idealen Gas zwischen
Durchmesser der Spieler, ihrem mittleren Abstand und ihrer mittleren freien Weglänge. Wir
erhalten dann für die mittlere freie Weglänge eines Spielers 18 m โ 20 = 360 m
Spieler (Durchmesser):
Abstand der Spieler:
2m
18 m
mittlere freie Weglänge
der Spieler:
360 m
Faktor
ca. 10
Faktor
ca. 20
Der Stoß mit der Spielfeldbegrenzung
wird nicht gerechnet. Nach ca. 360 m
stößt in diesem Fall Spieler Nr. 19
auf Nr. 16.
32
3.5 Die Geschwindigkeitsverteilung der Teilchen im Gas
Die Teilchen im Gas haben nicht alle die gleiche (mittlere) Geschwindigkeit. Durch die Stöße
untereinander erhalten die Moleküle unterschiedliche Geschwindigkeiten. Die Verteilung
wurde zuerst von Maxwell hergeleitet und später von Boltzmann verallgemeinert und heißt
daher Maxwell-Boltzmann Verteilung.
Einschub: Mittelwerte und Verteilungen
1) Mittelwertbildung bei einer geringen Zahl von Messungen.
Wir führen die gleiche Messung mehrere Male (insgesamt ๐๐๐๐ ) durch und erhalten als
Ergebnis die Messwerte ๐ฅ1 , ๐ฅ2 , ๐ฅ3 …. Daraus kann der Mittelwert der Messungen
∑ ๐ฅ
folgendermaßen berechnet werden: ๐ฅฬ
= ๐๐ ๐
(1)
๐๐๐
Zahl aller Messwerte = Anzahl der Summanden: ๐๐๐๐
2) Mittelwertbildung bei einer großen Zahl von Messungen
Wir haben sehr viele Messwerte gemessen, von denen einige gleich sind:
๐ฅ1 wurde ๐1 mal gemessen
๐ฅ2 wurde ๐2 mal gemessen
usw.
Wir bilden den Mittelwert nach der folgenden Gleichung:
๐1 ๐ฅ1 + ๐2 ๐ฅ2 … … … . ∑ ๐๐ ๐ฅ๐
๐ฅฬ
=
=
∑ ๐๐
๐1 + ๐2 … … … .
(2)
Wir erhalten durch die Bildung der Gruppen ๐ eine drastische Verringerung der Zahl der
Summanden. Der Index ๐ zählt die Zahl der Gruppen, d.h. der Summanden.
Mit ∑๐ ๐๐ = ๐๐๐๐ = Gesamtzahl der Messungen ergibt sich dann
(3)
๐ฅฬ
=
∑๐ ๐๐ ๐ฅ๐
๐๐
๐๐
=๏ฟฝ
๐ฅ๐ = ๏ฟฝ โ๐ ๐ฅ๐ ๐๐๐ก โ๐ =
๐๐๐๐
๐๐๐๐
๐๐๐๐
๐๐
Wir nennen ๐
๐๐๐
๐
= โ๐ die Häufigkeit für das Auftreten des Messwertes ๐ฅ๐ , und es gilt
∑๐ ๐๐
๏ฟฝ โ๐ =
=1
๐๐๐๐
๐
Wenn ๐๐๐๐ sehr groß wird, so wird die Häufigkeit unabhängig von der Zahl der Messwerte
๐๐ und man nennt dann diese Größe die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des
Messwertes ๐ฅ๐
(4)
๐๐
= ๐๐
๐๐๐๐ →∞ ๐๐๐๐
Dabei ist ∑๐ ๐๐ = 1 und ๐ฅฬ
= ∑ ๐๐ ๐ฅ๐
lim
(5)
33
Beispiele:
a) Die Ergebnisse sind diskrete Zahlen wie z.B. beim Würfeln
Wir berechnen die mittlere Punktzahl beim Würfeln nach Gleichung (5). Die
Wahrscheinlichkeit für das Würfeln einer bestimmten Zahl ist gleich, d.h.
1
๐1 = ๐2 = ๐3 = ๐4 = ๐5 = ๐6 =
6
Damit erhalten wir für den Mittelwert der Punktzahl bei einer großen Zahl von Würfen.
1
1
1
1
1
1
๐ฅฬ
= โ 1 + โ 2 + โ 3 + โ 4 + โ 5 + โ 6 = 3,5
6
6
6
6
6
6
Zusammenhang zwischen Häufigkeit ๐๐ und Wahrscheinlichkeit ๐๐ :
Wir würfeln mit einem Würfel insgesamt ๐๐๐๐ mal, notieren die Ergebnisse und berechnen die
Häufigkeit des Auftretens z.B. einer 6
1. Messreihe
Ergebnis des Würfelns:
๐6
Häufigkeit: โ6 = ๐
2. Messreihe
๐๐๐
:
Ergebnis des Würfelns:
๐6
Häufigkeit: โ6 = ๐
๐๐๐
:
2, 3, 5, 1, 6, 6, 4, 3, 1, 2, … … … … … … … ๐ข๐ ๐ค.
0 0 0 0 1 2 2 2 2
, , , , , , , , ,
2
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
, … … … … … … ๐ข๐ ๐ค.
6, 1, 2, 4, 5, 3, 3, 2, 1, 5, … … … … … … … ๐ข๐ ๐ค.
1 1 1 1 1 1 1 1 1
, , , , , , , , ,
1
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
, … … … … … … ๐ข๐ ๐ค.
34
b) Die Ergebnisse bilden eine kontinuierliche Reihe von Zahlen.
In diesem Fall fasst man die Ergebnisse in Gruppen zusammen, deren Größe willkürlich
gewählt werden kann wie z.B. bei einer Einkommensverteilung (๐๐๐๐ = 100)
Person
k
1
2
3
4
5
6
7
๏
๏
35
๏
๏
75
๏
๏
90
๏
95
๏
100
Einkommen
x /€
103
515
823
400
980
1010
1080
๏
๏
1990
๏
๏
๏
2990
๏
๏
3999
๏
๏
5800
Gruppeneinteilung
โx/€
Gruppen-Nr. Zahl der Personen in der
๐
Gruppe ๐
๐๐
Häufigkeit der
๐
Gruppe โ๐ = ๐
๐๐๐๐
0–999
1
5
0,05
1000–1999
2
30
0,3
2000–2999
3
40
0,4
3000–3999
4
15
0,15
4000–4999
5
5
0,05
5000–6000
6
5
0,05
Berechnung des mittleren Einkommens:
๏ฟฝ โ๐ = 1
๐ฅฬ
= ๏ฟฝ ๐ฅ๐ โ๐ = 0,05 โ 500€ + 0,3 โ 1500€
Ma + 0,15 โ 3500€
+ 0,4 โ 2500€
+ 0,05 โ 4500€ + 0,05 โ 5500€
= 2.525€
35
Wir hätten die Gruppenbildung auch anders vornehmen können. Statt โ๐ฅ = 1000, hätten wir
z.B. โ๐ฅ = 500 oder โ๐ฅ = 100 wählen können. Dabei ändert sich natürlich die Zahl der Personen
in der Gruppe und damit auch die Häufigkeit, d.h. dass die Häufigkeit von der Größe des
Intervalls โx abhängt.
Wenn die Messgröße keine diskreten Werte (wie beim Würfeln) besitzt, so ist die
Wahrscheinlichkeit, dass die Messgröße einen ganz bestimmten Wert hat, praktisch null d.h.
๐(๐ฅ)
๐(๐ฅ) =
=0
๐๐๐๐
Bsp: Wie groß ist die Häufigkeit (Wahrscheinlichkeit) eines Einkommens von exakt 2527,13 €.
Es macht dann nur Sinn, nach der Wahrscheinlichkeit ๐(๐ฅ) zu fragen, dass die Messgröße in
einem bestimmten Intervall โ๐ฅ liegt.
Dies bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Messwertes, ๐ฅ, sowohl von
der Größe von ๐ฅ (z.B. Höhe des Einkommens) als auch von der Größe von โ๐ฅ (z.B. Breite der
Gruppeneinteilung) abhängt. In erster Näherung wird ๐(๐ฅ) proportional โ๐ฅ sein, d.h.
๐๐
๐๐๐๐
= โ๐ →
d๐๐ฅ
๐๐๐๐
(6)
= ๐(๐ฅ)d๐ฅ
In unserem Fall ist die Größe ๐ฅ die Geschwindigkeit ๐ฃ und die „Maxwell-BoltzmannVerteilung“ lautet:
d๐๐ฃ
= ๐(๐ฃ)d๐ฃ
๐๐๐๐
3
2
d๐๐ฃ
๐
๐๐ฃ 2
๐๐โ๐ ๐๐๐ ๐๐๐๐๐ü๐๐ ๐๐๐ก ๐บ๐๐ ๐โ๐ค๐๐๐๐๐๐๐๐๐ก ๐ฃ
= 4 ๐ ๐ฃ2 ๏ฟฝ
๏ฟฝ exp ๏ฟฝ−
๏ฟฝ d๐ฃ =
๐๐๐๐
2๐
๐
2π๐
๐
๐บ๐๐ ๐๐๐ก๐ง๐โ๐ ๐๐๐ ๐๐๐๐๐ü๐๐
Statistisches
Gewicht
NormierungsFaktor
BoltzmannFaktor
Bsp:
Wie groß ist der Anteil von ๐2 -Molekülen, deren Geschwindigkeit bei 273 K zwischen
500ms −1 und 501ms−1 liegt? ๐ฃ = 500ms −1 , ๐ฃ + d๐ฃ = 501ms−1 , d๐ฃ = 1ms −1
๐ = 28 gmol−1 , ๐ = 273 K, ๐ฃ = 500ms −1
d๐
๐๐๐๐
= 4π(500 ms
−1 )2
d๐
= 1,85 โ 10−3
๐๐๐๐
28โ10−3 kg mol−1
3
2
28โg mol−1 ๏ฟฝ500 ms−1 ๏ฟฝ
2
๏ฟฝ2πโ8,314 kg m2 s−2 mol−1 K−1 โ273K๏ฟฝ exp ๏ฟฝ− 2โ8,314 ๐ฝ mol−1 K−1 โ273K๏ฟฝ โ 1 ms −1
36
๐ฃ๐ค
๐ฃฬ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ2
๏ฟฝ๐ฃ
Ablesen der Daten aus Kurve bei 500 ms −1 (273 ๐พ):
d๐
๐๐๐๐ d๐ฃ
= 1,8
−3
10 (ms −1 )−1
d๐
= 1,8 โ 10−3 (ms −1 )−1
๐๐๐๐ d๐ฃ
d๐
= 1,8 โ 10−3 (ms −1 )−1 d๐ฃ
๐๐๐๐
d๐ฃ = 1 ms−1
d๐
๐๐๐๐
= 1,8 โ 10−3 (ms−1 )−1 (ms −1 )
1) Bestimmung der mittleren Geschwindigkeit aus der Verteilung:
∞
3 ∞
m 2
m๐ฃ 2
๐ฃฬ
= ๏ฟฝ ๐ฃ๐(๐ฃ) d๐ฃ = 4π ๏ฟฝ
๏ฟฝ ๏ฟฝ ๐ฃ 3 exp ๏ฟฝ−
๏ฟฝ d๐ฃ,
2π๐๐
2๐๐
0
0
8๐
๐
๐ฃฬ
= ๏ฟฝ
π๐
2) Bestimmung der mittleren quadratischen Geschwindigkeit aus der Verteilung:
∞
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐ฃ 2 = ๏ฟฝ ๐ฃ 2 ๐(๐ฃ)d๐ฃ,
0
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ2 = ๏ฟฝ
๏ฟฝ๐ฃ
3๐
๐
๐
3) Bestimmung der häufigsten (wahrscheinlichsten) Geschwindigkeit:
๐ฃ๐ =
d๐๐ฃ
=0
๐๐๐๐
2๐
๐
๐ฃ๐ = ๏ฟฝ
๐
37
In der verallgemeinerten Form (Energieverteilung) lautet die Maxwell-Boltzmann
Gleichung
๐
exp ๏ฟฝ− ๐ ๏ฟฝ
๐๐
๐๐ต ๐
=
๐๐๐๐ ∑ exp ๏ฟฝ− ๐๐ ๏ฟฝ
๐
๐๐ต ๐
๐๐ต
๐๐
๐๐
๐๐๐๐
=
=
=
=
∑๐ exp ๏ฟฝ−
๐๐
๐๐ต ๐
Boltzmann Konstante
๐๐ (pot) + ๐๐ (kin), Energie der Teilchen
Zahl der Teilchen mit Energie ๐๐
Gesamtzahl der Teilchen
๏ฟฝ = Zustandssumme
Bildet man das Verhältnis der Häufigkeiten in den Zuständen ๐ = 2 und ๐ = 1 erhält man:
๐2
๐2 exp ๏ฟฝ− ๐๐ต ๐๏ฟฝ
๐2 − ๐1
โ๐
โ๐ธ
=
= exp ๏ฟฝ−
๏ฟฝ = exp ๏ฟฝ−
๏ฟฝ = exp ๏ฟฝ− ๏ฟฝ
๐
๐1 exp ๏ฟฝ− 1 ๏ฟฝ
๐๐ต ๐
๐๐ต ๐
๐
๐
๐๐ต ๐
38
4.
Aggregatzustände
Bringt man 2 Teilchen (Atome oder Moleküle) aus großer Entfernung immer näher und
betrachtet ihre potentielle Energie, so sieht das folgendermaßen aus:
- üblicherweise setzt man die Energie bei
r → ∞, εpot = 0
- Nähert man Teilchen an, so ziehen sie
sich gegenseitig an, εpot nimmt ab
- Bei einem Abstand r0 erreicht εpot einen
Minimalwert → Gleichgewichtsabstand
- Bei kleinen Abständen stoßen die
Teilchen sich ab, εpot nimmt stark zu.
Es gibt dementsprechend zwei Kräfte, die die potentielle Energie von zwei wechselwirkenden
Teilchen beeinflussen:
1) Zwischenmolekulare Abstoßungskraft
Kraft mit relativ kurzer Reichweite im Vergleich zum Moleküldurchmesser. Die
Abstoßungskraft tritt erst dann signifikant in Erscheinung, wenn sich die Moleküle fast
berühren.
2) Zwischenmolekulare Anziehungskraft
Kraft mit relativ großer Reichweite im Vergleich zum Moleküldurchmesser. Die
Anziehungskraft tritt bei Abständen mittlerer Länge (einige Moleküldurchmesser) signifikant
in Erscheinung; bei großer zwischenmolekularer Entfernung spielt sie allerdings keine Rolle
mehr.
Diesen Typ von Kurve beobachtet man eigentlich immer, sowohl wenn die Teilchen eine
Bindung eingehen (z.B. HCl, H2) als auch bei ganz schwacher WW (z.B. He⋅⋅⋅He). Es
unterscheiden sich jeweils die Abstandsabhängigkeiten von εpot (hängt von der jeweiligen
Kraft ab) und die Größe der Bindungsenergie. Wenn die Bindungsenergie nach außen
abgegeben werden kann, kommt es zur chemischen Bindung oder Aggregation (d.h. Bildung
der flüssigen oder festen Phase). Umgekehrt kann jeder Stoff durch Zufuhr von thermischer
Energie in den flüssigen bzw. gasförmigen Zustand überführt werden. Dann ist εtherm >> ε
(Wechselwirkung).
Die Materie kann in drei verschiedenen Aggregatzuständen vorkommen: Fest, flüssig,
gasförmig. Die Unterschiede sind auf die verschiedenen Wechselwirkungsenergien zurück
zuführen.
39
Temperatur
T = 1 K,
T = 300 K
−23
=
ε 1,38 ⋅10 J
−21
T = 103 K
T > 104
=
ε 4,16 ⋅10 J
=
ε 1,38 ⋅10−20 J
ε > 1,38 ⋅10−19 J
Festkörper
Atome und
Molekül berühren
sich, sitzen auf
festen Plätzen
Flüssigkeit
Atome und Molekül
berühren sich,
bewegen sich von
Ort zu Ort
Gas
Atome und
Molekül sind weit
voneinander
entfernt
Plasma
Alle Moleküle sind in Atome
dissoziiert, Atome sind in Ionen
und Elektronen dissoziiert. Die
einzelnen Teilchen haben große
Abstände voneinander. Sonne hat
die Dichte eines Gases.
Starke
Wechselwirkung
der Teilchen
Mittlere
Wechselwirkung der
Teilchen
Geringe (keine)
Wechselwirkung
der Teilchen
Ob sich Teilchen im festen, flüssigen oder gasförmigen Zustand befinden, hängt nicht nur
von der Größe der Wechselwirkungsenergie, sondern auch von der thermischen Energie der
Teilchen ab. Die thermische Energie eines Teilchens kann man abschätzen nach εtherm ≈ k BT.
Dies gilt sowohl für isolierte Atome (z.B. in Gas) als auch für Atome in Molekülen und in
Festkörpern.
40
5. Reale Gase
Reale Gase erfüllen aufgrund zwischenmolekularer Wechselwirkungen (Anziehungs- und
Abstoßungskräfte) die Zustandsgleichung idealer Gase (๐๐๐ = ๐
๐) nicht exakt; die
Abweichungen realer Gase vom idealen Verhalten steigen folglich mit zunehmender
๐ ๐
Teilchendichte (๐ = ๐ ๐ด), das heißt…
-
๐
bei gegebener Stoffmenge und konstanter Temperatur mit zunehmendem Druck.
bei gegebener Stoffmenge und konstantem Druck mit abnehmender Temperatur.
Die signifikantesten Abweichungen lassen sich hierbei am Kondensationspunkt realer Gase
beobachten (Gas → Flüssigkeit). Ein reales Gas zeigt folglich umso eher ideales Verhalten, je
geringer der Einfluss von zwischenmolekularen Anziehungs- und Abstoßungskräften ausfällt,
was mit einer abnehmenden Teilchendichte korreliert (s.o.).
Werden Gase bei verschiedenen Drücken untersucht, so findet man für die Größe ๐๐๐ das
folgende Verhalten:
Ideales Gas: ๐๐๐ = ๐
๐ = 8,134 ๐๐ m3 mol−1 ๐พ −1 โ 273 ๐พ = ๐๐๐๐ ๐ก = 2269 ๐๐ m3 mol−1
Reale Gase zeigen je nach Druck und Temperatur Abweichungen davon.
Dies kann mittels des Kompressionsfaktor Z bestimmt werden und beschreibt die
Abweichung eines realen Gases vom idealen Verhalten und ist wie folgt definiert: ๐ =
๐๐๐
๐
๐
Die Abbildung verdeutlicht, dass das Verhalten
der Gase nur näherungsweise durch das ideale
Gasgesetz beschrieben wird. Es ist vielmehr eine
gute Näherung bei niedrigen Drucken und
hohen Temperaturen.
Durch Auftragen von Z gegen p, lässt sich die
Abhängigkeit der zwischenmolekularen Kräfte
(Anziehung - Abstoßung) vom Druck
visualisieren:
- Kleine Drücke: Nahezu keine
zwischenmolekularen Kräfte; Z=1
- Mäßige Drücke: Anziehungs-kräfte dominieren
(Z < 1)
- Große Drücke: Abstoßungskräfte dominieren
(Z > 1 )
Man nennt die Gase, die sich nicht nach der
idealen Gasgleichung verhalten, die realen
Gase. Die wesentliche Änderung gegenüber
dem idealen Verhalten ist, dass die realen Gase
verflüssigt werden können.
41
Beispiel: p-V-Isothermen von CO2
1. Bei 353 K etwa ideales Verhalten
2. Bei 293 K: zunächst ideales
Verhalten, bei 60 bar erfolgt ein
Abknicken der Isothermen
= Beginn der Kondensation.
Man hat hier flüssige und
gasförmige Phase im
Gleichgewicht. Man nennt den
Druck, bei dem Flüssigkeit und Gas
im Gleichgewicht sind, den
Dampfdruck.
Wenn alles kondensiert ist
(๐๐ = 0,05 dm3 mol−1 ) steigt der
Druck sehr steil an bei weiterer
Kompression: hier haben wir nur
noch flüssige Phase.
Gas
Flüssigkeit
K = kritischer Punkt
=31 °C
Konstanter Druck im
2-Phasengebiet
=Dampfdruck
Gas+ Flüssigkeit
=2-Phasengebiet
p, v-Diagramm für Kohlendioxid nach der van der
Waalsschen Gleichung.
Eine der Isothermen besitzt einen Wendepunkt. Bei CO2 ist das die Isotherme bei 313 K (31°
C). Diese Temperatur nennt man die kritische Temperatur ๐๐ , die Werte von ๐ und ๐๐ am
Wendepunkt nennt man den kritischen Druck, ๐๐ und das kritische Volumen, ๐๐,๐ . Oberhalb
der kritischen Temperatur kann man keinen Phasenübergang zwischen Flüssigkeit und Gas
mehr beobachten, d.h. es erfolgt dann eine kontinuierliche Änderung der Eigenschaften
(‘fluide Phase’). Umgekehrt: Verflüssigung von Gasen nur unterhalb von ๐๐ möglich. Die
Ursache hierfür ist, dass bei höheren Temperaturen als der kritischen Temperatur die
thermische Energie der Teilchen größer ist als deren Wechselwirkungsenergie und sie daher
bei Bindung sofort wieder dissoziieren.
Beschreibung der realen Gase durch verschiedene Gleichungen z.B. Potenzreihenansatz:
๐ ๐๐ = ๐
๐ (ideales Gas)
๐ ๐๐ = ๐
๐ + ๐ต ๐ + ๐ถ ๐2 ............
‘Virialgleichung’
Die van der Waals’sche Gleichung ist die erste Gleichung gewesen, mit der versucht
wurde, das reale Verhalten zu beschreiben. Bei der van der Waals’schen Gleichung
werden zwei Effekte berücksichtigt, die bei der idealen Gasgleichung vernachlässigt
wurden.
42
1. Eigenvolumen der Teilchen: Das Volumen, in dem sich die Teilchen frei bewegen können,
ist um das Eigenvolumen (genau das 4-fache Eigenvolumen) vermindert.
Das Molekül 2 kann nicht näher als 2 ๐๐ด an das Molekül 1
heran, d.h. das schraffierte Volumen steht für die
Bewegung von 2 nicht mehr zur Verfügung.
rA
rA
1
2
๐(๐๐ข๐๐๐ก๐๐๐๐ก) =
4
4
π(2 ๐๐ด )3 = 8 π ๐๐ด3 = 8 ๐๐๐๐๐๐ü๐
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
3
3
๐๐๐๐๐๐ü๐
Das gleiche gilt umgekehrt für das Molekül 1, so dass für 1 und 2 zusammen dieses Volumen
nicht mehr zur Verfügung steht.
→ V (ausgeschlossen, 1 Teilchen)
→ V (ausgeschlossen, ๐๐ด Teilchen)
=
=
4 ๐๐๐๐๐๐ü๐
4 ๐๐ = ๐
In Wirklichkeit wird b nicht aus ๐๐ bestimmt, sondern b ist ein experimenteller Parameter,
der sich aus p, V, T-Werten des jeweiligen Gases ergibt.
2. Anziehungskräfte zwischen den Teilchen: Die Anziehung zwischen den Teilchen wirkt so,
als würde das Gas unter einem höheren äußeren Druck stehen, d.h. ๐(๐ค๐๐๐๐ ๐๐) = ๐ + π.
Dabei ist ๐ der Außendruck und π der Binnendruck, der auf die Anziehungskräfte ( = van
der Waals’sche Kräfte) zurückzuführen ist. Der Binnendruck ist proportional zur
(Molekülzahldichte)2, d.h.
๐
๐ 2
π~ ๏ฟฝ ๏ฟฝ = 2
๐
๐๐
Der Druck u. das Volumen wird folgendermaßen korrigiert:
๐
๏ฟฝ๐ +
โ
๐
๏ฟฝ
๐๐2
๐๐
= ๐
๐ (๐๐. ๐บ๐๐ )
(๐๐ − ๐) = ๐
๐ (๐ฃ๐๐ ๐๐๐ ๐๐๐๐๐ − ๐บ๐๐ )
๐
Ersetzt man ๐๐ = ๐ ergibt sich:
๐2 ๐
๏ฟฝ๐ + 2 ๏ฟฝ (๐ − ๐ ๐) = ๐๐
๐
๐
Stoff
He
N2
H2O
C2H6
๐
๐ฟ2 bar mol−2
0,03457
1,408
5,545
5,562
๐
๐ฟ mol−1
0,02370
0,03913
0,03053
0,0638
43
6.
Energie
Unter Energie eines Systems versteht man die darin gespeicherte Arbeit und Wärme. Man
kann nicht den Absolutwert der Energie bestimmen, sondern nur die Veränderung des
Energieinhalts durch Zufuhr oder Abgabe von Arbeit und Wärme.
d๐ = d๐ธ๐๐๐ + d๐ธ๐๐๐ก
Wenn sich die äußere Bewegung und die äußere Lage eines Systems nicht ändert, kann
trotzdem Arbeit W und Wärme Q im System gespeichert werden. Man nennt diese im System
gespeicherte Energie die Innere Energie U des Systems. In diesem Fall gilt für ein
geschlossenes System:
d๐ = ๐๐ + ๐๐
(6.1)
Die Zufuhr von Arbeit oder Wärme führt dazu, dass sich die Atome und Moleküle im System
schneller bewegen, d.h. ihre kinetische Energie und ihre potentielle Energie nimmt zu. Die
potentielle Energie der Teilchen hängt von der Anordnung (Abstand) der Teilchen und der
Art ihrer Wechselwirkung ab, z.B. elektrische Anziehung/Abstoßung.
In einem abgeschlossenen System kann keine Arbeit und Wärme zugeführt werden. Dann gilt
immer:
d๐ = 0
(6.2)
In einem offenen System gilt:
d๐ = d๐ + d๐ + ∑๐ ๐๐ d๐ ๐๐
Darin ist:
=
๐ผ
๐๐พ
=
๐๐ธ
=
๏ฟฝ ๐๐ d๐ ๐๐
=
๐
(6.3)
Innere Energie = Summe der kinetischen und potentiellen
Energie aller Moleküle im System
Arbeitsaustausch mit der Umgebung = Austausch
geordneter Bewegungsenergie, d.h. alle Teilchen, die
beteiligt sind, bewegen sich in gleicher Richtung.
Wärmeaustausch mit der Umgebung = Austausch
ungeordneter Bewegungsenergie, d.h. die Teilchen
bewegen sich in beliebigen Richtungen.
Term, der den Energieaustausch mit der Umgebung
beschreibt, der mit einem Materieaustausch verknüpft ist
(z.B. Trinken von heißem Wasser: Dann ist ๐ผ๐ die Innere
Energie pro Mol Wasser, ๐๐ ๐ ist die von außen zugeführte
Stoffmenge von Wasser)
Die Gleichungen 6.1, 6.2 und 6.3 sagen aus, dass die Innere Energie eines Systems konstant ist
(๐ = konst, d๐ = 0) und nur durch Arbeits- und Wärmeaustausch mit der Umgebung
geändert werden kann.
44
Dieses Gesetz der Energieerhaltung nennt man den ersten Hauptsatz der
Thermodynamik.
Ob man einem System Arbeit oder Wärme zuführt, wird in der Umgebung definiert. Die
Auswirkungen im System können in beiden Fällen gleich sein.
(adiabatisch = Wärmeaustausch nicht möglich)
Dem System wird Arbeit zugeführt (alle
Elektronen bewegen sich in der
gleichen Richtung). Ein Teil ihrer
Bewegungsenergie wird auf die Atome
des Drahts übertragen. Diese bewegen
sich dann schneller aber ihre Bewegung
ist ungeordnet. Diese
Bewegungsenergie der Atome im Draht
wird auf die Moleküle in der Flüssigkeit
übertragen.
Folge: Die Flüssigkeit wird erwärmt.
System
d๐ = 0
Flüssigkeit
d๐ = ๐ โ ๐ผ โ d๐ก
Der Heizplatte wird Arbeit zugeführt und
diese erwärmt sich
(๐ถ๐๐๐๐ก๐ก๐ =Wärmekapazität der Platte;
โ๐๐๐๐๐ก๐ก๐ = Temperaturerhöhung der
Platte).
Über die wärmeleitfähige Wand wird
Wärme aus der Platte der Flüssigkeit
zugeführt (in der Wand und in der
Heizplatte befinden sich die Teilchen in
ungeordneter Bewegung). Folge: Die
Flüssigkeit wird erwärmt (๐ถ๐น๐ü๐ ๐ =
Wärmekapazität der Flüssigkeit, โ๐๐น๐ü๐ ๐
=Temperaturerhöhung der Flüssigkeit).
(diatherman = Wärmeaustausch möglich)
d๐ = ๐ โ ๐ผ โ d๐ก = ๐ถ๐๐๐๐ก๐ก๐ โ โ๐๐๐๐๐ก๐ก๐ = ๐ถ๐น๐ü๐ ๐ โ โ๐๐น๐ü๐ ๐
Wir betrachten im Folgenden geschlossene Systeme. Die wichtigste Arbeit, die bei
chemischen Reaktionen immer auftritt, ist die Druck-Volumen - Arbeit.
→ d๐
= d๐ + d๐
= d๐ − ๐d๐
1. Im System sei das Volumen konstant:
๐ผ๐ผ
๐
(nur Druck-Volumen-Arbeit)
๐ = ๐๐๐๐ ๐ก. → d๐ = 0
→ (d๐)๐ฃ = d๐ → ∫๐ผ d๐ = ∫0 d๐ → ๐๐ผ๐ผ − ๐๐ผ = ๐
45
d.h. die Änderung der Inneren Energie ist gleich der zugeführten Wärme, wenn ๐ = konstant.
2. Im System sei der Druck konstant: ๐ = konstant
๐ผ๐ผ
→ (d๐)๐ = d๐ − ๐d๐ →
๐
๐ผ๐ผ
๏ฟฝ d๐ = ๏ฟฝ d๐ − ๐ ๏ฟฝ d๐
๐ผ
0
๐ผ
๐๐ผ๐ผ − ๐๐ผ = ๐ − ๐(๐๐ผ๐ผ − ๐๐ผ ) = ๐ − ๐๐๐ผ๐ผ + ๐๐๐ผ
(๐๐ผ๐ผ
Umordnen: ๏ฟฝ๏ฟฝ
+ ๐๐
+ ๐๐
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๐ผ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๐ผ๐ผ ) − (๐
๐ผ) = ๐
๐ป๐ผ๐ผ
๐ป๐ผ
๐ป๐ผ๐ผ − ๐ป๐ผ = ๐
Wir nennen zur Abkürzung ๐ + ๐๐ = ๐ป die ‘Enthalpie’ oder ‘Wärmeinhalt’ des Systems, d.h.
die Änderung der Enthalpie ist gleich der zugeführten Wärme, wenn ๐ = konst.
๐ฏ=
Enthalpie =
Summe der kinetischen und potentiellen Energie aller
Moleküle im System und der Energie ๐๐ฝ
Wenn ๐ = 0 (Vakuum), dann ist ๐ป = ๐
Für Änderungen bei konstantem Druck (das sind z.B. alle Vorgänge, die bei Atmosphärendruck
ablaufen), muss nur die Änderung des Volumens beachtet werden: ๐ โ ๐.
46
7.
Extensive und intensive Zustandsgrößen
Zustandsvariable und Zustandsfunktionen beschreiben den Zustand eines Systems.
Man unterscheidet zwei Typen von Zustandsgrößen.
a) intensive: Unabhängig von der Masse des Systems.
Beispiel: Druck ๐, Dichte ๐, Temperatur ๐
Symbole: kleine Buchstaben, Ausnahme: ๐
b) extensive: 1. setzen sich additiv aus den Zustandsgrößen der einzelnen
Teilsysteme zusammen: ๐(๐๐๐ ๐๐๐ก) = ๐1 + ๐2
2. vergrößert man alle Massen des Systems um den Faktor a, so vergrößern sich
auch die Extensivgrößen um diesen Faktor: ๐๐(๐๐๐ ๐๐๐ก) = ๐๐1 + ๐๐2
Symbole: große Buchstaben, Ausnahme: ๐
Bezieht man eine extensive Größe auf eine Mengeneinheit (mol) oder Massenheit (kg) so
erhält man intensive Größen, d.h. alle molaren Größen und spezifische Größen sind
Intensivgrößen.
๐
๐
Symbole: ๐๐ = ๐ , ๐๐ = ๐ usw. (manchmal werden diese Größen auch durch Fettdruck oder
durch Überstreichen kenntlich gemacht (๐ฝ oder ๐๏ฟฝ ). Dies ist nicht einheitlich in der Literatur.
Für Größen, die auf die Masseneinheit oder Stoffmengeneinheit bezogen sind, werden im
๐ถ
Allgemeinen kleine Buchstaben verwendet: ๐๐ = ๐๐ (Wärmekapazität pro g oder spezifische
Wärmekapazität), ๐๐ =
๐ถ๐
Zustandsfunktionen:
๐
(molare Wärmekapazität).
Man findet, dass ๐ = ๐(๐, ๐, ๐)
Eine solche Gleichung nennt man eine Zustandsfunktion, da ihr Zahlenwert nur von den
jeweiligen Werten der Größen ๐, ๐, ๐ abhängt und nicht vom Weg, auf welchem dieser
Zustand erreicht wird. Das Volumen kann also geändert werden durch Änderung von ๐, ๐
und ๐.
Einschub:
Mathematisch beschreibt man das so:
d๐
=
totales
Differential
๐๐
๏ฟฝ๐๐๏ฟฝ
๐,๐
d๐
+
๐๐
๏ฟฝ๐๐๏ฟฝ
๐,๐
d๐
+
๐๐
๏ฟฝ๐๐ ๏ฟฝ
๐,๐
d๐
Größen, die jeweils
beim Differenzieren
konstant gehalten
werden
partielle
Differentialquotienten
47
Das Symbol
๐๐
๐๐
bedeutet das Volumen nach der Stoffmenge differenziert wird. Wir können
d๐
dies auch als d๐ schreiben. Die Verwendung des Buchstabens (Operators) ๐ soll darauf
aufmerksam machen, dass bestimmte Größen in der Gleichung konstant gehalten werden.
Mathematisch bedeutet ๐ das gleiche wie d.
Die Aussage, dass ๐ eine Zustandsfunktion ist, lässt sich mathematisch verschieden
ausdrücken:
1) d๐ = totales Differential
2) d๐ = unabhängig vom Weg
3) ∫ d๐ = 0 Führt man Änderungen durch, die über verschiedene Zwischenzustände zum
gleichen Anfangszustand zurücklaufen, so ist das Kreisintegral = 0.
4) ๏ฟฝ
๐๏ฟฝ
๐๐
๏ฟฝ
๐๐ ๐
๐๐
๏ฟฝ =๏ฟฝ
๐
๐๏ฟฝ
๐๐
๏ฟฝ
๐๐ ๐
๐๐
๏ฟฝ
Die Reihenfolge der Differentiationen ist
vertauschbar (Schwartz’scher Satz).
๐
Beispiel:
๐(๐๐ฆ๐๐๐๐๐๐) = π๐ 2 โ โ
d๐ = ๏ฟฝ
๐๐
๐๐
๏ฟฝ d๐ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ dโ
๐๐ โ
๐โ ๐
๐๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ = π โ2 ๐
๐๐ โ
๐๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ = π๐ 2
๐โ ๐
Eingesetzt: ๐๐ = 2πโ๐๐๐ + π๐ 2 dโ
Ist d๐ ein totales Differential? Noch mal differenzieren:
๐๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐๐
๏ฟฝ
๐๐ โ
๐โ
๐๏ฟฝ
๏ฟฝ = 2 π ๐, ๏ฟฝ
๐
vertauschbar.
๐๐
๏ฟฝ
๐โ ๐
๐๐
๏ฟฝ =2π๐
⇒ ja, Reihenfolge der Differentiationen ist
โ
48
8.
8.1
Zusammenhang von ๐ผ und ๐ฏ mit den Wärmekapazitäten
Allgemein
Die Enthalpie ist folgendermaßen definiert
Wir differenzieren und erhalten
๐ป =๐+๐๐
d๐ป = d๐ + d(๐ ๐) = d๐ + ๐ d๐ + ๐ d๐
Wir setzen d๐ = d๐ − ๐ d๐ ein und erhalten für d๐ป
d๐ป = d๐ + ๐ d๐
Für Vorgänge bei konstantem Volumen verwenden wir den 1.Hauptsatz in der Form
d๐ = d๐ − ๐ d๐
Für Vorgänge bei konstantem Druck verwenden wir den 1.Hauptsatz in der Form
d๐ป = d๐ + ๐ d๐
Wir differenzieren diese Gleichungen nach der Temperatur und erhalten unter
Berücksichtigung der Definition der Wärmekapazität (Kap.2.6.4.)
๐๐
d๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๏ฟฝ ๏ฟฝ ≡ ๐ถ๐ = ๐๐๐
๐๐ ๐
d๐ ๐
Die Änderung der Inneren Energie mit der Temperatur ist die Wärmekapazität bei
konstantem Volumen.
๐๐ป
d๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๏ฟฝ ๏ฟฝ ≡ ๐ถ๐ = ๐๐๐
๐๐ ๐
d๐ ๐
Die Änderung der Enthalpie mit der Temperatur ist die Wärmekapazität bei konstantem
Druck.
Die Temperaturabhängigkeit ๐ erhalten wir durch Integration:
d๐ = ๐ถ๐ d๐ →
a) ๐ถ๐ = ๐๐๐๐ ๐ก.
๐2
๏ฟฝ ๐๐ = ๏ฟฝ ๐ถ๐ d๐
๐1
→ ๐2 − ๐1 = ๐ถ๐ (๐2 − ๐1 )
๐
b) ๐ถ๐ = ๐ + ๐ ๐+. . . … → ๐2 − ๐1 = ∫๐ 2(๐ + ๐ ๐) d๐
1
๐2
๐1
49
1
= ๐ (๐2 − ๐1 ) + 2 ๐ (๐22 − ๐12 )
Die Temperaturabhängigkeit ๐ป erhalten wir durch Integration:
a) ๐ถ๐ = ๐๐๐๐ ๐ก.
๐ป
๐
→ ∫๐ป 2 d๐ป = ∫๐ ๐ถ๐ d๐
d๐ป = ๐ถ๐ d๐
1
→ ๐ป2 − ๐ป1 = ๐ถ๐ (๐2 − ๐1 )
1
๐
b) ๐ถ๐ = ๐′ + ๐ ′ ๐+. . . → ๐ป2 − ๐ป1 = ∫๐ 2(๐′ + ๐ ′ ๐) d๐
1
1
= ๐′ (๐2 − ๐1 ) + 2 ๐′(๐22 − ๐12 )
8.2
Die innere Energie und Wärmekapazität von Gasen
8.2.1 Die Bewegung eines Moleküls
Ein Molekül hat verschiedene Bewegungsmöglichkeiten (Freiheitsgrade, ๐น)
• Es kann eine fortschreitende Bewegung (Translation) durchführen. Eine beliebige
Translation kann man in die Bewegung in drei Raumrichtungen (x, y, z) zerlegen, die
unabhängig voneinander sind. Die Translation hat also immer 3 Freiheitsgrade.
๐น๐ก๐๐๐๐ = 3
• Es kann eine Drehbewegung durchführen (Rotation). Eine beliebige Rotation kann man
(analog wie bei der Translation) in die Rotation um drei Hauptachsen zerlegen, die durch
den Schwerpunkt des Moleküls gehen und die unabhängig voneinander sind. Die Rotation
eines beliebigen mehratomigen Moleküls hat 3 Freiheitsgrade.
Mehratomig gewinkelt, Beispiel H 2 O :
Mehratomig gestreckt und zweiatomig Bsp. 0= C= 0, N ≡ N :
Einatomig:
๐น๐๐๐ก = 3
๐น๐๐๐ก = 2
๐น๐๐๐ก = 0
• Es kann Schwingungen durchführen, d.h. die Atome des Moleküls bewegen sich
gegeneinander, wobei der Schwerpunkt sich nicht bewegt. In zweiatomigen Molekülen
bewegen sich beide Atome in Richtung der Bindung aufeinander zu und voneinander weg
(eindimensionale Oszillation). Bei mehratomigen Molekülen bewegen sich bei einer
Schwingung immer alle Atome, so dass es schwierig ist, sich diese Bewegung zu
veranschaulichen. Es gibt jedoch eine einfache Möglichkeit, die Zahl der
Schwingungsfreiheitsgrade abzuschätzen: Beim Aufbau eines Moleküls aus den Atomen
bleibt die Zahl der Freiheitsgrade insgesamt erhalten. Ein Atom hat immer 3 Freiheitsgrade
50
(die der Translation), d.h. ein Molekül mit N Atomen hat dann insgesamt ๐น(๐๐๐ ๐๐๐ก) = 3๐
Freiheitsgrade. Die Zahl der Schwingungsfreiheitsgrade (Oszillationen) ist daher
๐น๐๐ ๐ง = 3๐ − ๐น๐ก๐๐๐๐ − ๐น๐๐๐ก
Beispiel:
zweiatomiges Molekül ๐ = 2 ๐น๐ก๐๐๐๐ = 3, ๐น๐๐๐ก = 2
๐น๐๐ ๐ง = 3 โ 2 − 3 − 2 = 1
mehratomiges, gewinkeltes Molekül (Beispiel: C2 H5 OH, N = 9, ๐น๐ก๐๐๐๐ = 3, ๐น๐๐๐ก = 3)
๐น๐๐ ๐ง = 3 โ 9 − 3 − 3 = 21
Anschauliche Beschreibung:
Rotation von zweiatomigen Molekülen ( N 2 , O 2 usw.)
Die Rotation um die Bindungsachse geht nicht,
weil sie nicht angeregt werden kann
(Trägheitsmoment zu klein)
Trägheitmoment ๐ฝ = ∑ ๐๐ ๐๐2
Schwingungen
Wir betrachten eine Schwingung
Beispiel zweiatomiges Molekül, O 2
Schwingungen und Rotationen in einem
3-atomigen gewinkelten Molekül, Bsp. H 2 O
51
8.2.2 Die Energie eines Moleküls
Bei der Behandlung des idealen Gas hatten wir gefunden, dass die Atome nur kinetische
Energie besitzen und dass für die Energie pro Freiheitsgrad gilt
1
1
๐ = 2 ๐๐ต ๐ oder für 1 mol Teilchen ๐ธ = 2 ๐
๐
Auf Grund der vielen Stöße zwischen den Teilchen verteilt sich die Energie im Mittel
gleichmäßig auf alle Freiheitsgrade („Gleichverteilungssatz“). Damit können wir für die
Translation und die Rotation die Energie leicht berechnen. Für die Schwingung muss man
sich noch überlegen, dass in einer Schwingung sowohl kinetische als auch potentielle Energie
gespeichert ist. Dies ist hier gezeigt:
๐น๐ฅ = −๐ท๐ฅ
d๐๐๐๐ก
๐น๐ฅ = −
= −๐ท๐ฅ
d๐ฅ
1
๐๐๐๐ก = ๐ท(๐ฅ − ๐ฅ0 )2
2
1
๐ฬ
๐๐๐ก = ๐๐ต ๐
2
1
๐๐๐๐ = ๐๐ฃ 2
2
1
๐ฬ
๐๐๐ = ๐๐ต ๐
2
๐ฬ
๐๐๐ + ๐ฬ
๐๐๐ก = ๐ฬ
= ๐๐๐๐ ๐ก
= ๐๐ต ๐
Eine Schwingung kann also Energie in Form potentieller und kinetischer Energie aufnehmen,
d.h. für die Berechnung der Energie müssen die Freiheitsgrade der Schwingung doppelt
gezählt werden. Wir erhalten also für den Faktor ๐น zur Berechnung der Energie ๐น = ๐น๐ก๐๐๐๐ +
๐น๐๐๐ก + 2๐น๐๐ ๐ง .
Die Energie eines Moleküls ist also:
1
๐ฬ
= ๐น ๐๐ต ๐
2
Für 1 mol Teilchen gilt entsprechend
1
๐ธ = ๐น ๐
๐
2
52
Die thermische Energie ๐ธ๏ฟฝ ist die Innere Energie des Gases, d.h. ๐ธ๏ฟฝ = ๐ − ๐0 , wobei ๐0 die
Innere Energie am absoluten Nullpunkt ist,
Beispiel:
1
๐ธ = ๐ − ๐0 = ๐น ๐
๐
2
einatomiges Gas, z.B. He (F = 3)
3
๐ − ๐0 = ๐ธ๏ฟฝ = ๐
๐
2
zweiatomiges Gas, z.B. N 2 ( F = 7 )
7
๐ − ๐0 = ๐ธ๏ฟฝ = ๐
๐
2
8.2.3 Die Enthalpie und Wärmekapazität des Gases
Die Enthalpie ist wie folgt definiert: ๐ป = ๐ + ๐๐
Wir subtrahieren ๐0 auf beiden Seiten und betrachten 1 mol eines idealen Gases
๐ป − ๐0 = ๐ − ๐0 + ๐๐๐
Mit ๐๐๐ = ๐
๐ erhalten wir
๐ป − ๐0 = ๐ − ๐0 + ๐
๐ = ๐ธ๏ฟฝ + ๐
๐
Für ein einatomiges Gas, z.B. He (F = 3) ergibt sich:
1
๐ป − ๐0 = ๐ธ๏ฟฝ + ๐
๐ = 2 ๐น ๐
๐ + ๐
๐
Setzen wir das Ergebnis für F für die verschiedenen Moleküle ein, ergibt sich
5
einatomig: ๐ป − ๐0 = 2 ๐
๐
9
zweiatomig: ๐ป − ๐0 = 2 ๐
๐
usw.
Für die molaren Wärmekapazitäten erhalten wir:
d๐
1
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐๐ฃ , ๐ = ๐0 + ๐น ๐
๐
d๐ ๐ฃ
2
d๐
d๐0
1 d๐
๏ฟฝ +๐น ๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ =๏ฟฝ
d๐ ๐ฃ
d๐ ๐ฃ
2 d๐
3
1
๐๐ฃ = 0 + ๐น ๐
2
5
einatomig: ๐๐ฃ = 2 ๐
, zweiatomig: ๐๐ฃ = 2 ๐
53
d๐ป
1
๏ฟฝ = ๐๐ , ๐ป = ๐0 + ๐น ๐
๐ + ๐
๐
d๐ ๐
2
d๐ป
d๐0
1 d๐
d๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ =๏ฟฝ
๏ฟฝ +๐น ๐
+๐
d๐ ๐
d๐ ๐
2 d๐
d๐
1
= 0+๐น ๐
+๐
2
= ๐๐ฃ + ๐
๏ฟฝ
5
7
einatomig: ๐๐ = 2 ๐
, zweiatomig: ๐๐ = 2 ๐
usw.
