Exkursionsführer zur Veranstaltung am 10.09

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„Buchenerkrankung im deutsch-luxemburgischen Grenzraum –
Schadsituation, Ursachen, Handlungsempfehlungen“
Informationsveranstaltung im Rahmen des INTERREG III A DeLux-Projekts
„Entwicklung von Strategien zur Sicherung von Buchenwäldern“
Exkursionsführer zur Veranstaltung am 10.09.2003 in Rambrouch (L)
Mitte des Jahres 2000 konnten die ebenfalls in den benachbarten Regionen Belgiens,
Frankreichs und Deutschlands auftretenden Schadsymptome an Buche erstmals im
Großherzogtum Luxemburg beobachtet werden. Es handelte sich hierbei um starke
Schädigungen in Buchenbeständen des Forstreviers Perlé (Forstamt Wiltz).
Steckbrief der betroffenen Parzellen
Ziel der heutigen Exkursion sind die Parzellen 37, 38 und 39 des Gemeindewaldes
Rambrouch (Forstrevier Perlé). Diese Bestände gehören zum Wuchsbezirk Südliches
Hochösling, welches einen Teil der Hochardennen darstellt und als Hochebene ausgebildet
ist. Letztere bildet die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Attert und Wark im
Süden bzw. der Sauer im Norden. Die Parzellen liegen in der submontanen Höhenstufe auf
etwa 500 mNN. Der westliche Teil des südlichen Hochöslings zählt mit ungefähr 1000 mm
Niederschlag zu den regenreichsten Gebieten des Landes. Die Lufttemperatur ist einem
Jahresmittel von 7,5 bis 8,5 °C relativ gering, die Anzahl der Frosttage mit mehr als 100
entsprechend hoch.
Im südlichen Hochösling wird das Ausgangsgestein vom Siegener Schiefer des Devon
gebildet („Rheinisches Schiefergebirge“). Aus diesem Schiefer sind steinig-lehmige
Braunerden mit hohem Skelettanteil entstanden. Die Böden sind kaum vernässt und können
mit stellenweise weniger als 40 bis 80 cm nutzbarer Bodentiefe als flachgründig und relativ
nährstoffarm (sauer) bezeichnet werden.
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Die ausgewählten Bestände sind als etwa 110-jährige gleichaltrige Hochwälder ausgebildet
und gehören zu der natürlichen Waldgesellschaft Luzulo-Fagetum vaccinietosum
(bodensaurer Buchen-Eichenwald). Diese ist typisch für die mittleren Höhen und kann als
Übergang vom Hainsimsen-Buchenwald zum bodensauren Eichen-Hainbuchenwald
angesehen werden. Die Bestände in den besagten Parzellen zeichnen sich zum Teil durch
dichten Unterwuchs aus, eine Folge von den bis vor 6 Jahren durchgeführten Vorbereitungsund Verjüngungshieben. In den darauffolgenden Jahren wurden jedoch die waldbaulichen
Tätigkeiten in diesen Buchenbeständen weitgehend eingestellt.
Maßnahmen im Rahmen der Buchenkomplexkrankheit
Wegen ihrem fortgeschrittenen Erkrankungsgrad sowie der Vielfalt an typischen
Schadsymptomen eignen sich die Parzellen 37, 38 und 39 als Standort für diverse
wissenschaftliche Untersuchungen.
Da holzbrütende Insekten als Sekundärschädlinge offensichtlich am Absterben der Buchen
beteiligt sein können, sie auf jeden Fall aber einen wirtschaftlichen Schaden durch eine nicht
unerhebliche Entwertung des Holzes verursachen, beschloss die Forstverwaltung die besagten
Käfer zu überwachen. Ein länderübergreifendes Monitoring einheitlicher Methodologie lässt
die Entwicklung, die Dynamik und das Geschlechterverhältnis der Schädlingspopulation
erkennen und ermöglicht somit eine genauere Einschätzung zukünftiger Kalamitäten. Die
Ergebnisse unterstützen den Waldbesitzer oder –bewirtschafter bei seiner Entscheidung,
welche zielorientierte Maßnahmen zu ergreifen sind.
Ziel der seit 2002 durchgeführte Überwachung sind vor allem die Populationsentwicklung des
Buchennutzholzborkenkäfers (Trypodendron domesticum), des Linierten Laub/Eichennutzholzborkenkäfers (Trypodendron signatum) sowie des ungleichen Holzbohrers
(Anisandrus dispar).
