B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 1 B6: Optische Messungen an einem Isolatorkristall Antonia Oelke, Aram Gorgis, Adam Cwiklinski Betreuer: Frischkorn Datum: 28.4. 2006 ü Übersicht zum Thema und Zusammenfassung der Ziele Wir werden das Absoptionsspektrum des Rubins vermessen. Dieser besteht aus Korund, also Al2 O3 und ist in unserem Fall mit Cr3+ -Ionen dotiert. Wir werden die Messergebnisse mithilfe der Kristall- und Ligandenfeldtheorie interpretieren und so die rote Farbe des Rubins erklären. ü Theoretische Grundlagen Wie schon erwähnt untersuchen wir Korund. Korund ist die wichtigste Form der A2 B3 - Struktur. Die Sauerstoffionen sind in der hexagonal-dichtesten Kugelpackung angeordnet, so dass sich die Stapelfolge ABAB ergibt. Zwischen zwei Sauerstoffschichten befindet sich eine Schicht Aluminium C, in der jeder dritte Platz unbesetzt ist, was insgesamt eine Anordnung ACBCACBC gibt. Cr3+ hat die Elektronenkonfiguration [Ar]3d 3 und besitzt somit 2 leere d-Orbitale sowie 3 halbgefüllted-Orbitale. Im Komplex hybridisiert es oktaedrisch (d 2 s p3 -Hybrid). Die Besetzung der Orbitale erfolgt nach den Hundschen Regeln, i) Der Gesamtspin soll maximal sein. ii) Der Bahndrehimpuls soll maximal werden. iii) Der Gesamtdrehimpul J=|L-S| falls die Schale weniger als halb gefüllt ist und |L+S| falls die Schale mehr als halb gefüllt ist. Verbinden sich Atome zu Molekülen, so entstehen Molekülorbitale, die nach den Hundschen Regeln besetzt werden. Ist eine Bindung ionisch, so gibt es Partialladungen die ein elektrisches Feld verursachen, das Kristallfeld. Das Kristallfeld vom Rubin kann als kubisch mit schwacher trigonaler Ausprägung gesehen werden. Durch die kubische Symmetrie sind die d-Orbitale nicht mehr |±2>, |±1> und |0> sondern 1 Mischzustände. So ist zum Beispiel |dxy >= ÅÅÅÅ ÅÅÅÅ!Å H » -2 > - » 2 >L. è!!! 2 B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 2 Berechnet man nun den Erwartungswert des Drehimpulses L, so lässt sich leicht zeigen, dass dieser verschwindet. L ist also keine gute Quantenzahl mehr das System zu Beschreiben. Dies nennt sich Auslöschung des Drehimpulses oder auch Orbital Quenching. Ungepaarte Elektronen, die sich nicht an der Bindung beteiligen sind für die Farben verantwortlich. Man spricht von "ungewöhnlichen" Zuständen. Diese treten vor allen Dingen bei den Übergangsmetallen und den Seltenen Erden auf, da bei ihnen nur teilweise gefüllte innere Schalen auftreten. Diese ungepaarten Elektronen können trotz der Bindung mit sichtbarem Licht in angeregte Zustände versetzt werden. So ist das Cr3+ -Ion sowohl beim Rubin als auch beim Smaragd für dessen Farbigkeit verantwortlich obwohl der eine rot und der andere grün ist. Dieser Unterschied lässt sich mit den verschiedenen Umgebungen in die das Cr3+ -Ion eingebetten ist erklären. Das Grundmaterial beim Rubin ist Korund während es beim Smaragd Beryllium-alumosilicat ist. Diese verursachen unterschiedlich starke Kristallfelder. Dies wiederum führt zu unterschiedlicher Aufspaltung der Energieniveaus. Damit liegen auch die Energien der Übergänge bei verschiedenen Wellenlängen im Bereich des sichtbaren Lichts. Nach der Ligandenfeldtheorie nähern sich die Liganden dem Zentrum bzw. dessen d-Orbitalen unterschiedlich stark an, was die Energie je nach Ladung der Liganden erhöht oder erniedrigt. So werden diese Orbital auch abweichend von den Hundschen Regeln besetzt und die Energieaufspaltung führt zu einem anderen Termschema als bei den Molekülorbitalen. Durch die Störung der Liganden ist der Hamiltonoperator nicht mehr diagonal und die Auswahlregenl für die optischen Übergänge, Dl=±1, Dm=±1, 0 und DS=0, gelten nicht mehr streng. Der