Es gilt für alle idealen Gase:
๐๐ผ
๐๐ป
cp - c v = R
๐
= ๐๐ = ๐น
๐
๐๐ฏ
๐๐ป
๐
= ๐๐ = ๐น
๐
54
8.2.4 Energie, Enthalpie und Wärmekapazitäten von Festkörpern
In Festkörpern führen Atome keine Translation- und Rotationsbewegungen durch, d.h. es gibt
nur Schwingungen in die drei Raumrichtungen (๐น๐ก๐๐๐๐ = 0, ๐น๐๐๐ก = 0, ๐น๐๐ ๐ง = 3).
Wir erhalten dann für die Energie eines Festkörpers mit 1 mol Atomen:
1
1
1
๐ − ๐0 = ๐น ๐
๐ = 2๐น๐๐ ๐ง โ ๐
๐ = 2 โ 3 ๐
๐ = 3๐
๐
2
2
2
Für die Wärmekapazität ergibt sich:
d๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐๐ฃ = 3๐
d๐ ๐ฃ
Für Festkörper (und Flüssigkeiten) gilt:
๐ ≈ ๐ป, da das Produkt ๐๐๐ sehr klein ist.
๐๐ (๐บ๐๐ ) ≈ 22,4 L mol−1 , ๐๐ (๐น๐๐ ๐ก๐ö๐๐๐๐) ≈ 20 cm3 mol−1
Daher gilt:
๐๐ ≈ ๐๐ฃ = 3๐
= 3 โ 8,314 Jmol−1 K −1 = 25 Jmol−1 K −1
Dieser Wert wurde zuerst experimentell für viele Festkörper gefunden. Diese
Beobachtung heißt in der Literatur „Dulong-Petit’sche Regel.
8.3
Adiabatische Expansion eines idealen Gases
e
beweglicher
Stempel
(adiabatisch)
adiabatische Wand
Das Gas expandiert und leistet Arbeit. Dabei
ist das Gas gegen die Umgebung
wärmeisoliert, d.h. es gibt keinen
Wärmeaustausch mit der Umgebung.
a) Wie groß ist die Arbeit?
b) Wie lautet die Zustandsgleichung?
Gas (p0, V0)
๐0 , ๐0
sind Druck und Temperatur vor Beginn der Expansion
55
Thermodynamische Beschreibung:
๐๐
๐๐
d๐ = ๏ฟฝ๏ฟฝ
d ๐๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
+ d๏ฟฝ๏ฟฝ
๐ = ๏ฟฝ ๏ฟฝ d๐ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ d๐
๐๐ ๐
๐๐ ๐
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐๐ (๐๐๐๐๐๐ข๐๐)
da adiabatisch
1 d ๐ = 0,
2 d ๐ = −๐ d ๐
๐๐
3 ๏ฟฝ๐๐ ๏ฟฝ = 0
๐๐
๐๐ฆ๐ ๐ก๐๐ (=๐บ๐๐ )
๐
nur Druck - Volumen - Arbeit.
da ideales Gas
4 ๏ฟฝ ๐๐ ๏ฟฝ = ๐๐๐
๐
Man erhält damit:
d ๐ = d ๐ = − ๐ d ๐ = ๐ ๐๐ d ๐
a) Volumenarbeit:
๐2
๐
๏ฟฝ d๐ = ๏ฟฝ ๐ ๐๐ d๐
0
๐1
๐ = ๐ ๐๐ (๐2 − ๐1 )
b) Zustandsgleichung:
wenn ๐๐ = ๐๐๐๐ ๐ก.
ideales Gasgesetz einsetzen
๐๐
๐
๐= ๐
d ๐ = − ๐ d ๐ = ๐ ๐๐ d ๐
−๐๐
๐
๐
−๐
๏ฟฝ
๐0
d๐
๐
= ๐๐๐ d๐ ,
Variablentrennung
๐
d๐
d๐
= ๐๐ ๏ฟฝ
๐
๐
๐0
๐
๐
๐
๐0
๐
−๐
ln = ๐๐ ln
→
ln = ln
๐0
๐0
๐๐ ๐
๐0
๐
๐0 ๐๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐
=
๐
๐0
๐0 ๐
−1 ๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ
=
๐
๐0
๐๐ ๐
−1 = ๐0 ๐0๐
−1 = ๐๐๐๐ ๐ก.
Wir setzen ein:
→
๐๐
mit ๐
= ๐
๐
๐
= ๐๐ − ๐๐
๐
๐๐
๐
๐๐
=
๐๐ −๐๐
๐๐
๐๐
=๐ −1
๐
=๐
−1
56
Wir setzen die ideale Gasgleichung ein ๐ =
๐ ๐ ๐
−1
๐
= ๐0 ๐0๐
−1
๐๐
๐๐
๐๐
und erhalten
oder
๐ ๐ ๐
= ๐0 ๐0๐
−1 ๐ ๐
= ๐0 ๐0๐
= ๐๐๐๐ ๐ก.
Diesen beiden Gleichungen nennt man ‘Poisson’-Gleichung oder Adiabaten-Gleichung.
8.4 Verflüssigung und Expansion eines realen Gases (Joule-ThomsonEffekt)
Bei Druck auf den Kolben links wird das Gas bei konstantem Druck ๐2 durch die Fritte
hindurchgedrückt, der gesamte Druckabfall erfolgt in der Fritte. Auf der rechten Seite
expandiert das Gas bei konstantem Druck ๐1 und schiebt dabei den Kolben rechts zurück.
57
Thermodynamische Beschreibung:
Wechselwirkung mit Umgebung
links
rechts
d ๐2 = d ๐2 − ๐2 d ๐2
d ๐1 = d ๐ − ๐1 d ๐1
๐ธ๐๐๐
๐ธ๐๐๐
๐ด๐๐๐๐๐
๐ด๐๐๐๐๐
๏ฟฝ d ๐2 + ๐2
๐2
๏ฟฝ d ๐2 = ๏ฟฝ d ๐2
0
(๐ด) + ๐2 (๐
(๐ธ)
(๐ด))
๐2 (๐ธ)
− ๐๏ฟฝ2๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
− ๐2๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ = ๐2
2๏ฟฝ๏ฟฝ
+ ๐2
Δ๐2
= ๐2
Δ๐2
๐ธ๐๐๐
๐ธ๐๐๐
๐ด๐๐๐๐๐
๐ด๐๐๐๐๐
๏ฟฝ d ๐1 + ๐1
๐1
๏ฟฝ d ๐1 = ๏ฟฝ d ๐1
0
(๐ด) + ๐1 (๐
(๐ธ)
(๐ด))
๐1 (๐ธ)
− ๐๏ฟฝ1๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
− ๐๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ = ๐1
1๏ฟฝ
1๏ฟฝ
+ ๐1
Δ๐1
= ๐1
Δ๐1
Wenn das System adiabatisch ist, gilt ๐2 = ๐1 = 0
oder
Δ๐2 + ๐2 Δ๐2 = Δ๐1 + ๐1 Δ๐1
Δ๐ป2 = Δ๐ป1 → die Enthalpie des Gases ändert sich bei der Expansion nicht
Was passiert im Gas?
๐๐ป
๐๐ป
d๐ป = ๏ฟฝ ๐๐ ๏ฟฝ d๐ + ๏ฟฝ ๐๐ ๏ฟฝ d๐
๐
๐
→ aus der Betrachtung der WW mit Umgebung ergab sich:
Auflösen der Gleichung:
d๐ป = 0
Umrechnung auf molare Größen
๐๐ป
๐๐ป
๐๐ป
๐๐ป โ ๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ
๏ฟฝ ๏ฟฝ
๏ฟฝ ๐๏ฟฝ
๏ฟฝ ๐ ๏ฟฝ
๐๐ ๐
๐๐ ๐
๐๐ ๐
๐๐
๐๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ =−
=−
=−
=−
๐๐ป
๐๐ ๐ป
๐๐
๐ โ ๐๐
๐๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐๐ ๐
๐๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ =
๐๐ ๐ป
๐๏ฟฝ
Wir benutzen die folgende
Beziehung:
๏ฟฝ
๐๐ป
๐๐
๏ฟฝ = ๐ −๐๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐๐ ๐
๐๐ ๐
๐๐
๏ฟฝ −๐
๐๐ ๐
= ′๐ฝ๐๐ข๐๐ − ๐โ๐๐๐ ๐๐ − ๐พ๐๐๐๐๐๐ง๐๐๐๐ก′
๐๐
58
Man erhält für ๐2
๐๐
๏ฟฝ๐๐๏ฟฝ = 0.142 ๐พ bar −1 wobei
๐ป
dieser Wert natürlich von ๐ und ๐
abhängt.
In der Abbildung sind Isenthalpen aufgetragen. Die Punkte geben das jeweilige Maximum
dieser Kurven, d.h. die Inversionstemperatur an. Im schraffierten Bereich nimmt mit
abnehmendem Druck (Entspannung) die Temperatur ab (Abkühlung). Nur in diesem Bereich
lässt sich das Gas mit dem Joule-Thomson Effekt verflüssigen.
Der Koeffizient ist temperaturabhängig und druckabhängig.
๐๐
Die Temperatur, bei der ๏ฟฝ๐๐๏ฟฝ = 0 nennt man die Inversionstemperatur. Will man ein Gas
๐ป
durch diesen Effekt abkühlen (und schließlich verflüssigen) muss Druck und Temperatur des
Gases unter der Inversionstemperatur ๐๐ liegen, oberhalb dieser Temperatur erwärmt sich das
Gas bei der Expansion.
59
9.
Enthalpieänderung
9.1
Phasenumwandlungen
Wir betrachten folgendes System. Es besteht aus einer flüssigen Phase und ihrer Dampf-(Gas)phase. Die Flüssigkeit ist im Gleichgewicht mit ihrer Gasphase. Dabei stellt sich ein konstanter
Druck über der Flüssigkeit ein, den man den Dampfdruck nennt. Dieser ist unabhängig von
den Volumina der beiden Phasen und hängt nur von der Temperatur ab, d.h. der Dampfdruck
über 1 mL Wasser im Reagenzglas ist gleich groß wie über einer Wasserpfütze und über dem
Bodensee. Hat man über der Flüssigkeit ein zweites Gas (wie z.B. Luft), so ist der Partialdruck
des Wassers im Gas gleich seinem Dampfdruck. (Hinweis: Wenn man das genauer berechnet,
findet man, dass der Dampfdruck leicht erhöht ist. Dies spielt bei Drucken bis 1 bar aber keine
signifikante Rolle.) Ist der Partialdruck in der Luft kleiner als der Dampfdruck, so verdampft die
Flüssigkeit vollständig, ist er größer so kondensiert das Gas vollständig.
d๐ป = ๏ฟฝ
๐๐ป
๏ฟฝ
๐๐ ๐,๐
๐ ,๐๐๐
๐๐ป
๐๐ป
d๐ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ
d๐ + ๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐๐ ๐,๐๐,๐๐๐
๐๐๐
๐,๐,๐๐๐
d๐๐ + ๏ฟฝ
๐๐ป
๏ฟฝ
๐๐๐๐
Voraussetzungen:
1.
d๐ = 0
2.
d๐ = 0
3.
kein Stoffaustausch mit Umgebung: ๐๐ + ๐๐๐ = ๐(๐๐๐ ๐๐๐ก) = ๐๐๐๐ ๐ก.
( ∧ Massenerhaltung)
→ d๐๐ + d๐๐๐ = 0 → d๐๐ = −d๐๐๐
๐,๐,๐๐
d๐๐๐
Zur Abkürzung nennt man
60
๐๐ป
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐ป๐ =′ ๐๐๐๐ก๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐ ๐ธ๐๐กโ๐๐๐๐๐′
๐๐๐ ๐,๐
Für reine Stoffe (wie bei dem hier betrachteten System) gilt:
๐๐ป
๐ป
๏ฟฝ ๏ฟฝ = = ๐ป๐ =′ ๐๐๐๐๐๐ ๐ธ๐๐กโ๐๐๐๐๐′
๐๐๐ ๐,๐ ๐๐
๐ป๐ = molare Enthalpie des Gases
๐ป๐๐ = molare Enthalpie der Flüssigkeit
๐ป๐ = molare Enthalpie des festen Stoffes
Werde die Größen eingesetzt, so erhält man
d๐ป = ๏ฟฝ๐ป๐ − ๐ป๐๐ ๏ฟฝd๐๐,
๐ป๐ − ๐ป๐๐ = Änderung der Enthalpie, wenn bei ๐, ๐ = ๐๐๐๐ ๐ก. 1 mol Flüssigkeit in
den gasförmigen Zustand übergeht.
Soll nun berechnet werden, wie viel Energie zugeführt werden muss, wenn z.B. 1 kg Wasser
verdampft, wird die Gleichung um die Wechselwirkung mit der Umgebung ergänzt, d.h.
d๐ป = โ๐ฃ๐๐ ๐ปd๐๐ = d๐ + d๐
Es kann nun entweder Wärme (Herdplatte) oder Arbeit zugeführt werden (Tauchsieder). Wir
betrachten ein adiabatisches (d๐ = 0) und isobares System (d๐ = 0).
๐
Mit der elektrischen Arbeit d๐ = ๐๐ผd๐ก und ๐ = ๐ ergibt sich dann
โ๐ฃ๐๐ ๐ปd๐๐ = โ๐ฃ๐๐ ๐ป
Definitionen (Vorzeichen ist immer positiv):
d๐(๐ป2 ๐)
= ๐๐ผd๐ก
๐(๐ป2 ๐)
๐ป๐ − ๐ป๐๐ ≡ โ๐ฃ๐๐ ๐ป ‘Verdampfungsenthalpie’
๐ป๐ − ๐ป๐ ≡ โ๐ ๐ข๐ ๐ป ‘Sublimationsenthalpie’
๐ป๐๐ − ๐ป๐ ≡ โ๐ ๐โ ๐ป ‘Schmelzenthalpie’
Beispiel: Schematischer Verlauf der Enthalpie von Wasser bei ๐ = ๐๐๐๐ ๐ก. = 1๐๐๐
61
Allgemein:
d๐ป
d๐ก
= ๐๐
โ๐ ๐โ ๐ป = 6 kJmol−1
โ๐ฃ๐๐ ๐ป = 40,7 kJmol−1
โ๐ ๐ข๐ ๐ป = 46,7 kJmol−1
๐๐ (๐) = 37,8 Jmol−1 K −1
๐๐ (๐๐) = 75,3 Jmol−1 K −1
๐๐ (๐) = 33,6 Jmol−1 K −1
9.2
Chemische Reaktionen
Wir betrachten eine chemische Reaktion, die in einer Phase abläuft.
Reaktion:
๐๐
๐
๐๐ด ๐ด + ๐๐ต ๐ต โ ๐๐ถ ๐ถ + ๐๐ท ๐ทνA
=
=
stöchiometrische Koeffizienten
positiv für Produkte
negativ für Edukte
Index für Stoff
Die Enthalpie hängt jetzt von den Molzahlen aller vorhandenen Stoffe ab:
๐ป = ๐(๐, ๐, ๐๐ )
๐๐ป
๐๐ป
๐๐ป = ๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐๐ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐๐
๐๐ ๐,๐
๐๐ ๐,๐๐
๐
๐๐ป
๐๐ป
๐๐ป
๐๐ป
๏ฟฝ
๐๐๐ด + ๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐๐๐ต + ๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐๐๐ถ + ๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐๐
+๏ฟฝ
๐๐๐ต ๐,๐,๐ ≠๐ต
๐๐๐ถ ๐,๐,๐ ≠๐ถ
๐๐๐ท ๐,๐,๐ ≠๐ท ๐ท
๐๐๐ด ๐,๐,๐ ≠๐ด
๐
๐
๐
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐
๐พ๐ข๐๐ง๐ ๐โ๐๐๐๐๐ค๐๐๐ ๐:
๏ฟฝ๏ฟฝ
๐
๐๐ป
๏ฟฝ
๐๐๐ ๐,๐,๐
๐ ≠๐
๐๐๐
Die Änderungen der Stoffmengen beim Ablauf einer chemischen Reaktion sind nicht
unabhängig voneinander, sondern durch die stöchiometrische Gleichung miteinander
verknüpft.
Beispiel:
CH4 + 2O2 → CO2 + 2H2 O
62
Werden nun 0,01 mol CH4 (d.h. d๐CH4 = −0,01 ๐๐๐) verbrannt, so gilt notwendigerweise
d๐O2 = −2 โ 0,01 mol, d๐CO2 = 1 โ 0,01 mol, d๐H2 O = 2 โ 0,01 mol
Wir beschreiben dies durch die Verwendung der "Reaktionsvariable" (siehe Kap. 2.6.5)
Man erhält dann für die Summe:
๐๐ป
๐๐ป
๏ฟฝ๏ฟฝ ๏ฟฝ
d๐๐ = ๏ฟฝ ๐๐ ๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐๐๐ ๐,๐,๐ ≠๐
๐๐๐ ๐,๐,๐
๐
๐๐ป
๐
๏ฟฝ๐๐ ๏ฟฝ
๐
๐ ≠๐
๐,๐,๐๐ ≠๐
d๐ = ๏ฟฝ ๐๐ ๐ป๐ d๐
๐
≡ ๐ป๐ = die molare Enthalpie bzw. die partielle molare Enthalpie des Stoffes ๐
๐๐
∑๐ ๐๐ ๐ฏ๐ = ๐ซ๐ซ ๐ = ๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐๐
๐ฉ,๐
Die Größe wird die ‘Reaktionsenthalpie’(Einheit: Jmol−1 ) genannt.
Statt die Stoffe als Indizes zu schreiben, setzen wir sie in Klammern hinter das Symbol H und
wir erhalten für die Reaktionsenthalpie:
โ๐ ๐ป = ๏ฟฝ ๐๐ ๐ป๐ = ๏ฟฝ๏ฟฝ
2H(H
O)
+ 1H(CO
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
2๏ฟฝ
2 ) − 2H(O
2 ) − 1H(CH4 )
๐๐๐๐๐ข๐๐ก๐
๐
๐ธ๐๐ข๐๐ก๐
Zur Interpretation der Größe โ๐ ๐ป betrachten wir die Wechselwirkung des Systems mit der
Umgebung. Da der Druck konstant ist, verwenden wir den 1. Hauptsatz in der Form d๐ป =
d๐ + ๐ d๐ und erhalten:
๐๐ป
๐๐ป
๐๐ป
d๐ป = ๏ฟฝ ๏ฟฝ d๐ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ d๐ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ d๐ =
d๐๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
+ ๐d๐
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๐๐ ๐,๐
๐๐ ๐,๐
๐๐ ๐,๐
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐๐ ๐๐๐ก ๐๐๐๐๐๐ข๐๐
๐๐ฆ๐ ๐ก๐๐๐๐๐๐๐๐ ๐โ๐๐๐ก๐๐
Wir halten Druck und Temperatur konstant, d.h. d๐ = 0 und d๐ = 0.
๐๐ป
Daraus folgt d๐ = ๏ฟฝ ๐๐ ๏ฟฝ
Daraus ergibt sich:
๐,๐
d๐ = โ๐ ๐ปd๐
Die Reaktionsenthalpie โ๐ ๐ฏ ist die Wärmemenge, die beim Ablauf der chemischen
Reaktion frei wird (genauer formuliert: wenn 1 mol chemische Umsetzungen der Art, wie
sie in der stöchiometrischen Gleichung beschrieben sind, stattgefunden haben). Um die
63
Temperatur konstant zu halten, muss die Reaktionsenthalpie abgeführt werden (oder
zugeführt werden, wenn die Wärme verbraucht wird).
Def.: Wenn Wärme abgegeben wird bei der chemischen Reaktion (โ๐ ๐ฏ < 0), wird
die
Reaktion exotherm genannt, wenn Wärme aufgenommen wird (โ๐ ๐ฏ > 0),
endotherm.
9.2.1 Die Reaktionsenthalpie als Zustandsfunktion: Der Heß’sche Satz
๐ und ๐ป sind Zustandsfunktionen, ebenso โ๐ ๐ und โ๐ ๐ป. Das bedeutet, dass ihr Wert nur vom
Anfangs- und Endzustand abhängt, (d.h. Angabe von ๐, ๐ und den Stoffmengen ๐๐ ) nicht vom
Weg. Für chemische Reaktionen, die über Zwischenstufen verlaufen, setzt sich die
Reaktionsenthalpie dann additiv aus den โ๐ ๐ป′๐ der einzelnen Schritte zusammen.
Beispiel: Wir betrachten folgende Reaktionen:
C + O2
โ๐ ๐ป1
1
CO + O2
2
โ๐ ๐ป3
โ๐ ๐ป2
CO2
Die Enthalpieänderung auf dem Weg I → II→ III muss gleich sein der Enthalpieänderung auf
dem Weg I → III
I → III
I → II
II → III
C๐๐๐ ๐ก + O2 ๐๐๐ → CO2 ๐๐๐
1
C๐๐๐ ๐ก + 2 O2 ๐๐๐ → CO๐๐๐
1
โ๐ ๐ป3 = −393,7 kJ/mol
CO๐๐๐ + 2 O2 ๐๐๐ → CO2 ๐๐๐
โ๐ ๐ป2 = −283,1 kJ/mol
โ๐ ๐ป1 ist nicht messbar, da CO sofort weiter reagiert. Es kann aber berechnet werden:
64
โ๐ ๐ป1 = โ๐ ๐ป3 − โ๐ ๐ป3 − โ๐ ๐ป2 = −110,6 kJ/mol
Man bezeichnet diesen Befund als den “Heß’schen Satz”. Er beschreibt die Anwendung des
1. Hauptsatzes auf die Energieumsätze bei chemischen Reaktionen und er wurde vor der
Formulierung des 1. Hauptsatzes gefunden.
Die Innere Energie (und die Enthalpie) eines Stoffes kann nicht absolut bestimmt werden,
sondern man misst immer nur Änderungen. Daher kann (willkürlich) nur ein Nullpunkt
gewählt und alle Enthalpien relativ zu diesem Nullpunkt angegeben werden (analog werden
Höhen auf der Erdoberfläche relativ zur Meereshöhe angegeben ( = NN)).
9.2.2 Bildungsenthalpien (โ๐ฉ ๐ฏ)
Es ist nicht notwendig, für alle möglichen chemischen Reaktionen โ๐ ๐ป zu messen. Auf Grund
des 1. Hauptsatzes (bzw. des Heß’schen Satzes) kann โ๐ ๐ป einer Reaktion berechnet werden,
wenn die jeweilige Reaktion durch eine Folge anderer Reaktionen ersetzen werden kann.
Bei einer chemischen Reaktion sind alle Elemente, die in den Edukten enthalten sind, auch in
den Produkten enthalten. Wir betrachten eine Reaktion, die von den Elementen zu den
Edukten führt (Bildungsenthalpie der Edukte) und dann eine Reaktion, die von den Elementen
zu den Produkten (Bildungsenthalpie der Produkte) führt. Nach dem 1.Hauptsatz muss dann
die Differenz der Energieumsätze auf beiden Wegen die Reaktionsenthalpie der Reaktionen
sein.
Beispiele:
1)
6 C + 6 H 2 + 9 O2
→
C6 H12 O6 + 6 O 2
2)
C6 H12 O6 + 6 O 2
→
6 CO 2 + 6 H 2 O
3)
C + O2
→
CO 2
4)
1
H 2 + O2
2
→
H 2O
โ๐ต ๐ป (๐บ๐๐ข๐๐๐ ๐)
โ๐ ๐ป
โ๐ต ๐ป (CO2 )
โ๐ต ๐ป (H2 O)
Werden die Reaktionen 1) und 2) nacheinander durchgeführt und werden dann sechsmal die
Reaktionen 3) und 4) durchgeführt, entstehen beide Male aus den gleichen Edukten die
gleichen Produkte. Nach dem 1. Hauptsatz bzw. dem Heß’schen Satz sind die Energieumsätze
auf beiden Wegen gleich.
Daraus ergibt sich sofort:
โ๐ต ๐ป (Glu) + 6 โ๐ต ๐ป (O2) + โ๐ ๐ป = 6 โ๐ต ๐ป (CO2) + 6 โ๐ต ๐ป (H2O)
โ๐ ๐ป = 6 โ๐ต ๐ป (CO2) + 6 โ๐ต ๐ป(H2O) - โ๐ต ๐ป (Glu) - 6 โ๐ต ๐ป (O2)
๏ฑ๏ด๏ด๏ด๏ด๏ด๏ฒ๏ด๏ด๏ด๏ด๏ณ
๏ฑ๏ด๏ด๏ด๏ฒ๏ด๏ด๏ด๏ด๏ณ
H (Produkte)
H (Edukte)
65
Anschaulich ist dies in dem Enthalpieschema gezeigt:
Def.: Die Bildung einer Verbindung aus den Elementen wird die ‘Bildungsreaktion’ genannt.
Die dazugehörende Reaktionsenthalpie ist die ‘Bildungsenthalpie’ (‘enthalpy of
formation’). Index: B oder f (engl.).
Die Reaktionsenthalpie einer beliebigen chemischen Reaktion lässt sich aus der
Differenz der Bildungsenthalpien von Produkten und Edukten berechnen.
Es werden nun die Bildungsenthalpien aller chemischen Verbindungen tabelliert. Dabei muss
beachtet werden, dass die Zahlenwerte von den Zuständen der Stoffe, die beteiligt sind,
abhängen (z.B. ob flüssiges oder gasförmiges Wasser, oder ob eine Verbindung in reiner oder
gelöster Form entsteht). Man verwendet daher „Standardzustände“, die folgendermaßen
festgelegt sind:
Standardzustände
1.
2.
3.
4.
Der Standardzustand einer gasförmigen Substanz bei beliebiger Temperatur ist der eines
reinen idealen Gases bei ๐ = 1๐๐๐ (Index: g (gasförmig).
Der Standardzustand einer flüssigen Substanz bei beliebiger Temperatur ist der einer reinen
Flüssigkeit bei ๐ = 1๐๐๐ (Index: l (liquid) oder fl (flüssig)).
Der Standardzustand einer festen Substanz bei beliebiger Temperatur ist der einer reinen
festen Substanz bei ๐ = 1๐๐๐ (Index: s (solid) oder f (fest)).
Der Standardzustand einer Substanz in einer Lösung bei beliebiger Temperatur ist der einer
idealen Lösung mit der Standardkonzentration (๐ = 1 mol kg −1 ) bei
๐ = 1๐๐๐ (Index: aq)).
66
Anmerkungen:
Bei der Festlegung des Druckes hat man früher (vor 1982) die Festlegung ๐ = 1 ๐๐ก๐ =
1,01325 ๐๐๐ getroffen. Heute wird ๐ = 1๐๐๐ verwendet. Zahlenmäßig kann man diesen
Unterschied vernachlässigen.
Größen, die sich auf die Standardzustände beziehen, werden durch den ๐ผ๐๐๐๐ฅ ๐
gekennzeichnet, z.B. โ๐ป ๐ . Da โ๐ป ๐ auch von der Temperatur abhängt, wählt man als
Temperatur für die Tabellierung der Daten T = 298 K. Nomenklatur:
๐
โ๐ป298
oder โ๐ป ๐ (298)
In der statistischen Thermodynamik wird als Standardzustand der der isolierten Atome in
unendlicher Entfernung verwendet.
Def.:
Die Bildungsenthalpie aller Elemente in ihrem stabilsten Zustand
(= Standardzustand) ist Null.
Die Wahl des Standardzustandes der Elemente spielt keine Rolle bei der Berechnung der
Reaktionsenthalpien, da für die Bildung der Edukte und die der Produkte der gleiche
Standardzustand verwendet wird und dieser bei der Differenzbildung heraus fällt.
Def.:
Unter der Enthalpie einer Verbindung versteht man die Bildungsenthalpie
dieser Verbindung, wobei die Enthalpien der Elemente im Standardzustand
und unter Standardbedingungen willkürlich auf Null gesetzt sind.
Beispiel:
1
H2 (๐) + 2 O2 (๐) → H2 O(๐๐)
Enthalpie des Wassers ≡ Bildungsenthalpie des Wassers = Reaktionsenthalpie der
Bildung von Wasser aus Wasserstoff und Sauerstoff:
1
โ๐ ๐ป ๐ (H2O) = โ๐ต ๐ป ๐ (H2O) – โ๐ต ๐ป ๐ (H2) – 2 โ๐ต ๐ป ๐ (O2) = โ๐ต ๐ป ๐ (H2O)
Allgemein: โ๐ ๐ป ๐ = ∑๐ ๐๐ ๐ป๐๐ = ∑๐ ๐๐ Δ๐ต ๐ป๐๐
67
Beispiel:
C6H12O6 (f)+ 6 O2 (g) → 6 CO2 (g) + 6 H2O (fl)
โ๐ ๐ป ๐ = 6 โ๐ต ๐ป ๐ (CO2 ) + 6 โ๐ต ๐ป ๐ (H2 O) − 6โ๐ต ๐ป ๐ (O2 ) − โ๐ต ๐ป ๐ (๐บ๐๐ข)
= 6(−393,51) kJmol−1 + 6 โ (−285,83) kJmol−1 − 6(0) − (−1274)kJmol−1
= −2802,04 kJ mol−1
Verwendet man die Tabellenwerte der Bildungsenthalpien, die bei 298 K aufgelistet sind,
erhält man die Reaktionsenthalpie natürlich auch bei 298 K.
Diese Reaktionsenthalpien können dann auf beliebige andere Temperaturen und Drücke
umgerechnet werden.
9.2.3 Häufig benutzte Enthalpien:
1.
2.
3.
4.
Bildungsenthalpien
Verbrennungsenthalpien
Phasenumwandlungsenthalpien
Dissoziationsenthalpien von Bindungen: (A–B (g) → A (g) + B (g))
Bindungsdissoziationsenthalpie โ๐ต๐ท ๐ป (๐ด − ๐ต)/kJmol−1 bei 298 K
H–H
436
H–Cl
431
H–O
428
H–OH
492
H–CH3
435
H3C–CH3
368
5. Mittlere Dissoziationsenthalpie von Bindungen aus verschiedenen Verbindungen (Mittelwert):
Mittlere Bindungdissoziationsenthalpien โ๐ต๐ท ๐ป (๐ด − ๐ต)/kJmol−1
H
C
N
O
โ๐ป = 428 kJmol−1
Bsp.: H–O → H + O,
โ๐ป = 492 kJmol−1
H–OH → H + OH,
H
436
C
413
348
N
388
305 163
1
Mittelwert: โ๐ต๐ท ๐ป = 2 (428 − 492) = 460 kJmol−1
O
460
360 157 146
6. Atomisierungsenthalpie:
โ๐ด ๐ป Zerlegung eines Moleküls in Atome. Dies ist im Fall ๐ป − ๐ป → gleich der
Bindungsdissoziationsenthalpie, im Fall von Na (fest) ist das gleich der
Sublimationsenthalpie: Na (f) → Na (gas).
68
Standard–Atomisierungsenthalpien โ๐ด ๐ป ๐ /kJmol−1
C (s)
716.68
Na (s)
108.4
K (s)
89.8
Cu (s)
339.3
Diese Größen sind sehr nützlich bei der Berechnung (Abschätzung) von Bildungsenthalpien
von Stoffen, deren Struktur bekannt ist, aber keine Daten über die Bildungsenthalpie
vorliegen.
Beispiel: Abschätzung der Bildungsenthalpie von Methanol. Die Pfeilrichtungen im
Diagramm zeigen, in welcher Richtung die jeweiligen Enthalpienänderungen definiert sind.
Δ๐ต ๐ป ๐ + Δ๐ฃ๐๐ ๐ป ๐ + ๏ฟฝ Δ๐ต๐ท ๐ป ๐ − ๏ฟฝ Δ๐ด ๐ป ๐ = 0
Δ๐ต ๐ป ๐ = −Δ๐ฃ๐๐ ๐ป ๐ − ๏ฟฝ3Δ๐ต๐ท ๐ป๐ (C − H) + Δ๐ต๐ท ๐ป ๐ (C − O) + Δ๐ต๐ท ๐ป ๐ (O − H)๏ฟฝ +
1
๏ฟฝΔ๐ด ๐ป ๐ (C) + 2Δ๐ด ๐ป ๐ (H − H) + Δ๐ด ๐ป ๐ (O − O)๏ฟฝ
2
= [−38 − {3 โ 413 + 1 โ 360 + 1 โ 463} + {717 + 2 โ 436 + 497}]kJmol−1
= [−38 − 2062 + 1838]kJmol−1 = −262 kJmol−1
↑
Δ๐ต ๐ป ๐ (experimentell) = −239 kJmol−1 → Unterschied durch Verwendung mittlerer
Bindungsdissoziationsenthalpien
7. Lösungsenthalpie
Löst man eine Substanz in Wasser, so ist dies mit einer Enthalpieänderung verbunden.
Wenn man wenig Substanz in viel Wasser löst, nennt man diese Größe ‘Lösungsenthalpie
bei unendlicher Verdünnung’ โ๐ฟ ๐ป. Anschaulich bedeutet dies, dass keine
Wechselwirkungen zwischen den gelösten Molekülen stattfinden sondern nur
69
Wechselwirkungen zwischen dem gelösten Stoff und dem Wasser (= ideale Lösung).
Index = ๐๐.
โ๐ป ๐ = −74,85 kJmol−1
Beispiel: H๐ถ๐(๐) → ๐ป๐ถ๐ (๐๐)
Bestimmung der Bildungsenthalpie in Lösung:
1) Bildungsreaktion:
1
2) Lösungsreaktion:
HCl(๐) → ๐ปCl(๐๐),
3) Bildungsreaktion in Lsg:
2
1
2
1
H2 (๐) + 2 Cl2 (๐) → HCl(๐),
1
H2 (๐) + 2 Cl2 (๐) → HCl(๐๐),
โ๐ต ๐ป ๐ (๐) = −92,3 kJmol−1
โ๐ฟ ๐ป ๐ = −74,9 kJmol−1
โ๐ต ๐ป ๐ (๐๐) = −167,2 kJmol−1
Die Bildungsenthalpie in Lösung kann als Summe der Bildungsenthalpien von H + (๐๐) und
Cl− (๐๐) aufgefasst werden. Man kann diese beiden Größen aber nicht getrennt messen.
1
Daher wird willkürlich 2 H2 (๐) → H + (๐๐), โ๐ต ๐ป θ (H + (๐๐)) = 0 gesetzt.
→ Daraus ergibt sich dann sofort โ๐ต ๐ป θ für Cl− und durch Messung der
Bildungsenthalpie von NaCl (๐๐) die für Na+ (๐๐) usw.
Standardbildungsenthalpien
โ๐ต ๐ป θ /kJmol−1 .
Kationen
H+
Na+
Cu2+
Al3+
โ๐ต ๐ป θ
0
– 240.1
+ 64.8
– 524.7
von
gelösten
Anionen
OH–
Cl–
SO 2−
4
PO 3−
4
Ionen
in
unendlicher
Verdünnung
โ๐ต ๐ป θ
– 230.0
– 167.2
– 909.3
– 1277.4
70
10. Die Richtung natürlicher Prozesse. Der 2. Hauptsatz
10.1 Reversible und irreversible Prozesse
Der erste Hauptsatz besagt, dass bei allen Vorgängen die Gesamtenergie erhalten bleibt. Das
bedeutet, dass Vorgänge, bei denen Energie erzeugt oder vernichtet wird, nicht stattfinden
können. Die Erfahrung zeigt nun, dass nicht alle Prozesse, die von der Energieerhaltung her
erlaubt sind, auch tatsächlich in der Natur stattfinden. Man beobachtet, dass natürliche
Prozesse in einer bestimmten Richtung ablaufen.
Beispiel: Wir heben einen Stein hoch und lassen ihn zu Boden fallen. Beschreibung der
Energetik: In der (โ) Höhe hat der Stein die potentielle Energie (๐ โ ๐ โ โ), die während des
Herunterfallens in kinetische Energie (12๐๐ฃ2 ) verwandelt wird. Beim Auftreffen auf dem Boden
wird sie in Wärme (๐) umgewandelt, d.h. man misst eine geringe Temperaturerhöhung von
Stein und Boden. Der umgekehrte Prozess, Abkühlung und Emporsteigen des Steins ist
energetisch auch erlaubt, aber diese Richtung des Vorgangs wurde bislang nicht beobachtet.
Solche Prozesse nennt man „irreversibel“.
Es gibt auch Prozesse, die in beiden Richtungen ablaufen können.
Beispiel: Wir binden den Stein an einen Faden und halten ihn fest, so dass er in einer
bestimmten Höhe über dem Boden schwebt. Dann ist die Kraft, die wir ausüben, gleich der
Erdanziehungskraft (F(Hand) = F (Schwerkraft)) und wir haben ein Gleichgewicht der Kräfte.
Üben wir eine etwas größere Kraft als die Schwerkraft aus, steigt der Stein höher, üben wir
eine etwas geringere Kraft aus, sinkt der Stein. Die Geschwindigkeit des Steigens oder Sinkens
hängt von Größe der Abweichung vom Gleichgewichtszustand ab: Je größer die Abweichung,
desto größer die Geschwindigkeit. Beschreibung der Energetik: Wenn wir den Stein anheben,
leisten wir die Arbeit (F(Heben) = Kraft beim Heben):
d๐ = −๏ฟฝ๐น(๐ป๐๐๐๐) − ๐น(๐บ๐๐๐๐ค)๏ฟฝdโ
Wenn wir den Stein sinken lassen, gewinnen wir die Arbeit (F(Sinken) = Kraft beim Sinken):
d๐ = −๏ฟฝ๐น(๐๐๐๐๐๐) − ๐น(๐บ๐๐๐๐ค)๏ฟฝdโ
Wir können nun die Abweichung vom Gleichgewicht (F (Sinken) – F(Glgew) beliebig klein
machen, d.h. โF → dF → 0. Dann wird der Prozess unendlich langsam, aber wir verwenden
beim Heben und Senken fast die gleiche Kraft, nämlich F(Glgew). Wir erhalten dann für die
Arbeit
d๐(๐ป๐๐๐๐) = −d๐(๐๐๐๐๐๐) = ๐น(๐บ๐๐๐๐ค)dโ
d.h. die Arbeit ist in beiden Richtungen gleich groß, nur das Vorzeichen ist geändert. Solche
Prozesse nennt man „reversibel“.
71
Verallgemeinerung:
Alle von allein ablaufenden Vorgänge (Prozesse), d.h. alle „natürlichen Prozesse“ oder
„spontanen Prozesse“ sind irreversibel.
Läuft ein Prozess so ab, dass zu jedem Zeitpunkt der entsprechende Kraftparameter des
Systems mit der äußeren Kraft im Gleichgewicht ist, ist der Prozess „reversibel“.
Für reversible Prozesse gilt:
• Eine sehr kleine Änderung der antreibenden Kraft kann die Richtung des Prozesses
umkehren.
• Für Hin- und Rückrichtung wird gleich viel Arbeit aufgewendet bzw. gewonnen.
• Ein reversibler Prozess kann nur näherungsweise realisiert werden, da eine
Geschwindigkeit des Prozesses >0 immer eine Abweichung vom Gleichgewicht erfordert.
• In der Thermodynamik werden häufig reversible Prozesse betrachtet, da diese sich einfach
berechnen lassen. Der berechnete Energiewert ist jedoch ein Grenzfall. Er ist die Arbeit, die
man maximal bei dem Prozess gewinnen kann und gleichzeitig die Arbeit, die man
minimal aufwenden muss, um den Prozess durchführen zu können.
10.2 Die Richtung natürlicher Prozesse
Diese Analyse kann man für alle Prozesse in der Natur durchführen. Dabei ergibt sich:
Alle natürlichen Prozesse laufen in einer bestimmten Richtung ab; sie sind ‘irreversibel’. Bei
allen natürlichen Prozessen wird Arbeit oder Arbeitsfähigkeit ‘dissipiert’.
Dissipation:
Umwandlung gerichteter Bewegungsenergie ( = Arbeit)
in ungerichtete Bewegungsenergie ( = Wärme).
Dissipierte Arbeit oder Arbeitsfähigkeit führt zu einer Erhöhung der inneren Energie des
Systems ๏ฟฝd๐(๐๐๐๐๐ฃ) > 0๏ฟฝ. Der umgekehrte Prozess, die Erniedrigung der inneren Energie und
Erzeugung von Arbeit ist nicht ohne weiteres möglich. Wir betrachten den 1. Hauptsatz und
unterscheiden zwischen reversibler und irreversibler Arbeit:
d๐ = d๐ + d๐ = d๐ + d๐(๐๐๐ฃ) + d๐(๐๐๐๐๐ฃ)
Zur Vereinfachung betrachten wir ein adiabatisches System, d.h.
und wir betrachten nur p-V-Arbeit, d.h. d๐(๐๐๐ฃ) = −๐ d๐
Damit ergibt sich:
d๐ + ๐ d๐ = d๐(๐๐๐๐๐ฃ) > 0
d๐ = 0,
Die Vorzeichenaussage folgt aus unserem Befund, dass dissipierte Arbeit immer zu einer
Erhöhung der inneren Energie, d.h. zu einer Temperaturerhöhung führt.
72
10.3 Die Entropie
Diese Ungleichung gibt uns die Richtung eines natürlichen Prozesses an: Jeder natürliche
Prozess (d.h. jeder Vorgang, der ohne Eingriff von außen von alleine abläuft), läuft in der
Richtung ab, die diese Ungleichung angibt.
Division dieser Gleichung durch ๐ ändert nichts an der Vorzeichenaussage, da ๐ > 0 ist und
wir erhalten:
d๐ + ๐d๐ d๐(๐๐๐๐๐ฃ)
=
>0
๐
๐
Historisch wurde die Richtung natürlicher Prozesse von Clausius auf andere Art hergeleitet.
Clausius hat eine neue Zustandsfunktion, die Entropie, ๐บ, eingeführt.
Die Entropie hat folgende Eigenschaften:
Abgeschlossene Systeme:
๐ nimmt immer zu für alle natürlichen (irreversiblen) Prozesse → d๐ > 0(irreversibel)
๐ bleibt konstant für alle reversiblen Prozesse
→ d๐ = 0(reversibel)
Geschlossene Systeme:
Die Entropie des Systems ändert sich durch Wärmeaustausch mit der Umgebung. Wenn der
Wärmeaustausch reversibel erfolgt, lässt sich die Entropieänderung berechnen nach
d๐ =
d๐๐๐๐ฃ
๐
Je nach Vorzeichen von ๐๐๐๐ฃ ist d๐ positiv (Wärmezufuhr) oder negativ (Wärmeabgabe), da ๐
immer größer als 0 ist.
Wir verwenden den 1. Hauptsatz und betrachten nur Druck-Volumenarbeit
d๐ = d๐ + d๐ = d๐ − ๐d๐
Auflösen nach ๐๐ ergibt:
d๐ = d๐ + ๐d๐
Dies setzen wir in die Definitionsgleichung ein und erhalten
d๐ =
d๐๐๐๐ฃ d๐ + ๐d๐
=
๐
๐
in Übereinstimmung mit unserer vorherigen Betrachtung.
Betrachtet man ein System und die Umgebung (d.h. ein insgesamt abgeschlossenes System),
so kann man die Entropieänderung aufteilen:
d๐๐๐๐ = d๐๐๐ฆ๐ ๐ก + d๐๐๐๐
Es gilt für:
reversible Prozesse:
irreversible Prozesse:
d๐๐๐๐ = 0 → d๐๐๐ฆ๐ ๐ก = −d๐๐๐๐
d๐๐๐๐ > 0
73
Die Entropie ist eine Zustandsfunktion, d.h. ihr Wert hängt nur vom Anfangs- und Endzustand
ab. Man kann daher die Entropieänderung auf einem (gedachten) reversiblen Weg berechnen.
Der Zahlenwert, der sich für die Entropieänderung des Systems ergibt, muss aber unabhängig
vom Weg sein. Benutzt man einen irreversiblen Weg, um das System in den gleichen
Endzustand zu bringen, so macht das für das System keinen Unterschied. Es ergibt sich immer
der gleiche Wert der Entropieänderung, für die Umgebung ist die Änderung aber
unterschiedlich und umso größer je irreversibler der Vorgang ist. Es gilt immer d๐๐๐๐ > 0.
Der 2. Hauptsatz kann folgendermaßen formuliert werden:
d๐๐๐๐ =
d๐๐๐๐ฃ
๐
d๐๐๐๐ = d๐๐๐ฆ๐ ๐ก + d๐๐๐๐๐๐๐ข๐๐
= 0 ๐๐๐ฃ๐๐๐ ๐๐๐๐
> 0 ๐๐๐๐๐ฃ๐๐๐ ๐๐๐๐
Beispiel: Schematischer Verlauf der Entropie von Wasser bei ๐ = ๐๐๐๐ ๐ก. = 1bar
Die Entropie hat die Einheit ๐ฝ๐พ −1
๐
๐
= ๐ = molare Entropie [J mol−1 K −1 ] oder ๐ = ๐ = spezifische Entropie [J g −1 K −1 ]
Die Abbildung zeigt schematisch den Verlauf der Entropie mit der Temperatur.
θ
In den Tabellen werden die Absolutentropien unter Standardbedingungen angegeben ๐298
(siehe Abbildung).
๐
74
10.4 Anschauliche Bedeutung der Entropie
1.
Aus der Definition der Entropie ist klar, dass eine bestimmte Energiezufuhr d๐ im System
ganz verschiedene Änderungen hervorrufen kann, je nachdem, wie hoch die Temperatur
ist:
d๐ =
d๐๐๐๐ฃ d๐ + ๐d๐
=
๐
๐
Zur Vereinfachung betrachten wir ein System, bei dem ๐ = ๐๐๐๐ ๐ก. und erhalten:
d๐ =
d๐
๐๐ต
d๐
๐
d๐
=๐
๐ต๐
d.h.
Division durch ๐๐ต ergibt
๐ธ๐๐ก๐๐๐๐๐ä๐๐๐๐๐ข๐๐
๐๐ ๐ธ๐๐โ๐๐๐ก๐๐ ๐ฃ๐๐ ๐๐ต
๐ธ๐๐๐๐๐๐ä๐๐๐๐๐ข๐๐
= ๐๐๐ก๐ก๐๐๐๐ ๐กโ๐๐๐๐๐ ๐โ๐ ๐ธ๐๐๐๐๐๐
Die Entropie wird in dieser Gleichung in den Einheiten von ๐๐ต gemessen (JK −1 ), die
Größe ๐๐ต ๐ ist die mittlere thermische Energie des Systems. Wir betrachten zwei Systeme,
eines bei einer niedrigen Temperatur und eines bei einer hohen Temperatur und führen
beiden jeweils die gleiche Energiemenge d๐ = 1 J zu. Bei dem System mit der niedrigen
mittleren Energie bewirkt dies eine große Änderung, bei dem mit der hohen Energie ist
die Änderung sehr viel kleiner.