Die im Rahmen der Untersuchung verwendeten Flaschenfallen bestehen im wesentlichen aus
einer transparenten PVC-Platte (25 x 12 cm), die in einem Sammeltrichter mündet. Als
Auffangbehälter dient ein mit Alkohol gefülltes Fläschchen, wobei die Flüssigkeit ein
Zersetzen der gefangenen Käfer verhindert. Als Lockstoff kommen zum einen mit Ether
denaturiertes Ethanol, zum anderen Lineatin zum Einsatz. Die Behälter mit dem Ethanol, das
ebenfalls geschwächte und absterbende Bäume ausscheiden, werden seitlich an die
Fangvorrichtung angeschraubt. Das an der PVC-Platte fixierte synthetische Lineatin hat die
Wirkung der käfereigenen Fernlockstoffe und lockt demnach Borkenkäfer beider
Geschlechter an. Der gesamte Fangapparat wird von einer, in den Boden geschlagenen, 2mlangen Holzlatte getragen.
Die
im
hiesigen
Gemeindewald
installierte
Fangeinrichtung ist eine von mittlerweile 17
Aufnahmeeinheiten in den betroffenen luxemburger
Buchenbeständen. Dabei wurden sowohl stark
befallene als auch äußerlich unversehrte Baumbestände
ausgewählt. Eine Aufnahmeeinheit besteht aus fünf, in
Form eines Kreuzes angeordneten Fallen. Vier
Fangeinrichtungen sind nach den Himmelsrichtungen
Norden, Osten, Süden und Westen aufgestellt. Ihre
jeweilige Distanz zu der fünften, zentralen Falle beträgt
2
N
W
50 m
Z
S
O
50 m. Die Satellitenfallen sind nach außen gerichtet, während die zentrale Falle nach Osten
zeigt.
Da Trypodendron domesticum, je nach Witterung, bereits Ende Februar fliegt und somit zu
den ausgesprochenen Frühschwärmern zählt, mussten die Pheromonfallen am 15. Februar
aufgestellt und einsatzbereit sein. Der Monitoringzeitraum erstreckt sich bis Ende Juni, wird
aber zwecks Überwachung der Endphase anhand von nur 7 der insgesamt 17
Aufnahmeeinheiten verlängert. Die Kontrolle und Leerung der Einrichtungen erfolgt in
Abständen von 14 Tagen. Anschließend wird der Fang ausgewertet, d.h. die Anzahl, das
Arten- und Geschlechterverhältnis der Käfer ermittelt.
Der Überwachungszeitraum wurde in 9 Fangperioden aufgeteilt:
Fangperiode
von
bis
I
14/02/2002
01/03/2002
II
02/03/2002
15/03/2002
III
16/03/2002
29/03/2002
IV
30/03/2002
12/04/2002
V
13/04/2002
26/04/2002
VI
27/04/2002
08/05/2002
VII
09/05/2002
23/05/2002
VIII
24/05/2002
07/06/2002
IX
08/06/2002
21/06/2002
6321
6500
Nutzholzborkenkäfer +
ungleicher Holzbohrer
6000
5500
Anzahl der Käfer
5000
4166
4500
3549
4000
3500
2323
3000
2628
1987
2500
2000
1500
693
1000
281
10
500
0
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
Fangperiode
Wie auf der Graphik ersichtlich begann der Flug der Borkenkäfer im Gemeindewald
Rambrouch (Aufnahmeeinheit 8) bereits in der zweiten Februarhälfte um Anfang März einen
ersten Höhepunkt zu erreichen. Die relativ niedrigen Fangzahlen der Perioden III und VI
erklären sind durch zum Teil starke Niederschläge in den Monaten März, April und Mai.
Während der siebten Periode konnte erneut ein drastischer Anstieg der Käferfänge
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verzeichnet werden. Der Flug der Schädlinge verringerte sich in den folgenden Monaten
stetig und brach im Laufe des Oktobers vollständig ab.
Um das Ausmaß und den Verlauf der Buchenkomplexkrankheit im Großherzogtum zu
verfolgen, führt die Forstverwaltung seit Herbst 2001 neben der Käferüberwachung ein
Monitoring der charakteristischen Schadsymptome an der Buche durch. Gegenstand der
Untersuchungen sind 112 Probebäume, welche sich auf 7 Aufnahmeeinheiten verteilen. Der
Probebaum wird entsprechend der 4 Himmelsrichtungen aufgeteilt und untersucht, so dass
jeder Buchenstamm eine Nord-Ost-, Süd-Ost-, Süd-West- und Nord-West-Seite aufweist. Die
Untersuchungen beschränken sich auf folgende Kriterien:
•
•
•
•
Zustand und Verfärbung des Mooses
Borkenkäferbefall
Pilzbefall
Aufplatzen und Ablösen der Rinde.
Seit der Errichtung des Monitoringnetzes wurden bereits im November 2001, im Mai 2002,
im Dezember 2002 sowie im Juni 2003 Untersuchungen durchgeführt.
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