schwache trigonale Anteil des Kristallfeldes und die Spin-Bahn-Kopplung führen zu einer weiteren Aufspaltung der Energieniveaus in Dubletts, dabei ist die Aufspaltung des 4 T2 -Nieveaus jedoch so gering, das man nur eine Verbreiterung der Spektrallinie beobachtet. Bei Rubin werden die angeregten Zustände als 2 E , 4 T2 und 4 T1 bezeichnet. Der direkte Übergang vom Grundzustand in 2 E ist aufgrund der Auswahlregeln verboten. Die Übergänge zu den breiten und bandartigen 4 T -Niveaus sind erlaubt, so dass weißes Licht, das den Rubin durchdringt fast seine gesamte gelbgüne und violette Farbkomponente verliert. Die Stärke des Kristallfeldes und somit der Auspaltung wird duch den Parameter Dq angegeben. Sind alle Orbitale voll besetzt, so gilt der Schwerpunktsatz, nach dem sich der energetische Schwerpunkt der d-Orbitale nicht ändert beim Übergang vom kugelsymmetrischen zum oktaedrischen oder kubischen Kristallfeld. Man kann den Racah-Parameter B einführen, welcher ein Maß für die Elektronenwechselwirkung ist. Normiert man die Termenergien der d 3 -Komplexe und trägt diese gegen Dq/B auf, so ergibt sich das Tanabe-Sugano-Diagramm. B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb Die Linien 4 F1 und 4 F2 entsprechen 4 T2 und 4 T1 . Für Crom ist der Wert Dq/Bº2.4. Je nach Art der Liganden werden jedoch auch verschiedene B-Atome bei gleichem Zentralion angenommen. Mit B = 765 cm-1 ergibt sich ein theoretischer Wert von Dqº1836cm. 3 B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 4 ü Versuchsaufbau Die Xe-Lampe sendet Licht aus, das im Strahlteiler in zwei Strahlengänge gesplittet wird. Der eine Strahl wird als Referenzstrahl dienen, während wir mit dem zweiten den Rubin bestrahlen werden. Nach einer Fokussierung jeweils der beiden Strahlen, werden sie abwechselnd vom Chopper durchgelassen und dann, wiederum fokussiert, in den Monochromator gestrahlt. Dieser durchfährt sämtliche Wellenlängen des Lichts, indem er mithilfe eines Elektromotors die Position des Gitters verändert und somit die Wellenlänge des austretenden Lichts. Das austretende Licht wird mit einem Lock-In-Verstärker ausgewertet und das Ergebnis an einen x-t-Schreiber gesendet. Wir nehmen an, dass der Elektromotor linear alle Gittereinstellungen durchfährt, so dass wir jeder Zeit bzw. jedem x-Wert eine bestimmte Wellenlänge zuordnen können. Der Lock-In-Verstärker verbessert (phasenabhängig) das Signal-Rausch-Verhältnis, indem das zu messende Signal mit einer periodischen Frequenz überlagert wird und somit gleichgerichtet wird. Dann mittelt man das Ergebins (die Multiplikation) über einen bestimmten Zeitraum und erhält die Ableitung des Signals. B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 5 ü Aufgaben ü a) Aufbau des Absorptionsspektrometers mit Referenzstrahlengang (Rubinkristall in Strahlengang 1). Bei einer Wellenlänge von 670nm (dort ist die Absorption des Rubins vernachlässigbar) werden die beiden Strahlengänge auf gleiche Intensität eingestellt (Regulierung mit Blenden IB1 und IB2, Blende IB3 zunächst ganz offen). Der Chopper soll beide Teilstrahlen genau abwechselnd unterbrechen. ü b) Differenzspektrum der beiden Strahlengänge (Rubin gegen Referenzstrahlengang). ü c) Intensitätsspektrum der Xe-Hochdrucklampe. ü d) Intensitätsspektrum cvon Strahlengang 1 mit Rubin allein (Lock-In-Phaseneinstellung!). ü e) Noch einmal d) mit 10-fach höherer Empfindlichkeit des x-t-Schreibers. ü f) "Basislinie" der Apparatur. Dazu wird der Rubin-Kristall durch eine Lochblende ersetzt. Bei 670nm werden die Intensitäten der beiden Strahlengänge mit Blende IB3 abgeglichen. Die Empfindlichkeit des x-t-Schreibers wird auf den alten Wert zurückgestellt. ü