Analogbeispiel: Wir betrachten die Änderung der Lebensumstände (d๐ฟ๐) von zwei
Personen, denen wir jeweils 10 € geben (dGeld). Die eine Person besitzt ๐บฬ
= 100 €, die
andere ๐บฬ
= 1000 €. Wir erhalten analog zur Entropieänderung für die Änderung der
Lebensumstände
10 €
d๐บ
1 Person :
= 0,1
d๐ฟ๐ = ๐บฬ
100 €
10 €
2 Person :
= 0, 01
1000 €
Obwohl also das gleiche gemacht wurde, sind die Auswirkungen für beide Personen
ganz verschieden.
2.
In der Mechanik können alle Prozesse vorwärts und rückwärts ablaufen. In der
Thermodynamik (Natur) gibt es für natürliche Prozesse nur eine Richtung, nämlich die, bei
der sich die Entropie vergrößert.
Man kann daher sagen, dass die positive Zeitrichtung mit einer Zunahme der
Entropie verknüpft ist.
Beispiel: Planetenbewegung und Diffusion.
75
3.
Wir berechnen als Beispiel die Entropieänderung beim Wärmeübergang:
1
System
T1
d๐๐๐๐ = d๐๐๐ฆ๐ + d๐๐๐๐
Q
Umgebung T2
Annahme: Das System gibt 1000 J ab ( → die Umgebung nimmt 1000 J auf), die
Wärmekapazitäten von System und Umgebung sind so groß, dass sich bei dieser
Wärmeübertragung die jeweiligen Temperaturen von System und Umgebung nicht
ändern (T1 = 293 K, T2 = 277 K).
d๐๐๐๐ =
d๐๐๐ฆ๐ d๐๐๐๐ −1000 ๐ฝ 1000 ๐ฝ
+
=
+
๐1
๐2
๐1
๐2
1000 J
= − 293 K +
= 0,2 JK −1
1000 J
277 K
= −3,41 JK −1 + 3,61 JK −1
Wenn man die Richtung des Wärmetransports umkehrt, d.h. die Umgebung gibt Wärme an
das System ab, ändern sich die Vorzeichen der beiden ๐ und wir erhalten eine
Entropieabnahme. Dieser Prozess findet nicht statt.
Annahme: Beim Wärmeübergang stellt sich eine gemeinsame Endtemperatur ein. Dann
muss man zuerst die Endtemperatur ๐๐ธ berechnen.
d๐๐๐๐
๐๐ธ
๐๐ธ
๐๐ธ
d๐๐๐ฆ๐ d๐๐๐๐
๐ถ๐ (๐๐ฆ๐ )d๐
๐ถ๐ (๐๐๐)d๐
=
+
→ ๏ฟฝ d๐๐๐๐ = ๏ฟฝ
+๏ฟฝ
๐
๐
๐
๐
๐๐ด
๐1
๐2
๐๐ธ
๐๐ธ
๐๐ธ − ๐๐ด = ๐ถ๐ (๐๐ฆ๐ )ln + ๐ถ๐ (๐๐๐)ln
๐1
๐2
Man kann diese Betrachtungen verallgemeinern und kommt zu dem Schluss, dass
positive Entropieänderungen mit dem Ausgleich von Differenzen zusammenhängen (Druckdifferenzen, Konzentrationsdifferenzen, Temperaturdifferenzen
usw.).
4.
Die molekulare Interpretation der Bedeutung der Entropie wurde von L. Boltzmann (18441906) gegeben. Er analysierte die Stoßprozesse in einem idealen Gas. Unabhängig davon,
welche Anfangsbedingungen er wählte, fand er, dass ein molekular geordneter Zustand
immer in einen ungeordneten Zustand übergeht. Wenn der Zustand größter Unordnung
erreicht ist, ändert sich dieser nicht mehr. Dieser Zustand wird durch die MaxwellBoltzmann-Gleichung „Verteilung der Geschwindigkeiten im Gas“ (siehe Kapitel 3.5)
76
beschrieben. Da auch ein Zustand geringer Entropie immer in einen Zustand großer
Entropie übergeht und sich danach nicht mehr verändert, schloss er daraus, dass beides
miteinander verknüpft ist.
Betrachtet man ein System während und nach Ablauf eines Prozesses, so findet man es
natürlich häufiger in dem Zustand nach Ablauf (da es sich von da an nicht mehr ändert),
d.h. die Wahrscheinlichkeit das System im Zustand größter Unordnung (und größter
Entropie) zu finden, ist am größten.
Boltzmann machte also folgende Zuordnung für die Richtung natürlicher Prozesse:
geringe Entropie
molekular geordnet
geringe Wahrscheinlichkeit
→
→
→
große Entropie
molekular ungeordnet
große Wahrscheinlichkeit
Da die Entropie zweier unabhängiger Systeme additiv ist und die Wahrscheinlichkeit, zwei
unabhängige Systeme in einem bestimmten Zustand zu finden multiplikativ ist, ergibt
sich die berühmte Boltzmanngleichung für die Entropie (siehe PC IV):
Darin ist:
๐๐ต =
Ω=
๐ = ๐๐ต ln Ω
๐
= ๐ต๐๐๐ก๐ง๐๐๐๐๐๐๐๐ ๐ก๐๐๐ก๐
๐๐ด
๐!
= ๐โ๐๐๐๐๐๐ฆ๐๐๐๐๐ ๐โ๐ ๐๐โ๐๐ ๐โ๐๐๐๐๐๐โ๐๐๐๐ก
∏๐ ๐๐ !
(= Zahl der unterschiedlichen Anordnungsmöglichkeiten).
Beispiel Lotto: Zahl der unterschiedlichen Möglichkeiten, 6 richtige Zahlen aus 49 Zahlen
auszuwählen:
=
โฆ
49! 49 ⋅ 48 ⋅ 47 ⋅ 46 ⋅ 45 ⋅ 44 ⋅ 43!
=
= 13983816
6!43!
6!
43!
d.h. wenn man 1 mal 6 Zahlen ankreuzt, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies die 6
Richtigen sind:
1
1
๐= =
Ω 13983816
77
10.5 Druck- und Temperaturabhängigkeit der Entropie
Die Entropie eines Systems hängt bei konstanter Stoffmenge von Druck und Temperatur ab.
Zustandsfunktion ๐ = ๐(๐, ๐)
d๐
d๐ป−๐d๐
Aus der Gleichung d๐ = ๐ = ๐
können wir die Druckabhängigkeit und die
Temperaturunabhängigkeit von S berechnen.
Wir erhalten für die Druckabhängigkeit der Entropie von Gasen:
๐
๐2 − ๐1 = −๐ ๐
ln ๏ฟฝ๐2 ๏ฟฝ
1
Für feste und flüssige Stoffe kann die Druckabhängigkeit im Allgemeinen vernachlässigt
werden.
Für die Temperaturabhängigkeit der Entropie erhalten wir:
๐
๐2 − ๐1 = ๐ถ๐ ln ๏ฟฝ๐2 ๏ฟฝ
1
Umwandlungsentropie
Bei Phasenumwandlungen (Sublimation, Verdampfung, Schmelzen) ändert sich auch die
Entropie. Dies geschieht im Allgemeinen isobar (d๐ = 0) und isotherm (d๐ = 0).
Durch eine analoge Betrachtung wie bei der Verdampfungsenthalpie erhalten wir die
molare Verdampfungsentropie
Δ๐ฃ๐๐ ๐ป
Δ๐ฃ๐๐ ๐ =
๐๐ฃ๐๐
Allgemein ist die Beziehung zwischen der Phasenumwandlungsenthalpie und
Phasenumwandlungsentropie
Δ๐ ๐ป
Δ๐ ๐ =
๐๐
๐ = Phasenumwandlung (Verdampfung, Sublimation, Schmelzen)
Die Reaktionsentropie
Liegt eine chemische Reaktion vor
๐๐ด ๐ด + ๐๐ต ๐ต → ๐๐ถ ๐ถ + ๐๐ท ๐ท
so ergibt sich für die Reaktionsentropie in Analogie zur Reaktionsenthalpie
โ๐ ๐ = ∑๐ ๐๐ ๐๐
๐๐ = stöchiometrische Koeffizienten
78
10.6 Die Mischungsentropie
Bringen wir zwei reine Stoffe in Kontakt (Gas, Flüssigkeiten oder Festkörper), so vermischen
sich diese von alleine, wobei p und T konstant bleiben. Dies ist ein irreversibler Vorgang und
wir wollen die Mischungsentropie berechnen.
Wir mischen n1 Mole des idealen Gases 1, V1, (He) mit n2 Molen des idealen Gases 2, V2, (H2) bei
konstanter Temperatur. Die Drucke in beiden Gase p sind gleich.
p
V1
n1
Wand weg,
๐ bleibt gleich
p
V2
n2
p
V = V1 + V2
n = n1 + n2
Anfangszustand A, ungemischt
Endzustand B, gemischt
Um diesen Vorgang berechnen zu können, wählen wir einen reversiblen Ersatzprozess, der
vom gleichen Anfangszustand zum Endzustand führt.
Beim Mischen expandiert das Gas 1 von V1 auf V, das Gas 2 von V2 auf V. Wir berechnen die
Entropieänderung zunächst für Gas 1:
Allgemein gilt:
๐๐
๐๐
d๐ d๐ + ๐d๐ ๏ฟฝ ๐๐ ๏ฟฝ๐ d๐ + ๏ฟฝ๐๐ ๏ฟฝ ๐ d๐ + ๐d๐
d๐ = d๐ =
=
=
๐
๐
๐
๐๐
Als Nebenbedingung haben wir d๐ = 0 und ๏ฟฝ๐๐ ๏ฟฝ = 0, da wir ein ideales Gas betrachten.
Damit erhalten wir:
๐
๐d๐
๐
๐๐
๐
Wir integrieren vom Anfangs(A)- bis zum Endzustand (E) und setzen ๐ = ๐ ein:
d๐ =
๐1๐ธ
๐1๐ธ
๐1๐ธ
๐
d๐
d๐
๏ฟฝ d๐1 = ๏ฟฝ ๐1
= ๐1 ๐
๏ฟฝ
๐
๐
๐1๐ด
๐1๐ด
Wir erhalten
Wir setzen ein:
Und
๐1๐ด
๐
๐1๐ธ − ๐1๐ด = ๐1 ๐
ln ๏ฟฝ๐1๐ธ ๏ฟฝ = โ๐1
๐1๐ธ = ๐1 + ๐2
๐1๐ด = ๐1
1๐ด
79
Für die Entropieänderung von Gas 1 ergibt sich:
๐1 +๐2
๐1 ๐
ln ๏ฟฝ
Eine entsprechende Rechnung können wir auch für das Gas 2 durchführen
๐1
๏ฟฝ = โ๐1
โ๐2 = ๐2 ๐
ln
Für die gesamte Mischungsentropie (Gas 1 und Gas 2 zusammen) ergibt sich:
๐1 + ๐2
๐2
โ๐ = โ๐1 + โ๐2
Man kann die beiden Gleichungen durch folgende Überlegung noch etwas vereinfachen:
p und T sind am Anfang und Ende des Versuchs gleich. Also gilt nach der idealen
Gasgleichung:
๐
๐
๐
๐
๐ +๐
= ๐1 = ๐1 +๐2
1
1
2
oder
analog
๐1 = ๐
๐1
1 +๐2
๐2 = ๐
๐1
Der Stoffmengenanteil ist definiert als ๐ฅ1 = ∑
๐ ๐๐
๐2
1 +๐2
(๐1 + ๐2 ) =
(๐1 + ๐2 ) =
๐1
๐
๐1 +๐2
๐2
๐1 +๐2
๐
. Damit ergibt sich ๐1 = ๐ฅ1 ๐ und ๐2 = ๐ฅ2 ๐.
Setzen wir dies in die Gleichungen für โ๐1 und โ๐2 ein, so erhalten wir:
๐
โ๐1 = ๐1 ๐
ln ๏ฟฝ
๏ฟฝ = −๐1 ๐
ln๐ฅ1
๐ฅ1 ๐
๐
โ๐2 = ๐2 ๐
ln ๏ฟฝ
๏ฟฝ = −๐2 ๐
ln๐ฅ2
๐ฅ2 ๐
Die gesamte Mischungsentropie ist schließlich โ๐ = −๐1 ๐
ln๐ฅ1 − ๐2 ๐
ln๐ฅ2
Dividiert man diese Gleichung durch (๐1 + ๐2 ) ergibt sich:
โ๐
๐1
๐2
=−
๐
ln๐ฅ1 −
๐
ln๐ฅ2
๐1 + ๐2
๐1 + ๐2
๐1 + ๐2
= −๐ฅ1 ๐
ln๐ฅ1 − ๐ฅ2 ๐
ln๐ฅ2
Diese Größe nennt man die mittlere molare Mischungsentropie โ๐ = ๐
Allgemein gilt für ๐ verschiedene Gase:
โ๐
1 +๐2
.
Mittlere molare Mischungsentropie:
Mischungsentropie:
โ๐ = −๐
๏ฟฝ ๐ฅ๐ โ ln๐ฅ๐
๐
โ๐ = −๐
๏ฟฝ ๐๐ โ ln๐ฅ๐
๐
80
Diese Gleichungen gelten nicht nur für ideale Gase, sondern auch für alle idealen festen und
flüssigen Mischungen. Da ๐ฅ๐ immer kleiner als 1 sind, sind โ๐ und โ๐ immer positiv.
10.7 Der Absolutwert der Entropie. Der 3. Hauptsatz
Der Absolutwert der Entropie wird durch den 3. Hauptsatz festgelegt.
‘Die Entropie jedes reinen, idealen Kristalls im inneren Gleichgewicht ist am absoluten
Nullpunkt Null’.
๐บ๐ (๐ฒ๐๐๐๐๐๐๐, ๐๐๐๐๐๐๐ ๐ฎ๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐, ๐ป = ๐) = ๐
Im Gegensatz zu der willkürlichen Festlegung des Nullpunktes von H ist diese Festlegung
experimentell und theoretisch begründet. Aufgrund dieser Festlegung kann man die Entropie
für beliebige andere Zustände berechnen. Für die Absolutentropie eines Gases bei der
Temperatur T erhält man mit
๐๐
โ ๐ป
d๐ = ๐ d๐ und โ๐ ๐ = ๐๐
(๐ = Umwandlung):
๐
๐๐ ๐โ
๐
๐๐ฃ๐๐
๐
๐๐ (๐๐๐ ๐ก)
๐๐ (๐๐)
๐๐ (๐๐๐ )
โ๐ ๐โ ๐ป
โ๐ฃ๐๐ ๐ป
๏ฟฝ d๐ = ๏ฟฝ
d๐ +
+ ๏ฟฝ
d๐ +
+ ๏ฟฝ
d๐ = ๐๐๐๐
๐
๐๐ ๐โ
๐
๐๐ฃ๐๐
๐
0
๐=0
๐๐ ๐โ
๐๐ฃ๐๐
In den Tabellen thermodynamischer Größen wird daher der Absolutwert der Entropie unter
๐
Standardbedingungen bei 298 K angegeben: ๐298
.
10.8 Wärmekraftmaschinen und Wärmepumpen
Historisch wurde der 2. Hauptsatz – vor dem 1. Hauptsatz – im Zusammenhang mit dem
Wirkungsgrad von Dampfmaschinen entwickelt. S. Carnot hat hierzu als erster den
Wirkungsgrad einer idealen Maschine (d.h. einer Maschine, die ohne Reibungsverluste
arbeitet) berechnet. Diese nimmt Energie aus einem Speicher mit hoher Temperatur (๐๐ค ) auf,
wandelt einen Teil der Energie in Arbeit (๐) um und gibt den Rest dieser Energie an einen
Speicher mit geringeren Temperaturen (๐๐ ) ab (meist ist dies die Umgebung). Er hat hierzu
den folgenden Kreisprozess („Carnot’scher Kreisprozess“) betrachtet, der in der Abbildung
anschaulich dargestellt ist.
81
Beschreibung dieses Prozesses in einem pV-Diagramm:
Berechnung der einzelnen Schritte:
82
Schritt 1:
isotherme Expansion:
d๐ = −๐d๐
d๐
= −๐๐
๐๐ค
๐
๐
๐2
๏ฟฝ d๐ = −๐๐
๐๐ค ๏ฟฝ
0
๐1
๐2
๐1
๐ = −๐๐
๐๐ค ln
d๐
๐
๐2 > ๐1 → ๐ < 0 → Arbeitsabgabe des Gases
→ Der Wärmespeicher (๐๐ค ) gibt die Wärme ๐๐๐ค ab
→ Der Arbeitsspeicher nimmt die Arbeit ๐ auf
Schritt 2:
adiabatische Expansion:
๐
d๐ = ๐๐๐ฃ d๐
๐๐
๏ฟฝ d๐ = ๐๐๐ฃ ๏ฟฝ d๐
0
๐๐ค
๐ = ๐๐๐ฃ (๐๐ − ๐๐ค )
๐๐ > ๐๐ค → d๐ < 0 → Arbeitsabgabe des Gases
→ Arbeitszunahme im Arbeitsspeicher
Schritt 3:
isotherme Kompression:
d๐ = −๐d๐
๐4
๏ฟฝ d๐ = −๐๐
๐๐ ๏ฟฝ
๐3
d๐
๐
๐4
๐3
๐4 < ๐3 → d๐ > 0 → Der Wärmespeicher (๐๐ ) nimmt die Wärme ๐๐๐ auf
→ Der Arbeitsspeicher gibt die Arbeit ๐ ab, das Gas nimmt diese auf
๐ = −๐๐
๐๐ ln
Schritt 4:
adiabatische Kompression:
d๐ = ๐๐๐ฃ d๐
๐๐ค > ๐๐ → ๐ > 0 → Arbeitszufuhr beim Gas
→ Arbeitsabgabe aus dem Arbeitsspeicher
83
Wir fassen die Ergebnisse in einer Tabelle zusammen, wobei wir die Energieänderungen im
Gas, im Wärmespeicher ๐๐ค , Wärmespeicher ๐๐ und dem Arbeitsspeicher aufschreiben
(Arbeitsspeicher = Vorrichtung, in der Arbeit gespeichert werden kann, z.B. Heben einer
Masse).
Tabelle I:
Schritt
๏ช
Isotherme
Expansion
๏ซ
adiabatische
Expansion
๏ฌ
isotherme
Kompression
๏ญ
adiabatische
Kompression
∑ Kreisprozess
Gas
๐1 + ๐๐๐ค = 0
๐1 = −๐๐
๐๐ค ln(๐2 /๐1 )
๐๐๐ฃ (๐๐ − ๐๐ค )
๐3 + ๐๐๐ = 0
๐3 = −๐๐
๐๐ ln(๐4 /๐3 )
+๐๐๐ฃ (๐๐ค − ๐๐ )
0
Wärmebad
Tw
Wärmebad
Tk
๐๐๐ค
Abgabe
---
+๐๐
๐๐ค ln(๐2 /๐1 )
---
---
---
๐๐๐
Aufnahme
−๐๐๐ฃ (๐๐ − ๐๐ค )
---
---
−๐๐๐ค
Arbeitsspeicher
+๐๐
๐๐ ln(๐4 /๐3 )
oder
−๐๐
๐๐ ln(๐3 /๐4 )
−๐๐๐ฃ (๐๐ค − ๐๐ )
+๐๐๐
+๐๐
๐๐ค ln(๐2 /๐1 )
−๐๐
๐๐ ln(๐3 /๐4 )
Die Bilanz für den Kreisprozess ergibt sich durch Aufsummierung der jeweiligen
Energieumsätze: Im Gas ändert sich nichts, da es wieder in seinen Ausgangszustand
zurückgekehrt ist. Dem Thermostaten ๐๐ค wird die Wärme ๐๐๐ค entnommen, dem
Thermostaten ๐๐ die Wärme ๐๐๐ zugeführt und im Arbeitspeicher ist die Arbeit
๐
๐๐ค ln(๐2 /๐1 ) − ๐
๐๐ ln(๐3 /๐4 ) gespeichert. Um diesen Ausdruck noch etwas zu vereinfachen,
überlegen wir uns folgendes:
Für den Schritt ๏ซ gilt die Adiabaten-Gleichung
๐๐ค ๐2๐
−1 = ๐๐ ๐3๐
−1 → ๐๐ /๐๐ค = ๐2๐
−1 /(๐3๐
−1 )
ebenso gilt für den Schritt ๏ญ:
๐๐ค ๐1๐
−1 = ๐๐ ๐4๐
−1 → ๐๐ /๐๐ค = ๐1๐
−1 /(๐4๐
−1 )
84
Daraus folgt:
๐2๐
−1 /(๐3๐
−1 ) = ๐1๐
−1 /(๐4๐
−1 ) man zieht die (๐
− 1)te Wurzel aus der Gleichung
V2 / V3 = V1 / V4 → V2 / V1 = V3 / V4
Für die Arbeit im Arbeitsspeicher erhalten wir also:
๐ = ๐๐
๐๐ค ln(๐2 /๐1) − ๐๐
๐๐ ln(๐3 /๐4 )
= ๐๐
๐๐ค ln(๐2 /๐1 ) − ๐๐
๐๐ ln(๐2 /๐1 ) = ๐๐
(๐๐ค − ๐๐ )ln(๐2 /๐1 )
Wir können jetzt den Wirkungsgrad des Carnot-Prozesses berechnen:
Der Wirkungsgrad ist definiert:
๐ผ=
๐ต๐๐๐๐๐
๐ต๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐
๐ต๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐
=
๐๐
๐๐
๐จ๐๐๐๐๐๐
๐๐๐๐๐๐๐๐๐
๐๐ ๐ฌ๐๐๐๐๐๐
๐๐๐๐๐๐๐๐๐
๐๐ ๐ณ๐๐๐๐๐๐๐
Bei der Wärmekraftmaschine ist der Nutzen die im Arbeitsspeicher gespeicherte Arbeit ๐.
Der Aufwand ist die dem Wärmebad ๐๐ค entnommene Wärme ๐๐๐ค . Die Abbildung zeigt
schematisch die einzelnen Prozesse. Aus der Definition und den Gleichungen für ๐ und ๐๐๐ค
aus der Tabelle erhalten wir:
๐ธ๐ป๐
๐ธ๐ป๐
๐(Wärmekraftmaschine) ≡
=
|๐| ๐๐
(๐๐ค − ๐๐ )ln(๐2 /๐1 )
=
๐๐๐ค
๐๐
๐๐ค ln(๐2 /๐1 )
๐๐ค − ๐๐
๐๐ โ๐
= 1−
=
๐๐ค
๐๐ค ๐๐ค
Der Carnot’sche Wirkungsgrad ist für alle technisch realisierten Wärmekraftmaschinen
relevant (Dampfmaschine, Otto-, Diesel- und Wankelmotor, Öl-, Gas- Kohle- und
Kernkraftwerk). Er wurde berechnet unter der Annahme, dass alle Prozesse reversibel sind
(und dass kein Reibungsverluste auftreten). Da alle irreversiblen Prozesse mit mehr
Arbeitsaufwand und weniger Arbeitabgabe als die reversiblen Prozesse verbunden sind, ist
85
der Carnot’sche Wirkungsgrad der höchste erreichbare Wirkungsgrad überhaupt. Auf Grund
seiner Definition gilt auch ๐(๐ถ๐๐๐๐๐ก) < 1 .
Wir betrachten als Beispiel die Wirkungsgrade von Kohle- und Kernkraftwerken:
๐=
Kohlekraftwerk (modern):
๐๐ค = 600°C = 873 K
๐๐ = 100°C =373 K
๐๐ข๐ก๐ง๐๐๐๐๐๐๐
๐๐ข๐ก๐ง๐๐๐๐ ๐ก๐ข๐๐
=
๐๐ข๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐ ๐ä๐๐๐ ๐ä๐๐๐๐๐๐๐ ๐ก๐ข๐๐
d๐
๐
๐๐ค − ๐๐
=
= d๐ก =
๐๐๐ค d๐๐๐ค
๐๐ค
d๐ก
(873 − 373)K
= 0,57 (๐๐๐ฅ๐๐๐๐)
873 K
≈ 0,45 (๐๐๐๐)
Kernkraftwerk:
๐๐ค = 350°C = 623 K
๐๐ = 100°C = 373 K
๐=
๐=
(623 − 373)K
= 0,40(๐๐๐ฅ๐๐๐๐)
623 K
≈ 0,34 (๐๐๐๐)
Das gleiche Schema wie bei der Wärmekraftmaschine können wir auch für die Beschreibung
der Wärmepumpe verwenden. Bei einer Wärmepumpe wird Arbeit verwendet, um eine
Wärmemenge ๐๐๐ค von einer niedrigen Temperatur ๐๐ auf eine höhere Temperatur ๐๐ค zu
pumpen. Bei der Wärmepumpe ist der Nutzen, die bei der hohen Temperatur abgegebene
Wärmemenge ๐ถ, der Aufwand die Arbeit ๐. Man erhält für den Wirkungsgrad:
86
๐ธ๐ป๐
๐ธ๐ป๐
๐(๐ä๐๐๐๐๐ข๐๐๐) =
๐๐๐ค
๐๐ค
=
|๐| ๐๐ค − ๐๐
๐(๐ä๐๐๐๐๐ข๐๐๐) =
1
๐(๐ถ๐๐๐๐๐ก)
Wärmepumpe:
Heizungsvorlauf ๐๐ค = 60°C = 333 K
Außentemperatur (Luft, See, Boden) ๐๐ = 0°C = 273 K
๐(๐ä๐๐๐๐๐ข๐๐๐) =
333 K
= 5,55 (๐๐๐ฅ๐๐๐๐)
(333 − 273)K
Wirkungsgrade von technisch realisierten Wärmepumpen liegen bei ๐(๐๐, ๐๐๐๐) ≈ 1,5 − 3.
Bei der Betrachtung einer Gesamtenergiebilanz beim Einsatz von Wärmepumpen muss man
berücksichtigen, dass die für die Wärmepumpe eingesetzte elektrische Energie zunächst in
einem Kraftwerk erzeugt werden muss. Der Gesamtwirkungsgrad ergibt sich aus dem Produkt
der Wirkungsgrade der einzelnen Prozesse. Wir erhalten für die Heizung mit Wärmepumpe:
๐(๐๐๐ ๐๐๐ก) = ๐(๐พ๐๐๐๐ก๐ค๐๐๐, ๐๐๐๐) ๐(๐ä๐๐๐๐๐ข๐๐๐, ๐๐๐๐)
≈ 0,34 โ 2,5 ≈ 0,85
Diesen Wirkungsgrad kann man vergleichen durch den Wirkungsgrad einer Heizung bei der
direkten Verbrennung von Öl, Gas oder Kohle (die fehlende Energie wird hier durch die heißen
Abgase an die Umgebung abgegeben).
๐(๐๐๐๐๐๐ก) ≈ 0,7 − 0,92
Heute versucht man durch die Kraft-Wärmekopplung die Effizienz der Energieausnutzung von
Brennstoffen zu steigern. Bei der Kraft-Wärmekopplung erzeugt die Maschine elektrische
Arbeit (๐), die Abwärme (๐๐๐ ) wird zur Heizung genutzt.
87
Auch ein Kühlschrank (Klimagerät) ist eine Wärmepumpe, nur ist hier der Nutzen die bei der
tieferen Temperatur abtransportierte Wärme ๐๐๐ , der Aufwand die zugeführte Arbeit. Wir
erhalten für den Wirkungsgrad:
๐ธ๐ป๐
๐(๐พüโ๐๐ ๐โ๐๐๐๐) =
๐ธ๐ป๐
๐๐๐
๐๐
๐๐
=
=
|๐| ๐๐ค − ๐๐ Δ๐
Beispiel: Die Temperatur im Kühlschrank ist ๐๐ = 277 K, die Temperatur bei der
Wärmeabgabe außen ist ๐๐ค = 323 K.
๐(๐พüโ๐๐ ๐โ๐๐๐๐) =
277 K
≈6
(323 − 277)K
Zusammenfassung:
Man erhält bei der Berechnung des Wirkungsgrades (Carnot) die folgenden Beziehungen:
๐(Wärmekraftmaschine)
|๐|
=
๐๐๐ค
๐๐
(๐๐ค − ๐๐ )ln(๐2 /๐1 )
=
๐๐
๐๐ค ln(๐2 /๐1 )
=
๐๐ค − ๐๐ โ๐
=
๐๐ค
๐๐ค
๐(Wärmepumpe) =
๐๐๐ค
=
|๐|
๐๐ค
๐๐ค
1
=
=
=
๐๐ค − ๐๐ โ๐ ๐(Carnot)
๐(Kühlschrank) =
=
=
๐๐๐
|๐|
๐๐
๐๐
=
๐๐ค − ๐๐ Δ๐
Bei der Wärmekraftmaschine ist der Nutzen die abgegebene Arbeit ๐.
Der Aufwand ist die dem Wärmebad ๐๐ค entnommene Wärme ๐๐๐ค .
Bei einer Wärmepumpe wird die Arbeit ๐ verwendet, um eine Wärmemenge ๐๐๐ von einer
niedrigen Temperatur ๐๐ auf eine höhere Temperatur ๐๐ค zu pumpen. Bei der Wärmepumpe
88
ist der Nutzen, die bei der hohen Temperatur abgegebene Wärmemenge ๐๐๐ค , der Aufwand
die Arbeit ๐.
Kühlschränke und Klimageräte sind Wärmepumpen, nur ist hier der Nutzen die bei der
tieferen Temperatur abtransportierte Wärme ๐๐๐ , der Aufwand die zugeführte Arbeit.
Um den Zusammenhang dieses reversiblen Kreisprozesses mit der Entropie herzuleiten,
betrachten wir die beim Carnot-Prozess ausgetauschten Wärmen. Es gilt für das Gas:
Schritt 1: ๐1 + ๐๐๐ค = 0,
Schritt 3: ๐3 + ๐๐๐ = 0,
Schritt 1:
Schritt 2:
๐๐๐ค
๐๐ค
๐๐๐
๐๐
๐
๐๐๐ค = −๐1 = ๐๐
๐๐ค ln ๐2
1
๐
๐
dividieren durch ๐๐ค
๐๐๐ = −๐3 = −๐๐
๐๐ ๐๐ ๐3 = −๐๐
๐๐ ln ๐2 dividieren durch ๐๐
4
๐
= ๐๐
ln ๐2
1
1
Addition der Gleichung führt zu:
๐๐๐ค ๐๐๐
+
=0
๐๐ค
๐๐
๐
= −๐๐
ln ๐2
1
๐
Offenbar ändert sich die Größe ∑ ๐๐ bei einem reversiblen Kreisprozess nicht. Wir können dies
für Kreisprozesse mit vielen Schritten verallgemeinern und erhalten
∑
๐๐๐ (๐๐๐ฃ)
๐1
=0
kleine ๐๐๐
∫
d๐(๐๐๐ฃ)
๐
=0
๐(๐๐๐ฃ)
Die Größe ๐ ändert sich bei einem Kreisprozess nicht, d.h. sie ist eine Zustandsfunktion
und man führt zur Abkürzung für diesen Ausdruck die Größe ๐ ein:
d๐ =
d๐๐๐๐ฃ
๐
Auf diese Art und Weise wurde die Entropie von Clausius 1864 eingeführt.
89
11. Die Freie Enthalpie
11.1 Die Richtung natürlicher Prozesse bei konstantem ๐ und ๐ป
Wir hatten gefunden, dass für alle natürlichen Prozesse in abgeschlossenen Systemen gilt:
d๐ > 0. Im Labor arbeiten wir mit geschlossenen Systemen (d.h. wir haben Wechselwirkung
mit der Umgebung), häufig bei ๐ป = konst. und ๐ = konst.
Wir betrachten System und Umgebung:
d๐ = d๐๐๐ฆ๐ + d๐๐๐๐ ≥ 0
Beispiel: Im System findet eine chemische Reaktion statt und eine bestimmte
Wärmemenge wird an die Umgebung abgegeben. Die Wärmekapazität der Umgebung ist
so groß, dass sich die Temperatur der Umgebung nicht ändert, wenn d๐ aufgenommen
oder abgegeben wird.
Es gilt:
d๐
d๐๐๐๐ =
๐
Wir setzen dies ein und erhalten
d๐ = d๐๐๐ฆ๐ +
d๐๐๐๐
≥0
๐
d๐ = d๐๐๐ฆ๐ −
d๐๐๐ฆ๐
≥0
๐
Die von der Umgebung aufgenommene Wärme ist gleich der vom System abgegebenen.
d๐๐๐๐ = −d๐๐๐ฆ๐
Zusätzlich hat System und Umgebung die gleiche Temperatur, da ๐ =konstant ist
๐๐๐๐ = ๐๐๐ฆ๐
Wir setzen dies ein und erhalten
Mit dieser Beziehung rechnen wir jetzt d๐(gesamt) aus, obwohl auf der rechten Seite nur
noch Größen des Systems auftauchen, und das System Wärme mit der Umgebung
austauscht. Wir können die Wärme nach dem ersten Hauptsatz entweder durch die Innere
Energie oder die Enthalpie ersetzen.
d๐ = d๐ + d๐ = d๐ − ๐d๐
d๐ป = d๐ + d๐ = d๐ + ๐d๐
Wir erhalten (den Index Sys lassen wir weg, da wir jetzt nur noch vom System reden):
d๐ = 0, d๐ = 0
d๐ −
d๐ป
≥0
๐
multiplizieren mit ๐
๐d๐ − d๐ป ≥ 0
multiplizieren mit (-1)
d๐ป − ๐d๐ ≤ 0
90
Wir führen eine neue Funktion ein:
Die Freie Enthalpie (Gibbs)
๐บ ≡ ๐ป − ๐๐ = ๐ + ๐๐ − ๐๐
Das totale Differential ist:
d๐บ = d๐ป − ๐d๐ − ๐d๐
Für d๐ = 0 fällt das letzte Glied der Gleichung weg und man erhält:
d๐บ = d๐ป − ๐d๐ ≤ 0
Für alle natürlichen Prozesse in Systemen, die im Wärmeaustausch mit der Umgebung
stehen, so dass die Temperatur konstant ist und für die d๐ = 0 ist, gilt
d๐บ ≤ 0
Dabei gilt < für irreversible Prozesse, und = für reversible Prozesse.
Prozesse in isothermen, isobaren Systemen laufen so ab, dass das System in einen Zustand
möglichst geringer Enthalpie und möglichst großer Entropie übergehen will. Aus der
Definition ๐บ ≡ ๐ป − ๐๐ folgt dann sofort, dass ๐บ beim Ablauf eines Prozesses immer kleiner
werden muss (d.h. d๐บ ist negativ). Der Prozess ist dann zu Ende, wenn d๐บ = 0, oder wenn
๐บ ein Minimum erreicht hat.
Für alle chemischen/biologischen Prozesse ist die Freie Enthalpie von besonderer
Bedeutung, da sie:
a) die Richtung des Ablaufs natürlicher (irreversibler) Prozesse unter den üblichen
Umweltbedingungen (๐ = konst, ๐ = konst) beschreibt und
b) den erreichbaren Endzustand (Gleichgewichtszustand) beschreibt.
11.2 Die Temperatur- und Druckabhängigkeit von ๐ฎ
Wir verwenden die Definition von ๐บ = ๐ป − ๐๐ → d๐บ = d๐ป − ๐d๐ − ๐d๐
Mit dem ersten und zweiten Hauptsatz erhalten wir
d๐ d๐ป − ๐d๐
d๐ =
=
→ ๐d๐ = d๐ป − ๐d๐
๐
๐
Wir setzen dies ein und erhalten:
d๐บ = d๐ป − d๐ป + ๐d๐ − ๐d๐ = ๐d๐ − ๐d๐
Da ๐ฎ = ๐(๐, ๐ป) ist, erhalten wir für das totale Differential:
๐๐บ
๐๐บ
d๐บ = ๏ฟฝ๐๐๏ฟฝ d๐ + ๏ฟฝ๐๐ ๏ฟฝ d๐ und vergleichen beide Gleichungen
๐
d๐บ = ๐ d๐ − ๐ d๐
Wir erhalten:
๐๐บ
๐
๏ฟฝ๐๐๏ฟฝ = ๐
๐
und
๐๐บ
๏ฟฝ๐๐ ๏ฟฝ = −๐
๐
91
11.3 Das Chemische Potential
Die Freie Enthalpie hängt (wie auch ๐, ๐ป, ๐ usw.) von der Molzahl der Stoffe ab, d.h. für ein
System, das aus mehreren Stoffen besteht, gilt: ๐บ = ๐(๐, ๐, ๐๐ )
d๐บ = ๏ฟฝ
๐๐บ
๐๐บ
๐๐บ
๏ฟฝ
d๐ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ
d๐ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐๐ ๐,๐
๐๐ ๐,๐๐
๐๐๐ ๐,๐,๐
๐
๐
๐๐บ
๐≠๐
d๐๐
Man führt als Abkürzung ein: ๐๐ = ๏ฟฝ๐๐ ๏ฟฝ
๐
๐,๐,๐๐≠๐
und nennt diese Größe ‘partielle molare Freie Enthalpie’ oder ‘chemisches Potential’.
๐บ
Für reine Stoffe gilt:
๐๐
= ๐๐
Das chemische Potential ist die molare Freie Enthalpie eines Stoffes
d๐บ = ๐d๐ − ๐d๐ + ๏ฟฝ ๐๐ d๐๐
๐
Für einen Stoff gilt also
๐บ
d ๏ฟฝ ๏ฟฝ = d๐ = ๐๐ d๐ − ๐๐ d๐
๐
wobei der Index ๐ anzeigt, dass es sich um molare Größen (intensive Größen) handelt.
Das chemische Potential ist eine sehr wichtige Größe in der Thermodynamik.
•
Die Richtung natürlicher Prozesse ist so, dass sie zu einem Ausgleich vorhandener
Differenzen des chemischen Potentials führt.
•
Im Gleichgewicht ändern sich die chemischen Potentiale nicht mehr.
•
Durch Differentation können aus µ die anderen thermodynamischen Funktionen
erzeugt werden.
Die Konzentrationsabhängigkeit des chemischen Potentials:
Wir betrachten zunächst die Druckabhängigkeit des chemischen Potentials:
11.3.1.
Reines, ideales Gas
Es gilt bei ๐ = konst.
d๐ = ๐๐ d๐
Einsetzen der idealen Gasgleichung ๐๐๐ = ๐
๐ ergibt d๐ = ๐
๐
d๐
๐
Integration vom Druck ๐๐ (Standarddruck ๐๐ =1bar) bis zum Druck ๐ und entsprechend
vom Standardpotential ๐ ๐ bis ๐ ergibt:
92
๐
๐
๐๐
๐๐
๏ฟฝ d๐ = ๐
๐ ๏ฟฝ
d๐
๐
๐ = ๐ ๐ (๐) + ๐
๐ ln
๐
๐๐
wobei ๐ ๐ (๐) von der Temperatur, aber nicht vom Druck (der ist ja ๐๐ =1bar) abhängt.
11.3.2. Mischung idealer Gase
Im idealen Gas gibt es keine Wechselwirkungen zwischen den Teilchen, d.h. die
Teilchensorte ๐ verhält sich so, als wären die anderen nicht vorhanden. Den Druck der
Teilchensorte ๐ beschreibt man durch den Partialdruck ๐๐ und man erhält damit für das
chemische Potential ๐๐ in der Mischung:
๐๐
๐๐ = ๐๐๐ (๐) + ๐
๐ ln ๐
๐
๐๐๐ (๐) ist das Standardpotential des Stoffes ๐, wenn ๐๐ = ๐๐ = 1 bar ist.
Der Partialdruck ist mit dem Stoffmengenanteil verknüpft
๐๐ = ๐ฅ๐ ๐
p=Gesamtdruck
Setzen wir dies ein, ergibt sich
๐๐ = ๐๐๐ (๐) + ๐
๐ ln
๐ฅ๐ ๐
๐
๐
(๐)
=
๐
+
๐
๐
ln
+ ๐
๐ ln๐ฅ๐
๐
๐๐
๐๐
Man verwendet jetzt einen neuen Standardzustand, den wir mit dem Index 0 bezeichnen
๐
๐๐0 (๐, ๐) = ๐๐๐ (๐) + ๐
๐ ln ๐
๐
der jetzt sowohl von ๐ und ๐ abhängt.
Wir erhalten
๐๐ = ๐๐0 (๐, ๐) + ๐
๐ ln๐ฅ๐
In dieser Gleichung wird die Zusammensetzung der Mischung durch den
Stoffmengenanteil ๐ฅ๐ beschrieben. Die Gleichung gilt in dieser Form für alle idealen
Mischungen auch für flüssige (Benzol/Toluol) und für feste (Ag/Au) Mischungen.
11.3.3. Ideale Lösungen
In Lösungen verwendet man als Konzentrationsvariable häufig die
Stoffmengenkonzentration. In Analogie zur vorigen Gleichung erhält man dann
๐๐
๐๐ = ๐๐0 (๐, ๐) + ๐
๐ ln 0
๐
93
darin ist ๐๐0 das chemische Standardpotential, das man erhält, wenn ๐๐ = ๐๐0 = 1 molkg −1
ist. ๐๐0 hängt von ๐ und ๐ ab und ist verschieden von ๐๐0 , das in der Gleichung mit ๐ฅ๐
definiert wurde. In manchen Büchern werden die verschiedenen ๐ 0 durch unterschiedliche
Symbole gekennzeichnet.
Zusammenfassung:
Für ideale Systeme verwendet man die folgenden Gleichungen, um die
Konzentrationsabhängigkeit des chemischen Potentials zu beschreiben.
๐
๐๐ = ๐๐๐ + ๐
๐ ln ๐๐๐
oder
๐๐ =
๐๐ =
๐๐0
๐๐0
+ ๐
๐ ln๐ฅ๐
๐
+ ๐
๐ ln ๐0๐
๐
๐
๐๐ = ๐๐0 + ๐
๐ ln ๐ 0๐
๐
ideale Gase
ideale Mischungen
ideale Lösungen
ideale Lösungen
Standardzustände:
Wir verwenden im Folgenden den Index ๐, wenn der Druck festgelegt ist ๐๐ = 1 bar wie in
den Tabellen der thermodynamischen Funktionen. Wir verwenden den Index 0, wenn der
Druck nicht festgelegt ist.
Das Wort „ideal“ hat unterschiedliche Bedeutungen:
Ideales Gas: Keine Wechselwirkungen zwischen den Teilchen ๐ด, d.h. die
Wechselwirkungsenergie ๐(๐ด๐ด) = 0.
Ideale Mischung (gasförmig, flüssig, fest):
Die Energie der Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Teilchen ๐ด und ๐ต ist gleich
groß, d.h. ๐(๐ด๐ด) ≈ ๐(๐ต๐ต) ≈ ๐(๐ด๐ต). Dies gilt z.B. für eine Mischung aus Benzol und Toluol
(flüssig) oder Silber und Gold (fest). Ideale Gase bilden immer ideale Mischungen, da in
diesem Fall ๐(๐ด๐ด) = ๐(๐ต๐ต) = ๐(๐ด๐ต) = 0 ist.
Ideale Lösung:
Die Energie der Wechselwirkung zwischen gelösten Teilchen A und dem Lösungsmittel B
ist groß. Beispiel: Beim Auflösen von Zucker in Wasser gibt es starke Wechselwirkungen
zwischen Zucker und Wassermolekülen, die zur Solvatation führen. Zwischen den gelösten
Teilchen gibt es keine Wechselwirkungen. Dies kann man dadurch realisieren, dass man
den mittleren Abstand zwischen den gelösten Molekülen sehr groß macht, d.h. sehr
verdünnte Lösungen betrachtet.
Für die Wechselwirkungsenergie gilt ๐(๐ด๐ด) = 0, ๐(๐ต๐ต) ≠ 0, ๐(๐ด๐ต) ≠ 0.
94
11.3.4. Reale Systeme
Bei realen Systemen wird die Form der Gleichung für das Chemische Potential beibehalten,
aber die Konzentration wird durch die Aktivität ersetzt. Unter der Aktivität versteht man
eine korrigierte Konzentration, wobei der Korrekturfaktor („Aktivitätskoeffizient“)
experimentell so bestimmt wird, dass das Ergebnis der Gleichung mit dem Experiment
übereinstimmt.
๐ = ๐๐0 + ๐
๐ ๐๐๐๐ ,
๐๐ = Aktivität
Wir betrachten im Folgenden nur ideale Systeme und verwenden für die auf die
Standardwerte bezogene Größe die folgende Schreibweise:
๐๐
๐๐
๐๐
= {๐๐ }, 0 = {๐๐ }, 0 = {๐๐ }
๐
๐
๐
๐
Die Wahl der Standardzustände für das chemische Potential ist weitgehend identisch mit
den Standardzuständen, die wir bei den Enthalpien verwendet haben. Man muss
beachten, dass für die Standardzustände mit dem Index ๐ 0 die Drücke noch nicht
festgelegt sind. Wenn die Größen tabelliert sind, wird zusätzlich ๐ = 1 bar gewählt.
11.4 Die Temperaturabhängigkeit des chemischen Potentials
Die Temperaturabhängigkeit der Freien Enthalpie ist durch die Gleichung d๐บ = −๐d๐
beschrieben. Wir erhalten daraus durch Division durch die Stoffmengen
d๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ = −๐๐
d๐ ๐
wobei der Index ๐ andeutet, dass ๐ die molare (exakt: die partielle molare) Entropie ist.
Integration ergibt:
๐
๐
2
2
∫๐ d๐ = − ∫๐ ๐๐ d๐, falls ๐๐ = konstant ist, ergibt sich ๐2 = −๐1 − ๐๐ (๐2 − ๐1 )
1
1
๐
Wir benötigen häufig die Temperaturabhängigkeit der Größe ๐ . Mit der Quotientenregel
für die Differentiation erhalten wir:
๐
d๐
d ๏ฟฝ๐ ๏ฟฝ
๐ ๏ฟฝ ๏ฟฝ − ๐ ๐(−๐๐ ) − ๐
d๐
๏ฟฝ
๏ฟฝ =
=
d๐
๐2
๐2
๐
Aus ๐บ = ๐ป − ๐๐ bzw. aus ๐ = ๐ป๐ − ๐๐๐ erhalten wir – ๐ − ๐๐๐ = −๐ป๐ (๐ป๐ ist die
molare Enthalpie). Setzen wir dies ein, ergibt sich:
๐
d ๏ฟฝ๐๏ฟฝ
๐ป๐
๏ฟฝ
๏ฟฝ =− 2
d๐
๐
๐
95
Druck-, Temperatur- und Konzentrationsabhängigkeit des chemischen Potentials
d๐
d๐
๏ฟฝd๐๏ฟฝ = ๐๐ = Molvolumen
๏ฟฝd๐ ๏ฟฝ = −๐๐ = molare Entropie
p=konst
T=konst
gasförmig
fest
๐ 0 = ๐(๐, ๐)
๐ ๐ = ๐(๐)
๐0
๐๐
๐ = ๐ ๐ + ๐
๐ ln
๐0
flüssig
๐
๐๐
๐ 0 = ๐(๐, ๐)
๐ 0 = 1๐
๐ = ๐ 0 + ๐
๐ ln
๐ = ๐ 0 + ๐
๐ ln๐ฅ
Lineare Darstellung:
๐
๐ = ๐ 0 + ๐
๐ ln ๐
๐
๐ฆ= ๐ + ๐ ๐ฅ
๐
๐0
๏ฟฝ
d๐
๐
dln 0
๐
๐0
ln
๏ฟฝ = ๐
๐
๐
๐0
96
11.5 Das chemische Gleichgewicht
Wir betrachten die folgende chemische Reaktion
๐๐ด + ๐๐ต → ๐๐ถ + ๐๐ท
Für die Änderung der Freien Enthalpie gilt:
d๐บ = ๐d๐ − ๐d๐ + ๏ฟฝ ๐๐ d๐๐
๐
Die Stoffmengenänderungen d๐๐ sind nicht unabhängig voneinander und wir führen die
Reaktionsvariable ein:
๐๐ = ๐๐๐ด + ๐๐ ๐ oder d๐๐ = ๐๐ d๐
Wir erhalten:
d๐บ = ๐d๐ − ๐d๐ + ๏ฟฝ๏ฟฝ ๐๐ ๐๐ ๏ฟฝ d๐
Bei konstantem Druck und konstanter Temperatur (d๐ = 0, d๐ = 0) ergibt sich:
d๐บ = ๏ฟฝ๏ฟฝ ๐๐ ๐๐ ๏ฟฝ d๐
d๐บ
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๏ฟฝ ๐๐ ๐๐ = โ๐ ๐บ
d๐ ๐,๐
๐
Darin ist โ๐ ๐บ die Freie Reaktionsenthalpie. Alle Prozesse laufen so ab, dass ๐บ immer kleiner
wird und wenn ๐บ sein Minimum erreicht hat (d๐บ = 0) ist der Prozess zu Ende, d.h. der
Gleichgewichtszustand ist erreicht.
Im chemischen Gleichgewicht gilt also:
d๐บ
๏ฟฝ ๏ฟฝ
= ๏ฟฝ๏ฟฝ ๐๐ ๐๐ ๏ฟฝ
d๐ ๐,๐,(๐บ1)
๐
๐บ1
= โ๐ ๐บ๐บ1 = 0
Wir betrachten eine Reaktion zwischen idealen Gasen und setzen deren chemisches
Potential in die Gleichung ein:
๐๐
๐๐ = ๐๐๐ + ๐
๐ ln ๐ = ๐๐๐ + ๐
๐ ln{๐๐ }
๐
Es ergibt sich:
Δ๐ ๐บ = ๏ฟฝ ๐๐ ๐๐๐ + ๏ฟฝ ๐๐ ๐
๐ ln{๐๐ }
๐
๐
= โ๐ ๐บ ๐ + ๏ฟฝ ๐
๐ ln{๐๐ }๐๐ = โ๐ ๐บ ๐ + ๐
๐ ln ๏ฟฝ{๐๐ }๐๐
๐
๐
Wir nennen:
โ๐ ๐บ ๐ = ∑๐ ๐๐ ๐๐๐ = Freie Standardreaktionsenthalpie
๐ = ∏๐{๐๐ }๐ = stöchiometrisches Produkt
97
Im Gleichgewicht ist Δ๐ ๐บ = 0 und wir erhalten:
๐
0 = โ๐ ๐บ ๐ + ๐
๐ ln ๏ฟฝ{๐๐ }๐บ1๐
๐
Dabei zeigt der Index ๐บ1 an, dass es sich in dieser Gleichung um die Gleichgewichtspartialdrucke handelt, während es sich im Allgemeinen um beliebige (durch die Einwage
vorgegebene) Partialdrucke handelt.
Das stöchiometrische Produkt im Gleichgewicht nennen wir Gleichgewichtskonstante.
๐
๐พ ๐ = ∏๐ {๐๐ }๐บ1๐
Die Gleichgewichtskonstante ๐พ ist dimensionslos. Sie ist nur eine Funktion der
Temperatur, aber keine Funktion des Druckes (da ๐๐๐ bei 1 bar definiert ist).
Aus den letzten beiden Gleichungen erhalten wir
Δ๐ ๐บ ๐ = −๐
๐ ln๐พ ๐
Diese Gleichung erlaubt die Berechnung der Gleichgewichtskonstanten aus der Freien
Standardreaktionsenthalpie. Betrachten wir Reaktion in flüssigen und festen Phasen oder
in Lösung, müssen wir bei der Herleitung nur die entsprechenden Gleichungen für die
chemischen Potentiale verwenden.
Wir erhalten:
Δ๐ ๐บ 0 = −๐
๐ ln๐พ 0
๐
๐
๐พ๐ฅ0 = ∏๐ ๐ฅ๐๐บ1
๐
0
๐พ๐
= ∏๐{๐๐ }๐บ1๐
๐
๐พ๐0 = ∏๐ {๐๐ }๐บ1๐
๐
๐พ 0 = ∏๐ {๐๐ }๐บ1๐
(feste und flüssige Phasen)
(Lösungen)
(Lösungen)
(reale Systeme)
Es gilt: Der Index ๐ in diesen Gleichungen bedeutet, dass ๐ซ๐ ๐ฎ๐ = ๐(๐, ๐ป) ist, während
in der Gleichung für ideale Gase der Index ๐ฝ verwendet wird, d.h. ๐ซ๐ ๐ฎ๐ฝ = ๐(๐ป) und
hängt nicht vom Druck ab.
Beispiele:
1.
Homogene Reaktion in der Gasphase:
N2 (gas) + 3 H2 (gas) → 2NH3 (gas)
2
๐(NH3 )
๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐
๐2 (NH3 )
2
๐
๐
๐
๐พ = ๏ฟฝ{๐๐ } ๐ =
=
๏ฟฝ๐๐ ๏ฟฝ
3
3
๐ (H2 )๐(N2 )
๐(H )
๐(N )
๐
๏ฟฝ ๐2 ๏ฟฝ ๏ฟฝ ๐2 ๏ฟฝ
๐
๐
98
2.
Homogene Reaktion in Lösung: (๐ด๐ง = CH3 COO)
HAz(๐๐) + NaOH(๐๐) → NaAz(๐๐) + H2 O(๐๐)
๐(NaAz) โ ๐(H2 O)
[NaA][H2 O]
๐0 โ ๐0
๐พ 0 = ๏ฟฝ{๐๐ }๐๐ =
=
๐(HAz) ๐(NaOH) [HAz][NaOH]
โ
๐
๐0
๐0
Für H2 O wählt man als Konzentrationsvariable nicht die Stoffmengenkonzentration
๐
๐
๏ฟฝ๐๐ = ๐๐ ๏ฟฝ, sondern den Stoffmengenanteil ๏ฟฝ๐ฅ๐ = ∑ ๐๐ ๏ฟฝ. Da Wasser in sehr großem
๐
Überschuss vorhanden ist, gilt ๐ฅH2 O ≈ 1 und wir erhalten in dieser Näherung den Ausdruck
๐พ0 =
3.
[NaAz]c 0
[HAz][NaOH]
Heterogene Reaktionen:
Bei heterogenen Reaktionen befinden sich die Reaktanten in verschiedenen Phasen. Die
chemische Reaktion findet dann an der Phasengrenze statt. Die Herleitung der
Gleichgewichts-konstanten ist aber völlig analog zur Herleitung für Reaktionen. Man muss
nur die entsprechenden Gleichungen für ๐ einsetzen.
CaCO3 (๐) → CaO(๐) + CO2 (๐๐๐ )
๐พ0 =
๐ฅ(CaO){๐(CO2 )}
๐ฅ(CaCO3 )
Da CaO und CaCO3 reine Phasen sind, gilt ๐ฅ(CaO) = 1, ๐ฅ(CaCO3 ) = 1 und wir erhalten
๐พ0 =
๐(CO2 )
๐0
In der Chemie werden manchmal dimensionsbehaftete Gleichgewichtskonstante
verwendet. Die in der Thermodynamik verwendeten Gleichgewichtskonstanten sind
dimensionslos. Als Konzentrationsvariable wird immer die für den jeweiligen
Standardzustand verwendete Variable eingesetzt.
Aus dem Zusammenhang zwischen โ๐ ๐บ und dem stöchiometrischen Produkt kann man
auch berechnen, in welcher Richtung eine chemische Reaktion abläuft. Damit sie abläuft,
muss โ๐ ๐บ < 0 sein. Kennt man also โ๐ ๐บ 0 , so kann man beliebige Konzentrationen
vorgeben und ausrechnen, unter welchen Bedingungen โ๐ ๐บ < 0 ist.
99
11.6 Berechnung der Freien Standardreaktionsenthalpie
Wie bei den Reaktionsenthalpien muss man nicht โ๐ ๐บ 0 für jede beliebige Reaktion
messen. Wir definieren die Freie Bildungsenthalpie analog wie die Bildungsenthalpie einer
Verbindung und können dann aus der Differenz zwischen Produkten und Edukten die
Freie Reaktionsenthalpie errechnen. Auch die Standardzustände für gasförmige, flüssige
und feste Stoffe und Lösungen definiert man in gleicher Weise. Wir haben diese
Standardzustände auch schon bei den chemischen Potentialen verwendet. Auch hier
definiert man als Nullpunkt der Skala, dass die Freie Standardbildungsenthalpie der
Elemente in ihrem stabilsten Zustand gleich Null ist. Man macht also folgende
Festlegungen:
1. Die Freie Enthalpie einer Verbindung ist gleich ihrer Freien Bildungsenthalpie aus den
Elementen.
2. Bei der Bildungsreaktion befinden sich Produkte (= Verbindung) und Edukte
(=Elemente)
in ihren Standardzuständen.
3. Die Freie Bildungsenthalpie der Elemente in ihren Standardzuständen wird Null gesetzt
โ๐ต ๐บ ๐ (๐ธ๐๐๐๐๐๐ก๐) = 0
Für die Freie Standardreaktionsenthalpie ergibt sich damit
โ๐ ๐บ ๐ = ๏ฟฝ ๐๐ Δ๐ต ๐บ๐๐ = ๏ฟฝ ๐๐ ๐๐๐
๐
๐
4. In den Tabellen sind die Werte der Standardbildungsenthalpien โ๐ต ๐บ ๐ bei ๐ = 298 K
und ๐ = 1 bar aufgeführt.
Beispiel:
1
H2 (๐) + O2 (๐) → H2 O(๐๐)
2
Üblicherweise setzt man die molare freie Standardbildungsenthalpie einer Verbindung
gleich ihrem chemischen Potential.
๐บ ๐ (H2 O)
1
= ๐ ๐ (H2 O) = Δ๐ต ๐บ ๐ (H2 O) − Δ๐ต ๐บ ๐ (H2 ) − Δ๐ต ๐บ ๐ (O2 )
๐
2
11.7 Die Temperaturabhängigkeit von ๐ฒ๐ฝ
Wir berechnen jetzt für den einfachsten Fall die Temperaturabhängigkeit von ๐พ.
Wir hatten bei ๐ = konst und ๐ = konst gefunden:
ln๐พ ๐ = −
1 Δ๐ ๐บ ๐
๐
๐
Ändern wir die Temperatur, so gilt (๐ = konst)
100
Δ๐ ๐บ ๐
d
๏ฟฝ
dln๐พ
1
๐ ๏ฟฝ
๏ฟฝ
๏ฟฝ =− ๏ฟฝ
๏ฟฝ
d๐ ๐
๐
d๐
๐
๐
๐บ
Die Temperaturabhängigkeit von ๐ bzw.
damit für die Reaktionsenthalpie:
๐
๐
hatten wir bereits berechnet und wir erhalten
Δ๐ ๐ป ๐
dln๐พ ๐
๏ฟฝ =
๏ฟฝ
d๐ ๐
๐
๐ 2
Diese Gleichung nennt man die van’t Hoff’sche Gleichung. Wir integrieren unbestimmt,
unter der Annahme, dass Δ๐ ๐ป ๐ konstant ist.
๏ฟฝ dln๐พ ๐ = ๏ฟฝ
ln๐พ ๐ = −
Δ๐ ๐ป ๐
d๐
๐
๐ 2
Δ๐ ๐ป ๐ 1
๐
๐ฆ =๐๐ฅ+๐
๐
+๐ถ
๐ถ = Integrationskonstante
1
Dies ist eine Geradengleichung, d.h. die Auftragung von ln๐พ ๐ gegen ๐ sollte eine Gerade
liefern.
ln๐พ ๐
โ๐ป ๐
๐=−
๐
โ๐ป ๐ > 0
ln๐พ ๐
1
T
Δ๐ ๐ป ๐ > 0 Wärme wird aufgenommen vom
System: endotherm. ๐พ wird größer mit
steigendem ๐
โ๐ป ๐
๐=−
๐
โ๐ป ๐ < 0
1
T
Δ๐ ๐ป ๐ < 0 Wärme wird abgegeben vom
System: exotherm. ๐พ fällt mit steigendem ๐
Im Allgemeinen hängt Δ๐ ๐ป ๐ von der Temperatur ab, so dass wir dies bei der Integration
berücksichtigen müssen.
101
11.8. Das chemische Gleichgewicht und โ๐ ๐ฎ
Die Freie Reaktionsenthalpie setzt sich aus der Reaktionsenthalpie und der
Reaktionsentropie zusammen.
โ๐ ๐บ = โ๐ ๐ป − ๐โ๐ ๐
Setzen wir für โ๐ ๐ die Temperaturabhängigkeit von โ๐ ๐บ ein, ergibt sich
dโ๐ ๐บ
โ๐ ๐บ = โ๐ ๐ป + ๐ ๏ฟฝ
d๐
๏ฟฝ
๐
Man nennt diese beiden Gleichungen auch die Gibbs-Helmholtz-Gleichung.
โ๐ ๐ป und โ๐ ๐ können unterschiedliche Vorzeichen haben und beeinflussen daher das
Gleichgewicht und seine Temperaturabhängigkeit, wie dies mit den folgenden Beispielen
gezeigt wird.
exotherm
โ๐ป
๏
โ๐บ
−๐โ๐
Reaktion:
H2(g) + Cl2(g) → 2 HCl(g)
๐
Δ๐ต ๐ป298
/(kJmol−1)
0
0
2 (-92,4)
130,6
223,0
2 (186,7)
0
2(-95,4)
๐
๐298
/(kJmol−1)
๐
Δ๐ต ๐บ298
/(kJmol−1 )
0
๏ฟฝ ๐๐ ๐๐
๐
โ๐ ๐ป ๐ = − 184,8
โ๐ ๐ ๐ = + 19,8
โ๐ ๐บ ๐ = − 190,8
Δ๐ ๐บ ๐ = Δ๐ ๐ป ๐ − ๐Δ๐ ๐ ๐ = −184,8 kJmol−1 − 298 K โ 19,8 kJmol−1 K −1
= −๐๐๐, ๐ kJmol−1
102
exotherm
โG
๏
โH
- TโS
Reaktion:
C2H5OH(fl) + 3 O2(g) → 2 CO2(g) +3 H2O(fl)
๏ฟฝ ๐๐ ๐๐
๐
๐
โ๐ต ๐ป298
/(kJmol−1 )
โ๐ ๐ป ๐ = −1366,1
๐
๐298
/(kJmol−1 )
โ๐ ๐ ๐ = −138,8
๐
โ๐ต ๐บ298
/(kJmol−1 )
โ๐ ๐บ ๐ = −1325,6
Δ๐ ๐บ ๐ = Δ๐ ๐ป ๐ − ๐Δ๐ ๐ ๐ = −1366,1 kJmol−1 − 298 K (−138,8) kJmol−1 K −1 = −๐๐๐๐, ๐ kJmol−1
endotherm
โ๐ป
๏
−๐โ๐
Reaktion:
๐
โ๐ต ๐ป298
/(kJmol−1 )
โ๐บ
1
N2 O5 (๐) → 2 NO2 (๐) + O2 (๐)
2
๐
๐298
/(Jmol−1 ๐พ −1 )
๐
โ๐ต ๐บ298
/(kJmol−1 )
๏ฟฝ ๐๐ ๐๐
๐
โ๐ ๐ป ๐ = 109,4
โ๐ ๐ ๐ = 470,1
โ๐ ๐บ ๐ = −30,3
Δ๐ ๐บ ๐ = Δ๐ ๐ป ๐ − ๐Δ๐ ๐ ๐ = 109,4 kJmol−1 − 298 K โ 470,1 Jmol−1 K −1 = −๐๐, ๐ kJmol−1
Damit eine chemische Reaktion in einer bestimmten Richtung ablaufen kann, muss
โ๐ ๐บ < 0 sein. Da sich โ๐ ๐บ aus โ๐ ๐ป und ๐โ๐ ๐ zusammensetzt, können die folgenden Fälle
auftreten, damit โ๐ ๐บ < 0 wird:
103
1.
โ๐ ๐ป < 0 (exotherm) und โ๐ ๐ > 0 (d.h. −๐โ๐ ๐ < 0)
2.
โ๐ ๐ป < 0 (exotherm) und โ๐ ๐ < 0 (d.h. −๐โ๐ ๐ > 0)
dann muss gelten, dass |โ๐ ๐ป| > |๐โ๐ ๐| ist.
3.
โ๐ ๐ป > 0 (endotherm) und โ๐ ๐ > 0 (d.h. −๐โ๐ ๐ < 0)
dann muss gelten, dass |โ๐ ๐ป| < |๐โ๐ ๐| ist.
4.
Der vierte Fall โ๐ ๐ป > 0 und โ๐ ๐ < 0 kann nicht auftreten, da โ๐ ๐บ dabei nie negativ
werden kann.
Beispiele für die ersten 3 Fälle sind in den Abbildungen ๏ - ๏ dargestellt.
Wir können auch den Einfluss der Temperatur auf das Gleichgewicht (โ๐ ๐บ) an Hand der
Gibbs-Helmholtz-Gleichung qualitativ diskutieren. Annahme: โ๐ ๐ป und โ๐ ๐ seien konstant.
Wir erhöhen die Temperatur. Dann ergibt sich:
Fall 1: Erhöhung der Temperatur ändert die Gleichgewichtslage nicht, d.h. โ๐ ๐บ bleibt
immer negativ.
Fall 2: Erhöhung der Temperatur ändert die Gleichgewichtslage, da mit Vergrößern von
(−๐โ๐ ๐) โ๐ ๐บ positiv wird, d.h. die Reaktionsrichtung umgekehrt wird.
Fall 3: Erhöhung der Temperatur ändert die Gleichgewichtslage nicht, โ๐ ๐บ bleibt immer
negativ.
Grundsätzlich gilt also, dass je höher die Temperatur ist, desto stärker bestimmt das
Vorzeichen der Entropieänderung die Reaktionsrichtung. Typische Beispiele sind
Dissoziationreaktionen. Dabei entstehen aus einem Teilchen mindestens zwei Teilchen.
Mehrere Einzelteilchen haben immer eine größere Entropie als das Teilchen, aus dem sie
entstehen. Daraus folgt, dass je höher die Temperatur, desto stärker die Dissoziation.
Beispiel:
H2 O → H + + OH −
๐พ 0 = {H + }{OH − }
0 (298
−14
๐พ
K) = 10
๐พ 0 (398 K) = 10−12
Diese Überlegungen sind sehr allgemein. Sie zeigen, dass bei hinreichend hohen
Temperaturen alle Moleküle in die einzelnen Atome zerlegt werden. Bei noch höherer
Temperatur erfolgt als weitere Dissoziation die Ionisierung aller Elemente, z.B.
Na → Na+ + ๐,
Na+ → Na2+ + ๐ usw.
104
12. Reaktionskinetik
Die Reaktionskinetik beschäftigt sich mit der zeitlichen Veränderung der Konzentrationen
in chemisch reagierenden Systemen.
Die Thermodynamik beschreibt Gleichgewichtszustände. Die Kinetik beschreibt wie
schnell die Gleichgewichtszustände erreicht werden, d.h. zusätzlich zu den üblichen
Parametern der Thermodynamik tritt hier noch die Zeit, ๐ก, auf.
12.1. Definition der Reaktionsgeschwindigkeit
Wir betrachten eine Reaktion
Am Anfang sei
d๐ด
๐ด →๐ต
→
→
[๐ด] = [๐ด]0
[๐ต] = 0
− ๏ฟฝ d๐ก ๏ฟฝ
๐ก=0
Anfangskonzentration
kein ๐ต vorhanden
=Anfangsgeschwindigkeiten
d๐ด
− ๏ฟฝ ๏ฟฝ= Geschwindigkeit
d๐ก
zur Zeit t
Man definiert als Reaktionsgeschwindigkeit:
−
d[๐ด]
d๐ก
=
Ä๐๐๐๐๐ข๐๐ ๐๐๐ ๐พ๐๐๐ง๐๐๐ก๐๐๐ก๐๐๐ ๐ฃ๐๐ ๐ด
๐๐๐๐ก
Da man die Reaktionsgeschwindigkeit als positive Zahl angibt, multipliziert man bei
verschwindenden Stoffen mit −1.
Bestimmt man die Geschwindigkeit bei ๐ก = 0, so erhält man die
“Anfangsgeschwindigkeit“, die zur Konzentration [๐ด]0 gehört.
Untersucht man die Geschwindigkeit bei verschiedenen Anfangskonzentrationen, findet
man, dass die Geschwindigkeit von der Konzentration abhängt.
−
d[๐ด]
= ๐[๐ด]
d๐ก
105
Aus der chemischen Reaktionsgleichung (1) ergibt sich, dass aus 1 ๐ด jeweils 1 ๐ต gebildet
wird, d.h. die Konzentration von ๐ด nimmt ab, die von ๐ต nimmt zu.
−
d[๐ด]
d[๐ต]
=+
d๐ก
d๐ก
Die Reaktionsgeschwindigkeit einer chemischen Reaktion kann also sowohl durch
Messung von ๐ด als auch durch Messung von ๐ต ermittelt werden.
Verallgemeinerung:
๐๐ด ๐ด + ๐๐ต ๐ต → ๐๐ถ ๐ถ + ๐๐ท ๐ท
Wir hatten die Größe ๐ als Reaktionsvariable eingeführt:
d๐๐ = ๐๐ d๐
Differenzieren wir nach ๐ก, so erhalten wir:
d๐
d๐๐
= ๐๐
d๐ก
d๐ก
Dividiert man durch das Volumen in dem die Reaktion abläuft (๐ soll konstant bleiben bei
der Reaktion), so erhält man:
d๐๐
๐d๐ก
d๐
= ๐๐ ๐d๐ก =
−1 −1
−1
Einheit: [ mol L s = M s ]
d๐๐
d๐ก
Allgemeine Definition der Reaktionsgeschwindigkeit:
1 d๐๐
๐๐ d๐ก
d๐
= ๐d๐ก Abkürzung =
d๐ฅ
d๐ก
oder Abkürzung = ๐
Beispiel: 5 A + 2 B → C + 3D
−
1 d[๐ด]
1 d[๐ต] d[๐ถ] 1 d[๐ท]
=−
=
=
5 d๐ก
2 d๐ก
d๐ก
3 d๐ก
Entsprechend dieser Definition kann die Reaktionsgeschwindigkeit durch einen beliebigen
Stoff ๐ gemessen werden. Division durch ๐๐ (Vorzeichen beachten) ergibt immer den
gleichen Zahlenwert.
106
12.2. Die Reaktionsgeschwindigkeitsgleichung
−
d[๐ด]
= ๐[๐ด]
d๐ก
Man findet, dass die
Reaktionsgeschwindigkeit von der Zeit
bzw. von der Konzentration abhängt. Trägt
man z.B.
d๐ด
− d๐ก gegen die Konzentration von ๐ด auf,
findet man je nach der betrachteten
Reaktion verschiedene Zusammenhänge:
−
−
d[๐ด]
d๐ก
d[๐ด]
d๐ก
= ๐[๐ด]
−
d[๐ด]
d๐ก
= ๐[๐ด]2
= ๐ ≠ ๐[๐ด]
−
d[๐ด]
d๐ก
= ๐[๐ด]3
d๐ด
Diese verschiedene Abhängigkeiten von d๐ก von ๐ด benutzt man zur Klassifikation der
Reaktionsgeschwindigkeitsgleichungen. Man nennt
d๐ด
Reaktion 0. Ordnung
d๐ด
Reaktion 2. Ordnung
− d๐ก = ๐
d๐ด
Reaktion 1. Ordnung
d๐ด
Reaktion 3. Ordnung
− d๐ก = ๐๐ด
− d๐ก = ๐๐ด2
− d๐ก = ๐๐ด3
Definition:
Reaktionsordnungen
Die Reaktionsordnung ist die Summe der Exponenten der
Konzentrationen in der Geschwindigkeitsgleichung.
Beispiele:
d๐ด
Reaktion 0. Ordnung: − d๐ก = ๐๐ด0 = ๐
Reaktion (๐ + ๐)ter Ordnung:
Hat man verschiedene Reaktionspartner ๐ด und ๐ต, so findet man allgemein:
d๐ด
− d๐ก = ๐๐ด๐ ๐ต ๐
Die Ordnung der Reaktion ist dann (๐ + ๐)
Reaktion mit gebrochener Ordnung:
d๐ด
1
− d๐ก = ๐๐ด2 ๐ต
Die Ordnung der Reaktion ist 1,5
107
0. Ordnung
d๐ด
−
=๐
d๐ก
๐ด
๐ก
− ๏ฟฝ d๐ด = ๐ ๏ฟฝ d๐ก
๐ด0
0
๐ด
−๐ด ๏ฟฝ = ๐๐ก = −๐ด + ๐ด0
๐ด0
๐ด = ๐ด0 − ๐๐ก
1. Ordnung (Elementarreaktion)
d๐ด
−
= ๐๐ด
d๐ก
๐ด
๐ก
d๐ด
−๏ฟฝ
= ๐ ๏ฟฝ d๐ก
A
๐ด0
0
๐ด
−ln๐ด ๏ฟฝ = ๐๐ก
๐ด0
ln
๐ด
= −๐๐ก
๐ด0
๐ด = ๐ด0 exp(−๐๐ก)
2. Ordnung (Elementarreaktion)
d๐ด
−
= ๐๐ด2
d๐ก
๐ด
๐ก
d๐ด
− ๏ฟฝ 2 = ๐ ๏ฟฝ d๐ก
A
๐ด0
3.Ordnung
d๐ด
= ๐๐ด3
d๐ก
๐ด
๐ก
d๐ด
− ๏ฟฝ 3 = ๐ ๏ฟฝ d๐ก
A
−
0
๐ด0
1 ๐ด
− ๏ฟฝ− ๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐๐ก
๐ด ๐ด0
0
1
๐ด
− ๏ฟฝ− 2 ๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐๐ก
2๐ด ๐ด0
1 1
−
= ๐๐ก
๐ด ๐ด0
1
1
=
+ ๐๐ก
๐ด ๐ด0
1
1
−
= ๐๐ก
2๐ด2 2๐ด20
1
1
=
+ 2๐๐ก
๐ด2 ๐ด20
1
Zusammenhang zwischen Halbwertzeit und Geschwindigkeitskonstante: Integration wird durchgeführt von ๐ด0 bis ๐ด0 und entsprechend von ๐ก = 0 bis ๐ (Halbwertzeit)
1
๐ด = ๐ด0 − ๐๐1/2
2 0
๐=
๐ด0
2๐1/2
Beispiele: Heterogene Katalyse
Enzymkinetik → keine
Elementarreaktion
ln
1
๐ด
2 0
๐ด0
= −๐๐1/2
−ln2 = −๐๐1/2
๐=
ln2
๐1/2
Beispiele:
radioaktiver Zerfall
32
P → 32S + e
N2O4 → 2 NO2
1
1
=
+ ๐๐1/2
๐ด0 ๐ด0
2
2
1
−
= ๐๐1/2
๐ด0 ๐ด0
1
๐=
๐ด0 ๐1/2
Beispiele: Esterverseifung
J2 + H2 →2 H J
2
1
1
=
+ 2๐๐1/2
๐ด0 2 ๐ด20
๏ฟฝ ๏ฟฝ
2
4
1
−
= 2๐๐1/2
๐ด20 ๐ด20
3
= 2๐๐1/2
๐ด30
3
๐= 2
2๐ด0 ๐1/2
Beispiel:
2 NO + O2 → 2 NO2
108
Die Reaktionsordnung erlaubt die Einordnung in einen mathematischen Formalismus, d.h.
alle Reaktionen, die die gleiche Reaktionsordnung haben, gehorchen den gleichen
Gleichungen (siehe Tabelle S. 3). Die Kenntnis der Reaktionsordnung erlaubt im Allgemeinen
keine Aussage über den Mechanismus.
Bsp.
N 2 O5
๐1
2 NO2 +
N 2 O4 +
N 2 O4
๐2
→
2 NO2
P
→
32
32
(
)
1
2
1
2
O2
O2
alles Reaktionen 1.
Ordnung
S+e
3−
2 ๏ฃฎ Mn C2 O 42− ๏ฃน → 2 Mn 2+ + 5C2 O 42− + 2 CO 2
3๏ฃป
๏ฃฐ
Komplizierte Reaktionen laufen immer über eine Zahl von einfachen Teilschritten (z.B.
Verbrennung von Benzin)
C7 H16 + 10 O2 → 6 CO2 + 7 H2O + CO + H2
Bei ‘einfachen Teilschritten’ ist die stöchiometrische Gleichung identisch mit dem
molekularen Mechanismus. Man nennt dies ‘Elementarreaktion’. Elementarreaktionen
sind immer 1. oder 2. Ordnung in seltenen Fällen 3. Ordnung. Der Grund hierfür ist, dass
der gleichzeitige Zusammenstoß von 3 Molekülen sehr unwahrscheinlich ist.
Def.: Der Reaktionsmechanismus ist die Gesamtheit aller Elementarreaktionen einer
Reaktion.
Bsp:
Gesamtreaktion:
H2O2
→
H2O +
1
2
O2
Mechanismus des Zerfalls von H 2 O 2 in der Gasphase
H2O2 + M
→
2 OH + M
OH + H2O2
→
H2O + HO2
HO2 + OH
→
H2O + O2
2 HO2
→
H2O2 + O2
(M ist ein beliebiger Stoßpartner)
Bsp.
Aufstellen der Differentialgleichungen für Mechanismus einer Enzymreaktion:
(๐ = Substrat, ๐ = Produkt, ๐ธ = Enzym)
Gesamtreaktion ๐ → ๐
Mechanismus (Michaelis-Menten-Kinetik)
109
1) Alle Teilschritte sind entweder 1. oder 2. Ordnung.
2) Alle Wege, die zu einer Substanz führen, müssen berücksichtigt werden; Zunahme
positiv, Abnahme negativ.
3) Lösung des Differentialgleichungssystems
a) analytisch mit Hilfe von Vereinfachungen
b) numerische Integration (Rechner)
๐ธ+๐
๏ฃง๏ฃง1 →
←๏ฃง
k − 1๏ฃง
k
๐ธ+๐
๐ธ๐
๐ธ๐
๏ฃง๏ฃง1 →
k −1
๏ฃง๏ฃง
→
k2
๏ฃง๏ฃง→
d[๐ธ๐]
d๐ก
d[๐ธ]
d๐ก
=
k
๏ฃง๏ฃง2 →
k
๐ธ๐
๐ธ๐
๐ธ+๐
๐ธ+๐
๐ธ+๐
Einzelschritte
d[๐]
d๐ก
=
=
๐1 [๐ธ][๐] − ๐−1 [๐ธ๐] − ๐2 [๐ธ๐]
d[๐]
d๐ก
=
−๐1 [๐ธ][๐] + ๐−1 [๐ธ๐]
๐2 [๐ธ๐]
Geschwindigkeitsgleichungen
−๐1 [๐ธ][๐] + ๐−1 [๐ธ๐] + ๐2 [๐ธ๐]
12.3. Experimentelle Bestimmung der Reaktionsordnung und der
Geschwindigkeitskonstanten
a)
b)
Grafisch: Auftragung, so dass Gerade entsteht (siehe Grafik S. 99).
Die Auftragung, die zu einer Geraden führt, ergibt die Reaktionsordnung. Aus der
Steigung dieser Geraden entnimmt man die Geschwindigkeitskonstante.
0. Ordnung ๐ด gegen ๐ก
1. Ordnung ln๐ด gegen ๐ก
1
2. Ordnung ๐ด gegen ๐ก
Halbwertszeiten = ๐(๐ด0 ) ?
Ausprobieren
siehe Tabelle Seite 99
110
c)
−
Methode der Anfangsgeschwindigkeiten
d๐ด
= ๐[๐ด]๐ [๐ต]๐ = ๐ฃ
d๐ก
−๏ฟฝ
d๐ด
๏ฟฝ = ๐ฃ1
d๐ก 1
d๐ด
− ๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐ฃ2
d๐ก 2
Für die Anfangsbedingungen 1:
Für die Anfangsbedingungen 2:
Division beider Gleichungen:
๐ฃ1 = ๐[๐ด1 ]๐ [๐ต1 ]๐
๐ฃ2 = ๐[๐ด2 ]๐ [๐ต2 ]๐
๐ฃ1 ๐[๐ด1 ]๐ [๐ต1]๐
=
๐ฃ2 ๐[๐ด2 ]๐ [๐ต2 ]๐
Die experimentellen Bedingungen werden so gewählt, dass in Versuch 1 und 2 sich nur ๐ด
unterscheidet, dass aber ๐ต gleich ist [๐ต1] = [๐ต2]. Man erhält dann
๐ฃ
๐
lg ๐ฃ1
[๐ด1 ]
[๐ด1 ]
๐ฃ1 [๐ด1 ]๐
๐ฃ1
2
=
=๏ฟฝ
๏ฟฝ → lg = ๐ lg
→๐=
๐
[๐ด ]
[๐ด2 ]
[๐ด2 ]
๐ฃ2 [๐ด2 ]
๐ฃ2
lg 1
[๐ด2 ]
In zwei anderen Experimenten werden die Bedingungen so gewählt, dass ๐ต verschieden ist,
aber ๐ด jeweils gleich ist [๐ด3 ] = [๐ด4 ].
Man erhält
๐ฃ
๐
lg ๐ฃ3
[๐ต3 ]
[๐ต3 ]
๐ฃ3 ๐[๐ด3 ]๐ [๐ต3 ]๐
๐ฃ3
4
=
=๏ฟฝ
๏ฟฝ → lg = ๐ lg
→๐=
๐
๐
[๐ต ]
[๐ต4 ]
[๐ต4 ]
๐ฃ4 ๐[๐ด4 ] [๐ต4 ]
๐ฃ4
lg 3
[๐ต4 ]
Wenn ๐ und ๐ bekannt sind, kann ๐ aus jeder dieser Gleichungen bestimmt werden z.B.:
111
๐=
๐ฃ2
๐ฃ3
=
= ๐ข๐ ๐ค.
[๐ด2 ]๐ [๐ต2 ]๐ [๐ด3 ]๐ [๐ต3 ]๐
d) Wenn einer der reagierenden Stoffe im großen Überschuss vorhanden ist, kann man
folgende Vereinfachungen machen:
๐ด+๐ต
→
Produkte
d๐ต
=
๐[๐ด0 ]
=
๐[๐ด][๐ต]
− d๐ก
−
Bsp.:
d[๐ต]
d๐ก
= ๐ ∗ [๐ต]
=
๐∗
z.B. [๐ด0 ] > 100 [๐ต0], d.h. ๐ด ändert sich bei
der Reaktion praktisch nicht ( = konstant)
Reaktion ‘pseudoerster Ordnung’
Bestimmung von ๐ ∗ wie üblich (nach Methode a, b oder
c),dann Berechnung von ๐ nach Gl. 4.8 mit der bekannten
Konzentration [๐ด0 ]
d๐ต
= ๐[๐ต][๐ด]
d๐
= ๐[๐ด][๐ต] = ๐ ∗ [๐ต]
Hydrolyse eines Esters
R
−C O
− O๏ณ
R' + H 2 O
๏ฑ๏ด๏ด
๏ฒ๏ด๏ด
๏ป
B
A
→ R − C O O H + R'O H
Die Konzentration des Esters (B) liegt üblicherweise zwischen (10−3 − 10−1) M, die des Wassers
ist 55,5 M, d.h. die Wasserkonzentration ändert sich auch bei vollständigem Umsatz praktisch
nicht. Betrachten wir eine Lösung von 10−1 M Ester in Wasser, so ist die Wasserkonzentration
darin etwa 55 M (nachrechnen und vergleichen mit der Wasserkonzentration in reinem
Wasser).
12.4. Temperaturabhängigkeit der Geschwindigkeitskonstanten
Empirisch wurde von Arrhenius gefunden:
๐ธ
๐ = ๐0 exp ๏ฟฝ− ๐
๐๐ ๏ฟฝ
๐
๐0
๐ธ๐
=
=
=
=
Geschwindigkeitskonstante
Geschwindigkeitskonstante bei ๐ → ∞
maximale Geschwindigkeitskonstante
Aktivierungsenergie
Für eine Reaktion müssen zunächst zwei Moleküle zusammenstoßen, d.h. die maximale
Reaktionsgeschwindigkeit, die man messen kann ist gleich der Stoßzahl ( = Zahl der
Zusammenstöße zwischen allen ๐ด- und ๐ต-Molekülen). Diese Zahl ist sehr groß (PC I,
Thermodynamik Kap. 3.4); die gemessenen Reaktionsgeschwindigkeiten sind viel kleiner.
112
Daraus folgt, dass nicht alle Zusammenstöße zur Reaktion führen. Der Grund liegt in der
unterschiedlichen Geschwindigkeit der Moleküle, wodurch die Zusammenstöße
unterschiedlich heftig (mit verschiedenen Energien) erfolgen. Um jedoch reagieren zu
können, müssen die Elektronenwolken der Moleküle soweit deformiert werden, dass sie sich
neu ordnen können, d.h. man benötigt dazu beim Stoß eine gewisse Mindestenergie. Diese
Energie nennt man die Aktivierungsenergie (da sie das Molekül für die Reaktion ‘aktiviert’).
Interpretation:
๐0
^
Stoßzahl zwischen ๐ด und ๐ต
๐
๐ธ
=
exp ๏ฟฝ− ๐
๐๐ ๏ฟฝ ^ Bruchteil der Zusammenstöße, die eine
๐
0
Energie ๐ธ ≥ ๐ธ๐ besitzen
In einem Energiediagramm sieht der Reaktionsverlauf wie folgt aus:
โ๐ ๐ป 0 = ๏ฟฝ ๐๐ ๐ป๐0
= Reaktionsenthalpie
โ๐ ๐ 0 = ๏ฟฝ ๐๐ ๐๐0
= Reaktionsenergie
Aus dem Diagramm liest man direkt ab:
Δ๐ป 0 (bzw. Δ๐ 0 )
=
๐ธ๐ (hin) − ๐ธ๐ (rück)
Verschiedene Temperaturabhängigkeiten von ๐
113
Bestimmung von ๐ฌ๐ :
1) Bestimmung der Reaktionsordnung und ๐
2) Durchführung dieser Messungen bei verschiedenen
Temperaturen
1
3) Auftragung ln๐ gegen ๐
4) Steigung im Diagramm ist ๏ฟฝ−
๐=
ln๐2 − ln๐1
1
1
๐2 − ๐1
=
๐
=
=
ln๐
๐ฆ
๐ธ๐
๐
๏ฟฝ
๐ธ
๐0 exp ๏ฟฝ− ๐
๐๐ ๏ฟฝ
๐ธ
1
ln๐0 − ๐
๐ด ๐
๐
+ ๐ ๐ฅ
Differenziert man die Gleichung, erhält man:
๐ธ๐
dln๐
=
๐
๐ 2
d๐
(analog zur van’t Hoff’schen Gleichung).
12.5. Hin- und Rückreaktion
Chemische Reaktionen können sowohl in Hin- als auch in Rückrichtung ablaufen (bis jeweils
zum Gleichgewichtszustand).
๐ด+๐ต
d๐ด
d๐ก
d๐ด
d๐ก
๏ฃง๏ฃง
๏ฃง1 ๏ฃง
→
←
k2
k
= −๐1 [๐ด][๐ต]
= ๐2 [๐ถ][๐ท]
๐ถ+๐ท
Hin
Rück
d๐ด
Gesamt: d๐ก = −๐1 [๐ด][๐ต] + ๐2 [๐ถ][๐ท]
Wenn sich die Konzentration von A nicht mehr ändert (Gleichgewicht) gilt:
d๐ด
= 0 = −๐1 [๐ด]๐บ๐ [๐ต]๐บ๐ + ๐2 [๐ถ]๐บ๐ [๐ท]๐บ๐
d๐ก
Oder
[๐ถ]๐บ๐ [๐ท]๐บ๐ ๐1
=
=๐พ
[๐ด]๐บ๐ [๐ต]๐บ๐ ๐2
Die Geschwindigkeitskonstanten ๐1 und ๐2 hängen nicht von den Konzentrationen ab, ihr
Verhältnis ist die Gleichgewichtskonstante.
114
ab hier ist
A und C
konstant
d.h.
d๐ด
=0
d๐ก
C
Bsp.:
๐ป2 + ๐ฝ2
2๐ป๐ฝ
1 d[๐ป๐ฝ]
2 d๐ก
1 d[๐ป๐ฝ]
2 d๐ก
๏ฃง๏ฃง1 →
k
๏ฃง๏ฃง2 →
k
=
=
2๐ป๐ฝ
๐ป2 + ๐ฝ2
๐1 [๐ป2 ][๐ฝ2 ]
−๐2 [๐ป๐ฝ]2
bei ๐ = 500 K wurde gefunden (Bodenstein):
๐1
๐2
=
4,3 . 10−1 M−1 s−1
=
6,4 . 10−3 M−1 s−1
๐1 4,3 โ 10−1 M −1 s−1
๐พ=
=
= 67
๐2 6,4 โ 10−3 M −1 s−1
12.6. Parallelreaktionen
Manchmal können 2 oder mehrere parallele Reaktionen auftreten z.B.
kB
๐ด
kC
๐ต weiße Kristalle (erwünscht)
๐ถ schwarzer Teer (unerwünscht)
d[๐ด]
= ๐๐ต [๐ด] + ๐๐ถ [๐ด] = (๐๐ต + ๐๐ถ )[๐ด]
d๐ก
d๐ด
− [๐ด] = (๐๐ต + ๐๐ถ )d๐ก Integration: ๐ด = ๐ด0 exp{−(๐๐ต + ๐๐ถ )๐ก}
−
Für ๐ต ergibt sich
d๐ต
d๐ก
๐ต
= ๐๐ต [๐ด] = ๐๐ต ๐ด0 exp{−(๐๐ต + ๐๐ถ )๐ก}
๐ก
๏ฟฝ d๐ต = ๐๐ต ๐ด0 ๏ฟฝ exp{−(๐๐ต + ๐๐ถ )๐ก}d๐ก
0
0
115
๐ต
=
๐ก
๐๐ต ๐ด0
๐๐ต ๐ด0
[1 − exp{−(๐๐ต + ๐๐ถ )๐ก}]
exp{−(๐๐ต + ๐๐ถ )๐ก} ๏ฟฝ =
๐๐ต + ๐๐ถ
๐๐ต + ๐๐ถ
0
Für ๐ถ ergibt sich entsprechend:
๐ถ=
๐๐ถ ๐ด0
[1 − exp{−(๐๐ต + ๐๐ถ )๐ก}]
๐๐ต + ๐๐ถ
Die schnellere Reaktion bestimmt die Geschwindigkeit und das bevorzugte Produkt.
In der Abbildung ist ein Fall dargestellt, bei dem zum Produkt ๐ถ ein geringerer
Aktivierungsberg führt (^ schnellere Reaktion), zu B führt ein höherer Aktivierungsberg (^
langsamer) aber die Endprodukte B sind sehr viel stabiler, d.h. sie reagieren praktisch nicht
mehr zu den Edukten zurück.
Führt man in diesem Fall die Reaktion kurze Zeit durch, bildet sich praktisch nur ๐ถ (^
kinetisch kontrollierte Reaktion), führt man sie längere Zeit durch, verschwindet ๐ถ wieder
(durch Rückreaktion) und es bildet sich dann nur ๐ต (^ thermodynamisch kontrollierte
Reaktion).