g) Spektrum einer Quecksilber-Niederdrucklampe für die Wellenlängen-Eichung des Monochromators. Die Quecksilber-Lampe wird direkt vor den Eintrittsspalt des Monochromators gestellt, Messung ohne Chopper und Lock-In-Verstärker. ü h) Überprüfen Sie die Monochromator-Eichung mit Hilfe von Messung g). B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 6 ü i) Erstellen Sie das Absorptionsspektrum von Rubin im Bereich von 350-700nm (mm-Papier oder Computerprogramm, Stützstellen alle 10-20nm). Tragen Sie diejenige physikalische Größe auf, mit der Sie Aufgabenteil j) sinnvoll bearbeiten können. Sie können alle oder auch nur einige der gemessenen Spektren verwenden. Begründen Sie Ihre Vorgehensweise. ü j) Die Absorptionsbanden des Rubins (U-, Y-Banden) sind sehr breit. Wählen Sie als Wellenlänge der Übergänge die Schwerpunkte der Banden (wie zu bestimmen?). [4,Kap. I.10] ü k) Bestimmung des Kristallfeldparameters Dq mit Hilfe des Tanabe-Sugano-Diagramms (Abb.2). Verwenden Sie für B den Wert 765 cm-1 [4, Kap I.8;7]. ü Auswertung ü zu a) Der Versuch war bereits aufgebaut. Wir haben die Einstellungen überprüft und die Höhe der Blenden optimiert sowie beide Blenden auf die selbe Intensität eingestellt. Das haben wir gemacht, indem wir die vom Chopper getrennten Signale auf dem Oszilloskop betrachtet haben und dementsprechend die Einstellung der Blenden geändert haben. Wir haben außeßerdem die Nulllinie mm des x-t-Schreibers eingestellt und seine Geschwindigkeit auf 50 ÅÅÅÅ ÅÅÅÅÅ festgelegt. Das Spektrum haben min wir bei einer Verstärkung von 1V aufgenommen. Die Chopperfrequenz betrug (147±3)Hz ü zu b) Wir haben das Differenzspektrum der beiden Strahlengänge von 350nm bis 700nm bei den oben genannten Werten aufgenommen. B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 7 Intensität@SktD 120 100 80 60 40 20 λ@nmD 400 450 500 550 600 650 700 ü zu c) Mit den selben Paramtern haben wir die Referenzlinie der Xe-Hochdrucklampe aufgenommen, damit wir einen Vergleich zum Differenzspektrum haben. Intensität@SktD 175 150 125 100 75 50 25 λ@nmD 400 450 500 550 600 650 700 B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 8 ü zu d) und e) Das Rubinspektrum haben wir mit zwei verschiedenen Verstärkungen aufgenommen um einmal eine Übersicht zu erhalten und das andere mal um die Schulter genauer zu betrachten. Um diese Spektren detektieren zu können mussten wir den Lock-In um 180° phasenverschieben. Zusammen ergab sich das folgende Spektrum Intensität@SktD 100 80 60 40 20 λ@nmD 400 450 500 550 600 650 700 ü zu f) Da sich die Basislinie zu null abschätzen lässt, haben wir diese nach der Absprache mit dem Tutor nicht extra aufgenommen. ü zu g) und h) Um die Linearität des Elektromotors und somit die Genauigkeit der Zuordnung der Wellenlänge zu bestimmen haben wir das bekannte Spektrum einer Quecksilberlampe aufgenommen. Wir konnten die Peaks den Übergängen zuordnen und somit sehen, dass der Fehler der Wellenlänge ±2nm beträgt. Es traten auch nicht verzeichnete Peaks mit sehr hoher Intensität auf, die wir auf Verunreinigungen innerhalb der Lampe zurückführen. Der Motor kann also als linear betrachtet werden und wir können die Position eines Peaks einer Wellenlänge ±2nm zuordnen. B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 9 ü zu i) Um das Absorptionspektrum zu erstellen, muss man sich überlegen, wie der Rubin absorbiert. Die absorption ist von einem Absorptionskoeffizient a und der Dicke d abhängig. I=I0 e-ad , wobei d=2mm. I0 Es ergeben sich nun zwei Ansätze. Einmal folgt direkt aºln( ÅÅÅÅ Å ) was ein besserer Ansatz ist, als die I I0 -I e-Funktion zu entwickeln, was aº ÅÅÅÅÅÅÅÅ ÅÅ ist. I0 Wir erwarten, dass der Absorptionskoeffizient