12.7. Folgereaktionen
๐ด
๏ฃง๏ฃง1 →
k
bei ๐ก = 0 soll gelten
๐ต
๏ฃง๏ฃง2 →
k
๐ถ
๐ด = ๐ด0 , ๐ต = 0, ๐ถ = 0
Für die verschiedenen Stoffe gilt:
d[๐ด]
= −๐1 [๐ด]
d๐ก
d[๐ต]
= ๐1 [๐ด] − ๐2 [๐ต]
d๐ก
116
d[๐ถ]
= ๐2 [๐ต]
d๐ก
Die Integration der ersten Gleichung ergibt:
๐ด = ๐ด0 exp(−๐1 ๐ก)
Dieser Ausdruck wird in die Differentialgleichung für ๐ต eingesetzt
d[๐ต]
= ๐1 ๐ด0 exp(−๐1 ๐ก) − ๐2 ๐ต
d๐ก
Die Lösung dieser Differentialgleichung ergibt (siehe Nebenrechnung)
[๐ต] =
๐1 [๐ด0 ]
{exp(−๐1 ๐ก) − exp(−๐2 ๐ก)}
๐2 − ๐1
Eingesetzt in Differentialgleichung für ๐ถ erhält man dann:
[๐ถ] = ๐ด0 ๏ฟฝ1 −
๐2
๐1
exp(−๐1 ๐ก) +
exp(−๐2 ๐ก)๏ฟฝ
๐2 − ๐1
๐2 − ๐1
Je nach der Größe von ๐1 und ๐2 sieht der Konzentrations-Zeitverlauf verschieden aus (siehe
Abbildung)
[Abbildungen: Samuel R. Logan: Grundlagen der Chemischen Kinetik. Wiley-VCH 1997, S. 47]
Wenn ๐2 โซ ๐1 dann ist [๐ต] sehr klein, dann ist auch
d[๐ต]
(
d๐ก
= ๐1 [๐ด] − ๐2 [๐ต]) gilt:
Daraus ergibt sich:
[๐ต] =
d[๐ต]
d๐ก
d[๐ต]
๐1
๐2
[๐ด]
d๐ก
sehr klein, so dass für Gleichung
= ๐1 [๐ด] − ๐2 [๐ต] ≈ 0
Setzt man obige Gleichung in die Geschwindigkeitsgleichungen ein, so erhält man:
117
d[๐ถ]
= ๐2 [๐ต] = ๐1 [๐ด]
d๐ก
Diese Gleichung kann man direkt integrieren und erhält:
๐ถ = ๐ด0 {1 − exp(−๐1 ๐ก)}
Diese Gleichung ist die vereinfachte Form der Differentialgleichung, wenn [๐ต] sehr klein ist.
Bei dieser Näherung wird also angenommen, dass sich die Konzentration des
Zwischenprodukts
B
praktisch
nicht
ändert.
Man
nennt
diese
Näherung
die
‘Quasistationarität’ (d.h. eigentlich ist B nicht wirklich konstant, aber diese Annahme ist für
viele Reaktionen eine gute Näherung). Diese Annahme erleichtert die mathematische
Behandlung sehr und wurde von Bodenstein für die Behandlung komplizierter
Reaktionsmechanismen eingeführt.
12.8. Katalyse
Katalysatoren beeinflussen die Geschwindigkeit der Reaktionen. Sie haben die folgenden
Eigenschaften:
1. Sie beschleunigen die Geschwindigkeit der Hin- und der Rückreaktion, d.h. sie beeinflussen
nicht die Gleichgewichtskonstante einer chemischen Reaktion (wenn das nicht so wäre
könnte man ein Perpetuum mobile konstruieren).
2. Sie gehen aus der Reaktion unverändert hervor. Dies bedeutet, dass man nur sehr geringe
Mengen eines Katalysators benötigt.
3. Katalysatoren sind zum Teil hochspezifisch. Sie beschleunigen nur bestimmte Reaktionen.
Sind verschiedene Reaktionswege möglich (Parallelreaktionen), so können Katalysatoren
einen bestimmten Reaktionsweg bevorzugen, so dass praktisch nur eine Reaktion abläuft.
4. Proteine (Enzyme) sind natürliche Katalysatoren. Zusätzlich zu den Eigenschaften 1-3 ist
bei ihnen zu berücksichtigen, dass ihre Eigenschaften vom pH-Wert, Salzkonzentration und
von der Temperatur (Denaturierung der Proteine) abhängen.
5. Katalysatoren wirken durch Herabsetzung der Aktivierungsenergie und durch günstigere
gegenseitige Orientierung der Reaktanten.
118
Bsp.
H2O2
→
H2O +
๐ธ๐
๐ธ๐
=
=
71 kJ mol−1 (nicht katalysiert)
8 kJ mol−1 (katalysiert durch das Enzym Katalase)
1
2
O2
12.9. Enzymkatalyse
Die einfachste Vorstellung davon, wie ein Enzym arbeitet, wurde 1913 von Michaelis und
Menten entwickelt. Das Enzym ๐ธ bindet das Substrat ๐ zum Enzymsubstratkomplex ๐ธ๐. ๐ธ๐
kann entweder in die Edukte ๐ธ und S oder in die Produkte ๐ธ und ๐ zerfallen. Die
Reaktionsgleichungen lauten:
๐ธ + ๐
1
๏ฃง๏ฃง
→
←
๏ฃง
k −1๏ฃง
k
๐ธ๐
๏ฃง๏ฃง2 →
k
Die Reaktion erfolgt also in zwei Schritten:
๐ธ + ๐
(10.1)
1. Bindung des Substrats an das Enzym
2. Bildung und Freisetzung des Produkts
Die Bindung des Substrats erfolgt an einer bestimmten Stelle des Enzyms; diese nennt man
das aktive Zentrum. Anschaulich sieht das so aus:
119
Die Geschwindigkeit ๐ฃ einer chemischen Reaktion kann man durch die Zunahme der
Produktkonzentration messen, d.h.
(10.2)
→
๐ฃ
≡
d[๐]
d๐ก
Für ๐ธ๐ gilt folgende Gleichung:
→
d[๐ธ๐]
=
d๐ก
=
๐2 [๐ธ๐]
(10.3)
๐1 [๐ธ] [๐] − ๐−1 [๐ธ๐] − ๐−2 [๐ธ๐]
Gibt man nun zum freien Enzym das Substrat hinzu, so wird sich ๐ธ๐ bilden. Danach wird das
Produkt freigesetzt, und dabei auch freies Enzym gebildet, das erneut in die Reaktion
eingehen kann. Nach einer kurzen Anlaufphase wird die Geschwindigkeit der Bildung von ๐ธ๐
genau so groß sein wie die des Zerfalls: das bedeutet, dass sich die Konzentration von ๐ธ๐
nicht ändert. Mathematisch bedeutet das:
(10.4)
d[๐ธ๐]
= 0
d๐ก
Mit dieser Vereinfachung (‘Stationaritätsbedingung’) erhält man aus den Gleichungen (10.3)
und (10.4):
(10.5)
๐1 [๐ธ][๐]
[๐ธ๐] =
๐−1 + ๐2
Darin bedeuten [๐ธ] und [๐] die freie Enzym- bzw. Substratkonzentration. Man kann nun die
Gesamtenzym- [๐ธ]0 bzw. Gesamtsubstratkonzentration [๐]0 einführen, die sich aus der
jeweils eingesetzten Menge ergibt. Aus der Massenbilanz ergibt sich dann:
[๐ธ]0
[๐]0
=
=
[๐ธ] + [๐ธ๐]
[๐] + [๐ธ๐]
(10.6)
(10.7)
Da man üblicherweise nur sehr geringe Enzym- aber hohe Substratkonzentrationen einsetzt,
kann man die ๐ธ๐-Konzentration neben der freien Substratkonzentration vernachlässigen, d.h.
es gilt:
(10.8)
[๐]
[๐]0
=
Setzt man die Gleichungen (10.6), (10.7) und (10.8) in Gleichung (10.5) ein, so erhält man:
120
[๐ธ๐]
=
[๐ธ๐] ๐−1 + [๐ธ๐]๐2 + k1 [๐ธ๐][๐]
[๐ธ๐] (๐−1 + ๐2 + ๐1 [๐])
=
=
[๐ธ๐] (๐−1 + ๐2 )
[๐ธ๐]
[๐ธ๐]
Man führt folgende Abkürzung ein:
=
=
๐1 ([๐ธ]0 − [๐ธ๐])[๐]
๐−1 + ๐2
๐1 ([๐ธ]0 − [๐ธ๐])[๐] = ๐1 [E]0 [๐] − k1 [๐ธ๐][๐]
๐1 [E]0 [๐]
๐1 [E]0 [๐]
๐1 [E]0 [๐]
๐−1 + ๐2 + ๐1 [๐]
[๐ธ]0 [๐]
=
๐−1 + ๐2
+ [๐]
๐1
(10.9)
(10.10)
๐−1 + ๐2
= ๐พ๐
๐1
und nennt diese Größe Michaelis-Menten-Konstante. Setzt man Gleichung (10.10) in
Gleichung (10.9) ein, und diese dann in Gleichung (10.2), so ergibt sich:
๐ฃ=
๐2 [๐ธ]0 [๐]
๐พ๐ + [๐]
Man führt noch folgende Abkürzung ein:
๐2 [๐ธ]0 ≡ ๐ฃ๐๐๐ฅ
(10.11)
(10.12)
Die Größe ๐ฃ๐๐๐ฅ /[๐ธ]0 nennt man auch die Wechselzahl oder den „turnover“ des Enzyms.
Diese Größe ist die maximale Geschwindigkeit der Reaktion. Aus den Gleichungen (10.11) und
(10.12) ergibt sich dann die Michaelis-Menten-Gleichung:
(10.13)
๐ฃ=
๐ฃ๐๐๐ฅ [๐]
๐พ๐ + [๐]
Die Abbildung 1 zeigt schematisch die Abhängigkeit der Geschwindigkeit, ๐ฃ, von der
Substrat-konzentration ๐ nach Gleichung (10.13) (‘Michaelis-Menten-Kinetik’):
121
Anhand der Gleichung (10.13) kann man verschiedene Grenzfälle diskutieren:
1.
Kleine Substratkonzentrationen
[๐] โช ๐พ๐
Dann kann man den Summanden [๐] neben ๐พ๐ im Nenner von Gleichung
vernachlässigen und erhält:
(10.14)
(10.13)
(10.15)
๐ฃ๐๐๐ฅ
[๐]
๐ฃ=
๐พ๐
d.h. die Geschwindigkeit der Reaktion ist proportional zur Substratkonzentration
(linearer Bereich in der Abbildung)
2.
Hohe Substratkonzentration
(10.16)
[๐] โซ ๐พ๐
Dann kann man den Summanden ๐พ๐ neben [๐] im Nenner von Gleichung (10.1)
vernachlässigen und erhält:
(10.17)
๐ฃ = ๐ฃ๐๐๐ฅ
d.h. die Geschwindigkeit der Reaktion hängt nicht mehr von der
Substratkonzentration ab. Die Reaktion hat ihre Maximalgeschwindigkeit erreicht
(siehe Abbildung).
3.
Die Substratkonzentration sei so groß wie ๐พ๐ :
[๐] = ๐พ๐
Dann erhält man aus Gleichung (10.13)
๐ฃ๐๐๐ฅ [๐]
๐ฃ๐๐๐ฅ [๐]
๐ฃ๐๐๐ฅ
๐ฃ =
=
=
[๐] + [๐]
2[๐]
2
(10.18)
(10.19)
122
d.h. die halbmaximale Geschwindigkeit wird gerade dann erreicht, wenn die Substratkonzentration so groß ist wie der Wert von ๐พ๐ . Umgekehrt hat man eine einfache
Möglichkeit den ๐พ๐ -Wert abzuschätzen: Er entspricht gerade der Konzentration, bei
der die halbmaximale Geschwindigkeit erreicht wird (siehe Abbildung).
Bildet man der Reziprokwert der Gleichung (10.13), so ergibt sich:
1 ๐พ๐ + [๐]
1
๐พ๐ 1
=
=
+
๐ฃ
๐ฃ๐๐๐ฅ [๐]
๐ฃ๐๐๐ฅ ๐ฃ๐๐๐ฅ [๐]
๐ฆ =๐+๐๐ฅ
1
1
Auftragung ๐ฃ gegen ๐ ergibt eine Gerade (Lineweaver-Burk-Auftragung)
1
1
๐ฃ
๐๐ก๐๐๐๐ข๐๐ =
๐ฃ๐๐๐ฅ
−
๐พ๐
๐ฃ๐๐๐ฅ
1
๐พ๐
Aus dieser Auftragung kann
man ๐ฃ๐๐๐ฅ und ๐พ๐ ermitteln.
1
[๐]
12.10. Aktivierungsenergie bei komplexen Reaktionen
1. Bei Elementarreaktionen gilt:
๐ธ๐ > 0
2. Bei Reaktionen zwischen Radikalen (Atomen) kann auch der Fall ๐ธ๐ ≈ 0 auftreten.
3. Übliche chemische Reaktionen haben Aktivierungsenergien zwischen 50 - 100 kJ mol−1.
4. Bei Reaktionen 2. Ordnung in wässriger Lösung ist die kleinste Aktivierungsenergie etwa
20 kJ mol−1. Diese resultiert aus der Diffusion der Reaktionspartner zueinander.
Bei Reaktionen, die aus mehreren Teilschritten zusammengesetzt sind, können zusätzliche
Effekte auftreten.
Wir betrachten:
(13.1)
๐ธ + ๐
→
←
๐พ1
๐ธ๐
→
←
๐พ2
๐ธ๐
vorgelagerte Gleichgewichte
Die Reaktionsgeschwindigkeit ist:
๏ฃง๏ฃง3 →
k
๐ธ + ๐
(13.2)
123
d[๐]
= ๐3 [๐ธ๐]
d๐ก
Für ๐ธ๐ ergibt sich (angenähert)
Für ๐ธ๐ ergibt sich (angenähert)
Aus (13.3) und (13.4) erhält man dann:
๐พ2 =
[๐ธ๐]
[๐ธ๐]
[๐ธ๐]
→ [๐ธ๐] = ๐พ2 [๐ธ๐]
๐พ1 = [๐ธ][๐] → [๐ธ๐] = ๐พ1 [๐ธ][๐]
(13.3)
(13.4)
(13.5)
[๐ธ๐] = ๐พ2 [๐ธ๐] = ๐พ2 โ ๐พ1 โ [๐ธ] โ [๐]
Setzen wir (13.5) in Gleichung (13.2) ein, ergibt sich:
d[๐]
= ๐3 [๐ธ๐] = ๐3 ๐พ2 ๐พ1 [๐ธ][๐]
d๐ก
= ๐๐๐๐ [๐ธ][๐]
(13.6)
d[๐]
wobei ๐๐๐๐ die beobachtete Geschwindigkeitskonstante ist, wenn
gemessen wird.
d๐ก
Misst man die Geschwindigkeitskonstante bei verschiedenen Temperaturen, so ergibt sich
nach Arrhenius:
(13.7)
๐ธ๐ (๐๐๐)
ln ๐๐๐๐ = ln ๐0,๐๐๐ −
๐
๐
Wenn wir nur den Schritt 3 messen, erhält man
ln ๐3 = ln ๐0,3 −
๐ธ๐ (3)
๐
๐
Für die Temperaturabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten ๐พ2 und ๐พ1 gilt die
van’t Hoff’sche Gleichung:
โ๐ป 0 (2)
ln ๐พ2 = −
+ ln ๐พ0,2
๐
๐
โ๐ป 0 (1)
ln ๐พ1 = −
+ ln ๐พ0,1
๐
๐
Es gilt nach Gleichung (13.6):
ln ๐๐๐๐ = ln ๐3 + ln ๐พ1 + ln ๐พ2
Wir setzen ๐3 , ๐พ1 , ๐พ2 in die Gleichungen (13.8), (13.9) und (13.10) ein und erhalten:
(13.8)
(13.9)
(13.10)
(13.11)
(13.12)
124
ln ๐๐๐๐ = ln ๐0,3 −
๐ธ๐ (3)
๐
๐
+ ln ๐พ0,2 −
โ๐ป 0 (2)
๐
๐
+ ln๐พ0,1 −
โ๐ป 0 (1)
๐
๐
Zusammenfassen zu einer Konstanten = ln ๐ถ
1
= ln๐ถ − ๐
๐ [๐ธ๐ (3) + โ๐ป 0 (2) + โ๐ป 0 (1)]
Vergleich mit experimentellem Ergebnis:
ln๐๐๐๐ = ln๐0,๐๐๐ −
(13.13)
1
[๐ธ (๐๐๐)]
๐
๐ ๐
d.h. die gemessene Aktivierungsenergie setzt sich zusammen aus ๐ธ๐ด des Schrittes 3 und den
Reaktionsenthalpien von Schritt 1 und Schritt 2. Reaktionsenthalpien können >0 oder < 0
sein. Daher kann die gemessene Aktivierungsenergie auch < 0 sein, z.B.:
๐ธ๐๐๐๐ = ๐ธ๐ (3) + โ๐ป 0 (1) + โ๐ป 0 (2)
−5 kJmol−1
= 40 kJmol−1 − 25 kJmol−1 − 20 kJmol−1 =
125
13. Adsorption und heterogene Katalyse
13.1 Die Langmuir’sche Adsorptionsisotherme
Wir betrachten die Adsorption eines Stoffes aus der Gasphase auf der Oberfläche eines
Festkörpers. Dieses Modell wurde von Langmuir 1916 beschrieben.
Moleküle im Gas
unbesetzte Plätze (7)
Adsorbierte Moleküle (3)
Oberfläche mit Bindungsplätzen (10)
Die Zahl der Bindungsplätze auf der Festkörperoberfläche ist: ๐๐ต
Die Zahl der adsorbierten Moleküle ist:
๐๐๐
Den Anteil der bedeckten Plätze nennen wir den Bedeckungsgrad
und erhalten:
๐๐๐
๐=
๐๐ต
(13.1)
Wenn alle Bindungsplätze belegt sind, so ist
๐๐๐ = ๐๐ต d.h. es ergibt sich ๐ = 1
Man nennt dies eine „monomolekulare“ Bedeckung, weil eine Schicht von Molekülen auf der
Oberfläche angelagert ist.
Die Zahl der freien Bindungsplätze ist:
๐๐น๐๐๐ = ๐๐ต − ๐๐๐
Wir dividieren durch ๐๐ต und erhalten für den Anteil der freien Plätze:
๐๐น๐๐๐
๐๐๐
= 1−
= 1−๐
๐๐ต
๐๐ต
(13.2)
Um dieses Modell quantitativ zu beschreiben, machen wir folgende Annahmen:
126
1. Die Oberfläche des Festkörpers hat eine bestimmte Zahl von Bindungsplätzen, an jeden
kann sich nur ein Molekül anlagern.
2. Wenn ein Molekül aus der Gasphase auf einen freien Bindungsplatz stößt, kann es haften
bleiben; stößt es auf einen besetzten Platz, wird es reflektiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass es
haften bleibt, hängt nicht vom Bedeckungsgrad ๐ ab, d.h. es gibt keine Wechselwirkung
zwischen den adsorbierten Teilchen. Um die Geschwindigkeit der Adsorption zu beschreiben,
verwenden wir eine Geschwindigkeitsgleichung zweiter Ordnung, d.h. die
Adsorptionsgeschwindigkeit ist proportional zur Konzentration der Teilchen in der Gasphase
(๐) und der Zahl der freien Bindungsplätze auf der Oberfläche (๐๐น๐๐๐ ).
(13.3)
d๐๐๐
= ๐๐๐๐น๐๐๐
d๐ก
Wir ersetzen ๐๐น๐๐๐ nach Gleichung (14.2), nennen ๐๐๐ต = ๐๐๐ und erhalten:
d๐๐๐
= ๐๐(1 − ๐)๐๐ต = ๐๐๐ ๐(1 − ๐)
d๐ก
๐๐๐
๐
1−๐
(13.4)
= Geschwindigkeitskonstante der Adsorption
= Druck (bzw. Partialdruck) in der Gasphase
= Anteil freier Plätze
3. Ein adsorbiertes Molekül kann wieder desorbieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass es
desorbiert wird, hängt nicht vom Bedeckungsgrad ab.
Für die Geschwindigkeit der Desorption verwenden wir daher eine
Geschwindigkeitsgleichung erster Ordnung und erhalten mit Gleichung 13.1:
d๐๐๐๐
= ๐๐๐๐ = ๐๐๐ต ๐ = ๐๐๐๐ ๐
d๐ก
(13.5)
๐๐๐๐ = ๐๐๐ต =Geschwindigkeitskonstante der Desorption
4. Im Gleichgewicht ist die Geschwindigkeit der Adsorption und Desorption gleich. Es gilt:
(13.6)
d๐๐๐ d๐๐๐๐
=
d๐ก
d๐ก
Mit Gleichung 13.4 und 13.5 erhalten wir
127
๐๐๐ ๐(1 − ๐) = ๐๐๐๐ ๐
๐(๐๐๐ ๐ + ๐๐๐๐ ) = ๐๐๐ ๐
๐=
=
๐๐๐ ๐
๐๐๐ ๐ + ๐๐๐๐
๐๐๐
๐
๐๐๐๐
๐๐๐
๐+1
๐๐๐๐
๏ฟฝโ
๐๐๐๐
๐๐๐๐
๐๐๐
=๐
๐๐๐๐
,
๐๐
๐
๐=
=
๐๐ + 1 1 + ๐
๐
(13.7)
๐ ist das Verhältnis der Geschwindigkeitskonstanten und daher eine
Gleichgewichtskonstante.
Man nennt sie hier Adsorptionskoeffizient.
Grafische Darstellung:
Wir haben zwei Bereiche:
Bei kleinen Drucken gilt:
๐๐ โช 1 → ๐ = ๐๐
d.h. der Bedeckungsgrad ist proportional zu p.
Bei hohem Druck gilt:
๐๐ โซ 1 → ๐ = 1
d.h. die Oberfläche ist vollständig bedeckt
(Monomolekulare Bedeckung).
Um eine lineare Darstellung zu erhalten, bilden wir den Reziprokwert von Gleichung 13.7:
1 ๐๐ + 1
11
=
=1+
๐
๐๐
๐๐
๐ฆ
= ๐ + ๐๐ฅ
1
Wir tragen ๐ gegen
1
๏ฟฝ๐ = ๐๏ฟฝ
1
๐
(13.8)
auf. Aus der Steigung erhalten wir den Adsorptionskoeffizienten
128
Weiterführende Betrachtungen:
1
Adsorption von 2 Stoffen:
Dann gilt:
๐1 ๐๐ด = ๐2 ๐๐ด (1 − ๐๐ด − ๐๐ต )
๐3 ๐๐ต = ๐4 ๐๐ต (1 − ๐๐ด − ๐๐ต )
Aus diesen Gleichungen können wir wie bei Gleichung 14.7 ๐๐ด und ๐๐ต berechnen.
2
Dissoziation des Stoffes:
Zum Beispiel dissoziiert Wasserstoff H 2 → 2 H , wenn es an Platin adsorbiert. Dann
müssen immer 2 benachbarte Plätze frei sein (für Adsorption) bzw. besetzt sein (für
Desorption) und man erhält
๐1 ๐๐ด2 = ๐2 ๐๐ด (1 − ๐๐ด )2
3
Mehrschichtenadsorption
Über die monomolekulare Bedeckung hinaus können auch mehrere
Molekülschichten adsorbiert werden. Man kann die adsorbierte Stoffmenge mit der
Adsorptionisothermen von Freundlich beschreiben. Heute verwendet man
meistens die Adsorptionsisotherme von Brunauer, Emmett und Teller (BETIsotherme). Man bestimmt damit die Oberfläche von porösen Stoffen (siehe
Wedler). Bei einer Mehrschichtenadsorption berühren sich die adsorbierten
Teilchen (d.h. sie haben Wechselwirkungen), so dass sie ähnlich wie in einer
Flüssigkeit vorliegen. Mehrschichtenadsorption ist daher eine Vorstufe zur
Kondensation.
13.2 Heterogene Katalyse
Bei der heterogenen Katalyse befinden sich der Katalysator und Edukt/Produkt in
verschiedenen Phasen. Häufig ist der Katalysator ein Feststoff, auf seiner Oberfläche wird das
Edukt, das in der Gasphase oder der flüssigen Phase vorliegt, adsorbiert, dann läuft die
katalysierte chemische Umsetzung ab, und schließlich wird das Produkt desorbiert. Viele
129
chemische Prozesse, die großtechnisch eingesetzt werden, laufen auf diese Art ab (siehe
Beispiele im Heft Katalyse des FCI):
Beispiel: N2 + 3H2 โ 2NH3
NH3 + O2 โถ NO + H2 O
(Haber-Bosch) → Düngemittel
(Ostwald)
→ Salpetersäure
Langkettige Kohlenwasserstoffe → kurzkettige KW + Isomerisierungen
(„Cracken“ bei Benzinherstellung)
2NO โถ N2 + O2
C๐ H2๐+2 + (1,5๐ + 1)O2 โถ ๐CO2 + (๐ + 1)H2 O
KfZ-Katalysator
Anschaulich lässt sich der Prozess der heterogenen Katalyse folgendermaßen darstellen:
Katalysatoroberfläche
Diffusion der Produkte zur Oberfläche
Adsorption
Chemische Reaktion
Desorption
Diffusion der Produkte weg von Oberfläche
Die chemischen Reaktionsgleichungen lauten:
๐ด → ๐ด(๐๐)
๐ด โ ๐ด(๐๐)
๐ด๐๐ โ ๐ต๐๐
๐ต๐๐ โ ๐ต
130
d๐ต
Die Geschwindigkeit der chemischen Reaktion ๏ฟฝ d๐ก ๏ฟฝ ist proportional zur Zahl der adsorbierten
Moleküle des Edukts, d.h. das Edukt kann in der Gasphase nicht direkt zu B reagieren. Wir
erhalten also
(13.9)
๐ฃ=
d[๐ต]
~๐(๐ด๐๐ )
d๐ก
Die Zahl der adsorbierten A-Moleküle hängt natürlich von der Menge des
Feststoffkatalysators, genauer von seiner Oberfläche ab. Es ist daher sinnvoll, den
Bedeckungsgrad ๐ einzuführen, der den Anteil der bedeckten Oberfläche angibt. Mit
Gleichung 14.1, 14.7 erhalten wir aus 14.9:
(13.10)
๐๐
๐
d[๐ต]
= ๐๐ ๐๐ด = ๐๐
= ๐๐
๐ฃ=
1
1 + ๐๐
d๐ก
๐+๐
Dabei enthält die Geschwindigkeitskonstante ๐๐ auch die Größe der Oberfläche des
Katalysators (über ๐๐ด ).
Tragen wir die Geschwindigkeit gegen ๐ auf, erhalten wir die folgende Grafik:
Die maximale Geschwindigkeit erhalten wir
1
aus 13.10 für ๐ โซ ๐
๐ฃ(๐๐๐ฅ) = ๐๐
(13.11)
Dies bedeutet, dass wir die Geschwindigkeit der Reaktion durch Erhöhung des Partialdrucks
(oder der Konzentration) von ๐ด nicht weiter erhöhen können. Eine Vergrößerung der
Katalysatormenge erhöht die Geschwindigkeit. Eigentlich muss man natürlich die Oberfläche
des Katalysators erhöhen. Da Katalysatoren meist sehr teuer sind, ist es daher sinnvoll, bei
konstanter Menge des Katalysators seine Oberfläche zu vergrößern. Dies erreicht man durch
eine möglichst feine Verteilung des Katalysators oder durch eine sehr dünne Schicht auf
einem Trägermaterial.
131
Wir setzen Gleichung 13.11 in 13.10 ein:
๐ฃ = ๐ฃ(๐๐๐ฅ)
๐
1
+๐
๐
bilden den Reziprokwert und erhalten:
1
1
1 1
=
+
๐ฃ ๐ฃ๐๐๐ฅ ๐ฃ๐๐๐ฅ ๐ ๐
1
(13.12)
(13.13)
1
Wir tragen ๐ฃ gegen ๐ auf und erhalten eine Gerade:
Dieses Ergebnis ist völlig analog zu den Ergebnissen, die wir bei der Enzymkatalyse erhalten
hatten. Auch dort gibt es eine Maximalgeschwindigkeit, die man beobachtet, wenn die
katalytischen Bindungsplätze vollständig belegt sind.
Beispiel: Der „Katalysator“ im Abgaskatalysator von Kfz ist feinverteiltes Platin/Rhodium, das
auf der Oberfläche einer porösen Oxidkeramik verteilt ist.
Das Abgas aus dem Motor strömt durch die auf ca. 560°C erwärmte Keramik und die
umzusetzender Edukte (Kohlenwasserstoffe, NO) adsorbieren auf dem Katalysator. Wenn
dessen Oberfläche vollständig bedeckt ist, ist die maximale Geschwindigkeit erreicht.
Üblicherweise wird die Menge des Abgaskatalysators so dimensioniert, dass aus der
Abgasmenge, die bei einer Kfz-Geschwindigkeit von 100 km h-1 entsteht, die Schadstoffe
praktisch vollständig aus dem vorbeiströmenden Gas adsorbiert und umgesetzt werden
können. Da der Kraftstoffverbrauch und die Abgasmenge mit steigender Geschwindigkeit
stark ansteigen, wird oberhalb von 100 km h-1 der Anteil der umgesetzten Schadstoffe immer
geringer (Hinweis: Auch beim Starten eines Kfzs funktioniert der Abgaskatalysator nicht, da er
noch nicht die Betriebstemperatur von ca. 500°C erreicht hat).
132
Die Abbildung zeigt schematisch ein Energiediagramm bei der Katalyse: Zunächst wird der
Stoff adsorbiert. Dabei wird die Adsorptionsenthalpie (โ๐๐ ๐ป(๐ด)) frei, dann findet die
chemische Reaktion statt (Aktivierungsenergie, ๐ธ๐ ) und schließlich wird ๐ต desorbiert
(−โ๐๐ ๐ป(๐ต))
133
14. Grundlagen der Spektroskopie
Definition Spektroskopie: Überführung von Molekülen von einem energiearmen Zustand in
einen energiereicheren Zustand, wobei die notwendige Energie in Form von
elektromagnetischer Strahlung zugeführt wird. Die absorbierte Frequenz entspricht den
unterschiedlichen Energieniveaus des Moleküls, die wiederum Rückschlüsse auf die Struktur
zulassen.
Definition optischer Spektroskopie: Unter der optischen Spektroskopie werden Verfahren
verstanden, bei denen Wechselwirkungen von Licht mit Materie untersucht werden. Diese
Wechselwirkungen sind für jede Molekülsorte charakteristisch, so dass man damit die
verschiedenen Stoffe identifizieren kann (qualitative Analyse). Zudem hängen die
Wechselwirkungen von der Stoffmenge ab, so dass deren Menge bestimmt werden kann
(quantitative Analyse).
Elektromagnetische Strahlung (Photon): Das Photon (von griechisch „Licht“) ist die
elementare Anregung des quantisierten elektromagnetischen Feldes (Lichtwelle).
Anschaulich gesprochen sind Photonen das, woraus elektromagnetische Strahlung besteht,
daher wird gelegentlich auch die Bezeichnung Lichtteilchen verwendet.
Tatsächlich ist Licht beides – Welle und Teilchen, denn
Photonen sind quantenmechanische Objekte (= WelleTeilchen-Dualismus). Das bedeutet, dass Photonen
beides gleichzeitig sind. Je nachdem, welche seiner
Eigenschaften man misst, zeigt es sich mehr als Teilchen
oder mehr als Welle.
→Eine elektromagnetische Welle besteht aus
gekoppelten elektrischen und magnetischen Feldern,
die senkrecht-aufeinander stehen.
134
Elektromagnetisches Spektrum: Die Abbildung zeigt das elektromagnetische Spektrum mit
den verschiedenen Einheiten (Energie, Frequenz, Wellenzahl und Wellenlänge), die mit den
Gleichungen (siehe unten) errechnet werden.
Sichtbares Licht
Wellenlänge, ๐ /nm
Frequenz, ๐ in s−1
Energie, E in eV
Wellenzahl, ๐๏ฟฝ in cm−1
Sichtbares Licht: Licht ist eine elektromagnetische Welle, die Wellenlänge des sichtbaren
Lichtes zwischen 400 nm (blau) und 700 nm (rot) liegt. Licht kleinerer Wellenlänge als 400 nm
wird als Ultraviolett (UV-Licht) bezeichnet, Licht mit größerer Wellenlänge als 700 nm wird als
Infrarot (IR-Licht) bezeichnet.
Newton (1675) hat als erster beschrieben, dass (weißes) Sonnenlicht mit Hilfe eines
Glasprismas in Licht verschiedener Farben zerlegt werden kann und er bezeichnete diese
Auffächerung des weißen Lichtes als ''Spektrum'' (lat. Erscheinung). Man versteht heute unter
dem Spektrum die Größe der Absorption oder Emission einer Substanz in Abhängigkeit von
der Wellenlänge.
Infrarot
Rot
Gelb
Grün
Blau
Newton 1675
Ultraviolett
Ritter 1801
135
Die Wellenlängen der heute bekannten elektromagnetischen Wellen reichen von km bis fm.
Die Wellenlängen, Frequenz und Energie der Strahlung hängen wie folgt zusammen:
๐ธ =โโ๐
und
erhält man
๐ =๐โ๐
1
๐ธ = โโ๐โ๐
d.h. die Energie eines Lichtquants ist proportional zur Frequenz und umgekehrt proportional
zur Wellenlänge.
Die Größe ๐๏ฟฝ = 1/๐ wird Wellenzahl genannt, anschaulich gibt sie die Zahl der Wellenlängen
pro Längeneinheit (z.B. cm−1) an.
Beispiel.
Gelbes Licht (Na):
๐ = 589 nm
Energie des Lichtquants:
โ๐ 6,6 โ 10−34 Js 3 โ 108 ms −1
=
๐ธ=
589 โ 10−9 m
๐
= 3,4 โ 10−19 J = 2,1eV
(1eV = 1,6 โ 10−19 J)
๐ธ
3,4 โ 10−19 J
=๐=
= 5,2 โ 1014 s−1
โ
6,6 โ 10−34 Js
Impuls des Lichtquants:
๐ธ = ๐๐ 2
๐ธ = โ๐
Zusammenfassung:
๐=
โ๐
;
๐2
Energie:
Frequenz:
Wellenzahl
๐ = ๐๐ =
โ๐ โ
=
๐
๐
๐ธ = โ๐
๐ = ๐/๐ Einheit s−1
๐๏ฟฝ = 1/๐ Einheit cm−1
Mit ๐0 = 3 โ 108 ms −1 = Lichtgeschwindigkeit
โ = 6,6 โ 10−34 Js = Plancksche Wirkungsquantum
๐= Frequenz,
λ = Wellenlänge
Umrechnung der Energieeinheiten:
1 eV
ist die Energie, die ein Elektron aufnimmt wenn es durch
eine elektrische Potentialdifferenz von 1 Volt beschleunigt
136
wird. Die Ladung eines Elektrons ist
๐(๐ธ๐๐๐๐ก๐๐๐) = 1,6 โ 10−19 As
1eV = 1,6 โ 10−19 As โ 1 V = 1,6 โ 10−19 VAs = 1,6 โ 10−19 J
1 eV
Oder: 1 J = 1,6โ10−19 = 6,2 โ 1018 eV
14.1. Arten der Spektroskopie
I)
Absorptions- und Emissionsspektroskopie
Für die Absorption und Emission von Strahlung ( ≡ Photonen), gilt die Energiebilanz:
Emission:
Absorption:
๐ธ2 − ๐ธ1 = โ๐
๐ธ1 + โ๐ = ๐ธ2
Wobei E1 jeweils der Grundzustand, E2 der angeregte Zustand ist. Kirchhoff entdeckte 1859,
dass bei Atomen die Absorptions- und Emissionswellenlängen gleich sind (Dies gilt im
Allgemeinen nicht bei Molekülen) (Erste Entdeckung von Elementen mit Hilfe der
Spektralanalyse von Kirchhoff und Bunsen 1860: Cs und Rb).
Zur Beobachtung von Emissionsspektren führt man den Atomen Energie zu, z.B. thermische
Energie (Na-Atome in der Flamme eines Bunsenbrenners) oder durch elektrische Entladung
(Hg-Dampflampen). Messung der Intensität der emittierten Strahlung in Abhängigkeit der
Wellenlängen ergibt das Emissionsspektrum.
137
Messung der Intensität der absorbierten Strahlung in Abhängigkeit der Wellenlänge ergibt
das Absorptionsspektrum.
Bei Atomen ist das Absorptions- und Emissionsspektrum gleich. Bei Molekülen erfolgt die
Emission der Strahlung bei einer niedrigeren Energie (größerer Wellenlänge). Diesen Prozess
nennt man Fluoreszenz. Bei größeren Molekülen, insbesondere wenn sie in einem
Lösungsmittel vorliegen, gibt es im Vergleich zu den Verhältnissen bei Atomen sehr viele
erlaubte Energiezustände, so dass an Stelle von einzelnen Linien im Spektrum eine (oder
mehrere) Absorptionsbanden beobachtet werden.
II)
Polarisiert (linear, zirkular)
Erweiterung eines Absorptionsspektrometers: Erzeugung des polarisierten Lichts durch einen
Polarisator; Analyse des polarisierten Lichts durch einen Analysator.
Messung von z.B. chiralen Molekülen; Meßprinzip: bei gleicher Anordnung der
Durchlassrichtungen von Polarisator und Probenmolekülen kann das polarisierte Licht die
Probe ungehindert passieren; bei gekreuzter Anordnung wird das Lichts vollständig
ausgelöscht.
138
-> Einbeziehung von orientierungsabhängigen Komponenten
III)
Zeitaufgelöste Spektroskopie
Nach Absorption von Licht durch ein Molekül kann eine Abfolge von chemischen Reaktionen
in Gang gesetzt werden („Photochemie“). Die zeitaufgelöste Spektroskopie erlaubt es, diese
Reaktionen zu identifizieren und ihren Ablauf zu verfolgen (= Information über die Kinetik
einer Reaktion). Dabei wird ausgenutzt, dass sich bei lichtinduzierten Änderungen in der
Struktur des Moleküls sowohl die Absorption des Moleküls „seine Farbe“ wie auch die
Eigenschwingungen in charakteristischer Weise ändern.
Prinzip: Nach Anregung der zu untersuchenden Probe mit einem möglichst-kurzem Lichtpuls
wird die Änderung der Absorption/Emission/Transmission gemessen und gegen die Zeit
aufgetragen (Nobelpreise 1968 und 1999).
14.2 Häufig verwendete Anregungsenergien
Mößbauerspektroskopie: (entwickelt von R. Mößbauer, Nobelpreis 1961). Bei der
Mößbauerspektroskopie (oder auch Gammastrahlen-Resonanzspektroskopie) werden zur
Anregung Gammaquanten mit verschiedenen Energien benutzt. Damit kann bei
verschiedenen Materialien, deren Atome in der Lage sind, solche Gammaquanten zu
absorbieren, ein hochauflösendes Transmissionsspektrum aufgenommen werden. Wird eine
Probe mit einer entsprechend modulierten äußerst durchdringenden Gammastrahlung
durchleuchtet, so lässt sich ein materialtypisches Spektrum erzeugen.
Obwohl eine ganze Reihe von Elementen Isotope besitzen, die den Mößbauereffekt zeigen,
kommen für praktische Anwendungen nur wenige in Betracht. Die für die Festkörperchemie
139
wichtigsten Isotope sind: 57Fe, 119Sn, 121Sb und 151Eu. Hauptanwendung in der Biochemie ist
die Bestimmung des Oxidationszustandes von Eisen-Kofaktoren in Proteinen.
Röntgenabsorptionsspektroskopie (XAS): Dies ist ein Überbegriff über eine Vielzahl von
Methoden, die eine Absorption der Röntgenstrahlung im Bereich einer Absorptionskante
messen. Hat ein Röntgen-Quant ausreichend viel Energie, kann es ein Elektron aus einem
kernnahen Orbital herausschlagen; bei dieser Energie steigt daher die Absorption der
Röntgenstrahlung stark an.
Im speziellen ist es möglich ist, die Nahordnung um ein Atom elementspezifisch zu
untersuchen. Dabei können z.B. interatomare Abstände, Art, Anordnung und Anzahl der
Nachbaratome bestimmt werden. Weiterhin lassen sich Informationen über die
elektronischen Zustände gewinnen. Hier spielen vor allem die Oxidationsstufe, die Art der
Bindung und die Besetzung von Energiezuständen eine wesentliche Rolle.
Photoelektronenspektroskopie (PES/XPS) beruht auf dem äußeren Photoeffekt, bei dem
Photoelektronen durch elektromagnetische Strahlung aus einem Festkörper gelöst werden.
Sie wird zur Oberflächenanalyse, bei der die quantitative Zusammensetzung der obersten
Atomlagen einer Oberfläche für alle Elemente (mit Ausnahme von Wasserstoff und Helium)
bestimmt werden kann. Außerdem können Informationen über die chemische Struktur aus
den Bindungszuständen der Atome erhalten werden (Nobelpreis für K. Siegbahn 1981)
Infrarotspektroskopie (IR): Die Infrarotspektroskopie (heute werden fast ausschließlich
Fourier-Transform-IR Geräte benutzt (FT-IR)) ist eine weit verbreitete Analysetechnik zur
Identifikation und Analyse von Atomen und Molekülen. Die Methode stützt sich auf die
mikroskopische Interaktion von Infrarotlicht mit einer chemischen Substanz während eines
Absorptionsprozesses und resultiert in einem Bandenmuster, welches für jede Probe
einzigartig ist und sich daher wie ein „molekularer Fingerabdruck“ verhält. Grundlage dafür
sind die Anregung von Molekülschwingungen und Molekülrotationen (siehe Kapitel 3.5) und
die Tatsache, dass jede Molekülschwingung/rotation spezifisch für die jeweilige Bindung ist.
Paramagnetische Elektronenresonanz- (ESR) bzw. Kernresonanzspektroskopie (NMR):
(Nobelpreise: Physik 1952, Chemie 1991 und 2003) Beide Methoden beruhen auf der
magnetischen Resonanz, einer resonanten Wechselwirkung zwischen dem magnetischen
Moment von Atomkernen (bzw. ungepaarter Elektronen im Falle der EPR) der Probe, die sich
in einem starken statischen Magnetfeld befindet, mit einem hochfrequenten magnetischen
Wechselfeld.
Grundlage hierfür ist der sogenannte Zeeman-Effekt (Nobelpreis 1902), der die Aufspaltung
von Spektrallinien in einem äußeren Magnetfeld beobachtete. Die Aufspaltungen haben
ihren Ursprung in der Wechselwirkung des Magnetfeldes mit den magnetischen Momenten
innerhalb des Atoms, die vom Bahndrehimpuls und vom Spin des Elektrons erzeugt werden:
Elektronen oder Kerne treten in schwache Wechselwirkung mit dem äußeren Magnetfeld,
Übergänge zwischen den Energieniveaus (= Spinumkehr) werden durch elektromagnetische
Strahlung mit sehr kleiner Frequenz induziert, d.h. bei großen Wellenlängen im Mikrowellen
(ESR) bis hin zum Radiowellenbereich (NMR).
140
Es sind daher in der NMR nur solche Isotope zugänglich, die im Grundzustand einen von Null
verschiedenen Kernspin und damit ein magnetisches Moment besitzen. Zum Beispiel: 1H; 2D;
13
C; 15N; 17O; usw. Achtung: Die natürliche Häufigkeit von z.B. 13C ist 1,1%, daher sind auch alle
natürlichen Kohlenstoff-haltigen Moleküle mit der NMR zugänglich.
Auf der anderen Seite sind nur solche Proben ESR-aktiv, bei denen der Elektronenspin nicht
null ist. Zum Beispiel: Radikale, Übergangsmetalle, usw.
Anwendungen NMR: - zerstörungsfreier Nachweis der chemischen Inhaltsstoffen einer Probe
(qualitativ und quantitativ)
- Bestimmung von Molekülstrukturen (bis hin zu Proteinen und anderen
Biomolekülen)
- Dynamik von Molekülen
- Wechselwirkungen zwischen Molekülen
Spezialanwendung: Kernspintomographie (MRS) wird häufig in der Medizin verwendet und
bezeichnet ein NMR-Verfahren, mit dem NMR-aktive Atome (besonders Wasser) ortsaufgelöst
in einem Volumenelement durchgeführt werden können (Nobelpreis Medizin 2003). Damit
können verschiedene chemische Substanzen im lebenden Gewebe aufgrund ihrer
chemischen Verschiebung identifiziert und quantifiziert werden.
14.3. Mikroskopische Interpretation
Was passiert mit einem Molekül nach der Lichtabsorption? Bei der Absorption wird ein Elektron
des Moleküls in einen energetisch höheren Zustand angehoben. Das Molekül befindet sich in
einem angeregten Zustand, der mit einem * gekennzeichnet wird. Die Anregungsenergie
verliert das angeregte Molekül nach einiger Zeit wieder und kehrt dabei in seinen Grundzustand
zurück. Diese Rückkehr kann nach verschiedenen Mechanismen erfolgen:
1. Thermische Desaktivierung (Anregungsenergie wird
in Bewegungsenergie (Wärme) umgewandelt.
hν
M ๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง
→M *
Anregung
( Absorption)
2. Emission von Strahlung (Fluoreszenz)
(Anregungsenergie wird als Licht ausgesendet).
3. Photochemische Reaktion (Anregungsenergie wird
für chemische Reaktion benutzt) z.B. Photosynthese.
4. Energietransfer (Anregungsenergie wird auf ein
anderes Molekül übertragen).
141
Genauere quantenmechanische Betrachtung:
- Molekülorbitale (MO): Bei Ausbilden einer kovalenter Bindung zwischen Atomen wandeln
sich die beteiligen Atomorbitale (AO) in MO um. Eine wichtige Grundregel der
Molekülorbital-Theorie besagt, dass die Anzahl der resultierenden Molekülorbitale gleich
der Anzahl der wechselwirkenden Atomorbitale sein muss.
-> 2 AO ergeben 2 MO, eins davon ist bindend; eins anti-bindend. Diese werden nach ihrer
Energie nach mit den zur Verfügung stehenden Elektronen gefüllt (Pauli-Prinzip).
- HOMO, LUMO:
HOMO und LUMO sind Abkürzungen
für “highest occupied molecular orbital” und “lowest
unoccupied molecular orbital” nach dem MO-Schema.
Nur diese beiden Orbitale sind für Photochemie bzw. für
optische Spektroskopie interessant, da optische
Anregung nur Änderungen in diesen Orbitalen
hervorrufen können.
- Wechselwirkung Licht <-> Materie:
Übergänge
zwischen definierten Energieniveaus (Herleitung aus der
Quantenmechanik), siehe auch Kapitel 3.5.
- Rotations- und Schwingungsniveaus: Energiedifferenz zwischen zwei Rotationsübergängen ist viel geringer als zwischen zwei Schwingungsübergängen. Es ist zu
beachten, dass alle Rotations- und Schwingungsniveaus nach der Boltzmann-Verteilung
besetzt werden.
- Elektronische Übergänge: Auch hier ist zu beachten, dass alle elektronischen Niveaus nach
der Boltzmann-Verteilung besetzt werden. Bei Raumtemperatur sind jedoch fast alle
Moleküle im elektronischen Grundzustand.
142
- Optische Absorption und Fluoreszenz: Wird ein Molekül optisch angeregt, und deaktiviert
anschließend unter Aussenden von Licht, so spricht man von Photolumineszenz.
Bedingung für die Absorption von elektromagnetischer Strahlung ist die Parallelität des
Übergangsdipolmoments des Moleküls mit der Schwingungsebene der elektrischen
Feldkomponente des Photons. Das angeregte Molekül verweilt nach der Absorption eine
bestimmte Zeit im angeregten Zustand. Diese Zeit wird im Allgemeinen als Lebensdauer
bezeichnet. Da bei diesem Prozess keine Spinänderung erfolgt, ist diese Lebensdauer in
der Regel recht kurz (einige Pikosekunden). Nach dem Verweilen im angeregten Zustand
kann die Anregungsenergie sowohl strahlend (Fluoreszenz) als auch in einem
nichtstrahlend (z. B. Schwingungsrelaxation) abgegeben werden, woraufhin anschließend
der Fluorophor in seinen Grundzustand zurückkehrt.
Bei beiden Kanälen ist zu beachten, dass die Gesamtenergie, die vom System abgegeben
wird, aufgrund der Energieerhaltung immer gleich der Anregungsenergie ist. Daraus ergibt
sich unmittelbar, dass die Wellenlänge des emittierten Photons in der Regel nie kleiner sein
kann, also immer gleich groß oder größer ist als die des absorbierten Photons. Die
Wahrscheinlichkeit, mit der die Anregung eines Fluorophors tatsächlich zur Emission eines
Fluoreszenzphotons führt, nennt man seine Quantenausbeute.
143
14.4. Konzentrationsabhängigkeit der Absorption
Wird monochromatisches Licht durch eine absorbierende Lösung geschickt, so wird dessen
Intensität geschwächt. Die Intensität ist hier die spektrale Intensität ๐ผ๐ bei der Wellenlänge
๐ nach der spektralen Zerlegung des Lichts im Spektrometer.
๐ธ๐๐๐๐๐๐
๐ผ๐๐ก๐๐๐ ๐๐กä๐ก =
๐๐๐๐ก โ ๐น๐ä๐โ๐
Einheit: W m–2
Von links fällt das Licht der Intensität ๐ผ0 auf die
Küvette, innerhalb der Küvette nimmt die
Intensität kontinuierlich ab und nach rechts
tritt Licht der Intensität ๐ผ๐ก aus. Für die
Abnahme der Lichtintensität d ๐ผ gilt:
d๐ผ = − α ๐ ๐ผ d๐ฅ
Dabei ist α eine Proportionalitätskonstante, ๐ die Konzentration des absorbierenden Stoffes, ๐ผ
die Intensität beim Eintritt in die Schicht der Dicke d๐ฅ.
Wird die Gleichung von der Eintrittsintensität ๐ผ0 bis zur transmittierten Intensität ๐ผ๐ก
(entsprechend von ๐ฅ = 0 bis ๐ฅ = โ) integriert
๐ผ๐ก
โ
d๐ผ
๏ฟฝ = −๐ผ๐ ๏ฟฝ d๐ฅ
๐ผ
๐ผ0
ergibt sich
0
144
ln
๐ผ๐ก
= −๐ผ๐โ ๐๐๐๐ ๐ผ๐ก = ๐ผ0 exp(−๐ผ๐โ)
๐ผ0
Wir verwandeln den natürlichen in den dekadischen Logarithmus ln ๐ฅ = 2,303 lg ๐ฅ und
erhalten:
๐ผ
๐ผ0
๐โ
lg =
๐ผ๐ก 2,303
Man nennt die Größe
๐ผ
lg ๐ผ0 ≡ ๐ด (๐ด๐๐ ๐๐๐๐๐๐ง)
๐ก
(früher: Extinktion)
und wir erhalten mit dieser Definition aus der obigen Gleichung
๐ผ
๐ผ0
๐โ
lg = ๐ด =
๐ผ๐ก
2,303
Man nennt ε ≡ α/2,303 den dekadischen Absorptionskoeffizienten (früher Extinktionskoeffizienten) der Substanz und erhält damit:
lg
๐ผ0
≡ ๐ด = ๐๐โ
๐ผ๐ก
Diese Gleichung nennt man das Lambert-Beer'sche Gesetz. Die Absorbanz ist dimensionslos,
der Absorptionskoeffizient hat die Einheit M−1cm−1. Sein Zahlenwert hängt von der
Wellenlänge ab.
Von Bouguer (1729) und von Lambert (1760) wurde gefunden, dass die Abnahme der
Intensität proportional zur Intensität und zur Schichtdicke ist: d โ ๐ผ = ๐๐๐๐ ๐ก. ๐ผ d ๐ฅ.
Beer (1852) zeigte, dass der Proportionalitätsfaktor proportional zur Konzentration des
absorbierenden Stoffes ist: ๐๐๐๐ ๐ก. = ๐ผ โ ๐.
Bei diesen Betrachtungen haben wir vernachlässigt, dass die Lichtintensität auch an den
Glaswänden der Küvette abnimmt (durch Reflexion), und dass das Lösungsmittel auch
absorbieren kann. Da man nur die Eigenschaften der gelösten Substanz messen will, geht
man folgendermaßen vor: Man misst zunächst die Extinktion des Lösungsmittels und dann
die der Lösung.
๐ด (๐ฟ)
๐ด (๐ฟ)
๐ด (๐)
๐ด (๐ฟ๐)
= ๐ด (๐) + ๐ด (๐ฟ๐)
= Absorbanz Lösung
= Absorbanz Substanz
= Absorbanz Lösungsmittel
145
Für die Extinktion der Substanz ergibt sich:
๐ด(๐) = ๐ด(๐ฟ) − ๐ด(๐ฟ๐) = lg
Transmission: ๐ =
๐ผ0
๐ผ๐ก (๐ฟ๐)
๐ผ0
− lg
= lg
๐ผ๐ก (๐ฟ)
๐ผ๐ก (๐ฟ๐)
๐ผ๐ก (๐ฟ)
๐ก๐๐๐๐ ๐๐๐ก๐ก๐๐๐๐ก๐ ๐ผ๐๐ก๐๐๐ ๐๐กä๐ก ๐ผ๐ก
=
๐ธ๐๐๐ก๐๐๐ก๐ก๐ ๐๐๐ก๐๐๐ ๐๐กä๐ก
๐ผ0
(wird manchmal auch an Stelle der
Absorption benutzt)
In der Praxis geht man so vor, dass man zuerst eine Küvette mit dem Lösungsmittel misst
(Referenz) und dann eine zweite gleichartige Küvette mit der Lösung. Das Photometer zeigt
dann automatisch die Absorbanz der gelösten Substanz (๐ธ(๐)) an:
Für die Gültigkeit des Lambert-Beer-Gesetzes ist es wichtig, dass sich die Konzentration von ๐
bei der Lichteinstrahlung nicht ändert, d.h. dass die Desaktivierungsgeschwindigkeit von ๐∗
sehr groß ist gegenüber der Zahl der pro Zeit eintreffenden Quanten (siehe Kapitel 14.3). Falls
dies nicht so ist, wird der Grundzustand ๐ entvölkert, d.h. die Konzentration ๐ nimmt ab. Dies
tritt bei Anregung mit hohen Lichtintensitäten auf (z.B. Laser) und wird bei der
zeitaufgelösten Spektroskopie ausgenutzt.
Der Absorptionskoeffizient hat die anschauliche Bedeutung eines Stoßquerschnitts pro Mol,
d.h. er beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Photon absorbiert wird. Dies erkennt man
auch an den Einheiten von α bzw. ε.
Einheit:
โ
cm3
−1
−1
3
๐ cm =
= 10
= 103 cm2 mol−1
mol cm
mol cm
Häufig wird ε auch in dieser Einheit angegeben. Hier erkennt man auch direkt, dass es sich um
eine Querschnittsfläche pro mol handelt.
Umrechnung der Lichtintensität in Zahl der Photonen pro Zeit (๐ก) und Fläche (๐น):
๐ฟ๐๐โ๐ก๐๐๐ก๐๐๐ ๐๐กä๐ก =
=
๐ธ๐๐๐๐๐๐
๐๐โ๐ ๐๐๐ ๐๐ข๐๐๐ก๐๐ โ ๐ธ๐๐๐๐๐๐ ๐๐๐ ๐๐ข๐๐๐ก
=
๐๐๐๐ก ๐น๐ä๐โ๐
๐๐๐๐ก โ ๐น๐ä๐โ๐
๐ธ
๐ก๐น
=
∑ ๐๐ ๐๐
๐ก๐น
Bei monochromatischem Licht (Laser) haben alle Photonen die gleiche Energie und wir erhalten:
๐ผ=
๐๐
๐ก๐น
14.5. Optische Spektroskopie
146
Aufbau eines Photometers
Ein Photometer besteht aus Lichtquelle, Monochromator (Prisma oder Gitter), Blende,
Küvettenhalter, Lichtintensitätsmessgerät (Photozelle, Sekundär-elektronenvervielfacher) und
der zugehörigen Steuer- und Auswertungselektronik.
Beim Einstrahlphotometer werden die Referenzküvette und die Messküvette nacheinander in
den Strahlengang geschoben. Beim Zweistrahlphotometer wird der Strahl durch einen
rotierenden Spiegel entweder auf die Referenz- oder die Messküvette gelenkt und fällt
danach auf den Photodetektor. Das Differenzsignal wird dann verstärkt und angezeigt.
Die absorbierte Lichtintensität ist gegeben durch
(14.1)
๐ผ (๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐๐ก) = ๐ผ0 − ๐ผ๐ก
Setzen wir Gl. 14.1 in das Lambert-Beersche Gesetz ein, erhalten wir
(14.2)
๐ผ(๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐๐ก) = ๐ผ0 − ๐ผ0 exp(−๐ผ๐โ) = ๐ผ0 [1 − exp(−๐ผ๐โ)]
(14.3)
Für die Extinktion der Substanz ergibt sich:
๐ด(๐) = ๐ด(๐ฟ) − ๐ด(๐ฟ๐) = lg
๐๐๐๐๐ ๐๐๐ ๐ ๐๐๐: ๐ =
๐ผ0
๐ผ0
๐ผ๐ก (๐ฟ๐)
− lg
= lg
๐ผ๐ก (๐ฟ)
๐ผ๐ก (๐ฟ๐)
๐ผ๐ก (๐ฟ)
๐ก๐๐๐๐ ๐๐๐ก๐ก๐๐๐๐ก๐ ๐ผ๐๐ก๐๐๐ ๐๐กä๐ก ๐ผ๐ก
=
๐ธ๐๐๐ก๐๐๐ก๐ก๐ ๐๐๐ก๐๐๐ ๐๐กä๐ก
๐ผ0
wird manchmal auch an Stelle der
Absorbanz benutzt.
In der Praxis geht man so vor, dass man zuerst eine Küvette mit dem Lösungsmittel misst
(Referenz) und dann eine zweite gleichartige Küvette mit der Lösung. Das Photometer zeigt
dann automatisch die Absorbanz der gelösten Substanz (E(S) an.
147
14.6. Optische Absorption von Biomolekülen
-
Aminosäuren: Nur die aromatischen AS absorbieren über 200 nm.
Absorptionsmaxima Trp ca. 280 nm; Tyr ca. 270 nm; Phe ca. 260 nm.
-
DNA: Alle vier Basen absorbieren über 200 nm mit einem Maxima bei ca. 260 nm.
-
organische Kofaktoren:
NAD+ 250 nm / NADH 250/330 nm
Riboflavin ca. 450 nm
Porphyrine (z.B. Häm) ca. 530 nm
Chlorophyll ca. 440nm / 690 nm
Carotenoide ca. 500 nm
148
15. Elektrochemie
15.1 Elektrische Größen und Definitionen
Elektrische Erscheinungen wurden schon sehr früh beobachtet, z.B. Reiben von Bernstein mit
Katzenfell, Blitze usw. Es wurde gefunden, dass es zwei Arten von elektrischen Ladungen gibt,
die willkürlich als positive bzw. negative Ladungen bezeichnet wurden. Es wurde beobachtet,
dass gleichartige Ladungen sich abstoßen, ungleichartige Ladungen sich anziehen.
Quantitativ wurde dies von Coulomb untersucht, der dabei das folgende Gesetz gefunden
hat:
Die Kraft zwischen zwei punktförmigen geladenen Teilchen im Vakuum ist:
๐1
⊕
๐2
๐
โ
1
๏ฟฝ๐นโ ๏ฟฝ = 4 ๐๐
0
๐1 ๐2
(15.1)
๐2
Darin ist: ๏ฟฝ๐นโ ๏ฟฝ der Betrag der Kraft zwischen den Teilchen, anziehend (positiv) wenn ๐1und ๐2
verschiedene Vorzeichen haben, abstoßend (negativ) wenn sie gleiche
Vorzeichen haben.
Einheit: 1 C = 1 Coulomb = 1 As = 1 Ampere โ 1 Sekunde
๐ Abstand der Ladungen.
Einheit von ε0 aus Gl.
๐1 , ๐2 Ladung von Teilchen 1 bzw. 2, Einheit Coulomb
15.1:
ε0 = 8,854 โ 1012 C 2 N−1 m−2 „elektrische Feldkonstante“
C2N−1m−2 = C2J−1m−1 =
oder ‘Permittivität des Vakuums’
CV−1m−1 = A2s4kg−1m−3
Befindet sich zwischen den Ladungen Materie (z.B. Luft, Wasser) so wird die Kraft
abgeschwächt. Man findet
๏ฟฝ๐นโ ๏ฟฝ =
(15.2)
1 ๐1 ๐2
4 ๐๐0 ๐ ๐ 2
๐ =‘relative Permittivität’ (dimensionslos) = 78 (für H 2 O )
Früher wurde ε die "Dielektrizitätskonstante" genannt.
Beispiel: Kraft, die ein Na+ - und Cl− -ion im Vakuum im Abstand von 10 nm auf einander
ausüben (Elementarladung ๐ = 1,6 โ 10−19 ๐ถ)
:
1
1,6 โ 10−19 ๐ถ โ 1,6 โ 10−19 ๐ถ
๏ฟฝ๐นโ ๏ฟฝ =
(10−8 )2 m2
4 ๐ 8,8 โ 10−12 ๐ถ 2 J −1 m−1
149
= 2,3 โ 10−12 J m−1
[J m−1 = N m m−1 = N]
Die Anziehungskraft der beiden Ionen in Wasser ist um den Faktor 78 geringer
Potentielle Energie, Arbeit, Elektrisches Potential, elektrische Feldstärke
Führen wir diesem System Arbeit zu, d.h. ziehen wir die positive und negative Ladung
auseinander, so erhöht sich dessen potentielle Energie. Umgekehrt, falls durch die Wirkung
der Anziehungskraft, die Ladungen näher zusammenkommen, erniedrigt sich die potentielle
Energie.
Def.: Die potentielle Energie ist gleich der negativen Arbeit, die von der
Wechselwirkungskraft verrichtet wird.
(Arbeit: d๐ = ๐นd๐, ๐น = ๐๐๐โ๐ ๐๐๐ค๐๐๐๐๐ข๐๐๐ ๐๐๐๐๐ก, ๐น ist positiv, wenn anziehend).
(15.3)
1 ๐1 ๐2
d๐ธ๐๐๐ก = −d๐ = −๐นd๐ = −
d๐
4๐๐0 ๐ 2
Wir bringen die Ladung ๐1 aus Entfernung ∞ bis zur Entfernung ๐:
๐ธ(๐)
๏ฟฝ d๐ธ๐๐๐ก = −
๐ธ(∞)
(15.4)
๐
๐1 ๐2 1
๏ฟฝ d๐
4๐๐0 ๐ 2
∞
๐ธ๐๐๐ก (๐) − ๐ธ๐๐๐ก (∞) = −
1 ๐
1 ๐1 ๐2
๐1 ๐2
๏ฟฝ− ๏ฟฝ๏ฟฝ =
4๐๐0
๐ ∞ 4๐๐0 ๐
๐ธ๐๐๐ก (∞) = 0 (Definition)
1 ๐1 ๐2
๐ธ๐๐๐ก (๐) =
= potentielle Energie des Systems
4๐๐0 ๐
(15.5)
Wir definieren nun als elektrisches Potential, φ, die potentielle Energie pro Ladung. Zur
Anschauung führen wir in Gedanken folgendes Experiment durch: Wir nehmen eine positive
elektrische Ladung z.B. ein Na+ −Ion. Dieses befindet sich im Abstand ∞ von dem Ort, dessen
150
Potential wir bestimmen wollen. ๐ธ๐๐๐ก (∞) ist per Definition Null. Die Ladung wird dann von ∞
zum Ort ๐ gebracht, und wir berechnen oder messen nach Gleichung (15.5) die potentielle
Energie. Division durch die Größe der verwendeten Ladung ergibt das elektrische Potential.
Def.: Elektrisches Potential:
๐ธ๐๐๐ก ๐๐๐ก๐๐๐ก๐๐๐๐๐ ๐ธ๐๐๐๐๐๐
φ=
=
๐1
๐ฟ๐๐๐ข๐๐
(15.6)
Entsprechend der Definition ist die Einheit des elektrischen Potentials JC−1 oder Volt, V. Das
elektrische Potential der Punktladung ๐2 ist nach den Gleichungen 15.5 und 15.6:
(15.7)
1 ๐2
φ=
4๐๐0 ๐
Beispiel.: Das elektrische Potential im Abstand 10 nm von einem Na+ −Ion ist also:
1 J = 1 V As
1 ๐ถ = 1 As
1,6 โ 10−19 ๐ถ
φ=
= 0,14 J๐ถ −1
−12
2
−1
−1
−8
4๐ 8,8 โ 10 ๐ถ J m
10 m
= 0,14 V
1
Mit dem elektrischen Potential kann man für die potentielle Energie nach Gl. 15.6 auch
schreiben
(15.8)
๐ธ๐๐๐ก = ๐1 φ
Physikalisch wichtig sind die Änderungen der potentiellen Energie. Die Wahl des Nullpunktes
ist (wie beim chemischen Potential) willkürlich und spielt bei der Berechnung von
Änderungen keine Rolle.
(15.9)
๐ธ๐๐๐ก (2)
๏ฟฝ
๐ธ๐๐๐ก (1)
φ2
d๐ธ๐๐๐ก = ๐1 ๏ฟฝ dφ → ๐ธ๐๐๐ก (2) − ๐ธ๐๐๐ก (1) = ๐1 (φ2 − φ1 ) = ๐ = ๐ด๐๐๐๐๐ก
φ1
φ2 − φ1 ist die elektrische Potentialdifferenz, die man üblicherweise Spannung, ๐, nennt.
(15.10)
φ2 − φ1 = ๐
Damit erhalten wir für die elektrische Arbeit:
๐ = ๐1 ๐
(15.11)
und mit ๐1 = ๐ผ ๐ก erhalten wir für die Arbeit:
(15.12)
๐ =๐๐ผ๐ก
Häufig benutzt man auch den Begriff elektrische Feldstärke, ๐ธ, die folgendermaßen definiert
ist:
(15.13)
๏ฟฝโ
๐ฒ๐๐๐๐
๐ญ
๏ฟฝ๐ฌโ =
=
151
๐ณ๐๐
๐๐๐ ๐ธ๐
Einheiten:
1 ๐๐๐ค๐ก๐๐
= NC−1 = Jm−1 C−1 = V A s m−1 A−1 s −1 = Vm−1
1 ๐ถ๐๐ข๐๐๐๐
๐ธ๏ฟฝโ ist ein Vektor mit der gleichen Richtung wie die Kraft, ๐นโ . Nach dem Coulomb´schen Gesetz
ergibt sich nach Gl. 15.2 und 15.13 für das von der Ladung ๐2 erzeugte elektrische Feld:
(15.14)
1 ๐2
๏ฟฝ๐ธ๏ฟฝโ ๏ฟฝ =
4๐๐0 ๐ 2
Man kann somit die Kraft auf die Ladung ๐1auch folgendermaßen beschreiben: (15.15)
๐นโ = ๐1 ๐ธ๏ฟฝโ
Beispiele für elektrische Felder
Richtung von ๐ฌ von + nach -
Berechnung des Betrags von ๐ธ an der Oberfläche eines Ions:
๏ฟฝ๐ธ๏ฟฝโ ๏ฟฝ =
๐
1,6 โ 10−19 ๐ถ
๐ถ
J
๐ด๐ V
V
=
=
=
=
๏ฟฝ
๏ฟฝ
4๐๐0 ๐ 2 4๐ โ 8,8 โ 10−12 ๐ถ 2 J−1 m−1 โ (59 โ 10−12 m)2 ๐ถ 2 J−1 m−1 m2 ๐ถm ๐ด๐ m m
für Li + ( r 59
=
=
pm ) , K + ( r 138 pm ) und Cl− ( r = 181pm ) : Mit ๐ = ๐ ergibt sich:
๏ฟฝ๐ธ๏ฟฝโ (Li+ )๏ฟฝ = 4,2 โ 1011 Vm−1
Daraus folgt, dass die Kraft auf ein anderes Ion
+
10
−1
๏ฟฝโ
๏ฟฝ๐ธ (K )๏ฟฝ = 7,6 โ 10 Vm
nach Gl. 15.14 bei Li+ um den Faktor 10 größer ist
als bei Cl− .
๏ฟฝ๐ธ๏ฟฝโ (Cl− )๏ฟฝ = 4,3 โ 1010 Vm−1
Dipole
152
๏ฟฝโ.
Das Dipolmoment ist definiert als ๐โ = ๐d
(15.16)
Die Richtung des Dipolmoments zeigt definitionsgemäß von – nach +, ๏ฟฝโ
d ist der
Verbindungsvektor zwischen negativer und positiver Ladung. Die Größe der positiven und
negativen Ladung ist gleich d.h. ๐+ = ๐− = ๐.
In der Organischen Chemie verwendet man die umgekehrte Richtung. Das Dipolment
zeigt hier in Richtung größerer Elektronendichte.
Plattenkondensator
Inhomogenes elektrisches Feld
Homogenes elektrisches Feld
Homogenes Feld: Die elektrischen
Feldlinien haben im betrachteten
Volumenelement die gleiche Richtung
und gleiche Dichte
Dipole im homogenen elektrischen Feld
Die Richtung des Dipolmoments bildet
den Winkel b mit dem elektrischen Feld.
Auf die + Ladung wirkt die Kraft
๐นโ+ = ๐+ ๐ธ๏ฟฝโ , auf die - Ladung wirkt die Kraft
๐นโ− = ๐− ๐ธ๏ฟฝโ . Der Betrag beider Kräfte ist
gleich groß, ihre Richtung
entgegengesetzt. Dies bewirkt ein
Drehmoment auf den Dipol der Größe:
๏ฟฝ๏ฟฝโ = ๐โ × ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝโ
๐
๐ธ = |๐โ| โ ๏ฟฝ๐ธ๏ฟฝโ ๏ฟฝ โ sin ๐ฝ
Wenn ๐ฝ = 0, dann sin ๐ฝ = 0, dann wirkt keine Kraft mehr auf den Dipol.
Bringt man einen elektrischen Dipol in ein homogenes elektrisches Feld, dreht sich der
Dipol bis er in Feldrichtung ausgerichtet ist (minimale Energie des Dipols im Feld). Der
Dipol wandert nicht in Feldrichtung.
153
Dipole im inhomogenen, elektrischen Feld
Wir betrachten die Lage von drei Dipolen.
A:
Der Abstand beider Ladungen des Dipols
von der positiven Ladung ist gleich groß.
Damit ist ๐นโ+ = −๐นโ− . Die resultierende Kraft
๏ฟฝ๏ฟฝโ ≠ 0. Der Dipol
ist Null ๐นโ๐๐๐ = 0 und ๐
dreht sich in die Feldrichtung.
B:
Der Abstand beider Ladungen des Dipols
von der positiven Ladung ist verschieden
๏ฟฝ๐นโ+ ๏ฟฝ > ๏ฟฝ๐นโ− ๏ฟฝ. Der Dipol dreht sich und richtet
sich in Feldrichtung aus und wandert
gleichzeitig in Richtung der positiven
Ladung (höhere elektrische Feldstärke).
๏ฟฝ๏ฟฝโ ≠ 0.
๐นโ๐๐๐ ≠ 0 und ๐
C:
Der Abstand beider Ladungen des Dipols
von der positiven Ladung ist verschieden
Damit sind auch die Kräfte verschieden.
๏ฟฝ๐นโ− ๏ฟฝ > ๏ฟฝ๐นโ+ ๏ฟฝ. Der Dipol ist bereits in
Feldrichtung ausgerichtet. Er wandert in
Richtung der positiven Ladung aber dreht
๏ฟฝ๏ฟฝโ = 0.
sich nicht. ๐นโ๐๐๐ ≠ 0 und ๐
Bringt man einen elektrischen Dipol in ein inhomogenes, elektrisches Feld, so dreht sich
der Dipol bis er genau in Feldrichtung ausgerichtet ist und wandert in Richtung der
höheren Feldstärke.
154
Die Struktur von Wasser und der Einfluss gelöster Ionen
Struktur von Eis: Jedes H2 O ist über 4 H-Brücken mit
den anderen H2 O verknüpft. Der kleinste O–OAbstand ist 0,24 nm.
Beim Schmelzen wird er größer 0,29 nm (bei 1,5°C),
0,3 nm (bei 83°C). Im Eis gibt es 4 nächste Nachbarn,
im flüssigen H2 O 4,4 (bei 1,5°C) 4,9 (bei 83°C), d.h. es
erfolgt ein Zusammenbruch der Fernordnung beim
Schmelzen, teilweise auch ein Zusammenbruch der
Nahordnung.
Diese beiden Effekte erlauben eine dichtere
Packung der H2 O-Moleküle im flüssigen Zustand. In
Kombination mit der Zunahme des mittleren
Abstandes ist dies die Erklärung für das
Dichtemaximum bei 4°C.
Struktur von Wasser: Im flüssigen Wasser befinden
sich größere Netzwerke von Wassermolekülen, die
über Wasserstoff-Brückenbindungen assoziiert sind.
Daneben liegen auch unassoziierte Moleküle vor, die
sich in einem Gleichgewicht mit den Netzwerken
befinden. Diese ungewöhnliche Struktur ist Ursache
für eine Reihe ungewöhnlicher Eigenschaften des
flüssigen Wassers.
Löst man Ionen im Wasser, so lagern sich die Wasserdipole an die Ionen an. Die Wassermoleküle direkt
am Ion bilden die sogenannte erste Hydrathülle, die sehr fest gebunden und stark orientiert sind.
Daran schließt sich eine weitere ("sekundäre") Hydrathülle an, deren Dipole nur partiell orientiert sind.
Diese geht ohne scharfe Grenze in die Struktur der ungestörten Wasserstruktur über. Die erste
Hydrathülle enthält bei den meisten Ionen 4 Wassermoleküle in tetraedrischen Anordnung, da
dadurch die tetraedrische Anordnung der ungestörten Wasserstruktur (engl. ("bulk water") am
wenigsten gestört wird. Die Abbildung zeigt eine anschauliche (links) und schematische (rechts)
Darstellung der Umgebung eines hydratisierten Ions.
155
Will man einen NaCl-Kristall in Wasser auflösen, so muss eine Energie von der Größenordnung
der Gitterenergie (750 kJmol−1 ) aufbringen. Die geschieht durch Anlagerung der
Wasserdipole an die Ionen auf der Kristalloberfläche, die dadurch in Lösung gehen können.
Durchschlagsfeldstärke in Luft:
Erreicht die Luft eine Feldstärke von 106 Vm−1, so tritt ein elektrischer Überschlag auf
(Funken, Blitz).
Beispiel: Steckdose ๐ = 220 ๐, Abstand der Pole ๐ = 1 ๐๐ ergibt für die Feldstärke zwischen
den Polen:
220V
๐ธ = −2 = 2,2 โ 104 Vm−1
10 m
Nähert man die Pole an z.B. 1mm →= 2,2 โ 105 Vm−1
Beim Abstand von 0,2 mm Funkenüberschlag, daher ๐ธ > 106 Vm−1 .
15.2. Elektrolyte und Faraday`sche Gesetze
Werden Salze in Wasser gelöst, leiten die entstehenden Lösungen den elektrischen Strom. Bei
der Auflösung dissoziieren die Stoffe in Ionen und die Ionen werden durch Anlagerung einer
Hydrathülle stabilisiert.
Na Cl(fest) + Wasser →
156
Gegenüber der Bindung im Kristall, ist die Coulomb’sche Wechselwirkung durch das Wasser
stark geschwächt.
1
๐1 ๐2
๏ฟฝ๐นโ ๏ฟฝ = 4๐๐ ๐
,
mit ๐๐ป2 ๐ = 78
๐2
0 ๐ป2 ๐
Legt man an eine solche Lösung eine elektrische Spannung an, so wandern die Ionen im
elektrischen Feld und reagieren an den Elektroden mit den Elektronen.
Strommessgerät
Bsp.: CuCl2 -Lösung, Pt-Elektroden.
Wir legen eine Spannung an: dann
werden die Cu2+ zum –Pol
wandern, die Cl− zum +Pol.
I
Definition:
–Pol die Kathode. Bei der
Elektrolyse wandern die
positiven Ionen (Kationen) zur
Kathode.
+Pol die Anode. Bei der
Elektrolyse wandern die
negativen Ionen (Anionen) zur
Anode.
Im Zuleitungsdraht und in den Elektroden fließen Elektronen, in der Lösung nur Cu2+ und Cl− ,
d.h. an der Phasengrenze Elektrode/Elektrolyt findet ein Wechsel der Ladungsträger statt und
dies ist mit einer chemischen Reaktion gekoppelt.
Kathode:
Anode:
Gesamtreaktion:
Cu2+ (Lösung) + 2 ๐ − (Elektrode)
2 Cl− (Lösung)
Cu2+ + 2 Cl−
→
→
→
Cu (Elektrode)
Cl2 (Gas) + 2 ๐ −
Cu + Cl2
Diese Reaktion ist eine Zersetzung des gelösten Stoffes. Man nennt diesen Vorgang Elektrolyse.
Die Faraday'schen Gesetze
Die Elektrolyse wurde von Faraday für viele Stoffe genauer untersucht, und dabei das 1. und
2. Faraday'sche Gesetz gefunden. Diese sind eine Konsequenz der Erhaltung der elektrischen
Ladung:
157
- Fließt im äußeren Stromkreis die Ladung ๐ (๐๐ขß๐๐) = ๐๐ = ๐ผ ๐ก, so muss die gleiche Ladung
auch durch die Zelle fließen.
- An der Kathode wird die Ladung aber nur durch Cu2+ -Ionen in die Lösung gebracht. Also
muss hier gelten:
(15.17)
๐๐๐๐๐๐ (๐พ๐๐กโ๐๐๐) = ๐Cu2+ โ ๐งCu2+ โ ๐
๐Cu2+ =
๐งCu2+ =
๐
=
mit
๐Cu2+ = ๐Cu2+ โ ๐๐ด
๐
๐๐ด
= Stoffmenge (mol)
= Avogadrokonstante
erhält man aus Gl. 15.17:
๐๐๐๐๐๐ (๐พ๐๐กโ๐๐๐) =
Zahl der abgeschiedenen Cu2+ -Ionen
Zahl der Ladungen der Cu2+ -Ionen
Elementarladung = 1,6 . 10−19C
und
๐
๐ = ๐๐ถ๐ข
๐ถ๐ข
๐Cu2+ = Masse der abgeschiedenen Cu2+
๐Cu2+ = Molmasse
(15.18)
๐๐ถ๐ข2+
โ ๐ง 2+โ ๐๐ด โ ๐
๐๐ถ๐ข2+ ๐ถ๐ข
Entsprechend ergibt sich für die Anode:
๐๐ถ๐−
๐๐๐๐๐๐ (๐ด๐๐๐๐) =
โ ๐ง − โ ๐๐ด โ ๐
๐๐ถ๐− ๐ถ๐
(15.19)
und wir erhalten allgemein für beliebige Ionensorten ๐:
(15.20)
Da die elektrische Ladung erhalten bleibt, gilt (a=außen):
๐๐ = ๐ผ ๐ก = ๐๐๐๐๐๐
๐๐ = ๐ผ ๐ก =
๐๐
๐ง ๐ ๐ = ๐๐ ๐ง๐ ๐น
๐๐ ๐ ๐ด
Man schreibt für die Größe ๐๐ด ๐ = ๐น = 6 โ 1023 mol−1 โ 1,6 โ 10−19 ๐ถ = 96500 ๐ถmol−1
๐น =Faradaykonstante = Ladung von 1 mol Elektronen
Mit dieser Gleichung (15.20) berechnet man den Zusammenhang zwischen Strom und
Stoffmenge bei der Elektrolyse. Gl. 15.20 ist die Zusammenfassung des 1. und des 2.
Faraday'sche Gesetzes.
Abhängigkeit Strom – Spannung bei der Elektrolyse:
158
Bei kleinen Spannungen: kein Strom.
I
Bei hoher Spannung: linearer Zusammenhang
Strom – Spannung (Ohm‘sches Gesetz)
โ๐ผ
1
=๐ฟ=
โ๐
๐
Extrapolation des linearen Bereiches auf den
Strom ๐ผ = 0 ergibt die Zersetzungsspannung,
๐ธ๐ง für die jeweilige Verbindung
Beispiel: Berechnung der Masse von Aluminium, wenn bei der Elektrolyse von AlCl3 ein Strom
von 5 A für eine halbe Stunde fließt.
(15.20)
๐๐
๐ผ๐ก=
๐ง๐น
๐๐ ๐
๐ผ ๐ก ๐(Al) 5A โ 0,5h โ 27g โ mol−1
=
๐งAl ๐น
3 โ 96500Cmol−1
5A โ 0,5 โ 3600s โ 27gmol−1
=
3 โ 96500 Asmol−1
= 0,84g
๐(Al) =
๐ง(Al) =
3
๐(Al) =
1h
=
3600 s
1C
=
1As
27 g mol−1
15.3 Leitfähigkeit von Elektrolyten
๐
๐ผ
1
Der elektrische Widerstand ist definiert als ๐
= ๐ผ , die elektrische Leitfähigkeit ist ๐ฟ = ๐ = ๐
.
Der Widerstand hängt von der Geometrie der Anordnung ab. Man findet:
โ
๐
= ๐ ๐ด,
๐ = spezifischer Widerstand, โ = Länge des Leiters,
๐ด = Querschnittsfläche des Leiters
Entsprechend findet man
für die Leitfähigkeit
๐ผ
๐ด
= ๐ฟ = ๐
โ , ๐
= spezifische Leitfähigkeit
๐
๐
๐ผ = ๐
๐ด โ
(15.21)
Die spezifische Leitfähigkeit setzt sich aus den Anteilen der Kationen und der Anionen
zusammen und ist proportional zur Konzentration des Salzes. Dividiert man durch ๐ so erhält
man:
(15.22)
159
๐
๐
=Λ=
molare Leitfähigkeit des Elektrolyte
v+
|E|
v− ๏ฟฝ
u− =
|E|
u+ =
Λ + = ๐ง+ ๐ข+ ๐น
Λ − = ๐ง− ๐ข− ๐น
Man bezeichnet entsprechend
(15.23)
als die molare Leitfähigkeit des Kations bzw. des Anions (๐ง+ , ๐ง− Ladungszahl Kation, Anion,
๐ข+ , ๐ข− Beweglichkeit Kation, Anion, v+ , v− Geschwindigkeiten Kation und Anion).
Damit ergibt sich
(15.24)
Λ = ๐+ Λ + + ๐− Λ − (stöchiometrische Koeffizienten)
Man nennt Gl. 15.24 das 1. Kohlrausch’sche Gesetz oder das Gesetz von der unabhängigen
Wanderung der Ionen.
Bsp.:
Λ 0 (Na+ ) = 50 Ω−1 cm2 mol−1
Λ 0 (Cl− ) = 76 Ω−1 cm2 mol−1
Λ
+
50 cm2 mol ๐ด
๐ข0Na+ = ๐ง 0Na ๐น = 96500 Ω mol ๐ด s ๐
Na+
= 5,2 โ 10−4
cm2
s๐
๐ฃ0Na+ = ๐ข0Na ๐ธ = 5,2 โ 10−4
cm2
s๐
๐
โ 1 cm ≈ 5 โ 10−4
cm
s
Legt man eine Spannung von 1 V an zwei Elektroden, deren Abstand 1 cm ist, so wandern die
in der Lösung befindlichen Na+ -Ionen in 1 s etwa 5 โ 10−4 cm weit.
Der Abstand zweier Wassermoleküle ist etwa
3 โ 10−8 cm, d.h. auf einem Weg von 1 cm
liegen
1 cm
๐ = 3โ10−8 cm = 3 โ 107 Wassermoleküle.
In 1 s legt das Na+ einen Weg von 5 โ 10−4 cm
zurück.
5โ10−4 cm
Dabei wandert das Na+ -Ion an ๐ = 3โ10−8 cm ≈
2 โ 104 Molekülen H2 O vorbei.
160
Das Proton wandert nicht als H3 O+ durch die Lösung. Es hat einen anderen Transportmechanismus.
„Wanderung“ von H + im elektrischen Feld. ⇒ Erklärt die hohe Beweglichkeit (und
Leitfähigkeit) von H + -Ionen ("Grotthus-Mechanismus").
161
15.4 Elektroden
15.4.1 Vorgänge an der Elektrode
Taucht man einen Metallstab in eine Lösung, so kann entweder das Metall in Lösung gehen,
oder es können sich Metallionen abscheiden:
Vorgänge an der Elektrode (Halbzelle):
d.h. an den
Elektroden laufen chemische Reaktionen ab. Parallel zu dem
chemischen Vorgang werden die Phasen (Metall und Lösung) gegeneinander aufgeladen: Ist
das Silbermetall negativ geladen, so wird die weitere Abgabe von Ag + in die Lösung
verlangsamt bis sich schließlich ein Gleichgewicht eingestellt hat (chemisch + elektrisch =
elektrochemisches Gleichgewicht).
Anstelle des chemischen Potentials, das man bei den Gleichgewichten in einer Phase
(d.h. φ = konst) benutzt, muss man hier für die Berechnung das elektrochemische Potential
benutzen, das folgendermaßen definiert ist:
162
๐๏ฟฝ๐ = ๐๐ + ๐ง๐ ๐น φ
(15.25)
=
elektrochemisches Potential
๐๐
=
chemisches Potential
๐ง๐
=
๐น
=
Ladung des Ions ๐
(→๐ง๐ ๐น =
Ladung von 1 mol Teilchen ๐)
๐๏ฟฝ๐
φ
=
Faradaykonstante
elektrisches Potential der Phase
Für ungeladene Stoffe ist ๐ง๐ = 0, und das elektrochemische Potential geht in das chemische
Potential über. Das elektrochemische Potential enthält zusätzlich die Arbeit, die notwendig
ist, um 1 Mol Ionen vom elektrischen Potential 0 auf ๐ zu bringen. Je nach Vorzeichen von ๐ง๐
und φ, ist diese Arbeit positiv oder negativ.
• Die chemische Reaktion findet nur an der Phasengrenze ๐๐|๐ฟö statt.
• Durch die chemische Reaktion findet eine elektrische Aufladung der beiden
Phasen gegeneinander statt, dies verhindert den weiteren Ablauf der Reaktion: wir
haben elektrochemisches Gleichgewicht.
Für ein elektrochemisches Gleichgewicht gilt allgemein:
๏ฟฝ ๐๐ ๐๏ฟฝ๐ = 0
15.4.2
Elektrochemische Zelle
Man baut zwei Halbzellen (Metall und Lösung) zusammen:
Schematische Darstellungen:
163
Die Salzbrücke erlaubt den
Ladungstransport
zwischen den Halbzellen
und verhindert die
Vermischung der Lösung.
Sie besteht aus einem
Keramikdiaphragma oder
aus einer KNO3 −Lösung,
die mit Agar verfestigt ist.
๐ซ๐๐๐ง = ๐๐๐ง − ๐๐๐ง๐๐๐
๐ซ๐๐๐ฎ = ๐๐๐ฎ − ๐๐๐ฎ๐๐๐
๐ซ๐๐๐ฎ = ๐๐๐ฎ − ๐๐๐ฎ๐๐๐
๐ฌ = ๐ซ๐๐๐ฎ − ๐ซ๐๐๐ง
๐ซ๐๐๐ข๐๐ ≈ ๐
164
Wichtige Befunde:
•
•
Innerhalb einer Phase ist φ konstant (wenn kein Strom fließt)
•
Chemische Reaktion nur an den Phasengrenzen
•
Potentialsprünge an den Grenzen zwischen Salzbrücke und Lösungen sind klein und
werden vernachlässigt.
•
Die Messung elektrischer Potentialdifferenzen erfolgt immer zwischen zwei Phasen
gleicher chemischer Zusammensetzung, d.h. Voltmeter ist an zwei Cu-Drähte
angeschlossen.
Potentialsprünge nur an den Phasengrenzen
Eine Kombination aus zwei verschiedenen Elektroden nennt man eine elektrochemische
Zelle. Eine Elektrode im Kontakt mit der Lösung heißt entsprechend 'Halbzelle'. An der Stelle,
an der die beiden verschiedenen Lösungen aneinander grenzen, treten Diffusionspotentiale
auf. Diese kann man aber durch geeignete Maßnahmen verringern bzw. ganz unterdrücken
(Salzbrücken mit Salzen, bei denen Anion und Kation gleiche Beweglichkeit haben. Die
Zellspannung einer elektrochemischen Zelle ist
φ๐๐๐โ๐ก๐ − φ๐๐๐๐๐ = ΔφCu − ΔφZn = ๐ธ
Wenn kein Strom fließt, nennt man diese Spannung die Elektromotorische Kraft, EMK, der Zelle.
Das Diffusionspotential an der Grenzfläche zweier Lösungen wird vernachlässigt: ΔφDiff ≈ 0
Symbolische Schreibweise:
senkrechter Strich
Zn Zn 2+ Cu 2+ Cu ๏ฃผ Phasengrenzen:
๏ฃด
๏ฃฝ
๏ฃด Salzbrücke mit Fritte: poröse Wand, verhindert Durchmischung,
+
Pt, H 2 H
๏ฃพ
erlaubt elektrischen Kontakt, zwei senkrechte Striche
15.4.3 Wasserstoff – Elektrode und Spannungsreihe
Das Potential einer Halbzelle kann nicht direkt gemessen werden. Man kombiniert daher eine
Halbzelle mit einer zweiten Halbzelle, z.B. einer H2 -elektrode.
Linke Seite: H2 -Elektrode;
rechte Seite: beliebige Halbzelle
Pt, H 2 H + Zn 2+ Zn
Pt, H 2 H + Cu 2+ Cu
165
Man
setzt
willkürlich
das
elektrische
Potential
der
H2 -Elektrode
unter
Standardbedingungen = Null und definiert als Elektrodenpotential einer beliebigen Halbzelle
die EMK, die in Kombination mit der H2 -Elektrode gemessen wurde.
Standardelektrodenpotential: Reaktion, die in Tabelle
angegeben wird
๐ธ0/ ๐
Zn2+ + 2 ๐ − → Zn
Cu2+ + 2 ๐ − → Cu
– 0,763
+ 0,34
eigentlich ablaufende
Reaktion
Zn2+ + H2 → 2 H+ + Zn
Cu2+ + H2 → 2 H+ + Cu
Das Minus-Zeichen von ๐ธ 0 deutet an, dass bei Zn die Reaktion in umgekehrter Richtung läuft
wie geschrieben, bei Cu (+Zeichen) läuft Reaktion in der angegebenen Richtung.
Die gemessene EMK der Zelle ergibt sich formal dann so:
๐ธ = โφCu|CuSO4 − โφZn|ZnSO4
= ๏ฟฝโφ
Cu|CuSO4 − โφH2 ๏ฟฝH+ ๏ฟฝ − ๏ฟฝโφ
Zn|ZnSO4 − โφH2 ๏ฟฝH+ ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐ธCu|CuSO4
(15.26)
๐ธZn|ZnSO4
Man nennt ๐ธ das Elektrodenpotential der entsprechenden Reaktion. Unter Standardbedingungen wird es ๐ธ 0 „Standardelektrodenpotential“ genannt. Man erkennt, dass bei der
Kombination von zwei Halbzellen (Elektroden) zu einer Zelle das Elektrodenpotential der H2 Elektrode ('Referenzelektrode') wieder heraus fällt.
โφCu|CuSO4
ECu|CuSO4
ist also die elektrische Potentialdifferenz an der Grenzfläche Cu|CuSO4 .
ist das Elektrodenpotential, d.h. die Differenz der elektrischen
Potentialdifferenzen Cu|CuSO4 und Pt H2 |H + .
Anordnung der Halbzellen im Zellschema:
1.
2.
Ist eine Halbzelle die H2 -Elektrode, so steht diese immer auf der linken Seite.
3.
Standardpotential ๐ธ 0 auf der rechten Seite.