ähnlich verläuft wie das Differenzspektrum. Besonders im Bereich der Absorptionsbanden sollte dieser Koeffizient groß sein gegenüber den anderen Wellenlängen. Im Folgenden werden wir erst das genäherte und dann das exakte Spektrum darstellen. α 1 0.8 0.6 0.4 0.2 350−700 nm B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 10 α 4 3 2 1 350−700nm Man sieht deutlich, dass die zweite Kurve unseren Erwartungen besser entspricht. Das die Absorption zwischen 450 und 500 nm gegen null geht und keinen endlichen Wert annimmt, lässt sich mit der Verstärkung des Signals und der Ungenauigkeit der Punkte (nur alle 10nm Stützstellen) erklären. Der Absorptionskoeffizient ist relativ hoch im Bereich der Absorptionsbanden während das Licht in den anderen Spektralbereichen durchgelassen wird. ü zu j) Die zentrale Wellenlänge eines Übergangs lässt sich trotz der breiten Absorptionsbanden bestim⁄i li Ii men. Dazu bestimmt man den Bandenschwerpunkt nach lBande ÅÅÅÅÅÅÅÅ ÅÅÅÅÅÅ . Da der Rubin jedoch eine Ii nicht zu vernachlässigende Dicke hat müssen wir diese gemäß dem Lambert -Beerschen Gesetz beachten, I=I0 e-ad . Damit erhalten wir zwei Bandenschwerpunkte. Diese liegen bei l1 =(408.6±7)nm und bei l2 =(548.6±7)nm. Der Fehler ergibt sich aus der Ableseungenauigkeit der diskretisierten Punkte und deren Fehler in der Wellenlänge aufgrund des Elektromotors. Der linke Bandenschwerpunkt ist etas nach rechts (also zu einer höheren Wellenlänge verschoben), da wir nicht den gesamten Verlauf der Absorptionskurve kennen aber annehmen, dass diese schnell gegen null geht. ü zu k) Um den Kristallfeldparameter aus den Wellenlängen der Bandenschwerpunkte zu bestimmen müssen wir diese in Energien mit der Einheit 1/cm umrechnen. Als B nehmen wir B = 765 cm-1 an, E1 E2 wie schon in der Vorbereitung erwähnt. Es ergibt sich ÅÅÅÅ ÅÅ =23.8±0.5 und ÅÅÅÅ ÅÅ =32.0±0.5. B B B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 11 D Man kann nun aus dem Tanabe-Sugano-Diagramm die folgenden Werte ablesen ÅÅÅÅBÅq1ÅÅÅÅ =2.3±0.1 und D D ÅÅÅÅBÅq2ÅÅÅÅ =2.4±0.1. Dies stimmt mit dem in der Literatur zu ÅÅÅÅBÅqÅÅÅ º2.4 gegebenen Wert überein. Mit unseren Werten ergibt sich Dq =(1798±153)cm, was mit dem in der Vorberitung bestimmten Wert von Dqº1836cm übereinstimmt. B6-Optische Messungen an einem Isolatorkristall.nb 12 ü Zusammenfassung und Diskussion Wir haben mithilfe eines Zweistrahlspektrometers einen Rubinkristall untersucht und so Aufschlüsse über seine rote Farbe gewonnen. Interessant war die Technik des Spektrometers, so haben wir uns mit der Funktionsweise eines Choppers, eines Monochromators und der Kombination mit einem Lock-In-Verstärker vertraut gemacht. Wir haben ein Differenzspektrum aus dem Strahlengang ds Rubins und der Referenzstrahlung der Xenonlampe aufgenommen und ausgewertet. So konnten wir den Absorptionskoeffizienten darstellen und die Bandenschwerpunkte sowie die Kristallfeldparameter bestimmen. Die zentralen Wellenlängen der Übergänge wurden von uns zu l1 =(408.6±7)nm und l2 =(548.6±7)nm bestimmt und stimmen mit den Literaturwerten l1 lit =400nm und l2 lit =550nm überein. Mithilfe des des Tanabe-Sugano-Diagramms haben wir die Kristallfeldaufspaltung zu Dq =(1798±153)cm abgeschätzt, was mit dem theoretischen Wert Dqº1836cm übereinstimmt. Die Fehler der Messungen lassen sich damit erklären, dass der Motor des Monochromators nicht ganz linear ist oder auch der x-t-Schreiber nicht ganz linear das Papier durchzieht. Die Fehler in der Auswertung lassen sich durch mehr Stützpunkte bei der Diskretisierung verringern. Wir haben mit diesem Versuch einen guten Einblick in die Zweistrahlspektroskopie und die Technik der verwendeten Geräte gewonnen.