Bei allen anderen Kombinationen von Halbzellen steht die Halbzelle mit positiverem
Die Standard EMK der Zelle errechnet sich wie folgt:
๐ธ 0 = ๐ธ 0 (๐๐๐โ๐ก๐ ) − ๐ธ 0 (๐๐๐๐๐ ) = ๐ธ๐0 − ๐ธ๐0
166
Die Standardelektrodenpotentiale liegen geordnet nach ihrer Größe tabelliert vor. Man nennt
dies die 'Elektrochemische Spannungsreihe'
Halbzelle
Elektrodenreaktion
Metallionenelektroden
Standardelektrodenpotential
Chemisch
Biochemisch
๐ธ0
๐
Li+ |Li
Rb+ |Rb
K + |K
Cs + |Cs
Ca2+ |Ca
Na+ |Na
Mg 2+ Mg
Al3+ |Al
Zn2+ |Zn
Fe2+ |Fe
Cd2+ |Cd
Ni2+ |Ni
Pb2+ |Pb
Cu2+ |Cu
Ag + |Ag
Au+ |Au
Li+ + e− โ Li
Rb+ + e− โ Rb
K + + e− โ K
Cs + + e− โ Cs
Ca2+ + 2e− โ Ca
Na+ + e− โ Na
Mg 2+ + 2e− โ Mg
Al3+ + 3e− โ Al
Zn2+ + 2e− โ Zn
Fe2+ + 2e− โ Fe
Cd2+ + 2e− โ Cd
Ni2+ + 2e− โ Ni
Pb2+ + 2e− โ Pb
Cu2+ + 2e− โ Cu
Ag + + e− โ Ag
Au+ + e− โ Au
-3,05
-2,93
-2,92
-2,92
-2,87
-2,71
-2,36
-1,66
-0,76
-0,44
-0,40
-0,23
-0,13
+0,34
+0,80
+1,42
H + |H2 , Pt
OH − |O2 , Pt
I − |I2 , Pt
Cl− |Cl2 , Pt
F − |F2 , Pt
H2 O|Pt
2H + + 2e− โ H2
O2 + 2 H2 O + 4e− โ 4 OH −
I2 + 2e− โ 2 I −
Cl2 + 2e− โ 2 Cl−
F2 + 2e− โ 2 F −
O2 + 4 H + + 4e− โ 2 H2 O
0,00
+0,40
+0,54
+1,36
+2,85
+1,229
SO2−
4 |PbSO4 |Pb
I − |Ag I|Ag
Cl− |AgCl|Ag
Cl− |Hg 2 Cl2 |Hg
PbSO4 + 2e− โ Pb + SO2−
4
Ag I + e− โ Ag + I −
AgCl + e− โ Ag + Cl−
Hg 2 Cl2 + 2e− โ 2 Hg + 2Cl−
-0,28
-0,15
+0,22
+0,27
Cr 3+ , Cr 2+ |Pt
Fe3+ , Fe2+ |Pt
Ce4+ , Ce3+ |Pt
NADPH, NADP + |Pt
Chinhydron|Pt
Cr 3+ + e− โ Cr 2+
Fe3+ + e− โ Fe2+
Ce4+ + e− โ Ce3+
NADP + + H + + 2e โ NADPH
-0,41
+0,77
+1,61
-0,105
+0,90
๐ธ 0′
๐
Gaselektroden
-0,421
+0,816
Elektroden 2. Art
Redoxelektroden
-0,324
167
Vergleich:
Thermodynamik
Elektrochemie
chem. Pot. ๐๐ = ๐๐0 + ๐
๐ ln๐๐
elektrochem. Pot. ๐๏ฟฝ๐ = ๐๐ + ๐ง๐ ๐น๐
Δ๐ ๐บ = ๏ฟฝ ๐๐ ๐๐
โ๐บ = ๏ฟฝ ๐๐ ๐๏ฟฝ๐ = ๏ฟฝ ๐๐ ๐๐ + ๐ง๐น๐ธ
๐ = Stoffindex, ๐ = Aktivität, ๐ง๐ = Ladungszahl des Ions ๐, ๐น = Faradaykonstante,
φ =elektrisches Potential
=
=
๐
๐
๏ฟฝ ๐๐ ๐๐0 + ๐
๐ln ๏ฟฝ ๐๐ ๐
๐
๐
โ๐ ๐บ 0 + ๐
๐ln ๏ฟฝ ๐๐ ๐
๐
chem. Gleichgewicht: Δ๐
๐บ = 0
๐
Δ๐ ๐บ 0 = −๐
๐ln ๏ฟฝ(๐๐ )๐บ๐๐
๐
= −๐
๐ln๐พ 0
๐
0
๐
๐
= โ๐ ๐บ + ๐
๐ln ๏ฟฝ ๐๐ ๐ + ๐ง๐น๐ธ
๐
= Δ๐ ๐บ + ๐ง๐น๐ธ
elektrochemisches Gleichgewicht: โ๐บ = 0
Δ๐ ๐บ = −๐ง๐น๐ธ
Δ๐ ๐บ
Δ๐ ๐บ 0 ๐
๐
๐
๐ธ=−
=−
−
ln ๏ฟฝ ๐๐ 1
๐ง๐น
๐ง๐น
๐ง๐น
๐
๐
๐
= ๐ธ0 −
ln ๏ฟฝ ๐๐ 1
๐ง๐น
Δ๐ ๐บ 0 = −๐ง๐น๐ธ 0
๐
Δ๐ ๐บ = Freie Reaktionsenthalpie, Δ๐บ = Freie Reaktionsenthalpie + elektrische Arbeit im
Gleichgewicht
๐๐ = stöchiometrischer Koeffizient des Stoffes ๐, ๐ธ = EMK der elektrochemischen Zelle,
๐ง = Betrag des stöchiometrischen Faktors der Elektronen,
∏๐ ๐๐๐๐ = ๐ = stöchiometrisches Produkt, ∏๐ ๏ฟฝ๐๐๐1 ๏ฟฝ = ๐พ 0 = Gleichgewichtskonstante
๐บ๐
1. โ๐ ๐บ 0 = −๐ง๐น๐ธ 0 = −๐
๐ln๐พ 0
2. ๐ธ 0 =
๐
๐
๐ง๐น
ln๐พ 0
3. Δ๐ ๐บ = −๐ง๐น๐ธ
„Berechnung der Gleichgewichtskonstanten
aus der Standard EMK“
Zusammenhang der Freien
Reaktionsenthalpie EMK
Weitere Zusammenhänge zwischen ๐ฌ๐ und thermodynamischen Größen:
dโ๐ ๐บ 0
๏ฟฝ
๏ฟฝ = −โ๐ ๐ 0
d๐ ๐
โ๐ ๐ป 0 = โ๐ ๐บ 0 + ๐โ๐ ๐ 0
dโ๐ ๐บ 0
dโ๐ธ 0
๏ฟฝ
๏ฟฝ = −๐ง๐น ๏ฟฝ
๏ฟฝ = −โ๐ ๐ 0
d๐ ๐
d๐ ๐
dโ๐ธ 0
โ๐ ๐ป 0 = ๐ง๐นโ๐ธ 0 + ๐๐ง๐น ๏ฟฝ
๏ฟฝ
d๐ ๐
168
15.4.3 Verschiedene Elektroden
Wasserstoffstandardelektrode
Messbar sind nur die Potentialdifferenzen zwischen zwei Halbzellen. Verschiedene Halbzellen
können beliebig miteinander kombiniert werden. Zur Tabellierung wählt man eine Halbzelle
Referenz. Dies ist die Normal Wasserstoff Elektrode oder Standard Wasserstoffelektrode.
Pt H 2 ( gas,1bar ) H + ( aq ) , a = 1
Schema:
H2 löst sich in Platin. An der Grenzfläche Pt|Lösung läuft die
Reaktion ab:
2H + (aq) + 2e(Metall) → H2 (Pt) → H2 (aq) → H2 (gas)
Man kombiniert beliebige Halbzellen mit der Standardwasserstoffelektrode und tabelliert
diese Werte. Ordnet man diese Werte nach steigender EMK, so erhält man die sog.
Spannungsreihe. Diese gibt die Standardredoxpotentiale der verschiedenen Halbzellen
(Edukte und Produkte jeweils in den Standardzuständen)
๏ฟฝ๐๐ = 1 bar, ๐ ๐ = 1 M, ๐ฅ = 1๏ฟฝ gegenüber der Standardwasserstoffelektrode an, der man das
Standardpotential ๐ธH2 = 0 zuordnet.
n
Beispiel:
p
Pt H 2 ( gas,1bar ) H + ( aq ) , a = 1 Ag + ( aq ) Ag ( s )
Reaktion:
Faktor
2
+
p: 2 Ag + 2 e → 2 Ag
0
n: 2 H + + 2 e → H 2
p −n: 2 Ag + + 2 e − 2 H + − 2 e → 2 Ag − H 2
umordnen 2 Ag + + H 2
Standardpotential
0,8 V
→ 2 Ag + 2 H +
(p − n)
0,8 V
Nernst’sche Gleichung:
169
๐ธ = ๐ธ๐ − ๐ธ๐ = ๐ธAg − ๐ธH2 = ๐ธAg =
Silber/Silberchloridelektrode
0
๐ธAg
2
๐ฅAg
๐
๐
๐
๐
0
−
ln
= ๐ธAg
+
ln{Ag + }
+
2
2๐น {Ag }
๐น
Pt|H2 |H+ (๐๐)โKCl, AgCl|AgCl|Ag
Auch hier findet an der Ag-Elektrode die folgende Reaktion statt
Ag + + ๐ → Ag
Nernst’sche Gleichung:
0
๐ธAg = ๐ธAg
−
๐ฅAg
๐
๐
๐
๐
0
ln
= ๐ธAg
+
ln{Ag + }
+
{Ag }
๐น
๐น
In Gegenwart von Cl− Ionen fällt jedoch das Ag + als Silberchlorid aus und wir haben das
Gleichgewicht
{Ag + }{Cl− }
+
−
AgCl → Ag + Cl , ๐พ =
๐ฅAgCl
๐ฅAgCl = 1 (reiner Stoff) und wir erhalten: ๐พ๐ฟ = {Ag + }{Cl− } das Löslichkeitsprodukt des AgCl.
Daraus ergibt sich für {Ag + }
๐พ
{Ag + } = {Cl๐ฟ−}
Dies setzen wir in die Nernst’sche Gleichung ein und erhalten
๐
๐
๐พ๐ฟ
๐
๐
๐
๐
0
0
๐ธAg = ๐ธAg
+
ln − = ๐ธAg
+
ln๐พ๐ฟ −
ln{Cl− }
{Cl }
๐น
๐น
๐น
Wir fassen zusammen
๐
๐
0
0
+
ln๐พ๐ฟ = ๐ธAg/AgCl
๐ธAg
๐น
๐
๐
0
๐ธAg/AgCl = ๐ธAg/AgCl
−
ln{Cl− }
๐น
Da diese Elektrode sehr einfach zu handhaben ist, wird sie sehr häufig als Referenzelektrode
bei Messungen eingesetzt. Man nennt sie eine Elektrode zweiter Art, weil das Potential nicht
von der Konzentration des an der Elektrode reagierenden Ions (das Ag + ), sondern von der
eines zweiten Ions (des Cl− )kontrolliert wird. Elektroden zweiter Art haben ein sehr
reproduzierbares Potential.
Verschiedene Zellen:
Daniell-Zelle
Cu 2+ ( aq ) + Zn ( f ) → Cu ( f ) + Zn 2+ ( aq )
170
0
0
)−
๐ธ = ๐ธCu − ๐ธZn = (๐ธCu
− ๐ธZn
•
•
๐
๐
๐
ln ๏ฟฝ ๐๐ ๐
2๐น
๐
๐ง = 2 (2 Elektronen werden von Zn zu Cu transportiert)
∏๐ ๐๐๐๐ =
๐๏ฟฝZn2+ ๏ฟฝ๐ฅ(Cu)
๐๐ = stöchiometrischer Faktor
๐(Cu2+ )๐ฅ(Zn)
Allgemein setzt man die Aktivitäten ein. Hat man reinen Stoff (wie z.B. Cu und Zn) vorliegen,
gilt ๐๐ = ๐ฅ๐ = 1. Der Stoffmengenanteil ist für reine Stoffe immer ๐ฅ๐ = 1.
Damit folgt:
0
0
− ๐ธZn
−
๐ธ = ๐ธCu
๐
๐ ๐(Zn2+ )
ln
2๐น ๐(Cu2+ )
Für die Aktivitäten kann man näherungsweise die Konzentrationen der Stoffe einsetzen (bei
verdünnten Lösungen):
๐
๐
๐น
=
8,314 V As mol−1 K−1 300K
96500 As mol−1
= 0,0258 V
Manchmal verwendet man den lg an Stelle des ln. Dabei gilt: ln๐ฅ = 2,303 lg๐ฅ.
Man erhält dann:
2,303 ๐
๐ ๐(Zn2+ )
0,059 V ๐(Zn2+ )
0
lg
=๐ธ −
lg
๐ธ=๐ธ −
2๐น
๐(Cu2+ )
2
๐(Cu2+ )
0
Hinweis: In der Allgemeinen Chemie verwendet man die Nernst’Gleichung in der
Form:
๐
๐
๐ธ = ๐ธ 0 + ๐ง๐น ln
๐(๐๐ฅ)
๐(๐๐ฅ) = Aktivität der oxidierten Spezies
๐(๐
๐๐)
๐(๐
๐๐) = Aktivität der reduzierten Spezies
Beispiel:
Cu2+ + 2๐ → ๐ถ๐ข
0
๐ธCu = ๐ธCu
+
0,059 V ๐(Cu2+ )
lg
2
๐ฅCu
0
+
๐ธZn = ๐ธZn
0,059 V ๐(Zn2+ )
lg
2
๐ฅZn
Zn2+ + 2๐ → ๐๐
0
0
๐ธ = ๐ธCu − ๐ธZn = ๐ธCu
− ๐ธZn
+
=
0
๐ธCu
−
0
๐ธZn
0,059 V ๐(Cu2+ ) 0,059 V ๐(Zn2+ )
lg
−
lg
2
๐ฅCu
2
๐ฅZn
0,059 V ๐(Cu2+ )๐ฅZn
+
lg
2
๐ฅCu ๐(Zn2+ )
0
0
= ๐ธCu
− ๐ธZn
−
0,059 V ๐(Zn2+ )
lg
2
๐(Cu2+ )
171
Gegeben ist die folgende elektrochemische Zelle.
n
p
Cu Cu Cl2 ( aq ) Mn Cl2 ( aq ) , HCl ( aq ) MnO 2 Pt
Wie lauten die Halbzellreaktionen, die Gesamtreaktion, die Nernst’sche Gleichung?
Man stellt zumindest die Halbzelle mit dem positiven Potential aus der Tabelle mit den
Standardpotentialen fest und nennt diese p, die negative wird mit n bezeichnet.
Reaktionen
๐
๐
MnO2 + 4H
Cu2+ (๐๐)
+ (๐๐)
2+ (๐๐)
+ 2๐ → Mn
+ 2๐ → Cu(๐)
Faktor
1
1
+ 2H2 O
๐ − ๐: MnO2 (๐) + 4H + (๐๐) + 2๐ − Cu2+ (๐๐) − 2๐ → Mn2+ (๐๐) + 2H2 O − Cu(๐)
๐๐๐๐๐๐๐๐๐๐ก: MnO2 (๐) + 4H + (๐๐) + Cu(๐) → Mn2+ (๐๐) + 2H2 O + Cu2+ (๐๐)
๐ธ0
1,23 V
0,34 V
0,89 V
Der stöchiometrische Faktor der Elektronen muss in beiden Halbzellen immer gleich sein.
Es ergibt sich: ๐ง = 2
Das stöchiometrische Produkt aus der Reaktionsgleichung ergibt für die Gesamtreaktion:
๐ = ๏ฟฝ(๐๐ )๐๐ =
๐
{Mn2+ }๐ฅH2 2 O {Cu2+ }
๏ฟฝ๐ฅMnO2 ๏ฟฝ{H + }4 ๐ฅCu
๐ ist nicht die Gleichgewichtskonstante! Die Konzentrationen in den Halbzellen können
beliebig gewählt werden.
Nernst’sche Gleichung:
๐
๐
๐ธ๐ − ๐ธ๐ = ๐ธ๐0 − ๐ธ๐0 − 2๐น ln
2
๏ฟฝMn2+ ๏ฟฝ๐ฅH
๏ฟฝCu2+ ๏ฟฝ
2O
๐ฅMnO2 {H+ }4 ๐ฅCu
oder
0,059 V {Mn2+ }๐ฅH2 2 O {Cu2+ }
๐ธ=๐ธ −
lg
2
๐ฅMnO2 {H + }4 ๐ฅCu
0
In einer elektrochemischen Zelle läuft immer die gleiche Reaktion ab wie in einer
Lösung. Sie ist nur zwei Teilreaktionen separiert.
172
Konzentrationszelle
Man kann Halbzellen miteinander kombinieren, die sich nur in der Konzentration eines
Reaktanten unterscheiden.
n
p
Beispiel:
Ag Ag NO3 ( c1 ) Ag NO3 ( c 2 ) Ag
Reaktion:
Faktor
Standardpotential
p Ag ( c 2 ) + e → Ag
1
0,8 V
n Ag + ( c1 ) + e → Ag
1
0,8 V
+
p – n Ag + ( c 2 ) + e − Ag + ( c1 ) − e → Ag − Ag
Ag + ( c 2 )
→ Ag + ( c1 )
0
Nernst’sche Gleichung:
๐ธ = ๐ธ๐ − ๐ธ๐ = −
{๐2 }
๐
๐ ๐ฅAg
๐
๐ ๐ฅAg
๐
๐ {๐2 }๐ฅAg ๐
๐ {๐2 }
ln
− ๏ฟฝ−
ln
๏ฟฝ=
ln
=
ln
= 0,059 V โ lg
{๐1 }
{๐1 }
{๐1 }
๐ฅAg {๐1 }
๐น {๐2 }
๐น
๐น
๐น
Wenn ๐2 > ๐1 dann ist ๐ธ > 0, d.h. Ag + wird von Lösung 2 nach Lösung 1 transportiert.
Wenn ๐2 = 10−3 ๐ und ๐1 = 10−4 ๐, ergibt sich aus der Nernst Gleichung
10−3
๐ธ = 0,059 V lg −4 = 0,059 V lg10 = 0,059 V = 59 mV
10
d.h. ein Konzentrationsverhältnis von 10 gibt eine Potentialdifferenz von 59 mV.
15.4.4 Rezept zur Aufstellung der Nernst'schen Gleichung
Bei der Standardmethode zur Aufstellung der Nernst'schen Gleichung setzt man voraus, dass
man die an den beiden Elektroden ablaufenden Reaktionen ('Halbreaktionen') kennt, und
man geht dann so vor:
a)
b)
c)
Die Halbreaktionen aufschreiben, die an den Elektroden stattfinden, beide in
Reduktionsrichtung (wie in Tabelle), zuerst die mit höherem ๐ธ 0 , dann die mit
niedrigerem ๐ธ 0 .
Multiplikation der stöchiometrischen Gleichungen mit einem Faktor, der so errechnet
wird, dass die Zahl der Elektronen in beiden Halbreaktionen gleich ist (Gesetz der
Ladungserhaltung).
Subtraktion der stöchiometrischen Gleichungen der beiden Reaktionen ๏ − ๏ (die mit
höherem ๐ธ๐0 – die mit niedrigerem ๐ธ๐0 ) = Gesamtreaktion
173
d)
e)
f)
Subtraktion der Standard EMK der Halbzellen ergibt die Standard EMK der Zelle
Einsetzen der Gesamtreaktion in die Nernst'sche Gleichung
Berechnung der EMK mit den gegebenen Werten der Konzentrationen
Beispiel:
Reaktion
Faktor
p
2 Ag+ + 2 e → 2 Ag
n
Cu2+ + 2 e → Cu
p − n:
2 Ag+ +2 e − Cu2+ − 2 e → 2 Ag −
Cu
Umordnen: 2 Ag+ + Cu
→ 2 Ag +
Cu2+
2
1
๐ธ 0 /V
+ 0,80 ๐ธ๐0
+ 0,34 ๐ธ๐0
๐ − ๐ = 0,80 − (+ 0,34),
๐ธ๐0 − ๐ธ๐0 = ๐ธ 0 = 0,46
Der Faktor wird so bestimmt, dass die Elektronen bei der Differenzbildung p − n wegfallen.
๐ธ๐0 ist das höhere, ๐ธ๐0 das geringere Standardpotential.
Damit ist die Gesamtreaktionsgleichung, der stöchiometrische Faktor der Elektronen ๐ง in der
Gesamtreaktion, und die Standard EMK bestimmt.
Die Nernst'sche Gleichung lautet:
๐ธ๐ − ๐ธ๐ = ๐ธ = ๐ธ 0 −
๐
๐
ln ๏ฟฝ{๐๐ }๐๐
๐ง๐น
๐
Darin ist ∏๐{๐๐ }๐๐ das stöchiometrische Produkt der Gesamtreaktion.
Für das Beispiel ergibt sich:
2 {Cu2+ }
๐
๐ ๐ฅAg
๐ธ=๐ธ −
ln
๐ง๐น {Ag + }2 ๐ฅCu
mit
0
(๐ง = 2)
๐ฅAg = 1, ๐ฅCu = 1, ๐(Cu(NO3 )2 ) = 0,2๐, ๐(AgNO3 ) = 0,1๐ und
๐ธ 0 = ๐ธ๐0 − ๐ธ๐0
0
0
= ๐ธAg
− ๐ธCu
= 0,46 V
ergibt sich schließlich:
174
๐ธ=
0
๐ธAg
−
0
๐ธCu
๐
๐ {Cu2+ }
59 mV
0,2
0
−
ln
=
๐ธ
−
lg
= 0,46V − 0,038 V = 0,422 V
(0,1)2
2๐น {Ag + }2
2
15.4.5 Anwendungen
pH Messung mit Glaselektrode
Zur Messung der H + -Konzentration werden heute praktisch immer Glaselektroden benutzt.
Das sind elektrochemische Ketten, die folgendermaßen aufgebaut sind:
Symbolische Schreibweise der Kette:
Diaphragma
Glasmembran
+
Hg | Hg2Cl2 | KCl ||
H (unbekannt) ||
H+(bekannt)
Technische Ausführung
KCl | Hg2Cl2 | Hg
Prinzip
๐ฏ๐+
๐ฏ๐+
๐ฏ๐+
๐ฏ+ bekannt
๐ฏ๐+
Diaphragma
175
๐ฏ๐+
Glasmembran
In zwei Lösungen mit den H + -Konzentrationen H๐ฅ+ (unbekannte Konzentration) und
H๐+ (gepufferte Lösung mit bekanntem pH-Wert, üblicherweise pH 7) tauchen je eine Kalomelelektrode (Hg|Hg 2 Cl2 ) ein. Dabei sind die Elektroden mit 3 M KCl −Lösung gefüllt. Über ein
Diaphragma (eine Fritte aus Keramik oder durch ein Platinröhrchen) sind die Elektroden
elektrisch leitend miteinander verbunden. Zwischen den beiden Lösungen befindet sich eine
sehr dünne Glasmembran. Für die Herleitung des Zusammenhangs zwischen gemessener
Spannung (EMK) und pH kann man annehmen, dass die Glasmembran semipermeabel für
H + -Ionen ist, d.h. sie lässt nur H + -Ionen hindurch.
Ist z.B. H๐+ größer als H๐ฅ+ , so werden H + -Ionen durch die Membran nach außen wandern und
dabei die Lösung mit der unbekannten H + -Konzentration positiv aufladen. Dieser Vorgang
kommt zum Stillstand, wenn die Potentialdifferenz so groß geworden ist, dass sie einen
weiteren Einstrom von H + verhindert. Wir haben dann ein elektrochemisches Gleichgewicht
zwischen beiden Lösungen erreicht. Es gilt dann:
(15.27)
๐๏ฟฝ๐ฅ = ๐๏ฟฝ๐
(15.28)
๐๐ฅ + ๐ง๐นφ๐ฅ = ๐๐ + ๐ง๐นφ๐
๐ง = +1
๐๐ฅ0 + ๐
๐ln[๐ป + ]๐ฅ + ๐นφx = ๐๐0 + ๐
๐ln[๐ป+ ]๐ + ๐นφ๐
Wir ordnen und erhalten, da ๐๐ฅ0 = ๐๐0
(15.29)
(15.30)
๐
๐ [H + ]๐
ln +
φ๐ฅ − φ๐ = Δφ =
[H ]๐ฅ
๐น
Diese Potentialdifferenz wird über die beiden Kalomel-Elektroden abgeleitet und mit einem
Voltmeter gemessen.
Potentialdiagramm der Kette
176
φ
Δφ
≈0
H๐ฅ+
H๐+
Δφ
Die Potentialdifferenzen an den Kalomelelektroden hängen nur von der KCl − Konzentration
ab, sie sind daher gleich groß und fallen bei der Differenzbildung heraus. Das
Diffusionspotential am Diaphragma (Fritte) wird vernachlässigt, d.h. die gemessene
EMK hängt nur von der Potentialdifferenz an der Glasmembran ab.
(15.31)
+
๐
๐ [H ]๐
ln +
๐ธ=
[H ]๐ฅ
๐น
2,3 ๐
๐
๏ฟฝlg[๐ป + ]๐ − lg[๐ป + ]๐ฅ ๏ฟฝ
๐น
2,3 ๐
๐
=
๏ฟฝpH๐ฅ − pH๐ ๏ฟฝ
๐น
=
pH๐ฅ =
๐ฆ
=
(15.32)
๐น
๐ธ + pH๐
2,3๐
๐
๐
๐ฅ + ๐
Durch Messung von ๐ธ lässt sich der unbekannte pH-Wert ermitteln, sofern man den pH-Wert
der Pufferlösung pH๐ kennt, da die Steigung der Geraden bekannt ist (a = 16,95 V–1).
In Wirklichkeit ist die Glasmembran nicht für H+-Ionen durchlässig, sondern der
Ladungstransport im Inneren des Glases erfolgt durch Na + - Ionen. An der Oberfläche
werden Na + - ionen durch H+-Ionen ausgetauscht. Dadurch entstehen an beiden Seiten
der
Glasmembran
(in
den
so
genannten
Quellschichten)
elektrische
Potentialdifferenzen. Eine Berechnung führt zu einer Gleichung, die in erster Näherung
so aussieht wie unsere Gleichung 15.32 für ๐ฌ.
Da die Gleichung also nicht ganz exakt ist, verwendet man für die Auswertung von Messdaten
die Form der Gleichung, legt aber durch zwei Eichmessungen die beiden Konstanten a und b
fest. Ein so umkalibriertes Voltmeter nennt man pH-Meter. Vorgehensweise: Messung von ๐ธ
mit einem Eichpuffer pH 7. Dann sollte ๐ธ nach Gl 15.31 gleich Null sein und man verstellt an
177
einem Potentiometer den Nullpunkt des Voltmeters bis Null angezeigt wird. Dann erfolgt
Messung bei pH 6 oder pH 8. Nach Gleichung 15.31 sollte dann ± 59 mV gemessen werden.
Man variiert die Spreizung der Skala an einem zweiten Potentiometer so, dass der
Eichmesswert erhalten wird.
Potentialerzeugung an der Glasmembran
An der Glasoberfläche befindet sich eine hydratisierte Silikatschicht ("Quellschicht"). Die
Kationen in dieser Schicht (meist Na+ ) können sich mit den Protonen austauschen bis das
elektrochemische Potential der Protonen in der wässrigen Lösung gleich dem in der
Quellschicht geworden ist. Dies führt zum Aufbau einer elektrischen Potentialdifferenz, deren
Größe von der Konzentration der H + in der Lösung abhängt. Dieser Austausch geschieht auf
beiden Seiten der Glasmembran und die Differenz dieser beiden Potentialsprünge ist die
nach Gl. 15.32 gemessene EMK.
Glas
Lösung
Elektroden-Reaktionen und Ladungsträger bei der pH–Messung mit der Einstab-Messkette
178
Ladungsträger (von links nach rechts durch die Kette):
Im Zuleitungsdraht zur Hg-Elektrode
:๐
Im Hg
:๐
An der Grenzfläche Hg/Hg 2 Cl2
: Hg 2+
2
−
An der Grenzfläche Hg 2 Cl2 /KCl
: Cl
In der KCl −Lösung und Fritte
In der Messlösung
An der Grenzfläche
Messlösung/Glasmembran
Im Glas
An der Grenzfläche Glas/Puffer
In der KCl − Lösung
An der Grenzfläche KCl −/Hg 2 Cl2
An der Grenzfläche Hg 2 Cl2 /Hg
Im Hg
Im Zuleitungsdraht
: K + und Cl−
: alle vorhandenen Ionen
: H+
: Na+
: H+
: K + und Cl−
: Cl−
: Hg 2+
2
:๐
:๐
Ob ein Austausch der Kationen des Glases mit den Protonen der Lösung stattfindet, hängt
von der Art des Glases ab. Es gibt heute Spezialgläser, die entweder H + oder sehr selektiv
andere Ionen wie z.B. Na+ oder K + usw. austauschen können. Es steht eine ganze Reihe
solcher ionenselektiver Glaselektroden zur Verfügung, mit denen man nach der gleichen
Methode, die Konzentration der verschiedensten Ionen bestimmen kann z.B.
Na+ , K + , Ca2+ , Cu2 NH4+ , Cl− , Br − , usw. Das Problem bei der Entwicklung von solchen
ionenselektiven Sensoren ist immer eine möglichst hohe Selektivität für das untersuchte Ion
zu erhalten, da im Prinzip natürlich andere Ionen auch ausgetauscht werden können und
dadurch die Messung stören.
15.4.6 Das Diffusionpotential (richtig: Diffusionspotentialdifferenz)
179
Grenzen zwei Lösungen unterschiedlicher Konzentration aneinander, so gleichen sich die
Konzentrationen auf Grund der Diffusion der Moleküle aus, wobei die Diffusionsgeschwindigkeit von der Größe der diffundierenden Teilchen abhängt (siehe Kapitel 13).
Grenzen zwei Elektrolytlösungen unterschiedlicher Konzentration aneinander, findet auch
eine Vermischung durch Diffusion statt (Bsp. NaCl-Lösungen unterschiedlicher
Konzentration).
180
๐๐ > ๐๐
๐
๐
Da die Na+ − Ionen schneller wandern als die
Cl− − Ionen,
wandern
die
positiven
Ladungen voraus. Dadurch wird ein
Unterschied
in
der
elektrischen
Ladungsdichte senkrecht zu der Grenzfläche
hervorgerufen (positiv in der Lösung mit der
geringeren Konzentration Na+ eilen voraus),
negativ in der mit der höheren
Konzentration.
Die
unterschiedlichen
Ladungsdichten
führen
zu
einer
elektrischen
Potentialdifferenz zwischen den Lösungen.
Damit verknüpft ist ein elektrisches Feld.
Dieses führt zu einer Verlangsamung der
Geschwindigkeit der Na+ und zu einer
Vergrößerung der Geschwindigkeit der
Cl− − Ionen. Nach einer kurzen Anlaufzeit
sind beide Geschwindigkeiten gleich
geworden, so dass beide Ionen dann gleich
schnell diffundieren. Die hierbei entstandene
elektrische Potentialdifferenz nennt man das
Diffusionspotential.
(eigentlich Diffusionspotentialdifferenz oder
Diffusions-spannung).
Diffusionspotentiale entstehen an der
Grenzfläche zwischen zwei Lösungen, die
Ionen
unterschiedlicher
Beweglichkeit
enthalten:
• Gleiche Elektrolyte in unterschiedlicher
Konzentrationen
• Lösungen, die verschiedene Salze
enthalten
• Halbleiter (feste Lösungen)
unterschiedlicher Zusammensetzung
Ein einfaches Ergebnis für das Diffusionspotential erhält man, wenn nur ein Ion wandert, z.B.
wenn die beiden Lösungen durch eine semipermeable Membran getrennt sind. Man erhält
dann
๐
๐ ๐2
๐2
โφ๐ท๐๐๐ =
ln = 0,059 V lg
๐น
๐1
๐1
d.h. das gleiche Ergebnis wie bei einer Konzentrationszelle.
181
15.4.7 Erzeugung Nervenimpuls
Zellmembranen bestehen aus Lipiden und Proteinen und diese Membranen lassen Ionen
unterschiedlich schnell passieren, d.h. sie sind nicht streng semipermeabel, sondern haben
unterschiedliche Permeabilitätskoeffizienten für die verschiedenen Ionen. Man muss dann die
Nernst Gleichung für Δφ erweitern und erhält die sog. „Goldman Gleichung“
๐
๐ ๐๐ [๐พ + ]๐2 + ๐๐ [๐ด− ]๐1
Δφ =
ln
๐น
๐๐ [๐พ + ]๐1 + ๐๐ [๐ด− ]๐2
๐๐ =
[๐พ + ]๐2 =
[๐พ + ]๐1 =
[๐ด− ]๐1 =
[๐ด− ]๐2 =
Permeabilitätskoeffizient des Ions ๐
Konzentrationen der Kationen
Konzentrationen der Kationen
Konzentrationen der Anionen
Konzentrationen der Anionen
auf Seite 2
auf Seite 1
auf Seite 1
auf Seite 2
Wir betrachten ein vereinfachtes Beispiel, bei dem wir die Anionen völlig vernachlässigen und
nur zwei Kationen Na+ und K + berücksichtigen. Wir erhalten dann
๐
๐ ๐K [K + ]2 + ๐Na [Na+ ]2
Δφ =
ln
๐น
๐K [K + ]1 + ๐Na [Na+ ]1
๐K =
๐Na =
[K + ]2 =
[K + ]1 =
[Na+ ]2 =
[Na+ ]1 =
Permeabilitätskoeffizient des K +
Permeabilitätskoeffizient des Na+
K + −Konzentration
K + −Konzentration
Na+ −Konzentration
Na+ −Konzentration
auf Seite 2
auf Seite 1
auf Seite 2
auf Seite 1
Die Ionenkonzentration in Zellen (Beispiel Muskelzellen) sind:
Na+
K+
Cl−
usw.
intrazellulär (๐)
extra zellulär (๐)
12 mM
155 mM
4 mM
145 mM
4 mM
120 mM
Im Ruhezustand sind die Zellmembranen praktisch nur für K + durchlässig, d.h. ๐K โซ ๐Na .
Dann wird aus der Goldman Gleichung:
Δφ ≈
๐
๐ ๐K [K + ]๐ ๐
๐ [K + ]๐
4mM
ln
=
ln + = 0,059 V lg
+
[K ]๐
๐น
๐K [K ]๐
๐น
155mM
182
= −93 mV
Für verschiedene Zellen liegt das Potential zwischen (80–90) mV innen negativ gegenüber
außen.
Bei erregbaren Zellen (Nerven, Muskeln) kann durch die Erregung (sensorischer Reiz) ein
Na+ −Ionenkanal geöffnet werden. Damit verändern sich die Permeabilitätskoeffizienten und
es gilt: ๐Na+ โซ ๐K+
Wir erhalten dann bei gleichen Ionenkonzentrationen in der Zelle:
๐
๐ ๐Na [Na+ ]๐ ๐
๐ [Na+ ]๐
145 mM
ln
=
ln
=
0,059
V
lg
[Na+ ]๐
๐น
12 mM
๐น
๐Na [Na+ ]๐
= 63 mV
Δφ ≈
Durch die Öffnung der Na+ −Kanäle ergibt sich ein Na+ −Ausstrom, der zu einer Umladung
der Membran („Depolarisation“) auf 63 mV führt. Nach kurzer Zeit (ms–Bereich) werden die
Na+ −Kanäle wieder geschlossen und es stellt sich wieder das ursprüngliche K + −Potential
ein. Man nennt eine solche Änderung ein Aktionspotential. Es dient zur Steuerung von
Zellaktivitäten (Muskeln), Informationsübertragung und Informationsverarbeitung.
Δφ
aus: Grundriß der Neurophysiologie
R.F. Schmidt (1974)S.39
183
15.4.8. Photosynthese
Energieumsatz bei Lichtabsorption
Energieumsatz bei chemischen Reaktionen
184
Chemische Reaktion läuft ab
Bsp. CH 4 + 2O 2 → CO 2 + 2H 2 O
Chemische Reaktion läuft nicht ab
Bsp. 6 CO 2 + 6 H 2 O → C6 H12 O6 + 6 O 2
Lichtabsorption und chemische Reaktion („Photochemie“)
Photosynthese
Bei der Photosynthese sind zwei photochemische Reaktionen hintereinander geschaltet, da
die Energie eines Lichtquants für die gewünschte Reaktion nicht ausreicht.
8 hυ
Gesamtreaktion: 2 H 2 O + 2 NADP + ๏ฃง๏ฃง๏ฃง→ 2 NADPH + O 2 + 2 H +
185
Redoxpotentiale
Bei der Photosynthese (wie auch bei allen andere photochemischen Reaktionen) wird nur ein
Teil der absorbierten Lichtenergie in chemisch gespeicherte Energie umgewandelt. Ein Teil
wird in Wärme umgewandelt, ein weiterer Teil als Fluoreszenzlicht abgestrahlt. Die Energetik
einer chemischen Reaktion kann man auch mit Hilfe der Redoxpotentiale der beteiligten
Stoffe beschreiben.
Es gilt:
โ๐ ๐ฎ๐′ = −๐๐ญ๐ฌ๐′
Die wichtigsten Energie umwandelnden Prozesse in der Biologie sind die Photosynthese und
die Atmung.
Bei der Photosynthese werden mit Hilfe der Energie absorbierter Photonen Elektronen vom
Wasser zum NADP+ transportiert.
โ๐
โ๐
Das Redoxpotential ๐ธ 0′ ist das biochemische Standardpotential, das sich von chemischen
Standardpotential ๐ธ 0′ dadurch unterscheidet, dass der Standard pH-Wert pH = 7 und nicht
pH = 0 ist. Die Lichtenergie wird verwendet, um das Elektron vom Redoxpotential des Wassers
(๐ธ 0′ = 0,8 V) in mehreren Schritten durch Absorption von zwei Lichtquanten auf das
Redoxpotential des NADP+ anzuheben (๐ธ 0′ = −0,3 V). Das gebildete NADPH wird bei den
Dunkelprozessen („Calvin-Zyklus“) zur Reduktion des CO2 in Zucker eingesetzt.
Bei der Atmung wird zunächst NADH gebildet und dieses wird in einer Reihe von
Redoxschritten durch Sauerstoff oxidiert, wobei Wasser gebildet wird.
Mechanismus der Photosynthese:
186
http://www.chemie-interaktiv.net/ff.htm (auf der Seite die letzte Animation)
15.4.9 Batterien
Am häufigsten werden elektrochemische Systeme zur Stromerzeugung verwendet. Unter
einer Batterie verstand man früher eine Anordnung, die mehrere elektrochemische Zellen in
Parallelschaltung (Erhöhung der Stromstärke bei konstanter Spannung) oder
Reihenschaltung (Erhöhung der Spannung bei konstanter Stromstärke) enthält. Beispiel:
Autobatterie (12 V) enthält 6 in Reihe geschaltete elektrochemische Zellen des Typs
Pb|H2 SO4 |PbO2 , die jeweils 2 V erzeugen. Heute verwendet man den Ausdruck Batterie auch
für eine einzelne elektrochemische Zelle. Man unterscheidet nicht wiederaufladbare und
wieder aufladbare Batterien (Akkumulatoren). Bei den letzteren lässt sich durch Anlegen einer
Spannung von außen die Stromrichtung und die Richtung der chemischen Reaktion
umkehren. Dadurch werden die Edukte wieder zurückgebildet und die Batterie kann wieder
verwendet werden.
Batterien bestehen aus den folgenden Teilen:
1. Zwei verschiedene Stoffe ("aktive Massen"), zwischen denen eine chemische Reaktion
stattfinden kann. Damit die Reaktion nicht direkt (ohne Stromfluss) ablaufen kann,
müssen die beiden Stoffe räumlich voneinander getrennt sein. Man verwendet hier
einen "Separator"
2. Ein Elektrolyt, der die beiden aktiven Massen elektrisch leitend verbindet.
3. Zwei elektrische Ableitungen (Metall- oder Kohlestifte), die die Elektronen, die bei den
Redoxreaktionen entstehen nach außen zum Verbraucher leiten.
Für alle Batterien sind die folgenden Überlegungen wichtig:
187
-
-
-
Elektrochemische Reaktionen finden an der Grenzfläche zwischen dem
Elektrodenmaterial und dem Elektrolyten statt. Die Zahl der ausgetauschten Elektronen
und damit die verfügbare Stromstärke sind proportional zur Größe der Kontaktfläche.
Daher wird die Fläche der Elektroden möglichst groß gemacht und es werden
mikroporöse Elektrodenmaterialien verwendet. Dadurch wird die Kontaktfläche
nochmals sehr stark vergrößert.
Um den Innenwiderstand der Zelle möglichst klein zu halten, verwendet man
Elektrolyte mit hoher Leitfähigkeit und macht den mit Elektrolyt gefüllten Abstand
zwischen den "aktiven Massen" möglichst gering.
Verwendet man wässrige Elektrolyte muss man beachten, dass Wasser nur ein geringes
"Stabilitätsfenster" hat. Legt man an eine wässrige Lösung eine Spannung von > 1,2 V,
so findet eine Zerlegung in H2 und O2 statt. (Beispiel: Hoffmann'scher
Zersetzungsapparat mit verdünnter H2 SO4 und ๐๐ก −Elektroden). Diese Reaktion ist
immer eine Konkurrenzreaktion, wenn man wässrige, elektrochemische Zellen hat, die
eine Zellspannung > 1,2 V haben. Um diese Reaktion zu unterdrücken verwendet man
Elektrodenmaterialien, bei denen die Abscheidung von H2 bzw. O2 kinetisch gehemmt
ist.
Für die praktische Verwendung sind die folgenden Angaben wichtig:
1. ๐๐๐ฅ๐๐๐๐๐ ๐ฟ๐๐๐ข๐๐๐ ๐๐๐๐๐ง๐๐กä๐ก =
๐๐ฟ = ∑
๐ง๐น
๐๐ ๐๐๐ ๐
๐๐๐๐ก๐๐๐ ๐๐๐๐๐ ๐๐ก๐ง๐๐๐๐ ๐ฟ๐๐๐ข๐๐
๐ธ๐๐ข๐๐ก๐ ๐๐
=∑
๐๐๐ ๐ ๐ ๐๐๐ ๐ธ๐๐ข๐๐ก๐
๐ง๐น
๐ธ๐๐ข๐๐ก๐|๐๐ |๐๐
๐ง = |๐๐ | ๐ ๐กö๐โ๐๐๐๐๐ก๐๐๐ ๐โ๐๐ ๐น๐๐๐ก๐๐ ๐๐๐ ๐ธ๐๐๐๐ก๐๐๐๐๐
2. Maximale spezifische Energie= maximale Ladungskapazität โ ๐ธ๐๐พ
๐๐๐ธ = ๐๐ฟ โ ๐ธ
Beispiel für ๐๐ฟ und ๐๐๐ธ an Hand des Bleiakkus
Edukte: PbO 2 + Pb + 2H 2SO 4 ,
๐ง = 2,
๐๐ฟ =
๐ธ = 2V
2 โ 96500 As mol−1
2 โ 96500 As mol−1
=
๏ฟฝ๐(PbO2 ) + ๐(Pb) + 2๐(H2 SO4 )๏ฟฝ (39 + 207 + 196)gmol−1
= 300 As g −1 = 83,5 Ah kg −1
๐๐๐ธ = ๐๐ฟ โ ๐ธ = 83,5 Ah kg −1 โ 2๐ = 167 ๐โkg −1
2. Zyklenzahl: Zahl der möglichen Lade/Entladevorgänge
___________________________________________________________________________
188
Bleiakku ( Pb H 2SO 4 PbO 2 )
Reaktion
+ Pol:
PbO 2 + H 2SO 4 + 2 H + + 2 e → PbSO 4 + 2 H 2O
– Pol: PbSO 4 + 2 H + + 2 e → Pb + H 2SO 4
Gesamt:
Entladung
๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง
→ 2 PbSO 4 + 2 H 2 O
PbO 2 + Pb + 2 H 2SO 4 ←๏ฃง๏ฃง๏ฃง
๏ฃง
Ladung
๐
๐
๐ธ = ๐ธ 0 − 2๐น ln
Faktor
Standardpotential ๐ธ 0 /V
1
๐ธ๐0 = +1,69
1
๐ธ๐0 = −0,36
๐ง = 2 ๐ธ 0 = ๐ธ๐0 − ๐ธ๐0 = 1,95 V
๐ฅ 2 (PbSO4 )๐ฅ 2 (H2 O)
๐ฅ(PbO2 )๐ฅ(Pb){H2 SO4 }2
PbSO4, PbO2 und Pb sind reine Stoffe, d.h. ๐ฅ๐ = 1.
Wir setzen (näherungsweise) auch ๐ฅH2 O ≈ 1 und erhalten
๐ธ = ๐ธ0 +
๐
๐
๐น
ln{H2 SO4 } ≈ 2,04 V
Bei der Entladung wird H2 SO4 verbraucht, durch Messung der H2 SO4 -Konzentration kann
man den Ladezustand einer Autobatterie feststellen. Man misst hierzu die Dichte der
Batterieflüssigkeit. Es ist kein Separator notwendig, da an beiden Elektroden das gleiche
Produkt nämlich Pb2+ entsteht.
๐๐ฟ = 83,5 Ahkg −1 ,
๐๐๐ธ = 167 Whkg −1
Von der theoretisch möglichen spezifischen Energie (๐๐๐ธ) werden nur ca. 20 % erreicht. Die
Zyklenzahl liegt bei ca. 1000.
Verwendung vor allem als Starterbatterie in Kfz. Erste Beschreibung des Bleiakkus von
G. Planté, 1859
Lithium-Ionen Akku
Lithium hat ein stark negatives Standardpotential und könnte daher Zellen mit einer hohen
Spannung liefern. Man kann jedoch keine wässrigen Elektrolyte verwenden, da sich das
Wasser bei diesen Potentialdifferenzen zersetzt. Zusätzlich ist die Verwendung von
metallischem Lithium anwendungstechnisch schwierig (Sicherheit). Der entscheidende
189
Schritt war metallisches Lithium zu vermeiden und ein Elektrodenmaterial zu verwenden, in
das Li+ und Elektronen eingelagert werden können. Dies ist ein analoges Vorgehen wie bei
der Metallhydridelektrode. Als Material für die negative Elektrode wählt man Graphit, in
dessen Schichtstruktur die kleinen Li+ eingelagert werden. Gleichzeitig können Elektronen im
Graphit aufgenommen werden, so dass formal (aber nicht wirklich) Li-Atome entstehen. Als
Material für die positive Elektrode werden Oxide des Typs LiMeO2 verwendet, wobei Me für
Co, Ni Mn oder auch Mischungen aus diesen Metallen steht.
Reaktion
Faktor
+ Pol: Li ( CoO 2 )2 + e + Li + → 2 LiCoO 2
1
– Pol : C6 + Li + + e → C6 Li
1
Entladung
๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง
→ 2 LiCoO 2 + C6
Gesamt: C6 Li + Li ( CoO 2 ) ←๏ฃง๏ฃง๏ฃง
๏ฃง
๐ง = 1
Ladung
Standardpotential ๐ธ 0 /V
๐ธ๐0 ≈ 1,12
๐ธ๐0 ≈ −2,8
๐ธ 0 = ๐ธ๐0 − ๐ธ๐0 = 3,92
Allgemein schreibt man den Ladungs-/Entladungsvorgang folgendermaßen:
Entladung
๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง
→ LiMeO 2 + C n
C n Li x + Li1− x MeO 2 ←๏ฃง๏ฃง๏ฃง
๏ฃง
Ladung
Der Index ๐ bei C soll andeuten, dass es sich um eine Einlagerungsverbindung von Li in C
handelt, wobei C in sehr großem Überschuss vorhanden ist, d.h. es ist keine stöchiometrische
Beziehung zwischen Li und C vorhanden. Maximal kann 1 Li auf 6 C-Atome eingelagert
werden. Dies führt dann zur Angabe LiC6 .
Der Index ๐ฅ beschreibt die Stöchiometrie der Li+ −Umsatzes. Hierbei kann das Li+ nicht
völlig aus dem MeO2 entfernt werden. Praktisch lässt sich nur etwa die Hälfte entfernen,
d.h.๐ฅ = 0,5. Dies führt dann zur Angabe Li(CoO2 )2 oder Li0,5 CoO2 . Die Redoxpotentiale
hängen natürlich von der Menge des eingelagerten Li im Graphit bzw. Li+ im Metalloxid ab.
Die Zellspannung des Lithiumionenakkus liegt daher je nach Ladezustand zwischen 4,2 bis 3
V.
Als Elektrolyt können bei dieser Zelle nicht mehr wässrige Lösungen verwendet werden. Man
setzt als Lösungsmittel Ethylencarbonat (Propylencarbonat) in Mischung mit
Dimethylcarbonat (Diethylcarbonat) ein und löst darin Li-Salze mit großen Anionen (Bsp.
LiPF6 , LiBF4 , LiN(SO2 CF3 )2 .
An den Oberflächen der beiden Elektroden bilden sich durch chemische Reaktionen mit dem
Elektrolyten Deckschichten, die nicht elektronenleitend sind, aber die "nackten" Li-Ionen
hindurch lassen. Die Bildung dieser nicht löslichen Deckschichten ist für die Funktion dieses
Akkus sehr wichtig: Verwendet man an Stelle von Li andere Alkalimetalle (Na, K) bilden die
entsprechenden Reaktionsprodukte keine unlöslichen Deckschichten und die Elektroden
lösen sich im Lösungsmittel auf.
190
Schematische Darstellung der Vorgänge:
O
Co
O
191
16. Phasengleichgewichte Einkomponentensysteme
16.1 Dampfdruck von Flüssigkeiten
Wir betrachten ein Einstoffsystem z.B.
Wasser. Das Wasser kann verdampfen, in
der gasförmigen Phase über dem Wasser
befindet sich nur Wasserdampf (keine Luft!)
Im Gleichgewicht ist die Zahl der pro Zeit verdampfender Wassermoleküle gleich der
kondensierenden Wassermoleküle und der Dampfdruck und die Temperatur ändern sich
nicht.
Für die Freie Enthalpie dieses Systems gilt:
(16.1)
d๐บ = Vd๐ − ๐d๐ + ๐๐๐ d๐๐น + ๐๐๐๐ d๐๐๐๐
chemisches Potential der Flüssigkeit
๐๐๐
๐๐๐๐ chemisches Potential des Gases
Wir halten ๐ und ๐ konstant:
d๐ = 0, d๐ = 0
Die Massenbilanz ergibt: ๐๐๐๐ ๐๐๐ก = ๐๐๐๐ + ๐๐๐
Wir differenzieren und erhalten:
0 = d๐๐๐๐ + d๐๐๐, d๐๐๐ = −d๐๐๐๐
(16.2)
Im Gleichgewicht gilt:
d๐บ
๏ฟฝ
๏ฟฝ = 0, d. h. ๐๐๐๐ = ๐๐๐
d๐๐๐๐
(16.4)
Mit 16.2 erhalten wir aus 16.1:
d๐บ = ๏ฟฝ๐๐๐๐ − ๐๐๐ ๏ฟฝd๐๐๐๐
(16.3)
๐
d.h. die chemischen Potentiale in Flüssigkeit und Dampf sind gleich.
Wenn man die Temperatur verändert, so ändert sich der Dampfdruck (und die chemischen
Potentiale). Man kann jetzt fragen, wie die Änderungen von ๐ und ๐ sein müssen, damit ein
Gleichgewicht („Koexistenz“) zwischen beiden Phasen aufrecht erhalten bleibt.
192
Um das Gleichgewicht zu erhalten, muss die Änderung des chemischen Potentials der
Flüssigkeit gleich der des Dampfes sein d.h.:
(16.5)
d๐๐๐ = d๐๐๐๐
(16.6)
๐๐๐๐
๐๐๐๐
๐๐๐๐๐
๐๐๐๐๐
๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐ + ๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐ = ๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐ + ๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐
๐๐ ๐
๐๐ ๐
๐๐ ๐
๐๐ ๐
Mit Gleichungen aus Kapitel 11.4 (Druck- bzw. Temperaturabhängigkeit von μ) ergibt sich:
(16.7)
V๐,๐๐ d๐ − ๐๐,๐๐ d๐ = V๐,๐๐๐ d๐ − ๐๐,๐๐๐ d๐
V๐,๐๐ , V๐,๐๐๐ Molvolumen Flüssigkeit, Gas
๐๐,๐๐ , ๐๐,๐๐๐ molare Entropie Flüssigkeit, Gas
Wir verwenden im Folgenden immer molare Größen und lassen zur Vereinfachung den Index
๐ weg.
(16.8)
๏ฟฝ๐๐๐๐ − ๐๐๐ ๏ฟฝd๐ = ๏ฟฝV๐๐๐ − V๐๐ ๏ฟฝd๐
d๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ
d๐ ๐๐๐๐ฅ
=
๐๐๐๐ −๐๐๐
V๐๐๐ −V๐๐
(16.9)
Die Entropie kann man durch die Enthalpie
ersetzen. Im Gleichgewicht gilt:
๐๐๐ = ๐๐๐๐
๐ป๐๐ − ๐๐๐๐ = ๐ป๐๐๐ − ๐๐๐๐๐
๐ป๐๐๐
− ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐ป๐๐ = ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐๏ฟฝ๐๏ฟฝ๐๐๐
−๏ฟฝ๐๏ฟฝ๏ฟฝ
๐๐ ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
Verdampfungs- Verdampfungsenthalpie
entropie
Wir setzen 16.10 in 16.9 ein:
d๐
โ๐ฃ๐๐ ๐ป
๏ฟฝ ๏ฟฝ
=
d๐ ๐๐๐๐ฅ ๐๏ฟฝV๐๐๐ − V๐๐ ๏ฟฝ
โ๐ฃ๐๐ ๐ป = ๐โ๐ฃ๐๐ ๐
(16.10)
‘Clausius-Clapeyron’sche Gleichung’
(16.11)
Vereinfachung:
Das Molvolumen eines idealen Gases ist
V๐๐๐ ≈ 22,4 Lmol−1
das Molvolumen einer Flüssigkeit ist
V๐๐ ≈ 20 โ 10−3 Lmol−1
d.h. V๐๐๐ − V๐๐ ≈ V๐๐๐
(16.12)
193
und wir erhalten aus 16.11:
(16.13)
d๐
โ๐ฃ๐๐ ๐ป
๏ฟฝ ๏ฟฝ
≈
d๐ ๐๐๐๐ฅ ๐๏ฟฝV๐๐๐ ๏ฟฝ
Wenn sich der Dampf wie ein ideales Gas verhält, so gilt V๐๐๐ =
โ๐ฃ๐๐ ๐ป๐
d๐
≈
๏ฟฝ ๏ฟฝ
d๐ ๐๐๐๐ฅ
๐
๐ 2
oder
„vereinfachte Cl.-Cl.-Gleichung“
๐
๐
๐
und man erhält aus 16.13:
(16.14)
d๐
โ๐ฃ๐๐ ๐ป dln๐
=
=
๐
๐ 2
๐d๐
d๐
Man kann diese Gleichung dann integrieren (Voraussetzung: โ๐ฃ๐๐ ๐ป = ๐๐๐๐ ๐ก. ≠ ๐(๐)):
๏ฟฝ dln๐ =
ln๐ = −
๐ฆ
โ๐ฃ๐๐ ๐ป 1
๏ฟฝ 2 d๐
๐
๐
โ๐ฃ๐๐ ๐ป 1
+ ๐๐๐๐ ๐ก
๐
๐
๐
๐ฅ+๐
(16.15)
1
d.h. man erhält eine Gerade, wenn man ln๐ gegen ๐ aufträgt.
Die Clausius-Clapeyron’sche Gleichung (16.11) gilt für Gleichgewichte zwischen allen Phasen
(fest-flüssig, flüssig-gasförmig, fest-gasförmig). Für das Gleichgewicht fest-gasförmig gelten
die gleichen Vereinfachungen wie für flüssig-gasförmig, so dass man analog zu 16.14 erhält:
(16.16)
dln๐ โ๐ ๐ข๐ ๐ป
=
d๐
๐
๐ 2
Mit โ๐ ๐ข๐ ๐ป =‘Sublimationsenthalpie’
Für das Gleichgewicht fest-flüssig gilt
(16.17)
194
d๐
โ๐ ๐โ ๐ป
=
d๐ ๐๏ฟฝV๐๐ − V๐ ๏ฟฝ
Mit โ๐ ๐โ ๐ป = ‘Schmelzenthalpie“, V๐ = Molvolumen Festkörper
Die Molvolumina der festen und flüssigen Phase sind sehr ähnlich, daher kann diese
Gleichung nicht weiter vereinfacht werden. Im Allgemeinen ist V๐๐ > V๐๐๐ ๐ก , Wasser ist hier
eine Ausnahme (Eis schwimmt auf Wasser, d.h. das Molvolumen V๐ ist größer als V๐๐ ). Die
Differenz V๐๐ − V๐ bestimmt die Steigung der Schmelzdruckkurve.
Für den Zusammenhang zwischen den Phasenumwandlungsenthalpien gilt: (16.18)
โ๐ ๐ข๐ ๐ป = โ๐ฃ๐๐ ๐ป + โ๐ ๐โ ๐ป
Zustandsdiagramm des Wassers:
Die Absenkung des Gefrierpunktes gegenüber dem Tripelpunkt um 0.01 K ist auf 2 Effekte
zurückzuführen:
1) Erhöhung des Druckes von 611 Pa (nur Wasserdampf) auf 101325 Pa (Gesamtdruck:
Wasserdampf + Luft):
-0,0074 K
2) Löslichkeit von Luft in Wasser: -0,0024 K
Wasserdampf in Luft (Begriffe):
Absolute Feuchtigkeit:
^ Partialdruck des Wasserdampfes in Luft oder Masse H2O pro m3
Luft
Maximale Feuchtigkeit: ^ Gleichgewichtspartialdruck des Wasserdampfes (aus der ClausiusClapeyron’sche Gleichung) bei der Temperatur der Luft.
195
(=Sättigungspartialdruck) Bei Überschreitung entsteht flüssiges
Wasser.
Relative Feuchtigkeit:
Taupunkt:
๐๐๐ ๐๐๐ข๐ก๐ ๐น๐๐ข๐โ๐ก๐๐๐๐๐๐ก
= ๐๐๐ฅ๐๐๐๐๐ ๐น๐๐ข๐โ๐ก๐๐๐๐๐๐ก
Temperatur, bei der absolute Feuchtigkeit gleich der maximalen
Feuchtigkeit wird.
16.2 Gibbs’sches Phasengesetz
Hat man ein Gemisch aus mehreren Stoffen (Komponenten), die verschiedene Phasen bilden,
so gibt die Phasenregel an, wie viele Variablen (Freiheiten) man ändern kann, ohne dass eine
der Phasen verschwindet.
(16.19)
๐+๐น =๐พ+2
๐ = Phasen
๐น = Freiheiten
= Zahl der Variationsmöglichkeiten, ohne dass eine Phase
verschwindet, z.B. ๐ฅ๐ in jeder Phase, sowie ๐ und ๐
๐พ = Komponenten = Zahl der Stoffe, aus denen das System mindestens aufgebaut werden
muss.
16.3 Zweikomponenten Systeme
Dampfdruckerniedrigung
Wird ein Stoff in einem Lösungsmittel (z.B. Glukose in H2O)gelöst, so beobachtet man eine
Erniedrigung des Dampfdrucks des Lösungsmittels.
Empirisch:
Die Erniedrigung des Dampfdrucks ist proportional dem Molenbruch des
gelösten Stoffes:
โ๐ = ๐1 ๐ฅ2
(Raoult’sches Gesetz)
(16.20)
Herleitung des Raoult’schen Gesetzes:
Index 1:
Lösungsmittel
Index 2:
gelöster Stoff
Der gelöste Stoff befindet sich nur in der flüssigen Mischphase. Das Lösungsmittel ist in
beiden Phasen vorhanden.
196
Wir betrachten das Gleichgewicht des Lösungsmittels (1) zwischen der flüssigen Phase F und
der Gasphase (Dampf). Im Gleichgewicht muss gelten:
(16.21)
๐1๐๐ = ๐1๐๐๐
In den flüssigen Mischphase gilt:
(16.22)
0
๐1๐๐ = ๐1๐๐
+ ๐
๐ln๐ฅ1
Wir betrachten das System bei ๐ = konst. Wie verändert sich der Dampfdruck, wenn ๐ฅ1
geändert wird (das Gleichgewicht soll aufrechterhalten werden)?
(16.23)
d๐1๐๐ = d๐1๐๐๐
(16.24)
๐๐1๐๐
๐๐1๐๐
๐๐1๐๐๐
๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐ = ๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐ + ๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐ฅ
๐๐ ๐
๐๐ ๐
๐๐ฅ ๐
V1๐๐๐ d๐ = V1๐น d๐ + ๐
๐dln๐ฅ
V1๐๐๐ = Molvolumen des Dampfes, V1๐๐ = Molvolumen der reinen Flüssigkeit
๏ฟฝV1๐๐๐ − V1๐๐ ๏ฟฝd๐ = ๐
๐dln๐ฅ
d๐
๐
๐
=
,
dln๐ฅ V1๐๐๐ − V1๐๐
=
=
๐
๐
,
V1๐๐๐
๐
๐๐
=๐
๐
๐
๐๐๐ก V1๐๐๐ =
mit V1๐๐๐ โซ V1๐๐ erhalten wir:
๐
๐
๐๐โ๐๐๐ก๐๐ ๐ค๐๐:
๐
(16.25)
197
d๐
= dln๐ฅ = dln๐
๐
Wir betrachten jetzt die Dampfdruckänderung, wenn wir zum reinen Stoff 1 (d.h. ๐ฅ1 = 1) den
Stoff 2 zugeben (d.h. beliebiges ๐ฅ1 )
๐ฅ1
๐1
๏ฟฝ dln๐ฅ = ๏ฟฝ dln๐
๐10
๐1
1
ln๐ฅ1 = ln ๐0
๐1 =
๐ฅ1 ๐10
๐10
=
Dampfdruck des reinen
Lösungsmittels
1
(16.26)
Mit ๐ฅ1 = 1 − ๐ฅ2 , (๐ฅ2 = Molenbruch des gelösten Stoffes) erhalten wir
๐1 = (1 − ๐ฅ2 )๐10
= ๐10 − ๐ฅ2 ๐10
๐ฅ2 ๐10 = ๐10 − ๐1
(16.27)
Wir nennen ๐10 − ๐1 = โ๐ ‘Dampfdruckerniedrigung’ und erhalten das Raoult’sche Gesetz:
(16.28)
โ๐
๐ฅ2 = 0
๐1
Betrachtet man reale Lösungen muss man in der Ableitung für ๐ฅ1 = ๐1 (Aktivität) und
๐ฅ2 = ๐2 setzen.
16.4 Siedepunkterhöhung
Wir betrachten das Gleichgewicht zwischen Gas (Dampf) und Lösung. Jetzt ist aber der Druck
konstant und die Temperatur kann sich ändern.
Gleichgewicht:
0
+ ๐
๐ln๐ฅ1
๐1๐๐๐ = ๐1๐๐
0
๐1๐๐
(16.29)
๐1๐๐๐
=
+ ๐
ln๐ฅ1
๐
๐
Wir betrachten die Änderung der Temperatur und der Stoffmenge, wobei das Gleichgewicht
erhalten bleiben soll.
(16.30)
198
0
๐1๐๐
๐1๐๐๐
d๏ฟฝ
๏ฟฝ = ๐๏ฟฝ
๏ฟฝ + ๐
dln๐ฅ
๐
๐
0
๐ป1๐๐
๐ป1๐๐๐
dln๐ฅ
− 2 =−
+๐
d๐
๐
๐2
0
๐ป1๐๐๐ − ๐ป1๐๐
dln๐ฅ
=−
๐
๐ 2
d๐
โ๐ฃ๐๐ ๐ป
=−
๐
๐ 2
๐ฅ
๐ โ๐ฃ๐๐ ๐ป
ln๐ฅ1 =
โ๐ฃ๐๐ ๐ป 1
๐
๐
๐ 2
1
๏ฟฝ๐ − ๐ 0 ๏ฟฝ
1
๐
๐
d๏ฟฝ ๏ฟฝ
(16.31)
Integration von reinem Lösungsmittel
๐ฅ = 1, ๐๐๐๐๐๐ = ๐ 0 (reines
Lösungsmittel)
bis zur Lösung ๐ฅ = ๐ฅ1 , ๐๐๐๐๐๐ = ๐ (Lösung)
1
∫๐ฅ=1 dln๐ฅ = − ∫๐ 0
Wir hatten hergeleitet:
๏ฟฝ
d๐
๐ป
๏ฟฝ = − ๐2
๐
(H = molare Enthalpie)
๐ป1๐๐๐ =
molare Enthalpie Dampf (Stoff 1)
0
๐ป1๐๐ =
molare Enthalpie Flüss. (Stoff 1)
0
๐ป1๐๐๐ − ๐ป1๐๐ = โ๐ฃ๐๐ ๐ป = molare
Verdampfungsenthalpie
(16.32)
d๐
(16.33)
1
Da ๐ฅ1 < 1 folgt ๏ฟฝ๐ − ๐ 0 ๏ฟฝ < 0 und daraus folgt ๐ < ๐ 0 , d.h. wir beobachten eine
Siedepunkterhöhung.
Vereinfachung: ๐ฅ1 = 1 − ๐ฅ2
Für ๐ฅ2 โช 1 gilt die Näherung: ln๐ฅ1 = ln(1 − ๐ฅ2 ) ≈ −๐ฅ2
(16.34)
(16.35)
โ๐ฃ๐๐ ๐ป 1 1
โ๐ฃ๐๐ ๐ป ๐ 0 − ๐
−๐ฅ2 =
๏ฟฝ − 0๏ฟฝ =
๐
๐ ๐
๐
๐๐ 0
Mit ๐ ≈ ๐ 0 ergibt sich
๐ − ๐0 =
(16.36)
๐
๐ 02
๐ฅ
โ๐ฃ๐๐ ๐ป 2
Die Siedepunkterhöhung (๐ − ๐ 0 ) ist proportional dem Molenbruch des gelösten Stoffes ๐ฅ2 .
Umrechnen von ๐ฅ2 in molale Konzentration:
199
๐2 =
=๐
๐2
๐1
๐1 = Masse Lösungsmittel = ๐1 ๐1
๐1 = Molmasse Lösungsmittel
๐2
๐2 = ๐2 ๐1 ๐1
1 ๐1
(16.37)
Einsetzen von 16.37 in Molenbruch ergibt:
๐2
๐2 ๐1 ๐1
๐ฅ2 =
=
๐1 + ๐2 ๐1 + ๐2
(16.38)
Einsetzen von 16.39 und 16.38 in 16.36 ergibt:
(16.40)
Wir verwenden die Näherung:
๐2 โช ๐1 : ๐ฅ2 ≈ ๐2 ๐1
๐ − ๐0 =
(16.39)
๐
๐ 02 ๐1
๐
โ๐ฃ๐๐ ๐ป 2
Man nennt
๐
๐ 02 ๐1
โ๐ฃ๐๐ ๐ป
0
= ๐ธ๐ = ‘ebullioskospische Konstante’ und erhält
๐ − ๐ = ๐ธ๐ โ ๐2
(16.41)
16.5 Gefrierpunktserniedrigung
Wir betrachten das Gleichgewicht des Stoffes 1 zwischen der festen, reinen Phase und Stoff 1
in der Lösung. Die Rechnung geht analog wie vorher, jedoch taucht der Enthalpieunterschied
flüssig - fest auf: โ๐ ๐โ ๐ป = ๐ป๐๐ − ๐ป๐
Es ergibt sich für Schmelzpunktserniedrigung:
(16.42)
๐
๐ 02
๐
๐ 02 ๐1
๐−๐ =−
๐ฅ =−
๐
โ๐ ๐โ ๐ป 2
โ๐ ๐โ ๐ป 2
0
Mit
๐
๐ 02 ๐1
โ๐ ๐โ ๐ป
= ๐ธ๐ = ‘kryoskopische Konstante’ ergibt sich
(16.43)
๐ − ๐ 0 = ๐ธ๐ โ ๐2
200
16.6 Osmotischer Druck
Das Volumen auf der rechten Seite bleibt
konstant. Wenn Wasser von links nach
rechts wandert, so erhöht sich rechts der
Druck, der gemessen wird.
Die Temperatur ist konstant. Der Druck ๐0 , der auf der Phase mit reinem Wasser ausgeübt
wird, ist konstant. Wir betrachten eine Lösung, die über eine nur für H2 O durchlässige
semipermeable Membran mit reinem Wasser in Kontakt steht. Beobachtung: Wasser fließt
über die Membran in die Lösung und, falls diese sich nicht ausdehnen kann (starre Wand), so
erhöht sich der Druck von ๐0 auf ๐. Der Wasserfluss findet so lange statt bis die chemischen
Potentiale des Wassers in beiden Phasen gleich sind:
0
๐๐ค
0
0
๐๐ค
= ๐๐ค = ๐๐ค
+ ๐
๐ln๐ฅ๐ค ๐
๐ค
=
=
chemisches Potential des reinen Wassers bei ๐0
chemisches Potential des Wassers in der Lösung
Wenn eine Änderung der chemischen Potentiale auftritt, so muss gelten (falls das Gleichgewicht
erhalten bleibt)
0
d๐๐ค
= d๐๐ค
Wir halten ๐ = konst. und ๐ = konst., dann ändert sich das chemische Potential des reinen
0
Wassers auf der linken Seite unseres experimentellen Aufbaus nicht und es gilt ๐๐๐ค
= 0.
Auf der rechten Seite ändern sich ๐ und ๐ฅ.
๐ = ๐ 0 + ๐
๐ln๐ฅ
dln๐ฅ
0 = ๏ฟฝ ๐๐ ๏ฟฝ d๐ + ๏ฟฝ ๐๐ฅ ๏ฟฝ d๐ฅ
(16.45) ๐๐
๐,๐
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐
๐
๐,๐ฅ
๐๐ฅ ๐,๐
d๐ฅ
= ๐๐ค d๐ + ๐
๐dln๐ฅ๐ค
(16.46)
๐๐ค = partielles Molvolumen
des Wassers in der Lösung
Integration von Druck ๐0 auf der Seite des reinen ≈ ๐๐ค0 = Molvolumen des reinen
Wassers bis zum Druck ๐ in der Lösung und
Wassers
entsprechend von ๐ฅ = 1 (reines Wasser) bis ๐ฅ in
der Lösung ergibt:
๐๐๐ค
๐๐๐ค
201
๐
๐ฅ
๐0
๐ฅ=1
๏ฟฝ ๐๐ค d๐ = − ๏ฟฝ ๐
๐dln๐ฅ๐ค
๐๐ค (๐ − ๐
0)
= −๐
๐ln๐ฅ๐ค
Man nennt
(๐ − ๐0 ) = Π
den osmotischen Druck und erhält dann:
Π=−
(16.47)
(16.48)
(16.49)
๐
๐
ln๐ฅ๐ค
๐๐ค
Meistens gibt man den Molenbruch des gelösten Stoffes an (๐ฅ2 ).
Es gilt
๐ฅ๐ค + ๐ฅ2 = 1
ln๐ฅ๐ค = ln(1 − ๐ฅ2 )
Wenn ๐ฅ2 โช 1, so kann man eine Näherung für ln(1 − ๐ฅ2 ) benutzen (Reihenentwicklung) und
erhält
(16.50)
ln๐ฅ๐ค ≈ −๐ฅ2
Damit ergibt sich:
(16.51)
Falls man die Konzentration in molL−1 angeben will, kann man umrechnen:
(16.52)
๐
๐
Π=
๐ฅ
๐๐ค 2
๐ฅ2 =
๐2 =
๐2
๐2
, ๐2 โช ๐๐ค → ๐ฅ2 ≈
๐๐ค + ๐2
๐๐ค
๐2
๐
,
๐2
≈
๐๐ค ๐๐ค
๐ =≈ ๐๐ค ๐๐ค Volumen der Lösung
(16.53)
Aus 16.52 und 16.53 folgt ๐ฅ2 = ๐2 ๐๐ค und wir erhalten aus 16.51:
(16.54)
Sind mehrere Stoffe gelöst mit den Konzentrationen ๐๐ , so gilt:
(16.55)
Π = ๐2 ๐
๐
Π = ๐
๐ ๏ฟฝ ๐๐
202
und man nennt ∑ ๐๐ die ‘Osmolaritat’ der Lösung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass
dissoziierende Stoffe entsprechend ihrer Teilchenzahl eingehen.
1 M NaCl
^
2 M Teilchen
1 M Na2SO4
^
3 M Teilchen usw.
Beispiel: Der osmotische Druck einer 1 molaren Lösung berechnet sich folgendermaßen:
Π = ๐2 ๐
๐ = 1
mol
(1๐ฟ = 10−3 ๐3 )
๐ฟ
8,314 Pa m3 mol−1 K −1 298K
= 24,78 โ 105 Pa ≈ 25 bar
16.7 Verteilungsgleichgewicht
Wir betrachten zwei nicht mischbare Lösungsmittel, ๐ด und ๐ต, in denen sich ein Stoff ๐ถ löst.
Beispiel: H 2 O / CCl4 und J 2 . Im Gleichgewicht muss das chemische Potential des Stoffes ๐ถ in
beiden Phasen gleich sein
๐ด
๐ต
๐(๐ถ)
= ๐(๐ถ)
๐ด
๐(๐ถ)
= chem. Potential von ๐ถ in Lösungsmittel ๐ด
๐ต
๐(๐ถ) = chem. Potential von ๐ถ in Lösungsmittel ๐ต
Für die Konzentrationsabhängigkeit des chemischen Potentials gilt:
๐๐ = ๐๐0 + ๐
๐ln๐ฅ๐
Setzt man dies ein, ergibt sich:
๐๐0๐ด = ๐
๐ln๐ฅ๐๐ด = ๐๐0๐ต = ๐
๐ln๐ฅ๐๐ต
๐
๐ln๐ฅ๐๐ด − ๐
๐ln๐ฅ๐๐ต = ๐๐0๐ต − ๐๐0๐ด
๐ฅ๐๐ด ๐๐0๐ต − ๐๐0๐ด
ln ๐ต =
๐
๐
๐ฅ๐
๐ฅ๐๐ด
๐๐0๐ต − ๐๐0๐ด
= exp ๏ฟฝ
๏ฟฝ = ๐(๐)
๐
๐
๐ฅ๐๐ต ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
hängt nicht von Konzentration
ab, d.h. konst
=๐พ
203
d.h. das Verhältnis der Konzentrationen in beiden Phasen ist konstant. Es hängt aber von der
Temperatur ab. Die Konzentrationen kann man statt in Molenbrüchen auch in molaren
Konzentration angeben
๐ถ๐๐ด
=๐พ
๐ถ๐๐ต
"๐๐๐๐๐ ๐ก′๐ ๐โ๐๐ ๐๐๐๐ก๐๐๐๐ข๐๐๐ ๐๐๐ ๐๐ก๐ง"
Beispiel:
Verteilung Farbstoff (Methylrot) zwischen Wasser und Essigsäuremethylester:
Essigsäuremethylester
C
H 2O
CHMR2O
EM
MR
Wichtig für Trennverfahren:
„Ausschütteln“, „Extrahieren“
Das zweite Lösungsmittel sollte
möglichst wenig löslich im ersten sein.
Beispiel: Anreicherung lipophiler Stoffe
in Membranen.
204
16.8 Der Dampfdruck über Mischungen
Im Kapitel 16.3. hatten wir das Raoult’sche Gesetz hergeleitet. Dabei hatten wir vorausgesetzt,
dass nur ein Stoff einen signifikanten Dampfdruck besitzt. Wenn beide Stoffe, die in der
flüssigen Phase vorhanden sind, auch in der Gasphase vorhanden sind, so gilt das Raoult’sche
Gesetz für beide Stoffe.
Beispiel: Benzol und Toluol bilden eine ideale Mischung.
p
T = konst
p
0
B
pgs
pB
p 0T = Dampfdruck reines Toluol
Partialdrucke
Partialdrucke: ๐๐ = ๐ฅ๐ ๐๐0
(11.30)
๐๐ต = ๐ฅ๐ต ๐๐ต0 = (1 − ๐ฅ๐ )๐๐ต0 (11.31)
pT
0
xT
๐ฅ๐
๐ฅ๐ต
Molenbruch von
Benzol bzw. Toluol
in der flüssigen
Phase
1
Gesamtdruck: ๐๐๐ = ๐๐ + ๐๐ต
Bei realen Mischungen treten Abweichungen von der Raoult’schen Geraden auf.
Henry’sche Konstante
Abweichungen von Raoult können nach
oben auftreten (d.h. die ๐ด-Teilchen gehen
leichter aus der Flüssigkeit in die Gasphase
als im idealen Fall (sie werden von den
๐ต-Teilchen ‘nicht gemocht’).
Dampfdruck reines A
•
•
hier ist A der gelöste Stoff
A
hier ist A das Lösungsmittel
Abweichungen können auch nach unten
auftreten (๐ด-Teilchen werden von den ๐ตTeilchen in Flüssigkeit ‘festgehalten’). In der Nähe
๐ฅ๐ด ≈ 1 ist ๐ด das Lösungsmittel, ๐ต der gelöste
Stoff.
In der Nähe des reinen Stoffes ๐ด (๐ฅ๐ด nur wenig
kleiner als 1) gibt es aber immer einen
Konzentrationsbereich, in dem das Raoult'sche
Gesetz gilt (schraffierter Bereich).
205
Ist die Konzentration von ๐ด gering (๐ด = gelöster Stoff im Lösungsmittel ๐ต), so findet man bei
realen Mischungen immer einen Konzentrationsbereich von ๐ด, in dem der Dampfdruck
proportional zur Konzentration ist: Man nennt dies das ‘Henry’sche Gesetz’ (punktierter
Bereich).
๐๐ด = ๐พ๐ด ๐ฅ๐ด
๐พ๐ด = Proportionalitätskonstante = ‘Henry’sche Konstante’
(11.32)
Partialdampfdruck eines Azeton / CHCl3Mischung und Bestimmung von K CHCl 3
und ๐พ๐ด๐ง๐๐ก๐๐ durch Extrapolation
→ ๐0 (Azeton) = 460 mbar
๐พ๐ด๐ง๐๐ก๐๐
= 220 mbar
→ ๐0 (CHCl3) = 380 mbar
K CHCl3
= 240 mbar
Das Henry’sche Gesetz gilt auch, wenn eine Komponente bei der betrachteten
Temperatur als Gas, die andere als Flüssigkeit vorliegt. ๐พ beschreibt dann die Löslichkeit
des Gases in der Flüssigkeit. Beispiel:
๐พ=
๐(O2 )
๐ฅ(O2 )
Henry’sche Konstanten für die Löslichkeit von Gasen in Wasser bei 298 K
H2
N2
O2
CO2
K/mbar
7,12 . 107
8,68 . 107
4,40 . 107
1,67 . 106
Beispiel: Berechnung der Konzentration von O2 in Wasser, das im Gleichgewicht mit Luft
ist (๐O2 ≈ 200 mbar).
๐O2
๐ฅO2 = ๐พ
O2
200 mbar
= 4,4โ107 mbar = 4,5 โ 10−6 , Umrechnung in mol L−1:
206
๐ฅO2 =
๐O2
๐O2
≈
,
๐H2 O + ๐O2 ๐H2 O
๐=
๐H02O = 18cm3 mol−1
๐ O2
๐ O2
๐ฅO2
4,5 โ 10−6
≈
=
=
= 2,5 โ 10−4 molL−1
๐
๐H2 O ๐H02 O ๐H02O 18 โ 10−3 Lmol−1
207
17. Anhang
Bedeutung der Standardreaktion (Beispiel):
Zn ( s ) + 2 HCl ( aq ) → ZnCl2 ( aq ) + H 2 ( gas )
In Worten: Ein mol festes, reines Zn reagiert mit 2 mol reiner HCl (wässrige Lösung, 1 mol kg-1,
ideales Verhalten, vollständig dissozziert) zu 1 mol ZnCl2 (wässrige Lösung 1 mol kg −1 , ideales
Verhalten, vollständig dissoziiert) und 1 mol H2 (reines, ideales Gas) (ai = vollständig dissoziiert, ao
= undissoziiert in Wasser)
โ r H ๏ค=
∑υ โ H
i
f
๏ค
๏ฉ
i
= โ f H ๏ค ( Zn Cl2 (ai) ) + โ f H ๏ค๏ฉ ( H 2 ( g ) ) − 2 โ f H ๏ค ( H Cl ( ai ) ) − โ f H ๏ค ( Zn ( s ) )
โ f H ๏ค ( Zn,s ) =
0
โ f H๏ค ( H 2 ( g ) ) =
0
โ f H ๏ค ( H Cl ( ai ) ) = โ f H ๏ค ( H + ( ao ) ) + โ f H ๏ค ( Cl− ( ao ) )
=
0
− 167 kJ mol−1
โ f H ๏ค ( Zn Cl2 ( ai ) ) =โ f H ๏ค ( Zn 2+ ( ao ) ) + 2 โ f H ๏ค ( Cl− ( ao ) )
=− 154 kJ mol−1
+ 2 ⋅ ( −167 kJ mol−1 )
= −488 kJ mol
โ r H ๏ค =( −488 + 0 − ( −167 ) − 0 ) kJ mol−1 =−321 kJ mol−1
208
Der biochemische Standardzustand
,
0,
Der biochemische Standardzustand ΔG 0 , ΔH ist wie der chemische Standardzustand ΔG ๏ค ,
ΔH ๏ค definiert.
Ausnahmen:
1.
[ H + ] = 10−7 M (ideale Lösung) statt [ H + ] = 1 M (ideale Lösung)
2. Statt Spezieskonzentrationen werden Summenkonzentrationen verwendet. Bsp.:
Chemische Reaktionsgleichung mit Molekülspezies:
H ADP 2− + H 2 PO −4 → H ATP3− + H 2 O
Dabei gilt Erhaltung der Ladung, Erhaltung der Zahl der Atome.
Biochemische Reaktionsgleichung:
ADP +
Pi → ATP
Darin bedeutet ADP die Summe aller Molekülspezies, d.h. alle Protonierungsstufen und evtl.
Mg 2+ Komplexe,
Pi bedeutet anorganisches Phosphat alle Protonierungsstufen.
Bsp.:
[ ADP ] =ADP3− + H ADP 2− + H 2 ADP + H ADP Mg
Daraus folgt:
,
ΔG 0 hängt vom pH–Wert und den Ionenkonzentrationen ab.
209
Formelsammlung PC I
1. x=
i
ni
p
= i,
∑ ni p
ni
,
V
c=
i
m M
=
V VM
=
ρ
Ni
mi
=
N A Mi
n
Ni
V
1
ci = i =
→
=
V NA V
N i ci N A
ni
=
2. pV = n RT,
p
V=
4 3
πr → d = 2 r
3
Vm = RT
a ๏ฃถ
๏ฃซ
RT
๏ฃฌ p + V 2 ๏ฃท ( Vm − b ) =
m ๏ฃธ
๏ฃญ
pVκ = p 0 V0κ , κ =
cp
cV
,
T0 ๏ฃซ V ๏ฃถ
=๏ฃฌ ๏ฃท
T ๏ฃญ V0 ๏ฃธ
R
CV
p=
konst → W =
−p ( V2 − V1 )
3. dW = −p dV
V
n RT
p= →W=
−n RT ln 2
V
V1
dW = c v dT
→W
= c V ( T2 − T1 )
4. E =ε N A =U − U 0 =N A ( ε kin + ε pot ) ,
R
kB =
NA
3
1
๏ฃซ Mv 2x ๏ฃถ
๏ฃซ Mv 2 ๏ฃถ
๏ฃซ M ๏ฃถ2 2
๏ฃซ M ๏ฃถ2
,
f
v
=
4
π
⋅
⋅
v
⋅
exp
f (=
vx ) ๏ฃฌ
⋅
exp
−
)
(
๏ฃฌ
๏ฃท
๏ฃฌ−
๏ฃท
๏ฃฌ
๏ฃท
๏ฃท
๏ฃญ 2πRT ๏ฃธ
๏ฃญ 2πRT ๏ฃธ
๏ฃญ 2RT ๏ฃธ
๏ฃญ 2RT ๏ฃธ
1
1
( id. Gas ) ,
=
ε pot 0=
ε kin
mv 2 ,
=
ε ( pro Freiheitsgrad )
k BT
2
2
MAMB
3 RT
8 RT
8 RT
=
v 2A
,=
vA
, =
v relativ =
, μ
MA
π MA
πμ
MA + MB
1
ε=
F ⋅ k BT,
2
F=
F ( Trans ) + F ( Rot ) + 2 F ( Schwingung )
σ AB =
π ( rA + rB ) ,
2
N ( A ) N ( B)
ZAB = σ AB v relativ
V
V
210
5. U − U 0 = E kin + E pot ,
H = U + pV
dU = dQ + dW = dQ − pdV
dH =dQ + dW + d ( pV ) =dQ + Vdp
,
๏ฃซ dQ ๏ฃถ
๏ฃซ dU ๏ฃถ
๏ฃซ dH ๏ฃถ
=
cv , =
๏ฃฌ
๏ฃท ≡ cv →
๏ฃฌ
๏ฃท
๏ฃฌ
๏ฃท cp
๏ฃญ dT ๏ฃธ v
๏ฃญ dT ๏ฃธ V
๏ฃญ dT ๏ฃธ p
Kreisprozesse: Heß’scher Satz, Kirchoff’scher Satz
6.
dQ dU + pdV dH − Vdp
=
=
T
T
T
d=
S
G ≡ H − TS,
dG= Vdp − SdT
โSMix =
− R ∑ x i ln x i ,
=
S k B ln โฆ ,
i
Tw − Tk
ηCarnot =
Tk
Nutzen
η( allgemein ) =
,
Aufwand
7.
โ r H=
∑ν H= ∑ν โ H
i
i
i
f
โ f H ๏ค298
i
i
โ rS =
∑ νiSi
Tabellen:
i
โ r G=
∑ν μ = ∑ν โ G
i
i
i
f
S๏ค298
โ f G ๏ค298
i
i
โ r cp =
∑ νicpi ,
dξ = ν i dn i
๏ฃซ dµ ๏ฃถ
๏ฃซ dµ ๏ฃถ
−Sm , ๏ฃฌ ๏ฃท =
Vm
๏ฃฌ ๏ฃท =
๏ฃญ dT ๏ฃธp
๏ฃญ dp ๏ฃธT
μ i μ i ๏ค + RT ln a i ,
=
a i → x i (reineStoffe und Wasser) , a i →
โrG =
∑ ν iμ i =
∑ νiμ ๏ค + RT ln
i
i
πa
νi
i
i
ci
p
(Lösungen) , a i → 0i (Gase)
0
c
p
=
โ r G ๏ค + RT ln Q
↑ keine Glgew.konz. ↑
211
โrG๏ค =
−RT ln
π (a )
νi
i
i
↑
Gl
=
−RT ln K ๏ค
Glgew.konz. ↑
โ r G ๏ค =โ r H − Tโ rS,
โ r G ๏ค =โ r H ๏ค − Tโ rS๏ค
Berechnung von Gleichgewichtskonstanten:
A + B → 2C
K=
[ C]2
[ A ][ B]
Gegeben Anfangswerte der Konzentrationen: A 0 , B0 , C0
Die Änderung bei Gleichgewichtseinstellung wird über Reaktionsvariable berechnet.
dn i = ν i dξ
Reaktionsvariable wird errechnet aus einer Anfangskonzentration und einer
Gleichgewichtskonzentration. Wir nennen dξ = x
Tabelle:
A
B
C
A0
B0
C0
dn A = ν A dξ
dn B = ν Bdξ
dn C = ν C dξ
Anfang
Änderung
Gleichgewicht
K gegeben
= −x
= −x
= 2x
A0 − x
B0 − x
C0 + 2 x
x wird berechnet
Gleichgewichtskonzentrationen
dξ gegeben (aus Anfang- und Endkonzentration)
=
α
K wird berechnet
[ HA ] diss
α2 [ ]
=
→K
HA 0
[ HA ]0
(1 − α )
8. T–Abhängigkeit von K 0
๏ฃซ d ln K 0 ๏ฃถ โ r H 0
๏ฃฌ
๏ฃท =
๏ฃญ dT ๏ฃธp RT 2
unbestimmte Integration:
ln K 0
m= −
โr H0
RT
212
1
T
Bestimmte Integration:
K2
โr H0
0
∫ d ln K = R
K1
ln
T2
1
∫T
2
dT
T1
K 02
โr H0 ๏ฃฎ 1 1 ๏ฃน
=
−
−
K10
R ๏ฃฏ๏ฃฐ T2 T1 ๏ฃบ๏ฃป
In dieser Gleichung stehen 5 unbekannte Größen, 4 müssen gegeben sein, die 5 wird
ausgerechnet.
9. T-Abhängigkeit von Dampfdruck p D und Sublimationsdruck pS (Clausius-ClapeyronGleichung)
๏ค
d ln p D โ vap H ๏ฃผ
=
๏ฃด
dT
RT 2 ๏ฃด โ H ๏ค − โ H ๏ค = โ H ๏ค
๏ฃฝ sub
vap
fus
d ln pS โ sub H ๏ค ๏ฃด
=
dT
RT 2 ๏ฃด๏ฃพ
ln p
−
โ vap H ๏ค
R
1
T
Integration und Berechnung wie bei K ๏ค
10. Phasengleichgewichte (Mehrstoffsystem, Index Lösungsmittel:1, Index gelöster Stoff: 2,
T = konstant)
Dampfdruckerniedrigung
μ1 ( fl ) = μ1 ( gas )
.
.
..
.
Raoult:
p1 = x1p10
oder
p0 − p
x2 = 1 0 1
p1
p10 = Dampfdruck
reiner Stoff 1
Siedepunktserhöhung
μ1 ( fl ) = μ1 ( gas )
.
.
.
.
.
โT =
E ec2
Gefrierpunktserniedrigung
μ1 ( fest ) = μ1 ( fl )
Osmotischer Druck
μ1๏ค ( p๏ค , rein ) = μ 2 ( p, x1 )
.
.
.
.
.
โT =−E k c 2
.
.
.
.
.
π= p − p 0
RT
π=
x2
Vm
π = c 2 RT
analog ideales Gas
Henry:
p1 = K H x1
213
11.
Elektrisches Potential und Feld:
E pot
1 Q1Q 2
=
φ =
,
E pot
,
Q1
4πε 0 r
W
Q1=
U UIt
= Q1 ( φ2 − φ=
1)
mi
Q=
I=
t
zi F
1
Mi
U
1
๏ฌ
=R =σ ,
κ= ,
I
A
σ
12.
κ
c
๏ต๏ฒ
๏ต๏ฒ F
E=
Q1
= Λ = ν+Λ+ + ν−Λ− ,
Λ = Λ0 − k c
โG =−zFE =โH − TโS
โG 0 =
−zFE 0 =
−RT ln K 0
E E0 −
=
RT
ln π a iνi
i
zF
ai
ci
x i , Schema für Aufstellung von E
pi
Membranpotential:
13. v
=
โφ =
RT [ ]1
ln
zF [ ]2
1 d [A]
= Defintion
ν A dt
a
b
v = k [ A ] [ B] .............. Reaktionsordnung: ( a+b )
14.
15.
dA
=
k → A=A 0 − kt
dt
0. Ordnung:
−
1. Ordnung:
dA
ln 2
− = kA → A=A 0 exp ( −kt ) , =
τ
dt
k
2. Ordnung:
dA
1 1
− = kA 2 → =
+ kt,
dt
A A0
=
τ
1
A0k
Mechanismus: Ablauf einer chemischen Reaktion durch eine Folge von
Reaktionsschritten 1. und 2. Ordnung
214
k2
๏ฃง๏ฃง→ ES ๏ฃง๏ฃง
E + S ←๏ฃง๏ฃง
→E + P
k1
M−M:
k −1
]0 , K M
=
ν max k 2 [ E=
d [ ES]
= k1 [ E ] [S] − k −1 [ ES] − k 2 [ ES]
dt
v [S]
d [P]
= v= max
dt
KM + S
[E0 ] =
k −1 + k 2
k1
Gesamtkonzentration
Folgereaktionen, Parallelreaktionen
16.
T-Abhängigkeit der Geschwindigkeitskonstanten
E
d ln k
= a2
dT
RT
Ea
„Arrhenius Gleichung“
1
∫ d ln k =
R ∫T
2
E 1
dt → ln k =
− a + konst
R T
ln k
๏ฃซ E ๏ฃถ
=
k k 0 exp ๏ฃฌ − a ๏ฃท
๏ฃญ RT ๏ฃธ
−
1
T
17. Diffusion
=
J
dn
= Definition des Flusses,
dt A
dc
J=
−D
=
stationäre Diffusion
dx
dc
d 2c
= D=
instationäre Diffusion,
dt
dx 2
k BT k 0T
=
D =
fR
6πrη
18.
Ea
R
=
D
โx 2
2โt
Spektroskopie, Wechselwirkung elektromagnetischer Strahlung mit Materie
dI = −αc I0 dx, I = I0 exp ( −α c ๏ฌ )
Absorption: Lambert-Beer:
A = lg
ε = hν,
I0
= ε c ๏ฌ,
I
ε=
α
2,303
ε =Absorptionskoeffizient
c = νλ
Lichtintensität:
=
I
dE
=
dt A
∑ ε dN
i
ε =Energie eines Photons
i
dt A
215
Wenn nur Photonen einer Frequenz(Wellenlänge) vorhanden sind, gilt:
I=
εN
tA
E
E2
Wärme
Fluoreszenz
Photochemie
Energietransfer
hν
M ๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง
→ M*
Absorption
M*
Rückkehr
in Grundzustand
E1
M
Mathe: dy = x n dx,
Für n = −1 gilt:
E2
hν − Anregung
E 2 − E1 = ε = hν
19.
M*
y
=
E1
1
x n +1 + konst
n +1
y ln x + konst
=
=
a ln b ln b a ,
ax 2 + bx + c= 0
=
ln a + ln b ln ab
→
x1/ 2=
−b ± b 2 − 4ac
2a
216
P. W. Atkins, “Physikalische Chemie”, dritte, korrigierte Auflage, Wiley-VCH, Weinheim, 2001
217